Ein Forscherteam der MedUni Innsbruck hat einen Zusammenhang zwischen chronisch erhöhtem Blutzuckerspiegel und schwerem Krankheitsverlauf bei Covid-19 festgestellt. 85 Prozent aller 47 bis dato in Innsbruck behandelten Intensivpatienten wiesen einen bisher nicht erkannten Diabetes oder Prädiabetes auf, erklärt Prof. Dr. Michael Joannidis, Leiter der internistischen Intensivstation. „Hervorzuheben ist hier vor allem, dass bei nur sieben der insgesamt 47 schwer Erkrankten bereits im Vorfeld Diabetes diagnostiziert wurde“, betont er.
Der Zusammenhang ist durch eine Analyse der Laborwerte, die routinemäßig bei allen Intensivpatienten an der Universitätsklinik Innsbruck erhoben wird, entdeckt worden. Den behandelnden Ärzten fielen die erhöhten HbA1c Werte der Covid-19 Intensivpatienten auf. Dieser Wert zeigt einen chronisch erhöhten Blutzucker an. Nur vier der insgesamt 47 schwer an Covid-19 erkrankten Patienten, wiesen einen normalen Blutzuckerspiegel auf. Vermutet wird, dass eine chronische Blutzuckerentgleisung die Immunabwehr und die Gefäßzellenwände schwächt, die auch durch das Coronavirus befallen werden.
Das Wissenschaftsteam plädiert deshalb dafür, den HbA1c bei Coronapatienten zu messen, um Rückschlüsse auf einen möglicherweise schweren Krankheitsverlauf zu ziehen. Über unterschiedliche Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck oder auch Gefäßerkrankungen wird im Zuge der Coronakrise viel diskutiert. Dennoch zeigte sich kein Zusammenhang zwischen Übergewicht und chronisch erhöhten Blutzuckerwerten. Von den Intensivpatienten waren nur 36 Prozent fettleibig (BMI>30 kg/m2).
Referenzen:
Medizinische Universität Innsbruck
Unrecognized diabetes in critically ill COVID-19 patients; Crit Care 2020; 24: 406, DOI: https://doi.org/10.1186/s13054-020-03139-3