Frau hällt eine Antibaby-Pillenverpackung in der Hand
Foto: WindNight/shutterstock

Die Pille – Anwendung, Arten und Nebenwirkungen

Die Pille (Antibabypille) ist nach wie vor die am häufigsten eingesetzte Methode zur Empfängnisverhütung. Sie gehört zu den sichersten Verhütungsmitteln, vorausgesetzt, sie wird richtig angewendet. Lesen Sie hier, wie die Pille funktioniert, welche Arten es gibt, welche Vor- und Nachteile sie hat und wie man sie sicher anwendet.

Zusammenfassung

Antibabypille

Definition: orales hormonelles Verhütungsmittel, das die Heranreifung eines Eis im Eierstock verhindert

Anteile: künstlich hergestellte Hormone: Östrogen und Gestagen bzw. nur Gestagen (Minipille)

Arten: Kombinationspillen (mit Östrogen und Gestagen): Einphasenpräparate, Zwei- und Dreistufenpräparate; Minipille (nur Gestagen)

Einnahmeschema: je nach Pillenart

Sicherheit: Pearl Index: 0,2 bis 0,5

Vorteile: Hohe Verhütungssicherheit, regelmäßige Blutungen, Verbesserung von Hautunreinheiten, Haarausfall und Akne

Nachteile: Nebenwirkungen, manchmal Blutungsstörungen, Risiko für Thrombosen, kein Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten, nicht für alle geeignet

Was ist die Antibabypille?

Die Antibabypille wurde vor rund sechzig Jahren erfunden und hat sich seither zu der am häufigsten verwendeten Methode der Empfängnisverhütung entwickelt. Sie ist ein hormonelles Verhütungsmittel, das eine Schwangerschaft verhindert, indem sie die Heranreifung eines Eis im Eierstock unmöglich macht. Heute gibt es verschiedene Arten von Antibabypillen, unter denen die so genannten Kombinationspillen mit Östrogen und Gestagen am häufigsten eingesetzt werden. Eine Alternative dazu ist die Minipille, die kein Östrogen, sondern nur Gestagen enthält. Die Pille ist ein sehr sicheres Verhütungsmittel und hat einen Pearl Index von 0,2 bis 0,5. Das bedeutet, dass von 100 Frauen, die über ein Jahr lang die Pille anwenden, 0,2 bis 0,5 Frauen schwanger werden.

Wie wirkt die Pille?

Die Pille enthält künstlich hergestellte Hormone, die den körpereigenen Geschlechtshormonen Östrogen und Gestagen ähneln und so zu konstanten Hormonspiegeln führen. Dadurch kommt es zu keiner Eireifung und normalerweise auch keinem Eisprung. Östrogen verhindert den Eisprung, indem es die Produktion von LH, einem Hormon, das den Eisprung auslöst, hemmt. Der maßgeblich schwangerschaftsverhütende Teil der Pille – Gestagen – hemmt meist ebenfalls die Produktion von LH. Außerdem wird der Zervixschleim zäh, sodass Spermien schwerer in die Gebärmutter gelangen. Das Gestagen verändert auch die Beschaffenheit der Gebärmutterschleimhaut. Es macht die Schleimhaut weniger empfänglich für die Einnistung einer befruchteten Eizelle.

Welche Arten der Pille gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Antibabypillen. Am häufigsten sind Kombinationspillen, die Östrogen und Gestagen enthalten. Heute enthalten sie im Vergleich zu früher nur einen geringen Östrogenanteil und werden daher oft als Mikropillen bezeichnet.

Weiters unterscheidet man in Einphasenpräparaten, bei denen jede Tablette dieselbe Dosis an Hormonen enthält, und Zwei- oder Dreistufenpräparaten, bei denen sich die Hormondosis in jeder Stufe verändert und die strikt nach Vorschrift eingenommen werden müssen. Diese Pillen sind zum Beispiel dann von Vorteil, wenn eine Frau unter Einphasenpräparaten Zwischenblutungen bekommt.

Eine weitere Option ist die Minipille, die nur Gestagen enthält und keine Östrogene und hat in der Regel weniger Nebenwirkungen als Kombi-Pillen. Allerdings muss die Minipille jeden Tag zur exakt gleichen Zeit eingenommen werden, denn bei manchen dieser Präparate kann schon eine Verzögerung um drei Stunden den Verhütungsschutz gefährden.

Wie wird die Pille eingenommen?

Die Einnahme der Pille erfolgt erstmals am ersten Tag der Regelblutung und bietet bereits ab diesem Zeitpunkt Schutz. Die genaue Vorgehensweise bei der Einnahme variiert je nach Art der Pille:

  1. Einphasenpille: Jede Tablette enthält sowohl Östrogen als auch Gestagen in gleichen Mengen und wird üblicherweise 21 Tage lang täglich eingenommen. Anschließend erfolgt eine siebentägige Pause, in der die Pilleneinahme unterbrochen wird bzw. gibt es Einphasenpillen, die auch weiterhin, allerdings ohne Wirkstoffe eingenommen werden. In dieser Zeit kommt es meist zu einer Abbruchblutung. Am achten Tag muss mit der Einnahme der ersten Pille einer neuen Packung begonnen werden.
  2. Zwei- und Dreiphasenpillen: Diese Pillen enthalten in der ersten und zweiten Hälfte des Zyklus unterschiedliche Mengen von Östrogen und Gestagen. Die Pillen müssen in der richtigen Reihenfolge eingenommen werden.
  3. Minipille: Die Minipille wird ohne Unterbrechung eingenommen und sollte idealerweise immer zur exakt gleichen Uhrzeit eingenommen werden.

Was sind die Vorteile der Pille?

  1. Hohe Verhütungssicherheit: Bei korrekter Einnahme gehört die Pille zu den sichersten Verhütungsmethoden.
  2. Regelmäßige Blutungen: Unter der Pille sind die Blutungen in der Regel kürzer und schwächer im Vergleich zu normalen Menstruationsblutungen.
  3. Positive Auswirkungen auf den Körper: Die Pille kann bei einigen Frauen Hautunreinheiten, Haarausfall und Akne verbessern.

Was sind die Nachteile der Pille?

  1. Nebenwirkungen: Die Pille kann Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Wassereinlagerungen (Ödeme), Stimmungsschwankungen, eine verminderte sexuelle Lust, Scheidentrockenheit und Brustspannen verursachen.
  2. Blutungsstörungen: Bei einigen Frauen kann die Pille zu unregelmäßigen Blutungen oder Zwischenblutungen führen.
  3. Risiko für Thrombosen: Die Pille kann das Risiko für Thrombosen, Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöhen.
  4. Kein Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen: Die Pille bietet keinen Schutz vor HIV, Syphilis und anderen sexuell übertragbaren Infektionen.
  5. Nicht für alle Frauen geeignet: Frauen mit bestimmten Vorerkrankungen oder Raucherinnen über 35 Jahren sollten die Pille nicht einnehmen

Wie sicher ist die Pille?

Die Pille ist ein sehr sicheres Verhütungsmittel und hat einen Pearl Index von 0,2 bis 0,5. Das bedeutet, dass von 100 Frauen, die die Pille über ein Jahr hinweg korrekt anwenden, nur 0,2 bis 0,5 Frauen ungewollt schwanger werden. Im Vergleich dazu beträgt der Pearl Index im natürlichen Zyklus ohne Verhütung etwa 85.

Die Minipille ist zwar ebenfalls wirksam, jedoch etwas weniger sicher mit einem Pearl Index von 0,3 bis 3. Dies liegt größtenteils an möglichen Einnahmefehlern im Alltag, da die Minipille jeden Tag zur exakt gleichen Uhrzeit eingenommen werden muss.

Gibt es Wechselwirkungen zwischen der Pille und anderen Medikamenten?

Die Wirkung der Pille kann unter Umständen bei gleichzeitiger Einnahme von bestimmten anderen Medikamenten beeinträchtigt werden. Zu diesen Medikamente gehören:

  • Antikonvulsiva (Medikamente zur Behandlung von epileptischen Anfällen)
  • Antipsychotika (Medikamente zur Behandlung von psychotischen Zuständen)
  • bestimmte Beruhigungsmittel und Schlafmittel
  • bestimmte Schmerzmittel
  • Migränemittel
  • Antihistaminika (Medikamente gegen Allergien)
  • Muskelrelaxantien (Medikamente zur Entspannung der Skelettmuskulatur)
  • bestimmte Antibiotika
  • bestimmte Antidiabetika (Medikamente gegen Diabetes)
  • bestimmte Lipidsenker (Medikamente gegen Fettstoffwechselstörungen)
  • Johanniskraut

Wenn Sie eines dieser Medikamente einnehmen, sollten Sie unbedingt mit Ihrem Arzt besprechen, ob es notwendig ist, vorübergehend oder dauerhaft auf eine alternative Verhütungsmethode umzusteigen.

Es ist auch wichtig zu wissen, dass Durchfall und Erbrechen innerhalb von vier Stunden nach der Einnahme der Pille die Zuverlässigkeit des Empfängnisschutzes beeinträchtigen können. In diesem Fall kann eine zusätzliche Pille eingenommen werden bzw. wenn Durchfall und Erbrechen länger bestehen, ein zusätzliches Verhütungsmittel verwendet werden.

Kann man die Pille wechseln?

Wenn man ein Pillenpräparat nicht gut verträgt kann man das Präparat wechseln. Das sollte auf jeden Fall in Rücksprache mit dem behandelnden Gynäkologen oder der Gynäkologin geschehen, denn wie gewechselt werden muss hängt auch davon ab, von welchem Präparat man zu welchem wechselt

Es ist empfehlenswert, während der ersten Woche nach dem Wechsel auf ein neues Pillenpräparat zusätzlich ein Kondom zur Verhütung zu verwenden, um die Sicherheit zu gewährleisten.

Was passiert, wenn man vergisst, die Pille einzunehmen?

Hat man einmal vergessen, die Pille einzunehmen, so soll man die Einnahme der weiteren Pillen fortsetzen, allerdings besteht in den ersten zwei Wochen kein sicherer Verhütungsschutz und man muss in dieser Zeit zusätzlich mit einem anderen Verhütungsmittel (z.B. Kondom) für Empfängnisschutz sorgen.

Was kostet die Pille in Österreich?

In Österreich werden die Kosten für die Pille nicht von der Sozialversicherung übernommen. Je nach Pillenpräparat und Hersteller kostet eine Pillenpackung zwischen vier und 15 Euro pro Monat.

FAQ

Die Pille ist mit einem Pearl Index von 0,2 bis 0,5 ein sehr sicheres Verhütungsmittel. Das bedeutet, dass von 100 Frauen, die über ein Jahr lang mit der Pille verhüten, nur 0,2 bis 0,5 Frauen schwanger werden.

Die Blutungen unter der Pille sind in der Regel kürzer, weniger stark als normale Menstruationsblutungen und finden sehr regelmäßig statt. Außerdem kann sich die Einnahme der Pille bei manchen Frauen positiv auf Hautunreinheiten, Haarausfall und Akne auswirken.

Nach Einnahme der Pille kann es sein, dass man bei Absetzen des Präparats nicht sofort schwanger werden kann. Es gibt aber keine grundsätzliche Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit durch die Pille.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

Lasch L et al: Basiswissen Gynäkologie und Geburtshilfe, Springer Berlin Heidelberg 2017.

Gesenhues S und A: Praxisleitfaden Allgemeinmedizin. 9. Auflage, Urban & Fischer 2020.

S3 Leitlinie: Hormonelle Empfängnisverhütung. Stand 2020.

https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-015l_S3_Hormonelle_Empfaengnisverhuetung_2020-09.pdf, Abruf Oktober 2023

https://www.gesundheit.gv.at/leben/sexualitaet/verhuetung/verhuetungsmittel-methoden/pille.html, Abruf Oktober 2023

https://www.familienplanung.de/verhuetung/verhuetungsmethoden/pille-und-minipille/pille/, Abruf Oktober 2023

Yland J et al: Pregravid contraceptive use and fecundability: prospective cohort study. BMJ 2020;371:m3966, https://www.bmj.com/content/371/bmj.m3966, Abruf Oktober 2023

 

 

 

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