Antibiotika-Resistenzen
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Antibiotika-Resistenz

Unter Antibiotika-Resistenz versteht man die Entwicklung einer Unempfindlichkeit von Bakterien gegenüber Antibiotika. Dadurch können diese Medikamente ihre Wirkung verlieren, sodass bakterielle Infektionen nicht mehr wirksam behandelt werden können. Lesen Sie hier, wie Resistenzen entstehen, welche Risiken sie mit sich bringen und wie man diesem Problem entgegenwirken kann.

Zusammenfassung

Antibiotika-Resistenz

Definition: Entwicklung einer Unempfindlichkeit von Bakterien gegenüber Antibiotika

Entstehung: Genmutation, Genaustausch bei Bakterien; Beschleunigung der Entwicklung durch massiven Einsatz und falsche Anwendung von Antibiotika

Arten: natürliche und erworbene

Folgen und Risiken: Verlängerung der Behandlungsdauer, erhöhtes Sterberisiko, eingeschränkte Behandlungsmöglichkeiten, Ausbreitung von Resistenzen

Gegenmaßnahmen: verantwortungsvoller Einsatz von Antibiotika bei Mensch und Tier, Überwachung und Datensammlung, Entwicklung neuer Antibiotika und Therapien, Verbesserung der Hygiene, Bildung und Aufklärung, internationale Zusammenarbeit

Was sind Antibiotika?

Antibiotika sind lebensrettende Medikamente gegen bakterielle Infektionen. Sie wirken, indem sie Bakterien angreifen – etwa durch die Zerstörung der Zellwand oder die Blockierung ihrer Vermehrung. Penicillin war das erste Antibiotikum, und seither sind viele weitere entwickelt worden.

Wichtig: Antibiotika helfen nur gegen bakterielle Infektionen. Sie sind wirkungslos gegen Viruserkrankungen wie Erkältungen oder Grippe. Mehr zu Anbiotika lesen Sie hier.

Was bedeutet Antibiotika-Resistenz?

Antibiotika-Resistenz bedeutet, dass Bakterien eine Widerstandsfähigkeit gegen Antibiotika entwickelt haben. Medikamente, die normalerweise Bakterien abtöten oder ihr Wachstum hemmen, wirken bei resistenten Bakterien nicht mehr oder nur noch eingeschränkt.

Zu dieser Entwicklung hat der Mensch viel beigetragen, denn vielfach werden Antibiotika übermäßig eingesetzt oder falsch angewendet. Beides erhöht die Gefahr, dass resistente Bakterien entstehen und sich ausbreiten.

Wie entstehen Resistenzen?

Die Fähigkeit von Bakterien, Antibiotika zu widerstehen, ist ein natürliches Phänomen. Dabei kommen verschiedene Mechanismen zum Einsatz, darunter:

  • Genmutation: Bei der Vermehrung von Bakterien kann es zu Veränderungen im Erbgut kommen. Dadurch entwickeln manche Bakterien neue Strategien, die sie unempfindlich (resistent) gegen bestimmte Antibiotika machen.
  • Genaustausch: Bakterien können Resistenzgene untereinander austauschen – ähnlich wie wir Informationen teilen. So können sie schnell Resistenzen gegen neue Medikamente entwickeln.

Beschleunigt werden diese Prozesse durch den massiven Einsatz oder die falsche Anwendung von Antibiotika bei Mensch und Tier.

Welche Arten von Antibiotika-Resistenzen gibt es?

Expert:innen unterscheiden zwischen natürlichen (primären) Resistenzen und erworbenen (sekundären) Resistenzen:

  • Natürliche Resistenzen: Manche Bakterien sind von Natur aus unempfindlich gegen bestimmte Antibiotika.
  • Erworbene Resistenzen: Hier kommt es zur Unempfindlichkeit eines Bakteriums, das ursprünglich keine natürliche Resistenz gegen das entsprechende Antibiotikum hatte. Dies geschieht durch die oben beschriebenen Mechanismen der Resistenzbildung und kann auch zu Multiresistenzen (Mehrfachresistenzen) führen.

Welche Risiken haben Antibiotika-Resistenzen?

Wenn Bakterien gegen Antibiotika resistent werden, können selbst einfache Infektionen lebensbedrohlich sein. Besonders gefährdet sind:

  • Menschen mit geschwächtem Immunsystem
  • Kinder und ältere Personen
  • Organtransplantierte
  • Krebspatient:innen unter Chemotherapie
  • Diabetiker:innen
  • Patient:innen vor oder nach chirurgischen Eingriffen

Die wichtigsten Risiken von Antibiotika-Resistenzen:

  • Verlängerte Behandlungsdauer: Infektionen mit resistenten Bakterien dauern länger und sind schwieriger zu behandeln.
  • Erhöhtes Sterberisiko: Multiresistente Keime können schwere Komplikationen verursachen und das Sterberisiko erhöhen.
  • Eingeschränkte Behandlungsmöglichkeiten: Durch zunehmende Resistenzen stehen immer weniger wirksame Medikamente zur Verfügung.
  • Ausbreitung von Resistenzen: Resistente Bakterien können sich leicht von Mensch zu Mensch oder von Tieren auf Menschen übertragen.

Warum nehmen Antibiotika-Resistenzen zu?

Der übermäßige Einsatz von Antibiotika in Medizin und Landwirtschaft begünstigt die Vermehrung resistenter Bakterien. Diese sind äußerst anpassungsfähig und können sich so verändern, dass Antibiotika ihre Wirkung verlieren, während sich die Bakterien weiter ausbreiten und ihre Resistenzgene auf andere Bakterien übertragen.

Heute weiß man, dass resistente Bakterien auch über den Kontakt mit Tieren oder über tierische Lebensmittel auf den Menschen übertragen werden können.

Was wird gegen Antibiotika-Resistenzen unternommen?

Antibiotika-Resistenzen sind eines der größten Gesundheitsproblemen unserer Zeit. Um sie zu bekämpfen, sind individuelle, nationale und globale Maßnahmen notwendig, darunter:

  • Verantwortungsvoller Einsatz von Antibiotika: Dafür werden Richtlinien in der Human- und Veterinärmedizin entwickelt und umgesetzt, um einen unangemessenen Gebrauch zu vermeiden.
  • Überwachung und Datensammlung: Um die Entwicklung der Situation zu erfassen, werden kontinuierlich Daten über die Verbreitung von resistenten Bakterien und den Antibiotika-Verbrauch gesammelt.
  • Entwicklung neuer Antibiotika und Therapien: Forschende arbeiten daran, neue Wirkstoffe und alternative Behandlungsmethoden zu entwickeln, um die Lücke durch resistente Bakterien zu schließen.
  • Verbesserung der Hygiene: Strenge Hygienemaßnahmen in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen sollen die Ausbreitung von Infektionen verhindern und das Risiko von Resistenzen verringern.
  • Bildung und Aufklärung: Die Bevölkerung wird über die Bedeutung von Antibiotika und die Risiken von Resistenzen informiert, um verantwortungsvolles Verhalten zu fördern.
  • Internationale Zusammenarbeit: Länder tauschen Informationen und Best Practices aus, um gemeinsame Strategien gegen Resistenzen zu entwickeln.

Wie kann ich eine Antibiotika-Resistenz vermeiden?

Als Einzelperson kann man Antibiotika-Resistenzen nicht vollständig verhindern, aber man kann dazu beitragen, der Entwicklung entgegenzuwirken, indem man:

  • Antibiotika nur bei bakteriellen Infektionen einnimmt
  • verschriebene Antibiotika genau nach Anweisung des Arztes/der Ärztin einnimmt
  • auf eine gute Hygiene achtet, um das Risiko einer Infektion zu verringern
  • sich regelmäßig impfen lässt, um Infektionen vorzubeugen
  • Fleisch aus nachhaltiger Tierhaltung bevorzugt

Was ist bei der Anwendung von Antibiotika zu beachten?

  • Nehmen Sie Antibiotika nur nach ärztlicher Verordnung ein.
  • Beenden Sie die Einnahme nicht vorzeitig, auch wenn Sie sich bereits besser fühlen. Nur so wird sichergestellt, dass alle Erreger abgetötet werden.
  • Halten Sie sich genau an die verschriebene Dosierung und den Einnahmezeitpunkt.
  • Informieren Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin über andere Medikamente, die Sie einnehmen, um mögliche Wechselwirkungen zu vermeiden.
  • Achten Sie auf mögliche Nebenwirkungen und wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, wenn diese auftreten.
  • Bewahren Sie Antibiotika gemäß den Angaben auf der Packungsbeilage auf.

FAQ

Von multiresistenten Erregern spricht man, wenn Bakterien Resistenzen gegenüber mehreren Antibiotika entwickeln. Vor allem in Krankenhäusern sind multiresistente Erreger immer häufiger ein Problem.

Antibiotikaresistenzen sind deshalb so gefährlich, weil sie die Fähigkeit des Menschen, bakterielle Infektionen zu bekämpfen, erheblich einschränken. Wenn Antibiotika dann versagen, können sogar einfache Infektionen zu lebensbedrohlichen Erkrankungen werden.

Antibiotika-Resistenzen sind ein komplexes Problem, das von vielen Faktoren beeinflusst wird und das nicht so einfach verschwindet. Um die Entwicklung und Verbreitung von Resistenzen zu verlangsamen, kann man verantwortungsvoll mit Antibiotika umgehen, auf Hygienemaßnahmen achten und sich regelmäßig impfen lassen. Auch die Forschung ist gefragt, neue Behandlungsmöglichkeiten zu finden.

Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO starben im Jahr 2019 weltweit rund 1,3 Millionen Menschen direkt an Infektionen mit antibiotikaresistenten Bakterien. Für 2050 schätzt die WHO, dass Antibiotikaresistenzen bis zu zehn Millionen Todesfälle verursachen könnten.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

Kreft I et al: Antibiotika-Fibel 2024|25. MWV Verlag Berlin 2024

Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK): Nationaler Aktionsplan zur Antibiotikaresistenz, Wien 2023.

https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Antimikrobielle-Resistenzen.html, Abruf Jänner 2025

https://www.gesundheit.gv.at/gesundheitsleistungen/medikamente/antibiotikaresistenz.html, Abruf Jänner 2025

https://aerztezeitung.at/wp-content/uploads/2019/09/State_Antibiotikaresistenzen.pdf, Abruf Jänner 2025

https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Antibiotikaresistenz/Grundwissen/Grundwissen_inhalt.html, Abruf Jänner 2025

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