Mann mit Schmerzen im Analbereich
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Analfissur – Ursache und Behandlung

Eine Analfissur ist ein Riss in der Schleimhaut des Analkanals, der zu starken Schmerzen während des Toilettengangs führt. Eine Analfissur kann akut oder chronisch auftreten. In vielen Fällen lässt sich das Leiden mithilfe konservativer Maßnahmen gut behandeln, bei einer chronischen Analfissur kann eine Operation notwendig sein.

Zusammenfassung

Factbox – Analfissur

Analfissur: Einriss in der Schleimhaut des Analkanals

Formen: Akute Analfissur (bis vier – sechs Wochen, eher oberflächliche Verletzungen) und chronische Analfissur (> sechs Wochen); primäre Analfissur (eigenständige Erkrankung) und sekundäre Analfissur (Analfissur in Folge einer anderen Erkrankung)

Ursachen/Risikofaktoren: Beschaffenheit des Stuhls (zu harter Stuhl wie bei Verstopfung, zu breiige Stühle wie bei Durchfall), zu starkes Pressen, verminderte Durchblutung der Analhaut, Hämorrhoiden, Analverkehr, bestimmte Grunderkrankungen (z. B. chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa) u. a.

Symptome: Schmerzen beim Stuhlgang (stechend, brennend), helles Blut auf dem Stuhl oder Toilettenpapier, Brennen, Jucken, Stuhlverhalt, Verspannungen der Schließmuskulatur u. a.

Diagnose: Anamnese, Inspektion und Tastuntersuchung des Analbereichs, rektale Untersuchung, Enddarmspiegelung u. a.

Behandlungsmaßnahmen: Örtliche Therapie mit Cremen und Salben, schmerzstillende und entzündungshemmende Salben und Zäpfchen, Botulinumtoxin A, Sitzbad, richtige Stuhlhygiene, ballaststoffreiche Ernährung, Operation (bei chronischem Verlauf und Versagen der konservativen Therapie) u. a.

Vorbeugende Maßnahmen: Ausgewogene ballaststoffreiche Ernährung, richtige Stuhlhygiene, ausreichend Bewegung

Was ist eine Analfissur?

Eine Analfissur (Afterriss) ist ein Riss oder ein Geschwür in der Schleimhaut des Analkanals und eine häufige proktologische Erkrankung (Enddarmerkrankung).
Der Analkanal verbindet den Mastdarm (Rektum) mit der Außenwelt; das Rektum geht in den Analkanal über, über den After am Ende des Verdauungstrakts verlässt der Stuhl den Körper. Bei einer Analfissur liegt ein meist länglicher Riss im Bereich des Analkanals vor, wodurch es beim Stuhlgang zu Schmerzen sowie zu anderen Beschwerden kommt. Eine Analfissur kann in jedem Lebensalter auftreten, häufig sind Afterrisse zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr. Besteht eine Fissur maximal vier bis sechs Wochen*, ist von einer akuten Analfissur die Rede, wenn die Fissur länger besteht und die Veränderungen ein größeres Ausmaß annehmen (tiefere Risse, Geschwüre, Veränderungen der Wundränder u. a.), ist von einer chronischen Analfissur die Rede.

Ursachen

Eine Analfissur kann verschiedene Ursachen haben und durch mehrere Faktoren begünstigt werden. Häufige Ursachen sind zu harter Stuhl und zu starkes Pressen beim Stuhlgang. So kommt es beispielsweise bei Verstopfung zu harten Stuhlgängen, wodurch die sensible Schleimhaut im Analkanal einreißen kann; durch zu starkes Pressen wird die Gefahr für schmerzhafte Afterrisse weiter erhöht. Umgekehrt können auch Durchfall und breiige Stühle Analfissuren fördern. Weitere mögliche Ursachen und Risikofaktoren sind verminderte Durchblutung der Analhaut, verkrampfte Schließmuskulatur, Hämorrhoiden (Hämorrhoidalleiden), Kryptitis (Infektion/Entzündung im Bereich des Enddarms), anale Sexualpraktiken, durch welche es zu Verletzungen im Bereich der Schleimhaut kommen kann, und andere Erkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Tritt eine Analfissur in Folge anderer Erkrankungen auf, ist von einer sekundären Analfissur die Rede.

Symptome

Verletzungen im Bereich des Analkanals können sehr schmerzhaft sein. Bei einer Analfissur kommt es vor allem beim Stuhlgang zu stechenden oder brennenden Schmerzen. Die Schmerzen können auch nach dem Stuhlgang noch bestehen oder verschwinden und dann wieder auftreten und länger anhalten. Die Einrisse der Haut im Analkanal können sich auch durch helles Blut auf dem Stuhl oder Toilettenpapier bemerkbar machen, außerdem kann es zu Jucken und Brennen im Bereich des Afters kommen.

Um Schmerzen zu vermeiden, wird der Stuhlgang nicht selten aufgeschoben, wobei das Zurückhalten von Stuhl (Stuhlverhalt) einen Teufelskreis lostreten kann – der zurückgehaltene Stuhl wird noch härter, wodurch die Risse/Wunden noch stärker gereizt werden und der Stuhlgang letztlich noch schmerzhafter wird. In weiterer Folge kann es zu Vertiefungen der Fissur, brennenden Dauerschmerzen und Verspannungen der Schließmuskulatur kommen, was die Probleme beim Stuhlgang und das Beschwerdebild weiter intensiviert. Unter Umständen wird die Schleimhaut auch schlechter durchblutet, was dazu führt, dass sich der Heilungsprozess verlangsamt und die Fissur schlechter abheilt.

Aus einer akuten Analfissur kann sich eine chronische Fissur entwickeln. Mit der Zeit kann es zu Fibrosierung (verhärtetes Bindegewebe), Geschwüren, Hautverdickungen (Vorpostenfalte), Analfisteln und Abszessen kommen. Um weitere Probleme, die Entwicklung einer chronischen Analfissur und eine langwierige Therapie zu verhindern, ist es bei Beschwerden im Analbereich/beim Stuhlgang bzw. bei einer akuten Analfissur wichtig, den Teufelskreis aus Schmerzen und Stuhlverhalt zu durchbrechen und möglichst frühzeitig einen Arzt aufzusuchen.

Das genaue Beschwerdebild einer akuten und chronischen Analfissur kann individuell verschieden sein. Die Auflistung der hier angeführten Symptome dient dem Überblick und kann unvollständig sein, zudem kann ein Symptom Anzeichen für andere Erkrankungen sein. Auch muss nicht jedes hier angeführte Symptom bei einer akuten oder chronischen Analfissur auftreten. Im Zweifelsfall oder bei Verdacht auf eine Erkrankung sollte stets ein Arzt aufgesucht werden.

Diagnose

Heilt eine Analfissur nach einigen Tagen nicht ab bzw. bestehen Beschwerden im Analbereich und Probleme beim Stuhlgang über mehrere Tage, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Blut am/im Stuhl sollte grundsätzlich ärztlich abgeklärt werden lassen. Ansprechpartner sind der Arzt für Allgemeinmedizin (Hausarzt), welcher den Patienten bei Bedarf an einen Facharzt verweist, und der Facharzt für Erkrankungen des Enddarms (Proktologe).

Viele Menschen scheuen sich davor, Beschwerden im Enddarmbereich beim Arzt anzusprechen. Die Beschwerden werden heruntergespielt oder es wird versucht, sie mit Hausmitteln in den Griff zu bekommen. Häufig wird der Leidensdruck mit der Zeit jedoch schlimmer. Analfissuren und andere Enddarmerkrankungen sind ein medizinisches Problem wie jedes andere auch und für den Proktologen etwas ganz Normales. Anstatt das Leiden längere Zeit zu ertragen, sollte man möglichst frühzeitig medizinische Beratung suchen – in vielen Fällen lassen sich Enddarmerkrankungen binnen kurzer Zeit gut behandeln.

Zu Beginn der Abklärung steht die Anamnese, im Rahmen welcher sich der Arzt u. a. nach der Krankengeschichte und den genauen Beschwerden erkundigt (Art der Schmerzen, seit wann und in welchen Situationen die Schmerzen auftreten, ob neben Schmerzen noch andere Beschwerden wie Juckreiz, Nässen oder Brennen auftreten, Blut am Stuhl, Verstopfung oder Durchfall etc.). Im Anschluss erfolgt die körperliche Untersuchung, bei welcher der Analbereich inspiziert und auf Auffälligkeiten und krankhafte Veränderungen untersucht wird. Unter Umständen können eine rektale Untersuchung und Enddarmspiegelung (Proktoskopie) erforderlich sein, um das Innere des Enddarms genau zu untersuchen, andere Erkrankungen (z. B. Hämorrhoiden) auszuschließen und die Diagnose zu sichern. Die weitere Untersuchung nach der äußeren Inspektion und Tastuntersuchung erfolgt zumeist unter lokaler Betäubung, da die Untersuchungen bei einer Analfissur sehr schmerzhaft sein können.

Behandlung

Die Behandlung hängt davon ab, ob es sich um eine akute oder chronische Analfissur handelt, ferner richtet sich die Therapie nach dem Ausmaß der Beschwerden und krankhaften Veränderungen.

Bei einer akuten Analfissur können spezielle Cremen und Salben mit Wirkstoffen wie Nitroglycerin und Kalziumantagonisten zur örtlichen Therapie zur Anwendung kommen. Auch angewendet werden können Stuhlweichmacher, milde Abführmittel, um die Stuhlentleerung zu fördern, lokalanästhetische Salben und schmerzstillende und entzündungshemmende Salben und Zäpfchen; außerdem können eventuell ein warmes Sitzbad, welches die Durchblutung im Bereich des Anus fördert, oder eine spezielle Dehnungsbehandlung Abhilfe schaffen. Die Anwendung von Cremen, Salben, Zäpfchen und Abführmitteln sollte stets nach ärztlicher Absprache erfolgen.

Weiters wichtig ist eine richtige Analhygiene. Der Stuhlgang sollte nicht hinausgezögert werden, von der Anwendung von Intimwaschlotionen und feuchtem Toilettenpapier wird abgeraten. Außerdem sollte auf eine ballaststoffreiche Ernährung und eine ausreichende tägliche Trinkmenge geachtet werden. Ballaststoffe regen die Darmbewegungen und die Verdauung an, machen den Stuhl weicher und können helfen Verstopfung vorzubeugen. Sie finden sich u. a. in Vollkornprodukten, Gemüse und Obst (z. B. Vollkornbrot, Vollkornreis, Vollkornnudeln, Bohnen, Kichererbsen, Brokkoli, Grünkohl und andere Kohlsorten, Äpfel, Birnen, Feigen u. v. m.). Wer bislang eher wenig Ballaststoffe gegessen hat, sollte nicht plötzlich beginnen große Ballaststoffmengen zu essen, da dies zu Blähungen führen kann. Stattdessen sollte die Ballaststoffzufuhr langsam gesteigert werden, sodass sich der Darm an die ballaststoffreiche Ernährung gewöhnen kann. Bei Gemüse und Obst sollte auf Sorten zurückgegriffen werden, die gut vertragen werden.

Die Auflistung der hier angeführten Lebensmittel dient dem Überblick und ersetzt nicht das ärztliche Gespräch oder die professionelle Ernährungsberatung, welche ratsam und sinnvoll sein kann.

Mittels einer konservativen Therapie lässt sich eine akute Analfissur in den meisten Fällen erfolgreich behandeln – die Fissur heilt nach einigen Wochen ab und die Beschwerden verschwinden. Hilft die konservative Therapie jedoch nicht ausreichend bzw. entwickelt sich eine chronische Analfissur, kann eine Operation notwendig sein.

Eine Operation wird nur dann durchgeführt, wenn es unbedingt erforderlich ist. Für den Eingriff, bei welchem das chronisch entzündete Gewebe entfernt wird, stehen verschiedene Techniken zur Verfügung; wie sich die operative Behandlung gestaltet richtet sich nach verschiedenen Faktoren (genaue Lage der Fissur, Ausmaß der krankhaften Veränderungen etc.) und wird individuell festgelegt.

Vorbeugende Maßnahmen

  • Ausgewogene ballaststoffreiche Ernährung: Ballaststoffe regen die Verdauung an und können helfen Verstopfung vorzubeugen. Wer sich bislang nicht ballaststoffreich ernährt hat, steigert die Zufuhr am besten schrittweise auf etwa 30 Gramm täglich.
  • Ausreichend trinken (Wasser, ungesüßter Tee)
  • Starkes Pressen beim Toilettengang vermeiden: Starkes Pressen begünstigt das Auftreten von Hämorrhoiden und Analfissuren.
  • Bewegung: Ausreichend Bewegung unterstützt die Verdauungstätigkeit.

*Angaben variieren in der Literatur.

  • Autor

    Katharina Miedzinska, MSc

    Medizinjournalistin

    Katharina Miedzinska-Baran ist eine freie Medizinjournalistin, Biologin und Diätologin mit umfangreicher Expertise in der Erstellung medizinischer Inhalte sowie großem Interesse an Gesundheitsthemen.

Farke S.; Akute Analfissur, MMW – Fortschritte der Medizin 2018; 160(47), Springer Nature

Hämorrhoiden: den Stuhlgang erleichtern, Apotheker Krone 12/2017, MedMedia Verlag und Mediaservice

Lechner M.; Der Schmerz in der Proktologie, Spektrum Urologie 02/2014, MedMedia Verlag und Mediaservice

Borchard-Tuch C.; Hämorrhoiden und Analfissuren – was hilft?, ARS Medici 20/2014, Rosenfluh Publikationen

Kopf C.; Botulinumtoxin in der Proktologie, Gyn-Aktiv 03/2013, MedMedia Verlag und Mediaservice

Salat A.; Nichtvenerische anale, perianale und perineale Erkrankungen, Spektrum Dermatologie 01/2013, MedMedia Verlag und Mediaservice

Joos A. K. et al.; Abszess, Analfistel, Analfissur, Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2009; 3(4): 221-236, Georg Thieme Verlag

Analfissur, Steckbrief, Thieme via medici, URL: https://viamedici.thieme.de/lernmodule/chirurgie/analfissur

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