Frau schmiert sich schmerzende Stelle am Ellenbogen mit einem Schmerzgel ein
Foto: Jo Panuwat D/shutterstock

Diclofenac: Wirkung, Anwendung und Nebenwirkungen

Diclofenac ist ein bekanntes Schmerzmittel, das entzündungshemmend, schmerzstillend und fiebersenkend wirkt. Es wird bei leichten bis mäßig starken Schmerzen eingesetzt und ist in verschiedenen Anwendungsformen erhältlich, darunter Tabletten, Salben, Zäpfchen und Gels. In diesem Artikel erfahren Sie, was Sie bei der Einnahme beachten sollten, wann Diclofenac eingesetzt wird und welche häufigen Nebenwirkungen auftreten können.

Zusammenfassung

Diclofenac

Definition: Ein nicht-steroidales Antirheumatikum (NSAR), das Schmerzen lindert, Entzündungen hemmt und Fieber senkt

Verfügbare Formen: Unter anderem in Form von Tabletten, Retardtabletten, Zäpfchen, Injektionslösung, Spray, Gel, Schmerzpflaster und Augentropfen erhältlich

Wirkweise: Diclofenac hemmt die Enzyme Cyclooxygenase 1 und 2 (COX-1 und COX-2), die an der Bildung von Prostaglandinen beteiligt sind. Prostaglandine spielen eine maßgebliche Rolle in der Schmerzvermittlung und in Entzündungsreaktionen, somit wird durch die Hemmung der Bildung von Prostaglandinen Schmerz und Entzündung reduziert.

Einnahme: Die Dosierung variiert je nach Anwendungsgebiet. Üblich sind bei oraler Einnahme 50 bis 150 mg täglich, aufgeteilt in ein bis drei Einzeldosen.

Wechselwirkungen: Unter anderem besteht ein erhöhtes Risiko bei gleichzeitiger Einnahme von Diclofenac mit blutverdünnenden Medikamenten, NSAR oder ACE-Hemmern.

Nebenwirkungen: Magen-Darm-Beschwerden, Magenulcera (Schleimhautdefekte des Magens), Magen-Darm-Blutungen, erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hautreaktionen

Schwangerschaft: Diclofenac sollte im ersten und zweiten Trimester vermieden und nur bei unbedingter Notwendigkeit und nach ausdrücklicher ärztlicher Empfehlung eingenommen werden. Im dritten Schwangerschaftstrimester sollte es auf keinen Fall zur Anwendung kommen.

Was ist Diclofenac?

Diclofenac ist ein nicht-steroidales Antirheumatikum (NSAR), das gegen Schmerzen, Entzündungen und Fieber wirkt. In Österreich ist Diclofenac vor allem unter dem Markennamen “Voltaren” bekannt. Zu den nicht-steroidalen Antirheumatika gehören auch Medikamente wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure (ASS) und Naproxen. Diclofenac wird sowohl zur kurzfristigen Schmerzlinderung als auch bei chronischen Beschwerden eingesetzt.

Wie wirkt Diclofenac?

Diclofenac blockiert wie andere nicht-steroidale Antirheumatika bestimmte Enzyme im Körper, die als Cyclooxygenasen 1 und 2 (COX-1 und COX-2) bekannt sind. Diese Enzyme sind verantwortlich für die Produktion von Prostaglandinen. Prostaglandine sind Gewebshormone, die an Entzündungsprozessen beteiligt sind und Schmerzen sowie Fieber auslösen.

Durch die Hemmung dieser Enzyme wird die Bildung von Prostaglandinen reduziert. Dadurch wirkt Diclofenac schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend.

Bei welchen Beschwerden wird Diclofenac eingesetzt? 

Diclofenac wird zur Behandlung von leichten bis mittelstarken Schmerzen und Entzündungen eingesetzt. Der Wirkstoff wird vor allem bei Beschwerden des Bewegungsapparats angewandt. 

Typische Anwendungsgebiete sind:

Aufgrund seiner entzündungshemmenden Eigenschaften wird Diclofenac auch langfristig in niedriger Dosierung bei chronischen Erkrankungen angewendet. 

Dazu zählen:

Wie wird Diclofenac richtig eingenommen?

Diclofenac ist in verschiedenen Formen erhältlich, zum Beispiel als Tabletten, Salben, Zäpfchen, Sprays und Gels. Die richtige Anwendung und Dosierung hängen von der Darreichungsform, den individuellen Bedürfnissen, sowie von der Stärke der Schmerzen ab.

Dosierung bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 15 Jahren:

Bei der oralen Einnahme von Tabletten beträgt die Dosierung 50 bis 150 mg pro Tag, verteilt auf drei Einzeldosen. Bei Retardformulierungen (Arzneiformen, bei denen der Wirkstoff langsam freigesetzt wird) können einmal täglich 100 mg oder zweimal täglich 75 mg eingenommen werden.

Als Zäpfchen beträgt die Dosierung bis zu dreimal täglich 50 mg oder einmal täglich 100 mgDie maximale Tagesdosis beträgt in der Regel 150 mg. In Österreich sind Diclofenac-Tabletten rezeptpflichtig.

Bei der Anwendung als Gel oder Salbe wird Diclofenac 3-4 Mal täglich dünn auf die betroffene Stelle aufgetragen. Die Anwendung sollte maximal ein bis drei Wochen dauern. Topische Diclofenac-Anwendungen wie Salben, Pflaster oder Gels sind in Österreich rezeptfrei erhältlich.

Hinweise zur Einnahme:

  • Mit oder nach einer Mahlzeit: Dies verbessert die Verträglichkeit von Diclofenac, auch wenn sich der Wirkeintritt dadurch etwas verzögern kann.
  • Ausreichend Flüssigkeit: Tabletten sollten unzerkaut immer mit einem Glas Wasser eingenommen werden.
  • Ärztliche Anweisungen beachten: Dosierung und Anwendung sollten stets gemäß der Packungsbeilage oder der ärztlichen Anweisung erfolgen, um Nebenwirkungen zu vermeiden.
  • Gels und Salben: Nur zur äußeren Anwendung bestimmt; nicht einnehmen. Nach dem Auftragen die Hände gründlich waschen.

Welche Nebenwirkungen kann Diclofenac haben?

Diclofenac kann Nebenwirkungen verursachen, insbesondere bei langfristiger Anwendung oder hoher Dosierung. Diese treten am häufigsten bei der oralen Einnahme auf. 

Zu den Nebenwirkungen zählen:

Sehr häufige Nebenwirkungen im Magen-Darm-Bereich:

Häufige Nebenwirkungen

Seltene Nebenwirkungen

  • Entzündungen der Magenschleimhaut
  • Geschwüre und Blutungen im Magen-Darm-Trakt

Nebenwirkungen bei äußerlicher Anwendung:

Salben, Cremes oder Gels sind in der Regel besser verträglich. Mögliche Hautreaktionen sind:

  • Rötungen
  • Juckreiz
  • Kribbeln oder Brennen

Besonders bei Personen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa kann Diclofenac Krankheitsschübe auslösen.

Patient:innen, die Diclofenac langfristig und hochdosiert einnehmen, haben ein erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Eine 2018 publizierte Studie dänischer Wissenschaftler der Universität Aarhus zeigt, dass Diclofenac im Vergleich zu anderen Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Paracetamol diesbezüglich besonders ungünstig abschneidet.  

Insbesondere bei Personen mit bestehenden Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck sollte vor der Anwendung von Diclofenac eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung in Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin erfolgen. 

Für wen ist Diclofenac ungeeignet?

Diclofenac ist nicht für jede:n geeignet. Es sollte bei Bestehen von bestimmten Vorerkrankungen oder Risikofaktoren vermieden oder nur unter ärztlicher Aufsicht angewendet werden.

Personen, die komplett auf Diclofenac verzichten sollten:

  • Menschen mit bestehenden Herz- oder Gefäßkrankheiten wie Herzschwäche, Angina pectoris, Herzinfarkt, Gefäßverschluss oder Durchblutungsstörungen im Gehirn

Personen, bei denen Vorsicht geboten ist:

  • Patient:innen mit Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Rauchen, Fettstoffwechselstörungen oder Diabetes

Diclofenac darf nicht angewendet werden bei:

  • Allergien gegen Diclofenac oder andere NSAR
  • Bestehenden Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren
  • Leberfunktionsstörungen
  • Niereninsuffizienz
  • Herzinsuffizienz
  • Schwangeren im letzten Drittel der Schwangerschaft

Diclofenac und Wechselwirkungen: Was Sie beachten müssen

Diclofenac hat zahlreiche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Sagen Sie Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin immer, welche Medikamente Sie sonst noch einnehmen. 

Wechselwirkungen mit anderen Schmerzmitteln 

Die Einnahme von Diclofenac zusammen mit anderen NSAR wie Ibuprofen erhöht das Risiko für Magen-Darm-Blutungen und Magengeschwüre.

Wechselwirkungen mit Blutdruckmedikamenten


Diclofenac kann die Wirkung von Bluthochdruckmedikamenten, ACE-Hemmer, Betablocker und Angiotensin-Rezeptor-Antagonisten abschwächen. Zudem kann es zu einer Verschlechterung der Nierenfunktion bei Patient:innen mit eingeschränkter Nierenfunktion kommen.

Wechselwirkungen mit blutgerinnungshemmenden Medikamenten

In Kombination mit blutverdünnenden Medikamenten wie Acetylsalicylsäure, Warfarin oder Ticlopidin kann das Risiko für Blutungen steigen.

Wechselwirkungen mit Immunsuppressiva

Diclofenac kann die nierenschädigende Wirkung von Tacrolimus und Ciclosporin verstärken.

Diclofenac in der Schwangerschaft und Stillzeit:

Schwangere und stillende Mütter sollten Diclofenac nur mit besonderer Vorsicht einnehmen und idealerweise darauf verzichten, es sei denn, ein Arzt oder eine Ärztin empfiehlt es ausdrücklich. 

Dabei gibt es einige wichtige Punkte zu beachten:

Erstes und zweites Trimester:

Ärzt:innen verschreiben Diclofenac im ersten und zweiten Trimester nur nach sorgfältiger Abwägung, wenn der Nutzen das Risiko überwiegt. Es sollte jedoch möglichst vermieden werden, da alternative Schmerzmittel wie Paracetamol oft sicherer sind.

Drittes Trimester

Im letzten Trimester der Schwangerschaft ist die Einnahme von Diclofenac verboten, da es schwerwiegende Komplikationen beim ungeborenen Kind verursachen kann. Dazu gehören der vorzeitige Verschluss eines wichtigen Blutgefäßes (Ductus arteriosus botalli), Nierenfunktionsstörungen, und ein erhöhtes Risiko für persistierende pulmonale Hypertonie beim Neugeborenen (PPHN).

Diclofenac und Stillzeit

Diclofenac geht in geringen Mengen in die Muttermilch über, wobei bisher keine signifikanten Nebenwirkungen beim gestillten Kind bekannt sind. Es wird in der Regel nur für eine kurze oder gelegentliche Anwendung verschrieben. Als bevorzugtes Schmerzmittel in der Stillzeit gilt jedoch Ibuprofen.

Ist Diclofenac in Österreich rezeptpflichtig?

In Österreich sind Diclofenac-Tabletten rezeptpflichtig, unabhängig von der Dosierung. Das bedeutet, dass sie nur nach ärztlicher Verschreibung erhältlich sind. Diclofenac-Gele und Diclofenac-Cremes hingegen sind rezeptfrei in Apotheken erhältlich und können ohne ärztliche Verschreibung gekauft werden. Diese topischen Formen sind für die lokale Anwendung zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen gedacht.

FAQ

Gängige Alternativen zu Diclofenac sind andere nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen, Naproxen und Aspirin sowie Paracetamol oder topische Schmerzmittel wie wie Ketoprofen-Gel oder Capsaicin-Creme für die lokale Anwendung.

Während der Einnahme von Diclofenac sollte man auf Alkohol verzichten. Alkohol kann Nebenwirkungen verstärken und die Wirksamkeit beeinträchtigen.

Diclofenac ist erst ab dem 6. Lebensjahr zugelassen, kann aber in bestimmten Fällen bei Kindern angewendet werden. Jedoch sollte dies nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. In der Regel kommen andere Schmerzmittel wie Paracetamol und Ibuprofen bei Kindern häufiger zum Einsatz, da diese früher anwendbar und besser verträglich sind.

Die schmerzlindernde Wirkung tritt in der Regel innerhalb von 20 bis 30 Minuten ein. Die genaue Zeit bis zum Wirkungseintritt kann jedoch von individuellen Faktoren wie dem Gesundheitszustand, der Schwere der Schmerzen und der spezifischen Formulierung abhängen.

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    Redaktion DocFinder.at

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Geisslinger, G. et al.: Mutschler Arzneimittelwirkungen – Pharmakologie, Klinische Pharmakologie, Toxikologie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 11. Auflage, 2020

Lüllmann, Mohr, Wehling, Hein: Pharmakologie und Toxikologie. Wissenschafltiche Verlagsgesellschaft, Auflage 18

Graefe, Lutz, Bönisch: Pharmakologie und Toxikologie: Wissenschaftliche Verlagsgessellschaft Stuttgart

https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Diclofenac_277, Abruf: Dezember 2024

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https://herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/gerinnungshemmung-und-medikamente/diclofenac, Abruf: Dezember 2024

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