Mann liest Beipackzettel für Medikament
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Beipackzettel verstehen – die wichtigsten Begriffe erklärt

Beipackzettel zu Medikamenten sind wichtig, um die Arzneimittel richtig anwenden zu können. Oft sind sie aber nicht leicht zu verstehen, denn die Texte sind umfangreich und mit medizinischen Fachbegriffen gespickt. Wir erklären, wie diese Gebrauchsinformationen aufgebaut sind, was die einzelnen Begriffe in diesem Zusammenhang bedeuten und welche Tipps es zum besseren Umgang damit gibt.

Zusammenfassung

Beipackzettel

Definition: Gebrauchsinformation zu einem Medikament

Struktur: 6 Punkte: 1. Was ist Medikament x und wofür wird es angewendet? 2. Was sollten Sie vor der Einnahme von Medikament x beachten? 3. Wie ist Medikament x einzunehmen? 4. Welche Nebenwirkungen sind möglich? 5. Wie ist Medikament x aufzubewahren? 6. Inhalt der Packung und weitere Informationen

Anwendungfehler: Können enstehen unter anderem durch unregelmäßige Einnahme, oder Einnahme zum falschen Zeitpunkt.

Tipps: Beipackzettel genau lesen, Angaben sorgfältig befolgen, Beipackzettel aufbewahren, bei Fragen oder Unklarheiten Ärzt:in oder Apotheker:in fragen

Was steht im Beipackzettel?

Ein Beipackzettel ist eine Gebrauchsinformation zu einem Medikament und enthält wichtige Informationen zu sechs Punkten, die für die sichere Einnahme des Arzneimittels relevant sind. Der Inhalt eines Beipackzettels ist gesetzlich geregelt und umfasst eine genaue Beschreibung der Zusammensetzung des Medikaments, seiner Anwendung und Wirkweise sowie der möglichen Nebenwirkungen. Diese umfassenden Informationen werden laut Untersuchungen übrigens auch von Ärzt:innen nicht immer vollständig verstanden. Doch wer seine Medikamente sicher und korrekt einnehmen will, ist gut beraten, den Beipackzettel genau zu lesen. Im Folgenden werden die sechs Punkte, nach denen eine solche Gebrauchsinformation strukturiert ist, erläutert:

1. Angaben zur Art des Medikaments und seiner Anwendung („Was ist Medikament X und wofür wird es angewendet?“)

Dieser Abschnitt enthält Informationen über die Inhaltsstoffe des Arzneimittels und Angaben zur Wirkweise. Außerdem ist darin beschrieben, bei welchen Erkrankungen oder Problemstellungen es angewendet wird.

2. Nähere Anwendungshinweise („Was sollten Sie vor der Einnahme von Medikament X beachten?“)

In diesem Abschnitt wird erläutert, wann man ein Medikament nicht einnehmen darf (z. B. bei Allergien gegen einen Bestandteil des Medikaments oder bei bestimmten Erkrankungen) bzw. wann besondere Vorsicht geboten ist und man vor der Einnahme mit Arzt oder Ärztin bzw. Apotheker oder Apothekerin noch sprechen sollte.

Weiters wird darüber informiert, durch welche anderen Medikamente die Wirksamkeit des Präparats beeinträchtigt werden kann, was bei der gleichzeitigen Einnahme anderer Medikamente oder Nährstoffe zu beachten ist, welche besonderen Bestimmungen in Schwangerschaft und Stillzeit gelten und ob das Medikament die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen beeinträchtigt.

3. Angaben zur Art der Einnahme („Wie ist Medikament X einzunehmen?“)

Dieser Abschnitt betrifft die meist üblichen Dosierungen und die Art, wie man das Medikament zu sich nehmen soll (z. B. im Ganzen, nüchtern, mit Wasser). Außerdem ist beschrieben, was bei einer versehentlichen Überdosierung oder beim Vergessen einer Dosis zu tun ist.


Angabe zur Art der Einnahme

Bedeutung

Mit Flüssigkeit einnehmen

Mit einem Glas stillem/Leitungswasser einnehmen

Nüchtern einnehmen

Mindestens vier Stunden vor Einnahme nichts essen und nur Wasser oder ungesüßtem Tee trinken

Vor dem Essen einnehmen

Mindestens 30 bis 60 Minuten vor dem Essen einnehmen

Nach dem Essen einnehmen

Spätestens 60 Minuten nach dem Essen einnehmen

Im Mund zergehen lassen

Nicht schlucken oder lutschen; am besten unter die Zunge legen und zergehen lassen

4. Angaben zu Nebenwirkungen („Welche Nebenwirkungen sind möglich?“)

Dieser Abschnitt enthält meist eine sehr lange Liste von möglichen Nebenwirkungen, denn die Hersteller von Medikamenten sind dazu verpflichtet, sämtliche bekannten Nebenwirkungen anzuführen, auch dann, wenn sie etwa nur bei einem einzigen Patienten oder einzigen Patientin aufgetreten sind. Wichtig sind daher auch die Angaben zur Häufigkeit des Auftretens von Nebenwirkungen:


Häufigkeit

Betroffene

Sehr häufig

Mehr als eine von 10 Personen

Häufig

1 bis 10 von 100 Personen

Gelegentlich

1 bis 10 von 1.000 Personen

Selten

1 bis 10 von 10.000 Personen

Sehr selten

Weniger als eine von 10.000 Personen

5. Angaben zur Aufbewahrung des Medikaments („Wie ist Medikament X aufzubewahren?“)

In diesem Abschnitt finden sich Informationen über die optimale Lagerung und Entsorgung des Medikaments sowie darüber, dass es nach dem Verfallsdatum nicht mehr verwendet werden darf.

6. Weitere Informationen („Inhalt der Packung und weitere Informationen“)

In diesem Abschnitt wird über den Wirkstoff, die sonstigen Bestandteile und die Form des Medikaments informiert.

Weitere Fachbegriffe auf dem Beipackzettel

  • Indikation: So wird der Grund für die Durchführung einer ärztlichen Maßnahme genannt. Beim Beipackzettel für Medikamente ist darunter das Anwendungsgebiet gemeint, für das ein Medikament zugelassen ist und Wirkung zeigt.

  • Kontraindikation: Das ist eine Gegenanzeige oder Anwendungsbeschränkung. Gemeint sind damit Faktoren, welche die Anwendung eines Medikaments verbieten oder einschränken, da es sonst zu gesundheitlichen Schäden kommen kann. So können etwa bestimmte Krankheiten, Allergien oder eine Schwangerschaft eine Kontraindikation darstellen. Unterschieden werden in diesem Zusammenhang auch absolute und relative Kontraindikationen: Erstere bedeuten, dass ein Medikament keinesfalls angewendet werden darf, bei zweiteren kann der Arzt oder die Ärztin entscheiden, ob der Nutzen des Medikaments das Risiko der Anwendung aufwiegt.

  • Wirkstoff: Der Wirkstoff ist jener Bestandteil des Medikaments, der die gewünschte Wirkung im Körper hervorruft.

  • Hilfsstoff: Hilfsstoffe sind Bestandteile des Medikaments, die den Wirkstoff unterstützen und die in der Regel selbst keine Wirkung haben. Sie können aber helfen, den Wirkstoff zu transportieren oder die Darreichungsform (z. B. Tabletten, Kapseln, Tropfen) zu bestimmen. Ein Beispiel für einen Hilfsstoff ist Laktose, die als Füll- und Bindemittel in Tabletten fungiert, die Wirkstoffe zusammenhält und die Pille in ihre Form bringt.

  • Warnhinweis: Ein Warnhinweis weist auf ein Risiko hin, das bei der Anwendung des Medikaments bestehen kann. Das kann zum Beispiel Vorerkrankungen, das Alter oder die gleichzeitige Einnahme anderer Medikamente betreffen.

  • Dosierung: Die Dosierung ist die Menge des Medikaments, die pro Einnahme eingenommen werden soll.

  • Nebenwirkung: Eine Nebenwirkung ist eine unerwünschte Wirkung des Medikaments, die bei der Anwendung auftreten kann.

  • Anwendungsdauer: Die Anwendungsdauer ist die Zeitspanne, über die das Medikament angewendet werden soll.

  • Haltbarkeit: Die Haltbarkeit ist die Zeitspanne, bis zu der das Medikament verwendet werden kann.

Was sind Anwendungsfehler?

Wenn ein Medikament nicht richtig eingenommen wird, spricht man von einem Anwendungsfehler. Das kann den Therapieerfolg gefährden oder sogar zu gefährlichen Wechselwirkungen führen. Anwendungsfehler entstehen oft durch eine unregelmäßige Einnahme oder die Einnahme zum falschen Zeitpunkt, durch unsachgemäße Anwendung (z. B. bei Inhalatoren) oder durch Wechselwirkungen, die auftreten können, wenn man zwei oder mehr Medikamente gleichzeitig einnimmt, die interagieren können.

Tipps zur richtigen Verwendung von Beipackzetteln

  • Lesen Sie den Beipackzettel sorgfältig durch, bevor Sie das Medikament einnehmen.
  • Halten Sie sich genau an die beschriebenen Anweisungen.
  • Bewahren Sie den Beipackzettel auf, um bei Bedarf nachlesen zu können, wenn etwa Nebenwirkungen auftreten.
  • Informieren Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt sowie Ihre Apothekerin oder Ihren Apotheker, wenn Sie an einer anderen Erkrankung leiden, andere Medikamente einnehmen, schwanger sind oder stillen.
  • Wenden Sie sich an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt sowie Ihre Apothekerin oder Ihren Apotheker, wenn Sie Nebenwirkungen bemerken.
  • Fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt sowie Ihre Apothekerin oder Ihren Apotheker, wenn Sie Fragen zum Beipackzettel oder zur Anwendung eines Medikaments haben.

FAQ

Eine Kontraindikation (auch Gegenanzeige, Anwendungsbeschränkung) liegt vor, wenn man ein Medikament nicht einnehmen darf, weil es sonst zu gesundheitlichen Schäden kommen kann. Kontraindikationen können zum Beispiel Allergien, bestimmte Vorerkrankungen oder auch Schwangerschaft und Stillzeit sein.

Unter Wechselwirkungen versteht man die gegenseitige Beeinflussung von verschiedenen Medikamenten bei gleichzeitiger Einnahme. Das kann mitunter zu schwerwiegenden Folgen führen, denn diese Interaktionen können die Wirkung eines Medikaments verstärken, schwächen oder verändern und zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Neben Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Medikamenten können auch Interaktionen zwischen Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln sowie Nahrungsmitteln die Wirkung eines Medikaments beeinflussen.

Bei Fragen oder Unklarheiten zum Beipackzettel wenden Sie sich am besten an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt sowie Ihre Apothekerin oder Ihren Apotheker.

Jeder Beipackzettel enthält als vierten Punkt den Abschnitt „Welche Nebenwirkungen sind möglich?“. Darin sind die bekannten Nebenwirkungen nach der Häufigkeit ihres Auftretens gereiht. Weitere Hinweise auf mögliche Neben- und Wechselwirkungen finden sich in Punkt 2 „Was sollten Sie vor der Einnahme beachten?“

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

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