Blutzuckermessung bei Diabetes
Foto: Click and Photo/shutterstock

Blutzuckermessgeräte

Die Selbstkontrolle des Zuckerspiegels ist eine wichtige Säule der Behandlung des Diabetes. Diese wird durch verschiedene Blutzuckermessgeräte ermöglicht.

Zusammenfassung

Factbox – Blutzuckermessgeräte

Für wen: Die Kenntnis über die Zuckerwerte ist für alle Menschen mit Diabetes wichtig, besonders aber bei einem insulinbehandelten Diabetes

Blutzuckermessgeräte: Für Blutzuckermessgeräte muss mehrmals täglich durch Stich in den Finger eine Blutprobe gewonnen werden.

Kontinuierliche Glukosemessung: Bei der kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) ist kein Stich notwendig, da ein Sensor ins Unterhautfettgewebe gestochen wird und dort mehrere Tage verbleibt.

Menschen mit Diabetes müssen ihre Blutzuckerwerte genau überwachen, um ihre Therapie optimal anpassen zu können und Folgeerkrankungen zu verhindern. Die Selbstkontrolle des Zuckerspiegels ist eine wichtige Säule der Behandlung vor allem bei insulinpflichtigem Diabetes, aber auch für alle anderen Diabetesformen. Dafür können an Diabetes Erkrankte mehrmals täglich Blutzuckermessgeräte verwenden, die die Konzentration der Glukose im Blut messen. So wissen sie immer, welche Auswirkungen Nahrung, Bewegung und Medikamente auf den Blutzucker haben. Das kann dabei helfen, den Alltag mit Diabetes besser meistern zu können.

Wie funktionieren Blutzuckermessgeräte?

Für die meisten Blutzuckermessgeräte wird ein Tropfen kapillares Blut benötigt, das aus den Gefäßen stammt, die direkt unter der Haut verlaufen. Es enthält besonders viel arterielles Blut und ist darum ideal für die Blutzuckerbestimmung.
Für die Probe wird mittels einer speziellen Lanzette – also einem kleinen Stechinstrument – Blut an der seitlichen Fingerkuppe abgenommen. Dieses wird dann auf einen speziellen Teststreifen aufgebracht, der mittels chemischen Verfahrens mit der Glukose reagiert. Wird der Teststreifen dann in das Messgerät gesteckt, wird angezeigt, wie hoch der Blutzucker zur Zeit der Blutabnahme ist. Der Blutzuckerwert wird in Millimol pro Liter (mmol/l) oder in Milligramm pro Deziliter (mg/dl) angegeben. In Österreich ist die zweite Einheit die gängigere.
Um Verwechslungen der Einheiten zu vermeiden, durch die es dann auch zur falschen Berechnung der Insulindosis kommen kann, sind die Messgeräte auf eine Einheit kalibriert.

Die Geräte, die für die Messung des Zuckerwerts Blut benötigen, arbeiten nach einer von zwei verschiedenen Methoden. Entweder wird das reflektorische bzw. photometrische, oder das elektrochemische Verfahren verwendet.
Die ältere Messmethode ist die reflektorische Blutzuckerbestimmung. Hierbei handelt es sich um ein optisches Messverfahren. Vereinfacht gesagt reagiert der Zucker im Blut am Teststreifen mit Enzymen und es kommt zu einer Farbveränderung. Das Messgerät, in das der Teststreifen gesteckt wird, kann die Intensität der Verfärbung erkennen und daraus errechnen, wie hoch der Blutzuckerspiegel ist.
Bei der elektrochemische Blutzuckerbestimmung, mit der viele der neueren Messgeräte arbeiten, wird der Blutzucker über die elektrische Leitfähigkeit des Blutes am Teststreifen bestimmt. Auch hier werden Enzyme verwendet, die mit dem Blutzucker reagieren und einen schwachen Elektronenfluss erzeugen. Je stärker die elektrischen Signale sind, desto höher ist der Blutzuckerwert.
Bei der Messung wird auch sichergestellt, dass das Ergebnis nicht durch Medikamente oder andere Substanzen wie z.B. Vitamine im Blut verfälscht wird.

Tipps für die Messung

    • Waschen Sie Ihre Hände gründlich, um das Ergebnis der Messung nicht durch Verunreinigungen zu verfälschen. Nutzen Sie außerdem warmes Wasser und massieren Sie Ihre Fingerkuppen, um die Durchblutung anzuregen.
    • Die Desinfektion der Finger ist nicht notwendig.
    • Da Wasserreste am Finger das Blut verdünnen würden, müssen Sie Ihre Hände im Anschluss gut abtrocknen. Außerdem sind die Teststreifen sehr feuchtigkeitsempfindlich und sollten nicht mit feuchten Händen berührt werden.
    • Jede Lanzette und jeder Teststreifen dürfen nur einmal verwendet werden. Die Lanzetten stumpfen schnell ab und verletzen so die Haut noch zusätzlich. Außerdem steigt bei mehrmaligem Gebrauch das Risiko für Infektionen.
    • Es muss so tief mit der Lanzette gestochen werden, dass ein Bluttropfen gewonnen werden kann. Wenn Sie den Finger stark zusammenpressen müssen, um Blut zu gewinnen, könnte sich das Testergebnis verfälschen, da sich Gewebewasser beimengen kann.
    • Stechen Sie an der seitlichen Fingerkuppe. Diese Stelle ist weniger schmerzempflindlich.
    • Testen Sie an Mittel-, Ring- oder kleinem Finger, da diese seltener zum Greifen benötigt werden als der Zeigefinger.
      Sollten Sie unter Sensibilitätsstörungen leiden, können Sie Stechsysteme verwenden, die die Lanzette automatisch auswerfen.
    • Bewahren Sie die Teststreifen immer in der verschlossenen Verpackung auf und achten Sie auf das Verfallsdatum. In der Regel können sie sechs Monate nach Anbruch der Packung verwendet werden. Genauere Hinweise finden Sie aber in der jeweiligen Packungsbeilage.

Was ist die kontinuierliche Glukosemessung?

Um sich nicht ständig stechen zu müssen und eine kontinuierliche Überwachung des Zuckerspiegels sicherzustellen, gibt es seit einigen Jahren auch die Möglichkeit, den Zuckerwert subkutan (unter der Haut) zu messen. Bei diesem Continuous Glucose Monitoring (CGM) wird der Zucker im Unterhautfettgewebe in kurzen Zeitabständen gemessen. Ziel dieser Art der Zuckermessung ist die bessere Steuerbarkeit der Insulintherapie.
Diese Geräte bestehen aus zwei Komponenten:

    1. Ein fadenförmiger Sensor, der über eine Einstechhilfe in das Unterhautfettgewebe am Bauch oder Oberarm eingeführt wird. Der Sender wird auf die Haut geklebt. Der Sensor muss in regelmäßigen Abständen – je nach verwendetem System unterschiedlich oft, etwa alle sieben bis 14 Tage – gewechselt werden.
    2. Der zweite Teil ist ein kleines Gerät, das die Daten empfängt, speichert und auf einem Bildschirm anzeigt.

Die Messung erfolgt alle paar Minuten. Dadurch wird eine drohende Hyper- oder Hypoglykämie (Unter- oder Überzuckerung) sofort erkannt und das Gerät kann Alarm schlagen.
Viele CGM-Geräte lassen sich auch mit Insulinpumpen kombinieren. Bei einigen können sogar beide Geräte über eine Anzeige bedient werden.
Auch bei der kontinuierlichen Glukosemessung unterscheidet man zwischen zwei Systemen: Es gibt das Echtzeit-CGM (real-time-CGM, kurz rtCGM) und das Flash Glucose Monitoring (FGM, auch Intermittent Scanning CGM, kurz iscCGM), das den aktuellen Glukosewert nur anzeigt, wenn er – beispielsweise über eine App am Handy – aktiv abgerufen wird.
Für die rtCGM gibt es bereits Studien, die darlegen, dass sie in Kombination mit herkömmlichen Blutzuckermessgeräten und Schulungen dazu beitragen, die HbA1c-Werte zu verbessern und Hypoglykämien zu reduzieren.
Problematisch an dieser Art, den Glukosespiegel zu überwachen ist, dass die Werte im Unterhautfettgewebe den Blutzuckerwerten immer etwas hinterherhinken. Außerdem besteht die Gefahr einer Überbehandlung.

  • Autor

    Mag. Simone Peter-Ivkic

    Medizinjournalistin

    Simone Peter-Ivkic ist seit 2011 als freie Medizinjournalistin tätig. Sie hat Anglistik und Publizistik an der Universität Wien studiert und fand anschließend ihre Leidenschaft für medizinische Themen.

Diabinfo, Kontinuierliche Gewebezuckermessung (CGM), https://www.diabinfo.de/leben/behandlung/kontinuierliche-gewebezuckermessung.html

Diabetes.help, Blutzuckermessgerät – wie es funktioniert und wie Sie richtig messen, https://www.diabetes.help/blutzuckerwerte/blutzuckermessgeraet/

DocCheck Flexicon, Blutzuckermessgerät, https://flexikon.doccheck.com/de/Blutzuckermessger%C3%A4t

Gesundheitsinformation.de, Kontinuierliche Glukosemessung (CGM), https://www.gesundheitsinformation.de/kontinuierliche-glukosemessung-cgm.html

Medscape, Type 1 Diabetes Mellitus Treatment & Management, https://emedicine.medscape.com/article/117739-treatment#d7

Patientenratgeber „Diabetes verstehen”, https://www.oedg.at/pdf/Ratgeber_Diabetes_2022_pub.pdf

Zuckerkrank.de, https://www.zuckerkrank.de/diabetes-behandlung/blutzucker-messen

Das könnte Sie auch interessieren
Hüftschmerzen

Hüftschmerzen

Beschwerden im und um das Hüftgelenk sind ein weit verbreitetes Problem und betre:en nahezu jeden Menschen irgendwann im Laufe des Lebens. Der Schmerzursprung kann direkt im Gelenk liegen oder in den umgebenden Strukturen.

Pap-Abstrich

Pap-Abstrich zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs

Der Pap-Abstrich ist eine gynäkologische Routineuntersuchung zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs und zählt zu den erfolgreichsten Krebstests überhaupt. Seit seiner Einführung konnte die Sterblichkeitsrate dieser Erkrankung um zwei Drittel gesenkt werden.

HPV Infektion (Humane Papillomaviren)

HPV (Humane Papillomaviren)

Humane Papillomaviren (HPV) sind DNA-Viren, die vorwiegend durch direkten Schleimhautkontakt übertragen werden und verschiedene Erkrankungen verursachen können – von harmlosen Warzen bis hin zu bösartigen Tumoren.

HPV-Test - Laborproben

HPV-Test: Ablauf, Kosten und Risiken auf einen Blick

Der HPV-Test ist in den letzten Jahren zu einem wichtigen Bestandteil der gynäkologischen Vorsorge geworden. Er ermöglicht es, Infektionen mit dem Humanen Papillomavirus (HPV), die zur Entstehung von Gebärmutterhalskrebs führen können, frühzeitig zu erkennen.