IVF Künstliche Befruchtung
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Alles Wissenswerte zur künstlichen Befruchtung

Unter künstlicher Befruchtung versteht man medizinische Maßnahmen, durch die eine Schwangerschaft herbeigeführt wird. Alles über Ursachen der Unfruchtbarkeit, Methoden, Risiken und rechtliche Rahmenbedingungen lesen Sie hier.

Unter dem Begriff künstliche Befruchtung (assistierte Reproduktion, Kinderwunschbehandlung) sind mehrere Methoden zusammengefasst, bei denen durch medizinische Maßnahmen eine Schwangerschaft herbeigeführt wird. Die Möglichkeiten reichen von der Insemination bis hin zu Befruchtungen außerhalb des Körpers der Frau (z.B. in-vitro Fertilisation). Ziel ist dabei, die Eizelle einer Frau und die Samenzellen eines Mannes zu vereinen und so eine Schwangerschaft zu ermöglichen.

Das erste auf diese Weise gezeugte Kind kam, nach vielen Jahren des Forschens und Versuchens, 1978 zur Welt. In Österreich regelt seit 1992 das Fortpflanzungsmedizingesetz die rechtlichen Rahmenbedingungen rund um medizinische Behandlungen für Menschen mit unerfülltem Kinderwunsch. Seither hat sich viel getan. Gewisse Verfahren wie Embryospenden oder Leihmutterschaft sind hierzulande nach wie vor nicht erlaubt. Die Eizellspende ist hingegen seit der letzten Novellierung des Gesetzes 2015 unter gewissen Vorraussetzungen möglich.

Welche Ursachen der Unfruchtbarkeit es gibt, für wen die medizinisch unterstützte Fortpflanzung in Österreich angewendet werden darf und welche Verfahren und Risiken es gibt, lesen Sie hier.

Welche Ursachen kann Unfruchtbarkeit haben?

Unfruchtbarkeit, auch Sterilität genannt, bedeutet, dass ein Mann auf natürlichem Weg keine Kinder zeugen bzw. eine Frau nicht schwanger werden kann. Nicht bei allen Paaren, die nicht schwanger werden, liegt eine gleich eine Unfruchtbarkeit vor. Der unerfüllte Kinderwunsch kann viele Ursachen haben und auch nur phasenweise auftreten. Erst wenn trotz regelmäßigem ungeschütztem Geschlechtsverkehr binnen zwölf Monaten keine Schwangerschaft eintritt, gilt man laut Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO als unfruchtbar. Dennoch werden viele Paare in den darauffolgenden Monaten auch ohne medizinische Hilfe schwanger.

Es gibt zahlreiche Gründe für einen unerfüllten Kinderwunsch, die teilweise hormonell bedingt, teilweise organisch bedingt sind, aber auch durch den Lebensstil verursacht sein können. Zu etwa 30 Prozent sind die Ursachen bei der Frau, zu 30 Prozent beim Mann zu finden. In rund 20 Prozent der Fälle finden sich Probleme bei beiden Partnern.

  • Alter: Frauen haben bei ihrer Geburt etwa 500.000 Eizellen, die im Laufe des Lebens kontinuierlich weniger werden. Je älter diese Eiszellen werden, desto eher treten Störungen auf.
    Auch die Anzahl an beweglichen Spermien nimmt mit zunehmendem Alter ab.
  • Psychische Belastung: Stress, Ängste und starke psychische Belastungen sind häufig ein Grund, warum keine Schwangerschaft eintritt. Beruhigt sich die Lebenssituation wieder, ist der Körper auch wieder bereit für eine Schwangerschaft.
  • Starkes Rauchen: Bei Frauen führt Rauchen zu einer Funktionsbeeinträchtigung der Eierstöcke und Störungen des Eisprungs. Außerdem ist die Schadstoffablagerung in der Gebärmutter erhöht, was wiederum die Chance auf eine Schwangerschaft mindert.
    Bei Männern reduziert sich die Fruchtbarkeit, da die Durchblutung der Hoden vermindert ist. Das hat negative Auswirkungen auf die Spermienproduktion und -qualität.
  • Alkoholkonsum: Besonders in der zweiten Zyklushälfte (Phase von Eisprung bis Regelblutung), also in der Zeit, in der sich eine befruchtete Eizelle einnistet, verringern schon mäßiger Alkoholkonsum (drei bis sechs Getränke pro Woche) die Chance auf Schwangerschaft um 44 Prozent. Starkes Trinken (mehr als sechs Getränke pro Woche) verringert die Chance sogar um 61 Prozent.
    Bei Männern kann starker Alkoholkonsum zu Veränderungen im Hormonhausalt, Hodenatrophie („Schrumpfhoden“) und verminderter oder gar keiner Spermienproduktion führen. Auch sexuelle Funktionsstörungen (erektile Dysfunktion) treten vermehrt auf.
  • Drogen: jede Art von Droge – von Cannabis bis Heroin – verringert die Samenqualität. Auch die Anwendung von anabolen Steroiden (Anabolika – Doping) kann zur Unfruchtbarkeit führen.
  • Untergewicht: Bei untergewichtigen Frauen, deren Körperfettanteil auch unter einen bestimmten Wert fällt, können nicht mehr ausreichend Hormone produziert werden, die den Eisprung stimulieren. Die Periode bleibt dann aus (Amenorrhoe). Der Körper wäre durch das Untergewicht ohnedies nicht in der Lage, die Gesundheit von Mutter und Kind zu garantieren.
    Untergewichtige Männer haben oft eine verminderte Spermienproduktion und -qualität, da ihre Hodenfunktion eingeschränkt sein kann.
  • Übergewicht: Ab einem BMI von 25 kann die Fruchtbarkeit (Fertilität) beeinträchtigt sein. Adipöse Frauen (BMI ab 30) haben sogar ein rund dreifach erhöhtes Risiko für eine Unfruchtbarkeit. Schuld sind Störungen des Hormonhaushalts, denn im Fettgewebe werden – auch bei Frauen – männliche Hormone (Androgene) produziert. Ist deren Anteil zu hoch (Hyperandrogenämie), wird die die Eizellreifung gestört. Außerdem kann sich dadurch ein polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS) bilden (s. unten).
    Bei Männern führt Übergewicht zu einer verminderten Anzahl und Beweglichkeit der Samenzellen. Außerdem ist der Anteil an fehlgebildeten Samenzellen erhöht, die Bildung männlicher Hormone (Androgene) in den Hoden gestört und es treten vermehrt sexuelle Funktionsstörungen) auf.
  • Genetische Ursachen:
    • Klinefelter-Syndrom: Betroffene Männer haben ein X-Chromoson zu viel, wodurch die Samen- und Hormonproduktion negativ beeinflusst werden.
    • Ullrich-Turner-Syndrom: Bei betroffenen Frauen fehlt ein X-Chromosom.
    • AZF (Azoospermiefaktor) Deletion: Verlust von Informationen am Y-Chromosom
  • Störungen des Hormonhaushalts bei Frauen: Es kann dadurch dazu kommen, dass nur wenige oder keine Eizellen heranreifen, der Eisprung ausbleibt und der Zervixschleim (Sekret aus Drüsen im Gebärmutterhals) seine Konsistenz verändert und Spermien den Aufstieg in die Gebärmutter verunmöglich. Gründe können u.a. sein:
    • Störung der Schilddrüsenfunktion: sowohl eine Über- (Hyper-), als auch eine Unterfunktion (Hypothyreose) beeinflussen die Fruchtbarkeit
    • Störung des Insulinstoffwechsels: beispielsweise durch Diabetes mellitus
    • Erhöhter Prolaktinspiegel (Hyperprolaktinämie): durch die Erhöhung dieses Hormons, das in der Stillzeit die Milchmenge regelt, wird der Zyklus gestört und es kommt selten oder nie zum Eisprung
    • Hyperandrogenämie: sind zu viele männliche Geschlechtshormone im Blut, wird eine Schwangerschaft erschwert bzw. unmöglich
    • Gelbkörperhormonmangel (Progesteronmangel): ohne dieses Hormon kann sich eine befruchtete Eizelle nicht in die Gebärmutter einnisten
    • Frühzeitige Wechseljahre
  • PCO-Syndrom: Bei PCOS werden ist das Gleichgewicht im Hormonhaushalt gestört, denn es werden zu viele männliche Hormone gebildet. Diese stören die Funktion der Eierstöcke (Ovarien). Es kommt dann selten oder nie zum Eisprung und der Zyklus ist unregelmäßig bzw. setzt er ganz aus.
  • Störungen des Hormonhaushalts bei Männern: Auch bei Männern können hormonelle Störungen dazu führen, dass die Hodenfunktion und somit die Fertilität eingeschränkt sind. Wichtige Hormone sind u.a.:
    • Das follikelstimulierende Hormon (FSH), das in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) gebildet wird und die Neubildung von Spermien anregt
    • Das luteinisierende Hormon (LH), das die Produktion von Testosteron im Hoden stimuliert
  • Endometriose: Bei betroffenen Frauen wuchert gebärmutterschleimhautartiges Gewebe außerhalb der Gebärmutter, was zu starken Schmerzen führt. Dadurch kann es zu Verwachsungen und Entzündungen kommen, durch die eine Schwangerschaft erschwert werden kann.
  • Chlamydien: Eine Unterart der Bakterien, nämlich Chlamydia trachomatis, zählt zu den weltweit häufigsten Erregern sexuell übertragbarer Erkrankungen. Die Infektion bleibt oft lange symptomlos und unbehandelt, kann aber zu Unfruchbarkeit bei Frauen und Männern führen.
  • Myom: Myome sind gutartige Knoten in der Gebärmutter, die bei jeder zweiten bis fünften Frau (je nach Alter) im gebärfähigen Alter auftreten. Sie verursachen bei manchen Frauen Schmerzen und können, wenn sie an der Gebärmutterwand sitzen, das Einnisten eines Embryos erschweren.
  • Fehlbildung der Gebärmutter
  • Eileiter und Eierstöcke können geschädigt sein
  • Mumps: Bei Männern kann eine frühere Mumps-Infektion die Funktion der Hoden geschädigt haben
  • Varikozele: Eine Krampfader am Hoden kann zu einer Erwärmung führen und so die Samenqualität vermindern.
  • Bestrahlung und Chemotherapie: Dadurch kann es kurz- oder auch langfristig zu einer Sterilität kommen.
  • Polypen
  • Zysten
  • Hodenhochstand
  • Umweltgifte

Welche Methoden gibt es für die künstliche Befruchtung?

Paare, die sich ihren Kinderwunsch erfüllten möchten, können verschiedene Möglichkeiten der assistierten Befruchtung in Anspruch nehmen:

  1. Insemination (IUI, ICI, ITI)
  2. In-vitro-Fertilisation (IVF)
  3. Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)/Intrazytoplasmatische morphologisch selektierte Spermieninjektion (IMSI)
  4. Intratubarer Gametentransfer (GIFT)/intratubarer Zygotentransfer (ZIFT)
  5. Mikrochirurgische epididymale Spermienaspiration (MESA)/testikuläre Spermienextraktion (TESE)

Welche der Methoden die richtige ist, hängt von den Ursachen des unerfüllten Kinderwunsches ab. Daher steht am Anfang immer eine genaue Untersuchung und Diagnose beider PartnerInnen.

Die häufigste Maßnahme ist die Interuterine Insemination (IUI). Dabei wird aufbereitete Samenflüssigkeit mithilfe eines dünnen Katheters direkt in die Gebärmutter eingebracht. Das geschieht am Tag des Eisprungs. Diese Methode ist sehr sanft und schmerzfrei. Zumeist wird sie angewandt, wenn die Spermienqualität des Mannes nur leicht eingeschränkt ist oder der Zervikalschleim der Frau zu zäh ist und die Spermien den Weg bis zur Gebärmutter nicht schaffen. Eine Voraussetzung ist, dass die Eileiter durchgängig sein müssen.

Weitere Methoden sind die Intrazervikale Insemination (ICI), bei der die Spermien in den Gebärmutterhals eingebracht werden sowie die Intratubare Insemination (ITI), also die Samenübertragung in die Eileiter.

Unterschieden wird außerdem in die homologe und heterologe Insemination. Bei ersterer werden die Samen des Partners verwendet. Bei der heterologen Form handelt wird die Samenspende eines Fremden verwendet.

Auch für lesbische Paare eignet sich die heterologe Insemination, um eine Schwangerschaft bei der Partnerin, die das Kind austragen möchte, auszulösen.

Die In-vitro-Fertilisation (IVF, Befruchtung im Reagenzglas) ist das wohl bekannteste Verfahren zur künstlichen Befruchtung. Sie eignet sich bei Hormonstörungen, Fehlbildungen und vielen anderen Gründen der Kinderlosigkeit. Auch für lesbische Paare ist die IVF geeignet.

Für diese Methode müssen Frauen eine Vorbereitungsphase und eine Hormontherapie, die mehrere Eibläschen gleichzeitig heranwachsen lässt, durchlaufen. Dann wird durch Verabreichung des Hormons hCG der Eisprung ausgelöst, und die befruchtungsfähigen Eizellen werden aus den Eierstöcken entnommen. Im Reagenzglas werden dann die entnommenen Eizellen mit speziell aufbereiteten Samenzellen zusammengebracht. Der Befruchtungsvorgang an sich erfolgt „natürlich“. Verläuft die Befruchtung erfolgreich, kann nach zwei bis fünf Tagen ein Embryo direkt in die Gebärmutter eingesetzt werden. Nistet sich dieser ein, besteht eine Schwangerschaft.

Entstehen mehrere Embryonen, können die verbleibenden, nicht eingesetzten kryokonserviert (mit flüssigem Stickstoff eingefroren) werden und zu einem späteren Zeitpunkt eingesetzt werden.

IVF künstliche Befruchtung
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Eine Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) kommt zum Einsatz, wenn die Fruchtbarkeit des Mannes stark eingeschränkt ist. Der Ablauf dieser Methode deckt sich großteils mit einer IVF. Allerdings werden einzelne Samenzellen direkt in die Eizellen eingebracht, da eine Befruchtung auf „natürlichem Weg“ aufgrund der schlechten Samenqualität nicht zustande kommen würde. Es besteht auch die Möglichkeit, die einzelnen Samenzellen vor der Injektion in reife und unreife Spermien zu trennen. Bei diesem Verfahren, der Physiologischen ICSI (P-ICSI) werden nur reife Spermien in die Eizellen eingebracht. Die Intrazytoplasmatische morphologisch selektierte Spermieninjektion (IMSI) ist eine Weiterentwicklung von P-ICSI, bei der die Spermien unter 6000-facher Vergrößerung untersucht und vorselektiert werden.

Insemination in-vitro-Fertilisation ICSI IUI IVF
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Ein Intratubarer Gametentransfer (GIFT) ist eine Mischung aus IVF und Insemination. Dabei werden zunächst Eizellen aus den Eierstöcken entnommen, und dann mit einem Katheter gleichzeitig mit Samenzellen in den Eilleiter eingebracht. Die Befruchtung erfolgt dann auf natürlichem Weg im Eileiter. Bei einem intratubaren Zygotentransfer (ZIFT) wird die befruchtete Zelle in den Eileiter eingesetzt. Da diese Methoden mehr Risiken (Eileiterschwangerschaft) als die IVF bergen, werden sie heute selten angewendet.

Werden funktionstüchtige Spermien gebildet, die aber nicht auf natürlichem Weg aus dem Hoden kommt, kann dieses durch einen operativen Eingriff entnommen werden. Bei der mikrochirurgische epididymale Spermienaspiration (MESA) werden mit einer feinen Kanüle Samenzellen aus den Nebenhoden entnommen. Da die Menge an Spermien dort meist gering ist, kann mittels der testikulären Spermienextraktion (TESE) auch Gewebe direkt aus den Hoden gewonnen werden.

Welche Art der künstlichen Befruchtung ist am erfolgreichsten?

Die Erfolgsrate nach einer künstlichen Befruchtung hängt nicht nur von der Methode ab, sondern auch von persönlichen Faktoren wie Alter des Paares (v.a. der Mutter), Qualität der Samen und Anzahl der Embryonen. Bei IVF-Behandlungen liegt die Chance auf eine Schwangerschaft pro Zyklus bei etwa 25–35 Prozent. Nach drei Versuchen – egal ob IVF oder ICSI – ist die Behandlung bei etwa der Hälfte der Paare erfolgreich. Das entspricht in etwa der Rate für Befruchtungen auf natürlichem Weg.

Die Erfolgsrate für Insemination liegt pro Zyklus bei etwa 10 Prozent. Nach mehreren Versuchen ist diese Methode bei etwa 25 bis 35 Prozent der Paare erfolgreich.

Aktuelle Zahlen zu IVF-Behandlungen in Österreich findet man in den Jahresberichten des IVF-Fonds unter https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Eltern-und-Kind/IVF-Fonds.html.

Künstliche Befruchtung für lesbische Paare?

In Österreich dürfen seit 2015 auch lesbische Paare, die in einer eingetragenen Partnerschaft oder Lebensgemeinschaft leben, die Möglichkeiten der künstlichen Befruchtung in Anspruch nehmen.

Wurde für die Zeugung eines Kindes eine Samenspende der Mutter unbekannten Mannes verwendet, hat das Kind ab dem 14. Geburtstag rechtlichen Anspruch darauf, den biologischen Vater kennenzulernen. Die Krankenanstalt, in der die künstliche Befruchtung durchgeführt wurde, muss für diesen Zweck die Daten des Spenders 30 Jahre lang aufbewahren.

Künstliche Befruchtung für Single Frauen?

Derzeit ist eine medizinisch unterstütze Fortpflanzung für alleinstehende Frauen in Österreich rechtlich nicht zugelassen. Nur Ehepaaren, Paaren in eingetragenen Partnerschaften und jenen, die in Lebensgemeinschaften leben, wird Zugang zur künstlichen Befruchtung gewährt. Erlaubt ist es für Singelfrauen allerdings, dass sie ein Baby gleich nach der Geburt adoptieren.

In vielen anderen europäischen Ländern wie Dänemark, Schweden, Spanien und seit 2020 auch Frankreich ist es auch für alleinstehende Frauen möglich, sich künstlich befruchten zu lassen.

Was kostet eine künstliche Befruchtung in Österreich?

Durch jede Möglichkeit der künstlichen Befruchtung entstehen hohe Kosten, die sich je nach Methode unterscheiden. Die Kosten für die ärztliche Diagnostik, sofern diese medizinisch notwendig ist, werden von den Krankenkassen übernommen. Auch notwendige Therapien werden in der Regel von der Versicherung übernommen (abhängig vom Krankenversicherungsträger können Selbstbehalte anfallen!). Wenn Sie sich bei einer/einem Wahlärztin/-arzt behandeln lassen, wird ein Teil der Kosten rückvergütet. Ihre Ärztin/Ihr Arzt oder auch die zuständige Krankenkasse kann Sie hierzu aufklären.

Informationen finden Sie auch hier >>

Die Kosten für die Methoden der medizinisch unterstützten Fortpflanzung werden hingegen nicht von den Krankenkassen übernommen. Es besteht allerdings die Möglichkeit, finanzielle Unterstützung durch den IVF-Fonds zu bekommen. Dieser übernimmt bis zu 70 Prozent der Kosten, wenn Behandlungen zur medizinisch unterstützten Fortpflanzung medizinisch notwendig sind. Dazu müssen die Paare allerdings einige Voraussetzungen erfüllen:

  • Das Paar muss in einer aufrechten Ehe, eingetragenen Partnerschaft oder eheähnlichen Lebensgemeinschaft leben. Seit 2015 ist das auch für lesbische Paare gültig.
  • Vorliegen einer medizinischen Indikation: Es muss bei der Frau und/oder dem Mann eine Sterilität vorliegen (allerdings nicht, wenn diese durch eine auf eigenen Wunsch durchgeführte Sterilisation, die nicht medizinisch begründet war, besteht). Außerdem müssen alle anderen Möglichkeiten zur Herbeiführung einer Schwangerschaft ausgeschöpft sein.
  • Altersgrenze: Zum Beginn des Versuchs einer IVF muss die Frau unter 40 sein, der Mann bzw. die Partnerin unter 50. Erreicht eine/r der PartnerInnen während des laufenden Versuchs diese Altergrenze, darf der Versuch noch auf Fondskosten abgeschlossen werden.
  • Krankenversicherung: Beide PartnerInnen müssen einen Nachweis über eine Leistungszuständigkeit der gesetzlichen Krankenversicherung, einer Krankenfürsorgeeinrichtung, einer privaten österreichischen Krankenversicherung oder einer privaten ausländischen Krankenversicherung (bei Nachweis des Einverständnisses zur Übernahme der anteilsmäßigen Kosten) vorgelegt werden.
  • Hauptwohnsitz: zumindest eine/r der PartnerInnen muss seit 1.10.2018 in Österreich den Hauptwohnsitz haben.
  • Staatsbürgerschaftserfordernis: Anspruch besteht für
    • österreichische StaatsbürgerInnen
    • StaatsbürgerInnen eines EWR-Mitgliedsstaates,
    • StaatsbürgerInnen der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Personen, die als Angehörige von freizügigkeitsberechtigten Staatsangehörigen eines EWR-Vertragsstaates oder der Schweizerischen Eidgenossenschaft über ein unionsrechtliches Aufenthaltsrecht gemäß §§ 54 oder 54a Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz (NAG), BGBl. I Nr. 100/2005, verfügen
    • Personen, die über Aufenthaltstitel gemäß § 8 Abs. 1 Z 1, 2, 3, 7 oder 8 Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz (NAG) verfügen
    • Personen, die über eine „Aufenthaltsberechtigung plus“ gemäß § 55 Abs. 1 und § 56 Abs. 1 Asylgesetz 2005, BGBl. I Nr. 100/2005, verfügen
    • Asylberechtigte gemäß § 3 Asylgesetz 2005, die über ein dauerndes Einreise- und Aufenthaltsrecht verfügen.

Entsprechend der Tarifvereinbarungen liegt der Selbstbehalt für die Behandlungen einschließlich Arzneimittelkosten pro Versuch in öffentlichen Krankenanstalten je nach Methode und Alter zwischen 794,49 und 935,28 Euro (s. Tab 1).

Tabelle 1: Kosten in einer öffentlichen Krankenanstalt (Stand Juli 2022)
IVF-Behandlung Selbstbehalt
Frauen unter 35 Jahren€ 2.648,30€ 794,49
Frauen zwischen 35 und 40 Jahren€ 2.826,42€ 847,92
ICSI-Behandlung  
Frauen unter 35 Jahren€ 2.939,48€ 881,84
Frauen zwischen 35 und 40 Jahren€ 3.117,60€ 935,28

In den privaten Krankenanstalten sind diese Kosten entsprechend der Tarifvereinbarungen etwas höher (s. Tab. 2). Die Kosten sind ohne Steuern angegeben und können je nach den jeweiligen Steuerbestimmungen des IVF-Zentrums variieren.

Tabelle 2: Kosten in einer privaten Krankenanstalt (Stand Juli 2022)
IVF-Behandlung Selbstbehalt
Frauen unter 35 Jahren€ 2.717,28€ 815,18
Frauen zwischen 35 und 40 Jahren€ 2.899,96€ 869,98
ICSI-Behandlung  
Frauen unter 35 Jahren€ 3.008,46€ 902,53
Frauen zwischen 35 und 40 Jahren€ 3.191,14€ 957,34

Weitere Informationen und Details finden Sie in der Broschüre des IVF-Fonds.

Risiken einer künstlichen Befruchtung

Durch die Sterilitätsbehandlung können selten, aber doch Komplikationen auftreten. Eine davon ist das ovarielle Überstimulationssyndrom (OHSS, ovarian hyperstimulation syndrome). Dabei kommt es zu einer deutlichen Überfunktion der Eierstöcke und es werden zu viele oder zu große Eibläschen gebildet bzw. die Eierstöcke vergrößern sich. Typische Symptome des milden Verlaufs sind ein aufgeblähter Bauch, Schmerzen, Übelkeit bzw. Erbrechen und Durchfall. In schweren Fällen kommt es u.a. zu starken Schmerzen, anhaltender Übelkeit bzw. Erbrechen, Atemnot und Blutgerinnseln. Dann kann das OHSS sogar lebensbedrohlich werden. Obwohl das OHSS eine der Hauptkomplikationen der hormonellen Stimulation der Eierstöcke, die im Zuge der Kinderwunschbehandlung durchgeführt wird, ist, kommt sie nur sehr selten (etwa 0,2–1 Prozent) vor.

Andere Risiken sind:

  • Verletzungen der Gefäße, des Darms oder der Nerven durch Entnahme der Eizellen (sehr selten)
  • Infektionen
  • Erhöhtes Risiko für Eileiterschwangerschaften
  • Erhöhtes Risiko für Fehlgeburten (je nach zugrundeliegender Problematik und Alter der Mutter)
  • Psychische Belastung
  • Derzeit wird noch untersucht, ob es vermehrt zu durch Imprintingstörungen verursachten angeborenen Syndromen kommt.

FAQ

Die Gründe für Unfruchtbarkeit sind vielfältig. Teilweise sind sie hormonell bedingt, teilweise organisch, aber auch der Lebensstil kann eine Rolle spielen. Folgende Gründe können eine Rolle spielen:

  • Alter
  • Psychische Belastung
  • Starkes Rauchen:
  • Alkoholkonsum
  • Drogenkonsum
  • Untergewicht
  • Übergewicht
  • Genetische Ursachen (Klinefelter-Syndrom, Ullrich-Turner-Syndrom oder AZF (Azoospermiefaktor) Deletion)
  • Störungen des Hormonhaushalts bei Frauen: Gründe können u.a. sein: Störung der Schilddrüsenfunktion, Störung des Insulinstoffwechsels, Erhöhter Prolaktinspiegel (Hyperprolaktinämie), Hyperandrogenämie, Gelbkörperhormonmangel (Progesteronmangel), Frühzeitige Wechseljahre
  • PCO-Syndrom
  • Endometriose
  • Chlamydien
  • Myom
  • Fehlbildung der Gebärmutter
  • Mumps
  • Hodenhochstand
  • Polypen oder Zysten
  • Bestrahlung und Chemotherapie

Für die künstliche Befruchtung gibt es folgende Methoden:

  1. Insemination (IUI, ICI, ITI)
  2. In-vitro-Fertilisation (IVF)
  3. Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)/Intrazytoplasmatische morphologisch selektierte Spermieninjektion (IMSI)
  4. Intratubarer Gametentransfer (GIFT)/intratubarer Zygotentransfer (ZIFT)
  5. Mikrochirurgische epididymale Spermienaspiration (MESA)/testikuläre Spermienextraktion (TESE)

Bei IVF-Behandlungen liegt die Chance auf eine Schwangerschaft pro Zyklus bei etwa 25–35 Prozent. Nach drei Versuchen – egal ob IVF oder ICSI – ist die Behandlung bei etwa der Hälfte der Paare erfolgreich.

Die Erfolgsrate nach einer künstlichen Befruchtung hängt aber auch von persönlichen Faktoren, wie Alter des Paares, Qualität der Samen und Anzahl der Embryonen ab.

Bei eiiner Interuterine Insemination (IUI) wird aufbereitete Samenflüssigkeit mithilfe eines dünnen Katheters direkt in die Gebärmutter eingebracht. Das geschieht am Tag des Eisprungs.

Die In-vitro-Fertilisation (IVF) ist das bekannteste Verfahren zur künstlichen Befruchtung.

Für diese Methode müssen Frauen eine Vorbereitungsphase und eine Hormontherapie, die mehrere Eibläschen gleichzeitig heranwachsen lässt, durchlaufen.

Dann wird durch Verabreichung des Hormons hCG der Eisprung ausgelöst, und die befruchtungsfähigen Eizellen werden aus den Eierstöcken entnommen. Im Reagenzglas werden dann die entnommenen Eizellen mit speziell aufbereiteten Samenzellen zusammengebracht.

Der Befruchtungsvorgang an sich erfolgt „natürlich“. Verläuft die Befruchtung erfolgreich, kann nach zwei bis fünf Tagen ein Embryo direkt in die Gebärmutter eingesetzt werden. Nistet sich dieser ein, besteht eine Schwangerschaft.

Ein Intratubarer Gametentransfer (GIFT) ist eine Mischung aus IVF und Insemination. Dabei werden zunächst Eizellen aus den Eierstöcken entnommen, und dann mit einem Katheter gleichzeitig mit Samenzellen in den Eilleiter eingebracht. Die Befruchtung erfolgt dann auf natürlichem Weg im Eileiter.

Folgende Probleme können bei einer künstlichen Befruchtung auftreten:

  • Ovarielle Überstimulationssyndrom (OHSS, ovarian hyperstimulation syndrome)
  • Verletzungen der Gefäße, des Darms oder der Nerven durch Entnahme der Eizellen (sehr selten)
  • Infektionen
  • Erhöhtes Risiko für Eileiterschwangerschaften
  • Erhöhtes Risiko für Fehlgeburten
  • Psychische Belastung
  • Derzeit wird noch untersucht, ob es vermehrt zu durch Imprintingstörungen verursachten angeborenen Syndromen kommt.
  • Autor

    Mag. Simone Peter-Ivkic

    Medizinjournalistin

    Simone Peter-Ivkic ist seit 2011 als freie Medizinjournalistin tätig. Sie hat Anglistik und Publizistik an der Universität Wien studiert und fand anschließend ihre Leidenschaft für medizinische Themen.

Anwar MY, Marcus  M, Taylor KC, The association between alcohol intake and fecundability during menstrual cycle phases, Human Reproduction, 2021; deab121, https://doi.org/10.1093/humrep/deab121
Frauenärzte im Netz, Unfruchtbarkeit: Ursachen, https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/unfruchtbarkeit/ursachen/
Gesundheit.gv.at, Künstliche Befruchtung, https://www.gesundheit.gv.at/leben/eltern/kinderwunsch/kuenstliche-befruchtung.html#intrazytoplasmatische-spermieninjektion-icsi
IVF-Fonds, https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Eltern-und-Kind/IVF-Fonds.html
IVF-Gesellschaft, http://www.ivf-gesellschaft.at/index.php?id=14
IVF-Register Jahresbericht 2021

MayoClinic, Ovarian hyperstimulation syndrome, https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/ovarian-hyperstimulation-syndrome-ohss/symptoms-causes/syc-20354697
Medizinische Universität Wien, Risiken der Kinderwunsch- und IVF-Behandlung, https://frauenheilkunde.meduniwien.ac.at/ueber-uns/unsere-abteilungen/klinische-abteilung-fuer-gynaekologische-endokrinologie-und-reproduktionsmedizin/patientinneninformation/kinderwunschabklaerung-bzw-therapie/
Österreich.gv.at, Medizinisch unterstützte Fortpflanzung („künstliche Befruchtung“), https://www.oesterreich.gv.at/themen/familie_und_partnerschaft/medizinisch_unterstuetzte_fortpflanzung.html
Private Kinderwunsch-Clinic, Erfolgsraten bei der künstlichen Befruchtung, https://www.kinderwunsch.at/blog/erfolgsraten-bei-der-kuenstlichen-befruchtung

Van Heertum K, Rossi B, Alcohol and Fertility: How much is too much?, Fertil Res Pract. 2017; 3: 10, published online, https://doi.org/10.1186/s40738-017-0037-x
Sciorio R, El Hajj N, Epigenetic Risks of Medically Assisted Reproduction, J. Clin. Med. 2022, 11(8), 2151; https://doi.org/10.3390/jcm11082151
Wunschkind, IVF, KÜNSTLICHE BEFRUCHTUNG WIEN – ICSI, PICSI, https://www.wunschkind.at/wege-zum-wunschkind/kuenstliche-befruchtung-ivf

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