Baby mit Kuscheltieren
Foto:TatyanaVyk/Shutterstock

Brauchen Babys Vitamin D3?

Babys sind ab dem ersten Tag auf eine ausgewogene Ernährung angewiesen. In den ersten Monaten erfolgt dies über das Stillen oder Pre-Nahrung. Eine zentrale Rolle kommt hier Vitamin D zu, das für das normale Wachstum und die Entwicklung von Knochen dringend benötigt wird. Um eine ausreichende Versorgung von Anfang an zu gewährleisten, empfehlen Mediziner und Ernährungsgesellschaften eine zusätzliche Vitamin-D3-Gabe vom ersten Tag an. Mehr zum Thema erfahren Sie hier.

Zusammenfassung

Factbox – Vitamin D3

Synonym: Vitamin D3, Cholecalciferol, Calciferol, Calcitriol

Vorkommen: Vitamin D wird im Gegensatz zu anderen Vitaminen durch Sonneneinstrahlung im Körper selbst produziert. Babys sollten allerdings nicht der direkten Sonne ausgesetzt werden und die Nahrung reicht zumeist nicht aus, um die erforderlichen Vitamin-D-Mengen, die für eine gesunde Entwicklung benötigt werden, zu produzieren

Wirkung: Der menschliche Körper benötigt das „Sonnenvitamin“ um ein gesundes Knochengerüst zu entwickeln und zu erhalten. Vitamin D spielt auch eine wichtige Rolle bei der Stärkung des Immunsystems zur Verhinderung von Infektions- und Autoimmunerkrankungen und hat einen positiven Einfluss auf das Herz-Kreislaufsystem

Mangel: Ein Mangel an Vitamin D zeigt sich vor allem durch die Entwicklung einer Rachitis. Die schwere Störung des Knochenstoffwechsels im Kindesalter äußert sich unter anderem durch Defekte im Zahnschmelz und Knochenverformungen wie etwa O-Beine. Daneben zeigen sich Symptome wie Unruhe, Schreckhaftigkeit, Schwitzen, Hautausschläge oder Muskelschmerzen

Vorbeugung: Die österreichische, deutsche und schweizerische Ernährungsgesellschaft (D-A-CH) empfiehlt eine tägliche Aufnahme von 400 Internationalen Einheiten (I.E., 10 µg) von Vitamin D3 im ersten Lebensjahr. Ab einem Jahr wird eine tägliche Zufuhr von 800 I.E. (20 µg) Vitamin D3 empfohlen

Brauchen Babys Vitamin D3?

Die Geburt eines Babys ist immer etwas Besonderes und Eltern ist naturgemäß daran gelegen, die Entwicklung des Nachwuchses von Anfang bestmöglich zu unterstützen. Damit es den Kleinen gut geht, sind sie mehr als andere auf eine ausgewogene Nahrungszufuhr angewiesen, um gut und gesund groß werden zu können. Eine zentrale Rolle bei der Nährstoffaufnahme spielt dabei Vitamin D, das unter anderem für das normale Knochenwachstum benötigt wird.

Dieses Vitamin wird hauptsächlich von uns Menschen selbst gebildet und entsteht in der Haut bei Einstrahlung von Sonnenlicht (UV-B-Licht). In unseren Hautzellen findet sich bereits Provitamin D3, das dann in mehreren Stufen zu Vitamin D umgewandelt wird. Da Babys nicht der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden sollten, entwickeln diese häufig einen Mangel des „Sonnenhormons“. Dieser kann in der Regel auch nicht durch das Stillen oder über eine Fläschchen-Nahrung (Pre-Nahrung) ausgeglichen werden. Kinderärzte und Ernährungsgesellschaften empfehlen daher die Zufuhr dieses wichtigen Vitamins.

Im Durchschnitt nehmen gestillte Babys 3 I.E. (0,075 µg) Vitamin D pro 100 ml Muttermilch auf. Bei Pre-Nahrung liegt der Vitamin-D-Gehalt pro 100 ml ungefähr bei 36-48 I.E. (0,9-1,2 µg)

Wozu braucht mein Kind Vitamin D?

Vitamin D ist an zahlreichen wichtigen Vorgängen im menschlichen Organismus beteiligt. Rund 2000 Gene werden von Vitamin D gesteuert, zudem ist es an 160 Stoffwechselvorgängen beteiligt. Bei Babys und Kleinkindern ist das Vitamin vor allem für das gesunde Wachstum und die Entwicklung von Knochen erforderlich. Es spielt bei der Härtung von Knochen eine Rolle und ist für die Regulation des Calcium- Phosphatstoffwechsels verantwortlich. Ein Vitamin-D-Mangel sollte daher bei Babys nach Möglichkeit vermieden werden.

Neben der Entwicklung eines gesunden Knochengerüsts unterstützt Vitamin D vielfältige Funktionen im gesamten Organismus. Dazu zählen etwa die Stärkung des Immunsystems vor Infektions- und Autoimmunerkrankungen sowie eine Stärkung des Herz-Kreislaufsystems.

Was ist der Unterschied zwischen Vitamin D und Vitamin D3?

Vitamin D gibt es in mehreren Formen. Spricht man von Vitamin D, ist zumeist Vitamin D3 (auch als Cholecalciferol bezeichnet) gemeint. Dabei handelt es sich um die natürliche Form von Vitamin D, das so auch im Körper produziert wird. Es wird angenommen, dass es die effektivste Form darstellt, um Vitamin D aufzunehmen. Physiologisch bedeutsam ist auch Vitamin D2 (Ergocalciferol), daneben existieren mehrere synthetische Formen des Vitamins.

Was passiert bei einem Vitamin-D-Mangel?

Ein Vitamin-D-Mangel kann sich bei Babys und Kindern äußerst nachteilig auswirken. Die größte Gefahr ist die Entwicklung einer Rachitis, eine Knochenerkrankung, die sich durch Wachstumsstörungen und meist unumkehrbare Verformungen der Knochen und des Skeletts bei Kindern bemerkbar macht. Bei der Rachitis werden die Knochen nicht genügend mit Calcium und Phosphat versorgt und bleiben somit weich, instabil und verformen sich leicht. Es kann dadurch etwa zu einer Abflachung des Hinterkopfes oder des Brustbeins kommen oder zur Entwicklung von O-Beinen und damit verbunden zu motorischen Schwierigkeiten.

Nicht nur die Knochen sind von dieser fehlenden Mineralisierung betroffen, auch die Entwicklung der Zähne wird durch Störungen der Zahnschmelzbildung massiv beeinflusst. Zusätzlich kann ein zu geringer Vitamin-D-Spiegel zu einer verminderten Muskelkraft und einer Immunschwäche führen. Kleinkinder zeigen eine erhöhte Infektanfälligkeit, wirken unruhig und können sogar Krampfanfälle entwickeln.

Exkurs in die Vergangenheit

Rachitis, die auch als „Englische Krankheit“ bezeichnet wird, ist eine Vitamin-Mangelerkrankung, die Knochen von Babys und Kleinkindern weich werden lässt und verformt. Im 17. Jahrhundert wurde die Rachitis von Francis Glisson erstmals im Detail beschrieben. Ihren Höhepunkt erlebte die Krankheit zu Zeiten der Industriellen Revolution im 18. und 19. Jahrhundert. Mangelernährung, Lichtarmut und schlechte Hygienestandards begünstigten die Krankheit. Einige Dokumente liefern sogar Hinweise darauf, dass bereits Neandertaler unter der Erkrankung litten. Heute weiß man, dass die häufigste Ursache für Rachitis ein Vitamin-D-Mangel ist. Wer auf eine ausreichende Vitamin-D-Zufuhr bei Babys und Kleinkindern achtet, kann gezielt vorbeugen.

Wieviel und wie lange sollte ich meinem Baby Vitamin-D-Präparate geben?

Die österreichische, deutsche und Schweizerische Ernährungsgesellschaft (D-A-CH) empfiehlt eine tägliche Aufnahme von 400 Internationalen Einheiten (I.E., 10 µg) von Vitamin D3 im ersten Lebensjahr. Ab einem Jahr wird eine tägliche Zufuhr von 800 I.E. (20 µg) Vitamin D3 empfohlen. Gerade im ersten Lebensjahr, mit einem Start in der ersten Lebenswoche, ist die ausreichende Versorgung mit Vitamin D wichtig, um das normale Wachstum und die Knochenentwicklung zu unterstützen. Aber auch später, also ab dem ersten Lebensjahr, ist eine Ergänzung sinnvoll.

Während man bislang nur darauf achtete, dass Kinder im ersten Lebensjahr zusätzlich Vitamin D zur Rachitisprophylaxe erhalten, zeigen neuere (auch österreichische) Untersuchungen, dass über die Hälfte der Kinder zwischen dem ersten und 17. Lebensjahr unter einem Vitamin-D-Mangel leiden. Viele Kinder und Heranwachsende halten sich nicht mehr genügend im Freien auf oder werden intensiv mit Sonnenschutzmitteln versorgt, sodass die Haut kaum mehr dem notwendigen Maß an UV-Licht ausgesetzt ist, um ausreichend Vitamin D zu bilden. Dazu kommt, dass in den sonnenarmen Monaten von November bis Februar in unseren Breiten eine Vitamin-D-Bildung über die Haut kaum möglich ist. Auch ältere Personen leiden häufig unter einem Vitamin D-Mangel.

Soll Vitamin D in Tropfenform verabreicht werden?

Vitamin D findet wird in Form von Kapseln, Tabletten oder Tropfen angeboten. Für Babys und Kleinkinder empfiehlt es sich, Vitamin D in Tropfenform zu verabreichen. Damit lässt sich einerseits die gewünschte Menge relativ einfach dosieren, andererseits kann das Vitamin auch auf Ölbasis verabreicht werden. Dies ist wichtig, da Vitamin D zu den fettlöslichen Vitaminen zählt und gelöst in diesem Medium leichter vom Körper aufgenommen wird.

Wussten Sie …

… dass Babys um circa 33 Prozent mehr Knochen als Erwachsene haben? Während der Wachstumsphase wachsen die Knochen teilweise zusammen, werden belastbarer und stabilisieren sich. Ein Erwachsener hat schließlich in etwa 206 Knochen.

… dass Babys im ersten Lebensmonat im Schnitt bereits bis zu fünf Zentimeter wachsen?

Wann sollte das Präparat eingenommen werden?

Die Einnahme von Vitamin D ist unabhängig von der Tageszeit. Allerdings sollte die Einnahme idealerweise gemeinsam mit der Nahrungsaufnahme, also während der Still- oder Trinkzeiten, durchgeführt werden. Die Verabreich des Präparats kann direkt in die Wangentasche des Babys erfolgen oder alternativ durch Auftropfen der Lösung auf einen Schnuller oder den Finger, die dem Baby danach zum „Ablutschen“ angeboten werden. Bei der Verabreichung sollten Babys in eine halbaufrechte Position gebracht werden.

Besteht die Gefahr einer Überdosierung?

Eine Vitamin-D-Überdosierung kann nur dann auftreten, wenn die empfohlenen Tagesdosen deutlich überschritten wurden. Halten Sie sich daher streng an die empfohlenen Richtmengen. Speziell bei Babys sollte die gleichzeitige Einnahme von mehreren Vitamin-D-haltigen Präparaten vermieden werden.
Nahrungsergänzungsmittel stellen auch keinen Ersatz für eine ausgewogene Ernährung sowie für eine gesunde Lebensweise dar.

Warum wird Vitamin D auch als Hormon bezeichnet?

Vitamin D ist im eigentlichen Sinn kein Vitamin, sondern ein Hormon, da es im Gegensatz zu „richtigen“ Vitaminen bei ausreichender Sonnenbestrahlung vom Körper selbst produziert werden kann. Aus historischen Gründen wird es aber immer noch als Vitamin bezeichnet.

Kann Vitamin D auch anders aufgenommen werden?

Etwa 20 Prozent dieses Vitamins können auch mit der Nahrung aufgenommen werden. Vitamin D findet sich in nennenswerten Dosen vor allem in fettreichen Fischen wie Makrelen oder Hering. In kleineren Mengen ist es auch in Pilzen, Milch, Kalbsleber oder Avocados enthalten. Zum überwiegenden Teil (zu 80 Prozent) sind wir jedoch darauf angewiesen, dass Vitamin D durch Sonneneinstrahlung in der Haut produziert wird.

  • Autor

    Dr. Rosalia Rutter

    Medizinjournalistin

    Dr. Rosalia Rutter ist eine freie Medizinjournalistin mit einem Studium der Ernährungswissenschaften und Biochemie an der Universität Wien. Sie verfügt über langjährige Expertise im Verfassen medizinischer Inhalte.

https://www.kinderaerzte-im-netz.at/news-archiv/artikel/news/vitamin-d-versorgung-oesterreichischer-kinder-koennte-bessersein/ tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=ac517e33221cad044d07e2cd7cc7c83c

https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/174-007l_S1_Vitamin-D-Mangel_Rachitis_2016-04-abgelaufen.pdf; S-1-Leitlinie Vitamin-D-Mangel-Rachitis, Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinderendokrinologie und – diabetologie (DGKED) e.V. in Zusammenarbeit mit: der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) e.V.

https://www.ptaheute.de/aktuelles/2017/10/12/warum-saeuglinge-zusaetzlich-vitamin-d-bekommen

https://www.kinderaerzte-im-netz.de/altersgruppen/das-erste-jahr/richtige-ernaehrung/vitamin-d-mangel-rachitisprohylaxe/

https://www.minimed.at/medizinische-themen/gesundes-kind/entwicklung-baby-kleinkind/

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1816/umfrage/zuwachs-der-weltbevoelkerung/

https://www.swr.de/swr2/wissen/babys-haben-viel-mehr-knochen-als-erwachsene-100.html

https://www.leopoldina.org/fileadmin/redaktion/Mitglieder/CV_Windaus_Adolf-ab.pdf

https://www.chemie.de/lexikon/Rachitis.html

https://www.gesundheit.gv.at/leben/ernaehrung/info/vitamine-mineralstoffe/ fettloesliche-vitamine/vitamin-d

https://www.derstandard.at/story/1422484/rachitis-eine-offenbar-sehr-alte-krankheit https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/vitamin-d/

 

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