Eine eitrige Mandelentzündung gehört wegen möglicher Folgeerkrankungen in ärztliche Behandlung! Es gibt aber einiges, was Sie bei einer nicht-eitrigen Infektion bei einer akuten Mandelentzündung (auch als begleitende Maßnahmen einer vom Arzt verordneten Antibiotika-Therapie) tun können.
Schmerzmittel
Schmerzmedikamente, die in der Therapie der Mandelentzündung oft verschrieben werden, sind Ibuprofen und Paracetamol. Sie haben auch eine fiebersenkende Wirkung. Beachten Sie auch unbedingt die Hinweise zur Dosierung in der Packungsbeilage, da eine zu geringe Dosierung nicht den gewünschten Effekt hat. Auch lokal wirksame Schmerzmittel in Form von Gurgellösungen, Sprays oder Lutschpastillen – oft mit zusätzlicher antiseptischer Komponente – können angewendet werden. Wichtiger als die Inhaltsstoffe bei den Lutschpastillen ist wahrscheinlich das Lutschen selbst. So kann sich ein dünner Film auf die Schleimhäute legen, der das „kratzige Gefühl“ im Hals vermindert.
Bitte beachten Sie: Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin) ist wegen seiner blutgerinnungshemmenden Wirkung bei einer drohenden Mandeloperation nicht geeignet.
Antibiotika
Für gewöhnlich verschreiben Ärzte Antibiotika bei sehr starken Symptomen oder einem schweren Verlauf der Angina tonsillaris. Sie sind nur bei bakteriellen Infektionen hilfreich, dies genau zu diagnostizieren, ist jedoch nicht immer einfach. Genauer bekannt sind jedoch die Nebenwirkungen einer Antibiotikatherapie, zu denen Hautauschlag, Verdauungsbeschwerden und Scheidenpilzinfektionen zählen. Nutzen und Risiko sollten daher immer gut gegeneinander abgewogen werden. Wenn Ihnen Ihr Arzt zur Behandlung der Angina tonsillaris Antibiotika verschrieben hat, ist es wichtig, die Behandlung zu Ende zu führen (meist fünf bis zehn Tage), also etwa bei einer Besserung der Symptome nicht abrupt abzubrechen, obwohl die Packung erst zur Hälfte verbraucht ist. So kann die Entwicklung von Resistenzen, also einer Widerstandsfähigkeit der Bakterien gegen Antibiotika, und ein Wiederaufflammen der Entzündung verhindert werden.
Stellt Ihr Arzt einen Peritonsillarabszess fest, wird er versuchen, den Abszess zu „entleeren“ und mit Antibiotka zum Abklingen zu bringen. Gelingt es auf diese Weise nicht, den Abszess zu bekämpfen, muss dieser notfalls im so genannten „heißen“ Stadium gemeinsam mit den Mandeln entfernt werden.
Hausmittel
Ein in der Praxis bewährtes Hausmittel bei einer Mandelentzündung sind Topfenwickel. Dazu wird frischer Topfen direkt auf den Hals aufgetragen und mit trockenen Tüchern umwickelt. Man sollte dabei mindestens eine halbe Stunde gut zugedeckt im Bett bleiben. Topfen soll die Fähigkeit haben, Entzündungen einzudämmen bzw. „aus dem Gewebe herauszuziehen“. Bewährt haben sich auch andere feuchte Halswickel, die kalt oder warm angewendet werden können.
Auch das Gurgeln mit Salbeitee oder Salzwasser kann hilfreich sein – beides soll antientzündlich bzw. desinfizierend wirken. Wichtig ist in jedem Fall, ausreichend zu trinken. Vermeiden Sie dabei säurehaltige Säfte, da diese die Schleimhaut weiter reizen können. Verzichten Sie auch auf kalte Getränke und Eis, diese wirken zwar schmerzlindernd, vermindern aber gleichzeitig die Durchblutung. Für den Heilungsprozess sind warme Getränke deshalb besser (mehr über Hausmittel: Was hilft bei Halsschmerzen?)
Versuchen Sie sich zu schonen und rauchen Sie nicht.
Mandel-Operation
Nicht jede schwere Mandelentzündung macht eine Operation (Tonsillektomie) erforderlich. Bei mehrfach wiederkehrenden Mandelentzündungen hat sich die Mandelentfernung jedoch bewährt. In besonders schweren Fällen sollte die Operation zügig erfolgen. Bei moderaten und milden Formen ist es ratsam, zunächst ein halbes Jahr abzuwarten. Nur wenn sich in dieser Wartezeit weitere Entzündungen trotz wiederholter Antibiotikumtherapie ereignen, ist die Mandelentfernung der bessere Weg.
Bei einer Mandel-Operation werden beide Gaumenmandeln entfernt. Bei Kindern erfolgt die Operation in Vollnarkose, bei Jugendlichen und Erwachsenen unter lokaler Betäubung. Ein Spitalsaufenthalt von mindestens zwei bis drei Tagen ist bei Kindern notwendig sowie bei Personen mit einem erhöhten Risiko für Nachblutungen. Zu den Komplikationen des Eingriffs zählen Nachblutungen, vorübergehende Geschmacksstörungen sowie später auftretende Seitenstrangangina. Zu einer Entfernung der Mandeln wird meist geraten bei:
- häufigen Entzündungen (drei bis fünf Mandelentzündungen pro Jahr)
- sehr starker Vergrößerung der Mandeln, sodass die Atmung beeinträchtigt ist.
Tonsillektomie oder Tonsillotomie?
Bei besonders großen Mandeln müssen bei der Operation nicht die ganzen Mandeln entfernt werden. Eine Teilentfernung, Tonsillotomie genannt, ist eine neue Option, die nun auch in den Leitlinien erstmals empfohlen wird. Sie hat sich laut schwedischen Studien bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bewährt. Die Tonsillotomie ist für die Patienten sehr viel weniger belastend. Anfängliche Bedenken, dass in den Mandelresten Entzündungskomplikationen programmiert sind, haben sich nicht bestätigt. In den Tagen nach diesem Eingriff haben Kinder deutlich weniger Schmerzen und können früher wieder essen als nach einer vollständigen Mandelentfernung. Zudem ist das Risiko für Nachblutungen vermutlich geringer.
Was spricht gegen eine Mandel-Operation?
Bei vielen Kindern werden Mandelentzündungen mit den Jahren auch ohne besondere Behandlung seltener oder treten gar nicht mehr auf. Allerdings lässt sich nicht vorhersagen, bei welchem Kind sich die Neigung zu Mandelentzündungen einfach „auswachsen“ wird.
Während eine Tonsillektomie früher relativ schnell empfohlen wurde, sind Ärzte jetzt aufgrund der Nebenwirkungen (Gefahr schwerer Blutungen) heute zurückhaltender mit Empfehlungen zur Operation. Dies trifft besonders auf Kleinkinder zu, die generell zwar häufiger an Mandelentzündungen erkranken, aber auch das größte Risiko für schwere Komplikationen bei einer Mandel-OP aufweisen. Da kleine Kinder ein geringes Blutvolumen haben, kann eine schwere Nachblutung für sie eher tödlich enden als für Erwachsene. Auch neigen sie eher dazu, Blut einzuatmen. Nachblutungen sind bei Kindern auch noch einige Wochen (bis zu 28 Tage) nach dem Eingriff möglich. Das Risiko einer Blutung liegt bei fünf von 100 Kindern. Zwei von 100 Kindern müssen nachoperiert werden.
Außerdem gibt es wie bei allen Eingriffen, allgemeine Risiken durch die Narkose selbst. Hinzu kommt, dass die Mandeln ein wichtiger Teil des Immunsystems sind. Eine Tonsillektomie sollte daher möglichst erst nach dem vierten Lebensjahr durchgeführt werden.
Fraglich bleibt auch die Wirksamkeit der Mandel-Operation im Hinblick auf die Reduzierung von Halsentzündungen. Studien zeigen, dass Kinder, deren Mandeln entfernt worden waren, zwar in den ersten zwei bis drei Jahren danach weniger häufig eine Halsentzündung hatten (im Schnitt waren die Kinder pro Jahr fünf Tage weniger krank), danach zeigt sich jedoch kein Unterschied im Vergleich mit anderen Kindern. Man vermutet auch, dass die Tendenz, an einer Mandelentzündung zu erkranken, mit steigendem Alter sinkt – unabhängig von der Art der Behandlung.
Wie lassen sich postoperative Komplikationen eindämmen?
Zu den Beschwerden, die nach einer Mandelentfernung am meisten belasten, zählen Schmerzen. Sie klingen aber nach einigen Tagen ab. Bis dahin können diese Beschwerden mit Medikamenten in Form von Tabletten, Zäpfchen, Tropfen, Infusionen oder mittels Spray behandelt werden. Auch gegen eine eventuell auftretende Übelkeit und Erbrechen stehen Medikamente zur Verfügung.
Bestimmte Verhaltensweisen tragen ebenfalls dazu bei, dass man sich schneller erholt und das Risiko für Nachblutungen sinkt. So wird geraten, sich in den ersten Tagen nach der Operation körperlich zu schonen und erst nach einigen Wochen wieder Sport zu treiben. Sinnvoll ist es außerdem, zuerst nur weiches Essen zu sich zu nehmen, um die Wunde zu schonen. Scharfe Zutaten und Säuren, die in Fruchtsäften und Zitrusfrüchten enthalten sind, können die Wundfläche reizen und sollten deshalb vermieden werden. Dies gilt auch für das Gurgeln mit Mundwasser.
Kinder kommen häufig nur schlecht damit zurecht, dass ihnen das Sprechen und Essen nach der Operation schwerfällt. Darum ist es wichtig, dass ihre Eltern, andere Bezugspersonen oder Pflegekräfte für sie da sind und sie mittels Vorlesen oder ähnlichen Aktivitäten ablenken, sodass sie leichter zur Ruhe kommen. Ganz wichtig ist es auch, Kindern bereits vor dem Eingriff zu erklären, welche Beschwerden auftreten können und wie man damit umgehen kann.
Behandlung der chronischen Mandelentzündung
Bei der chronischen Angina (Dauer: länger als drei Monate) haben sich Bakterien permanent auf den Mandeln angesiedelt. Ursache können etwa eine nicht zu Ende geführte antibiotische Therapie der akuten Mandelentzündung oder eine Teilentfernung der Mandeln sein. Wie stark die Beschwerden sind, ist unterschiedlich – von kaum merklich bis sehr stark. Typisch sind dauerhaft geschwollene Halslymphknoten und permanenter Mundgeruch. Die Therapie der chronischen Angina erfolgt ähnlich der einer akuten Form und benötigt in jedem Fall eine ärztliche Behandlung. Tritt keine Besserung ein bzw. sind die Symptome stark, wird oft eine vollständige Entfernung der Mandeln empfohlen.
Lesen Sie weiter: +++ Ursachen einer Angina tonsillaris +++
BMJ Group: Tonsillitis – Best practice, last up-date Dec 2020; https://bestpractice.bmj.com/topics/en-us/598, Zugriff 15.3.2021
Patienteninformation der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM): Halsschmerzen, publiziert10.2020; https://www.degam.de/degam-leitlinien-379.html
Tonsillektomie, Gesundheit.gv.at; https://www.gesundheit.gv.at/lexikon/t/tonsillektomie, Zugriff 15.3.2021
Mandelentzündung, HNO-Ärzte im Netz; https://www.hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/mandelentzuendung/definition-und-haeufigkeit.html
Mandelentzündung, Gesundheitsinformation.de, https://www.gesundheitsinformation.de/wann-ist-eine-mandeloperation-bei-kindern-sinnvoll.html, Zugriff 15.3.2021