Um herauszufinden welche genetischen Faktoren zur Entstehung von bipolaren Störungen beitragen, haben 320 Forschende weltweit mehr als 40.000 Betroffene und 370.000 Kontrollen untersucht. Als Risikofaktoren für die „manische Depression“ gelten frühkindliche traumatische Erfahrungen, ein stressiger Lebensstil oder der Konsum bestimmter Drogen. Zu einem überwiegenden Teil ist die bipolare Störung jedoch eine Frage der Gene: Auf 60 bis 85 Prozent schätzen Experten den Beitrag der Erbanlagen und vermutlich sind Hunderte von Genen beteiligt.
Nachdem die Forscher die DNA ihrer Probanden verglichen, konnten sie insgesamt 64 Genorte identifizieren, die mit der Erkrankung in Verbindung stehen, wovon 33 bisher unbekannt waren. Diese Gene enthalten oft Bauanleitungen für sogenannte Ionen-Kanäle, die für die Entstehung elektrischer Pulse im Gehirn wichtig sind, der Aktionspotenziale. In den Fokus der Forschung rücken nun insbesondere Kalziumkanäle. Da es bereits Medikamente gibt, die die Funktion dieser Kanäle beeinflussen, bieten sich diese als eine neuen Therapie-Option an.
Die Daten erlauben es auch, besser zwischen verschiedenen Formen der Erkrankung zu differenzieren. Eine häufig sehr schwer verlaufende Form der bipolaren Störung, Typ I genannt, hängt auf genetischer Ebene stärker mit der Schizophrenie zusammen. Eine etwas „milder“ verlaufende Variante, Typ II, scheint dagegen eher mit der Depression verwandt zu sein.“ Die Forscher stießen auch auf weitere interessante Zusammenhänge: So scheint Rauchen das Risiko für eine bipolare Störung signifikant zu erhöhen und auch der Alkoholkonsum spielt eine Rolle. Die Zusammenhänge zwischen Verhaltensweisen und bipolarer Störung müssen aber noch in weiteren, großen Studien untersucht werden.
Referenz:
Icahn School of Medicine, NY; Universität Bonn, Oslo University…
Genome-wide association study of more than 40,000 bipolar disorder cases provides new insights into the underlying biology, Nature Genetics 2021, https://www.nature.com/articles/s41588-021-00857-4
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