Acetylsalicylsäure - Frau nimmt eine Tablette mit einem Glas Wasser
Foto: fizkes/shutterstock

Acetylsalicylsäure (ASS) – Anwendung, Dosierung und Risiken

Acetylsalicylsäure (ASS) ist eines der ältesten und bekanntesten Medikamente. Es wirkt schmerzstillend, fiebersenkend und entzündungshemmend und beeinflusst in niedriger Dosierung auch die Blutgerinnung. In diesem Artikel erfahren Sie, bei welchen Beschwerden ASS eingesetzt werden kann, wie es wirkt, wer es nicht einnehmen sollte und was bei der Anwendung sonst noch zu beachten ist.

Zusammenfassung

Acetylsalicylsäure

Definition: Nicht-steroidales Antirheumatikum (NSAR) mit schmerzstillenden, fiebersenkenden und entzündungshemmenden Eigenschaften, darüber hinaus Gerinnungs- und Thrombozytenaggregationshemmer

Wirkprinzip: Hemmung von Cyclooxygenasen (COX 1 und COX 2)

Anwendungsgebiete: leichte bis mäßige Schmerzen, Entzündungen, Fieber; in Niedrigdosierung bei Risikopatient:innen zur Prophylaxe von Herzinfarkt und Schlaganfall

Nebenwirkungen: v.a. Magen-Darm-Beschwerden, erhöhte Blutungsneigung, bei Kindern Reye-Syndrom,…

Wechselwirkungen: Erhöhtes Risiko für Magen-Darm-Nebenwirkungen durch andere Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR), oder systemische Glukokortikoide (Kortison),
bestimmte Antidepressiva, insbesondere Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) Erhöhtes Blutungsrisiko durch Antikoagulanzien wie Warfarin, Thrombozytenaggregationshemmer, NSAR, Valproinsäure

Einnahme bei Kindern: Acetylsalicylsäure sollte bei Kindern unter 15 Jahren nur mit äußerster Vorsicht und ausschließlich auf ärztliche Anweisung verabreicht werden. Es besteht die Gefahr, dass durch die Einnahme das potenziell lebensbedrohliche Reye-Syndrom ausgelöst wird, eine schwere Erkrankung, die Gehirn und Leber betrifft. 

Was ist Acetylsalicylsäure (ASS)?

Acetylsalicylsäure ist ein sogenanntes Nicht-steroidales Antirheumatikum (NSAR) mit schmerzstillenden, fiebersenkenden und entzündungshemmenden Eigenschaften. Darüber hinaus wirkt ASS auch als Gerinnungs- und Thrombozytenaggregationshemmer – das bedeutet, dass das Medikament verhindert, dass Blutplättchen (Thrombozyten) zusammenkleben. In dieser Eigenschaft wird ASS in niedriger Dosierung eingesetzt, um der Bildung von Blutgerinnseln (Thrombosen) und damit Herzinfarkten und Schlaganfällen vorzubeugen.

Bekannt ist Acetylsalicylsäure vor allem unter dem Handelsnamen Aspirin. Inzwischen gibt es jedoch zahlreiche Präparate auf Basis von Acetylsalicylsäure. Der Wirkstoff Salicylsäure stammt übrigens aus der Weidenrinde, die bereits von Ärzten der Antike zur Behandlung von Schmerzen und Rheuma verwendet wurde.

Wie wirkt ASS?

Die Wirkung von Acetylsalicylsäure beruht auf der Hemmung der Cyclooxygenasen (COX-1 und COX-2). Das sind Enzyme, die an der Bildung von Prostaglandinen beteiligt sind. Prostaglandine sind Gewebshormone, die unter anderem eine Rolle bei der Entstehung von Entzündungen und der Schmerzwahrnehmung spielen. Durch die Hemmung dieser Enzyme kann ASS Entzündungsprozesse reduzieren und die Schmerzwahrnehmung verringern.

In niedriger Dosierung hemmt ASS die Verklumpung von Blutplättchen. Auch hier spielt die Hemmung der Prostaglandine eine Rolle, da diese Hormone die Blutgerinnung fördern. Dadurch kann ASS bewirken, dass das Blut dünnflüssig bleibt und sich weniger leicht Blutgerinnsel bilden. Diese gerinnungshemmende Eigenschaft von Acetylsalicylsäure wird bei Risikopatient:innen genutzt, um die Verstopfung von Gefäßen in Herz oder Gehirn zu verhindern und damit Schlaganfall und Herzinfarkt vorzubeugen.

Bei welchen Beschwerden wird ASS angewendet?

Acetylsalicylsäure eignet sich zur Behandlung von:

  • leichten bis mäßigen Schmerzen (z. B. Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Muskelschmerzen)
  • Entzündungen
  • Fieber

In niedriger Dosierung wird es bei folgenden Indikationen eingesetzt:

  • zur Prophylaxe von Herzinfarkt und Schlaganfall bei Risikopatient:innen
  • nach Operationen an arteriellen Gefäßen

Darüber hinaus wird ASS bei einem akuten Herzinfarkt als Teil der Notfallmedikation verwendet.

Was ist bei der Anwendung zu beachten?

Acetylsalicylsäure wird in der Regel als Tablette, Brausetablette oder Granulat angeboten und wird oral eingenommen, am besten mit einem Glas stillem Wasser. Es ist wichtig, ASS nicht auf nüchternen Magen einzunehmen, da es die Magenschleimhaut reizen und in einigen Fällen zu Geschwüren oder Blutungen führen kann. Wie bei anderen Schmerzmitteln auch, sollte Acetylsalicylsäure bei Eigenmedikation nicht länger als drei Tage hintereinander und nicht öfter als zehn Tage im Monat eingenommen werden.

Wie ist die übliche Dosierung?

Die Dosierung von Acetylsalicylsäure hängt von der Indikation ab, also davon, ob ASS als Schmerzmittel oder zur Blutverdünnung angewendet wird. Als Schmerzmittel werden für Erwachsene 300 bis 1000 Milligramm in Abständen von vier bis acht Stunden empfohlen. Bei Migräne sind 1000 Milligramm als Einzeldosis üblich. Die maximale Tagesdosis beträgt 3000 Milligramm. Wird ASS zur dauerhaften Blutverdünnung eingesetzt, liegt die übliche Dosis bei 100 Milligramm pro Tag.

Wann sollte ASS nicht eingenommen werden?

Es gibt einige Gegenanzeigen, bei denen Acetylsalicylsäure (ASS) nicht eingenommen werden sollte. Dazu zählen:

  • Überempfindlichkeit gegenüber dem Medikament oder anderen Salicylaten
  • eine Disposition für Magengeschwüre oder Magen-Darm-Blutungen
  • Erkrankungen der Blutgerinnungsfähigkeit
  • bestehendes Asthma bronchiale
  • schwere Leber- und Nierenfunktionsstörungen
  • bestimmte Phasen der Schwangerschaft und Stillzeit
  • Alter unter 15 Jahren

Welche Nebenwirkungen sind möglich?

Acetylsalicylsäure kann einige Nebenwirkungen verursachen. Dazu gehören vor allem:

  • Magen-Darm-Beschwerden (insbesondere Magenschmerzen und Mikroblutungen)
  • erhöhte Blutungsneigung
  • bei höherer Dosierung: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Magen-Darm-Geschwüre, Eisenmangelanämie, Schwindel
  • selten: Störungen des Säure-Basen-Haushalts, Ödeme, Hör- und Sehstörungen, Verwirrtheit, Schläfrigkeit, allergische Hautreaktionen
  • Reye-Syndrom: Eine seltene, aber gefährliche Erkrankung von Gehirn und Leber, die vor allem bei Kindern auftreten kann, wenn sie ASS erhalten. Deshalb sollte Acetylsalicylsäure Kindern unter 15 Jahren nur nach ärztlicher Verordnung und nur dann verabreicht werden, wenn andere Maßnahmen nicht wirken.

Was sind mögliche Wechselwirkungen?

Acetylsalicylsäure kann bei gleichzeitiger Einnahme bestimmter anderer Medikamente zu einem erhöhten Risiko für Magen-Darm-Nebenwirkungen oder einem erhöhten Blutungsrisiko führen. Auch eine Wirkverstärkung oder Wirkabschwächung anderer Medikamente ist möglich.

  • Erhöhtes Risiko für Magen-Darm-Nebenwirkungen:
    • andere Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR)
    • systemische Glukokortikoide (Kortison)
    • bestimmte Antidepressiva, insbesondere Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI)
  • Erhöhtes Blutungsrisiko:
    • Antikoagulanzien wie Warfarin
    • Thrombozytenaggregationshemmer
    • NSAR
    • Valproinsäure

Was ist in Schwangerschaft und Stillzeit zu beachten?

Acetylsalicylsäure kann in der Schwangerschaft bis zur 28. Woche fallweise als Medikament gegen Schmerzen oder Fieber eingenommen werden. Aufgrund einzelner Berichte über spezifische Fehlbildungen beim Embryo sollte ASS jedoch nur als Mittel der zweiten Wahl betrachtet werden.

Eine längere Behandlung mit ASS sollte nur nach Rücksprache mit dem Arzt oder der Ärztin und nur bei dringender Notwendigkeit erfolgen. Im letzten Drittel der Schwangerschaft darf Acetylsalicylsäure in höherer Dosierung wegen möglicher gesundheitlicher Schäden für den Embryo nicht verwendet werden. Eine niedrig dosierte Therapie mit ASS ist jedoch bei entsprechender Indikation während der gesamten Schwangerschaft möglich.

In der Stillzeit kann ASS gelegentlich als Schmerzmittel eingenommen werden, allerdings sollte dies bei Früh- oder Neugeborenen nur mit Vorsicht und nach Rücksprache mit dem Arzt oder der Ärztin erfolgen. Eine niedrig dosierte Behandlung ist auch in der Stillzeit möglich.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Acetylsalicylsäure sollte bei Kindern mit fieberhaften Viruserkrankungen ausschließlich nach ärztlicher Anweisung und nur nach dem Versagen anderer Maßnahmen angewendet werden. Bei Kindern im Alter von fünf bis 15 Jahren kann die Einnahme von ASS das Reye-Syndrom auslösen – eine seltene, aber unter Umständen lebensbedrohliche Erkrankung, die Gehirn und Leber betrifft.

FAQ

Acetylsalicylsäure wirkt schmerzlindernd, fiebersenkend und entzündungshemmend, indem es die Produktion bestimmter Botenstoffe (Prostaglandine) hemmt. Diese spielen eine wichtige Rolle bei der Schmerzvermittlung, der Regulation der Körpertemperatur und bei Entzündungsprozessen. Darüber hinaus hemmt ASS die Fähigkeit der Blutplättchen, zusammenzukleben, was dazu beiträgt, die Bildung gefährlicher Blutgerinnsel zu verhindern.

Die Sicherheit von ASS bei Langzeiteinnahme hängt von verschiedenen Faktoren wie der Indikation, Dosierung und dem individuellen Risikoprofil ab. Insbesondere die langfristige Einnahme von höher dosierter Acetylsalicylsäure wird nicht empfohlen, da das Risiko von Nebenwirkungen, insbesondere Magen-Darm-Blutungen, steigt. Bei niedrig dosierter Langzeiteinnahme zur Vorbeugung von Herzinfarkten und Schlaganfällen ist das Nutzen-Risiko-Verhältnis in der Regel günstig. Dennoch ist eine regelmäßige medizinische und individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung erforderlich.

Acetylsalicylsäure sollte bei Kindern unter 15 Jahren nur mit äußerster Vorsicht und ausschließlich auf ärztliche Anweisung verabreicht werden. Es besteht die Gefahr, dass durch die Einnahme das potenziell lebensbedrohliche Reye-Syndrom ausgelöst wird, eine schwere Erkrankung, die Gehirn und Leber betrifft.

Ja. Bei gleichzeitiger Einnahme anderer Nicht-steroidaler Antirheumatika (NSAR), systemischer Glukokortikoide (Kortison) und bestimmter Antidepressiva (z. B. Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, SSRI) besteht ein erhöhtes Risiko für Magen-Darm-Nebenwirkungen. Wenn ASS mit anderen „Blutverdünnern“, NSAR oder Valproinsäure kombiniert wird, kann dies das Blutungsrisiko erhöhen.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

Das könnte Sie auch interessieren
Frau hält ein Modell einer Bauchspeicheldrüse

Bauchspeicheldrüsenentzündung: Pankreatitis Symptome erkennen und behandeln

Eine akute Bauchspeicheldrüsen-Entzündung kann verschiedene Komplikationen verursachen und lebensbedrohlich sein, heilt mit der richtigen Therapie jedoch zumeist wieder ab.

viele verschiedene Nahrungsergänzungsmittel auf einem Tisch

Nahrungsergänzungsmittel - was muss man beachten?

Wer sich ausgewogen mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten ernährt, hat seinen Nährstoffbedarf meist ausreichend abgedeckt. Anders sieht es aus, wenn ein nachgewiesener Nährstoffmangel besteht oder wenn der Körper einen erhöhten Bedarf an bestimmten Nährstoffen hat.

Frau mit Scheidenpliz

Scheidenpilz - Definition, Symptome, Behandlung, Vorbeugen

Im Regelfall verschwindet ein Pilz nicht von alleine, ein spontanes Abklingen der Beschwerden ist eher selten.

Weizenkeime auf einem Löffel

Spermidin: Wirkung, Vorteile und Nebenwirkungen

Spermidin ist ein körpereigener Stoff, der auch in vielen Lebensmitteln vorkommt. Er wird oft als neues Mittel gegen Alterungsprozesse und bestimmte Krankheiten angepriesen. Aber was genau ist Spermidin, wie wirkt es, und welche gesundheitlichen Vorteile bietet es wirklich? Lesen Sie mehr dazu in diesem Artikel.