Frau mit Insulinspritze
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Typ-1-Diabetes

Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, bei der der Körper Insulin nicht oder nicht ausreichend herstellen kann, das für den Zuckerstoffwechsel notwendig ist. Das führt zu dauerhaft erhöhten Blutzuckerwerten mit potenziell gefährlichen Folgen. Die Behandlung von Typ-1-Diabetes erfordert eine lebenslange Insulintherapie, um die Blutzuckerwerte zu regulieren und gesundheitliche Komplikationen zu vermeiden.

Zusammenfassung

Typ-1-Diabetes, insulinabhängiger Diabetes

Definition: Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem insulinproduzierende Zellen zerstört, was einen dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel zur Folge hat

Symptome: Starkes Durstgefühl, häufiges Wasserlassen, Gewichtsabnahme, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, schlechte Wundheilung, Sehstörungen,…

Diagnose: mehrfache Blutuntersuchungen zur Feststellung des Nüchtern-Blutzuckers, des Blutzuckers nach dem Essen und des Langzeit-Blutzuckers

Behandlung: lebenslange Insulintherapie

Was ist Typ-1-Diabetes?

Typ-1-Diabetes ist eine Form von Diabetes mellitus, bei der es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt. Das bedeutet, dass sich das Immunsystem gegen körpereigene Zellen richtet und sie zerstört – in diesem Fall die Betazellen der Bauchspeicheldrüse. Diese Betazellen sind verantwortlich für die Produktion des lebenswichtigen Hormons Insulin, das für den Zuckerstoffwechsel entscheidend ist. Ohne ausreichend Insulin ist es nicht möglich, den aus der Nahrung stammenden Zucker effizient in die Körperzellen zu transportieren, wo er als Energiequelle benötigt wird. Dies führt zu einer dauerhaften Erhöhung des Blutzuckerspiegels mit negativen gesundheitlichen Auswirkungen.

Die ersten Anzeichen von Typ-1-Diabetes können eine ausgeprägte Überzuckerung sein, die sich in Symptomen wie starkem Durst, vermehrtem Wasserlassen und extremer Müdigkeit äußert. Wenn Diabetes unbehandelt bleibt, können die anhaltend hohen Blutzuckerspiegel Schäden an den Blutgefäßen verursachen. Dies kann zur Bildung von Ablagerungen und Blutgerinnseln führen sowie zu Verengungen oder Verstopfungen der Blutgefäße. Solche Schäden können verschiedene Organe betreffen, einschließlich der Netzhaut des Auges und der Nieren, was zu Erblindung oder Nierenversagen führen kann. Darüber hinaus erhöht Typ-1-Diabetes das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle, wenn große Blutgefäße betroffen sind.

Im Gegensatz zu Typ-2-Diabetes wird Typ-1-Diabetes durch einen absoluten Mangel an Insulin verursacht und wird daher auch als insulinabhängiger Diabetes mellitus bezeichnet. Diese Erkrankung ist nicht heilbar, beginnt oft im Kindes- und Jugendalter und erfordert eine lebenslange Insulintherapie zur Behandlung.

Wodurch entsteht Diabetes Typ 1?

Typ-1-Diabetes entsteht, weil das körpereigene Immunsystem die Betazellen der Bauchspeicheldrüse angreift und zerstört. Diese Zellen stellen das Hormons Insulin her, für den Zuckerstoffwechsel unerlässlich ist. Ohne ausreichend Insulin kann der Zucker nicht in die Zellen aufgenommen werden, wo er benötigt wird, und verbleibt stattdessen im Blut. Wenn etwa 80 Prozent der Betazellen zerstört sind, führt dies zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels.

Die genauen Ursachen dieses Autoimmunprozesses sind nicht vollständig geklärt, aber mehrere Faktoren spielen laut Wissenschaft dabei eine Rolle. Dazu gehören unter anderem:

  • Umweltfaktoren
  • Genetische Faktoren
  • Infektionskrankheiten wie Masern, Mumps, Röteln oder Infektionen mit Coxsackie-Viren oder dem Epstein-Barr-Virus
  • Frühe Ernährungsfaktoren wie der Zeitpunkt der Einführung von Kuhmilch an Kinder

Wie häufig ist Typ-1-Diabetes in Österreich?

In Österreich gibt es aktuell über 800.000 Menschen mit Diabetes. Doch nicht alle haben denselben Typ. Im Vergleich zu Typ-2-Diabetes trifft Typ-1-Diabetes eine kleinere Gruppe: 30.000 Österreicher leiden an der Autoimmunerkrankung und etwas 3.000 davon sind Kinder und Jugendliche.

Was unterscheidet Typ-1-Diabetes von Typ 2?

Typ-1-Diabetes ist eine chronische Autoimmunerkrankung, bei der die Bauchspeicheldrüse kein Insulin produziert und nicht heilbar ist. Typ-2-Diabetes entsteht durch Insulinresistenz und unzureichende Insulinproduktion, beeinflusst durch Faktoren wie Übergewicht und Bewegungsmangel. Beide Typen beeinflussen den Blutzuckerspiegel, aber ihre Ursachen, Symptome und Behandlungsansätze variieren.

Weitere Unterschiede sind:

Typ-1-DiabetesTyp-2-Diabetes

Beginnt meist im Kindes- und Jugendalter

Beginnt oft erst später und schleichend

Wird durch einen absoluten Mangel des Hormons Insulin verursacht


Wird durch Insulinresistenz und spätere Erschöpfung der insulinproduzierenden Zellen verursacht

Lebensstilfaktoren spielen keine Rolle bei der Entwicklung

Familiäre Belastung in Kombination mit ungünstigen Lebensstilgewohnheiten spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung

Kann und muss mit lebenslanger Insulintherapie behandelt werden

Bei der Behandlung spielt die aktive Mitarbeit des Patienten bei der Entwicklung eines gesunden Lebensstils eine große Rolle, erst später werden Medikamente, nur in seltenen Fällen eine Insulintherapie eingesetzt

Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen

In den letzten Jahren wurde ein Anstieg der Fälle von Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen in Europa beobachtet. Besonders betroffen scheinen junge Patienten aus Nordeuropa zu sein. Die Wissenschaft vermutet unter anderem einen Zusammenhang mit Vitamin-D-Mangel.

Bei Typ-1-Diabetes entwickeln sich die Symptome oft rasch und zeigen ein bestimmtes Muster. Auf folgende typische Anzeichen sollte man bei Kindern achten. Ein deutliches Signal ist beispielsweise vermehrter Durst und seine Folgen. Wenn Kinder plötzlich wesentlich mehr trinken als üblich, Windeln stark durchnässt sind oder trockene Kinder plötzlich wieder einnässen, sollte auch an Diabetes gedacht werden.

Die Anzeichen, bei denen man aufmerksam werden sollte, sind:

  • häufiges Wasserlassen
  • großer Durst
  • Gewichtsverlust
  • Schwäche und Müdigkeit
  • schneller Puls
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Sehstörungen

Achtung: Vernachlässigte Symptome und deren Nichtzuordnung zu Diabetes können schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Eine mögliche Folge ist die Entwicklung einer diabetischen Ketoazidose. Dies ist eine Stoffwechselentgleisung, die aufgrund von Insulinmangel und extrem hohen Blutzuckerspiegeln auftritt und zu einer Übersäuerung des Blutes führt. Dies wiederum kann Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Bauchschmerzen und einen Azeton-Geruch im Atem der Betroffenen verursachen.

Zudem beschleunigt sich die Atmung, es können Kopfschmerzen und Verwirrtheit auftreten, und im schlimmsten Fall kann es zu einem diabetischen Koma kommen, das lebensbedrohlich ist und sofort intensivmedizinisch behandelt werden muss. Die diabetische Ketoazidose kann sowohl bei Kindern und Jugendlichen zu Beginn der Diabeteserkrankung als auch als Komplikation bei bereits bestehendem Diabetes auftreten.

Folgeerkrankungen

Eine nicht entsprechende Diabeteserkrankung führt zu dauerhaft erhöhten Blutzuckerwerten. Über die Jahre hinweg kann dies schwerwiegende Folgeerkrankungen nach sich ziehen, die verschiedene Organe betreffen, je nachdem, ob die kleinen oder großen Blutgefäße geschädigt wurden.

Zum Beispiel kann es zu Schäden an der Netzhaut des Auges kommen, die schließlich zur Erblindung führen können. Die Nieren können so stark geschädigt werden, dass es zu Nierenversagen kommt. Auch die Nerven können beeinträchtigt sein, was zu gestörtem Schmerzempfinden, Tastgefühl und Temperaturwahrnehmung führt. Dies wiederum kann dazu führen, dass Wunden unbemerkt auftreten und schlecht heilen. Schließlich steigt auch die Gefahr, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, wenn die großen Blutgefäße geschädigt wurden.

Wie wird Typ-1-Diabetes diagnostiziert?

Die Diagnose von Typ-1-Diabetes erfolgt durch die Messung der Blutzuckerwerte anhand einer Blutprobe. Um die Diagnose zu bestätigen, sind in der Regel mehrere Untersuchungen an verschiedenen Tagen erforderlich. Bestimmt werden der Nüchtern-Blutzucker und der Blutzuckerwert nach dem Essen. Die Zuckerkrankheit liegt vor, wenn an mindestens zwei verschiedenen Tagen folgende Werte gemessen werden:

  • Nüchtern-Blutzucker: 126 mg/dl oder höher
  • Blutzucker nach dem Essen: 200 mg/dl oder höher, zwei Stunden nach dem Essen
  • HbA1c-Wert: über 6,5%

Mittels dieser Untersuchungen kann man auch feststellen, ob Prädiabetes, eine Vorstufe von Diabetes vorliegt.

Behandlung von Typ-1-Diabetes

Die Behandlung von Typ-1-Diabetes erfordert eine lebenslange Insulintherapie. Das fehlende Hormon muss von außen zugeführt und ersetzt werden. Die Menge hängt von den individuellen Bedürfnissen des Patienten ab. Oft wird die sogenannte intensivierte konventionelle Therapie (ICT) angewendet. Dabei wird ein langwirkendes Insulin einmal oder zweimal täglich injiziert, um den Grundbedarf abzudecken. Zusätzlich wird schnell wirkendes Insulin vor den Mahlzeiten injiziert, wobei die Dosierung individuell an den aktuellen Blutzuckerspiegel, die Kohlenhydrataufnahme und die körperliche Aktivität angepasst werden muss.

Um die richtige Dosis zu ermitteln und den Umgang mit der Erkrankung zu erlernen, ist es wichtig, dass Menschen mit Typ-1-Diabetes spezielle Schulungen absolvieren. Diese Schulungen sind beispielsweise kostenlos in Diabetesambulanzen oder spezialisierten Krankenhäusern verfügbar. Heute werden vielfach auch Geräte wie Insulinpumpen oder eine kontinuierliche Glukosemessung eingesetzt, sodass betroffene Patienten ihren Diabetes leichter managen können.

Heilung und Lebenserwartung bei Typ-1-Diabetes

Dank der Entwicklung der Insulintherapie ist Typ-1-Diabetes heute kein Todesurteil mehr. Mit der richtigen Therapie können Betroffene ein weitgehend normales Leben führen. Dennoch kann die Krankheit nicht geheilt werden, und die Lebenserwartung ist im Vergleich zur Normalbevölkerung immer noch verkürzt. Dies betrifft insbesondere Patienten mit diabetischer Nierenerkrankung (Nephropathie) sowie Fälle von diabetischer Ketoazidose, die zu einem vorzeitigen Tod führen können.

Aktuelle Studien zeigen, dass die Lebenserwartung von Typ-1-Diabetikern im Vergleich zur Normalbevölkerung um etwa elf bis zwölf Jahre verkürzt ist. Allerdings verbessern neuere Therapieansätze wie die Nutzung von Insulinpumpen, die die Funktion einer gesunden Bauchspeicheldrüse imitieren und genau dosiertes Insulin zur richtigen Zeit abgeben, kontinuierlich die Prognose.

Diabetes und Alltag

Die Erkrankung Typ-1-Diabetes beeinflusst den Alltag der Betroffenen erheblich. Es ist von großer Bedeutung, dass sie über grundlegendes Wissen über Diabetes verfügen und täglich sorgfältig und diszipliniert ihre Diabetestherapie durchführen. Dies beinhaltet regelmäßige Blutzuckermessungen und Insulininjektionen, die fest in den Alltag integriert werden müssen, um gefährliche Unterzuckerungen (Hypoglykämie) zu vermeiden. Unterzuckerungen können auftreten, wenn die injizierte Insulinmenge aufgrund individueller Veränderungen im Tagesverlauf zu hoch ist und der Blutzuckerspiegel drastisch abfällt.

Die Symptome einer Unterzuckerung sind vielfältig und umfassen:

  • Kalter Schweiß
  • Schneller Puls
  • Blässe im Gesicht
  • Zittern
  • Unruhe und Angstgefühle
  • Konzentrationsstörungen bis zur Verwirrtheit
  • Kopfschmerzen
  • Heißhunger

Bei Anzeichen einer Hypoglykämie ist sofortiges Handeln erforderlich. Betroffene sollten schnell Zucker zu sich nehmen, beispielsweise in Form von Traubenzucker oder zuckerhaltigen Limonaden.

Diabetes Selbsthilfe

Bei einer Erkrankung wie Typ-1-Diabetes kann der Austausch mit anderen Gleichbetroffenen sehr wichtig und hilfreich sein. In Österreich gibt es zahlreiche Selbsthilfegruppen, die auch Fachvorträge und Schulungen anbieten. Zwei, die österreichweit agieren, sind:

https://diabetes.or.at

https://www.aktive-diabetiker.at

FAQ

Erste Anlaufstelle kann der Kinderarzt oder der Hausarzt sein. Auf Diabetes spezialisierte Ärzte sind Internisten mit dem Zusatzfach Endokrinologie und Stoffwechsel. Zudem kann man sich an Diabetes Ambulanzen wenden.

Eine Überzuckerung (Hyperglykämie) bezeichnet einen zu hohen Blutzuckerwert. Das kann bei unzureichender Diabetestherapie passieren. Die Notfallbehandlung besteht unter anderem im einer schnellen Gabe von Insulin. Eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) bezeichnet einen zu niedrigen Blutzuckerwert. Er kommt vor allem als Nebenwirkung einer Insulintherapie zum Tragen. Die Notfallbehandlung besteht in der raschen Gabe von Kohlehydraten.

Es werden vier große Gruppen unterschieden: Diabetes Typ 1, Diabetes Typ 2, Schwangerschaftsdiabetes und sonstige Diabetesformen.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

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