Seil mit Knoten um Bauch
Foto:Fresnel/Shutterstock

Ileus – Darmverschluss

Ein Ileus ist ein mechanischer oder lähmungsbedingter Darmverschluss, und damit ein sehr häufiges Gesundheitsproblem. Bei dieser akuten Erkrankung kommt es zu einer Unterbrechung der Nahrungspassage und Aufstauung des Speisebreis. Wichtig ist eine rasche und exakte Ursachenabklärung und eine daran anschließende Behandlung, wobei heute insbesondere der Dünndarmileus meist erfolgreich konservativ therapiert werden kann. In einigen Fällen kann jedoch auch eine Operation notwendig werden.

Zusammenfassung

Factbox – Darmverschluss

Synonym: Ileus, Darmverschluss, Darmlähmung

Definition: Darmverschluss oder Darmlähmung, die zu einer Unterbrechung der Nahrungspassage führt, wodurch auch der Speisebrei sich aufstaut. Unterscheidung: mechanischer Ileus und paralytischer Ileus

Ursachen: Verschluss, Einengung oder Lähmung des Darms, beispielsweise in Folge eines den Darm einengenden Bruchs, eines Tumors, infolge von Operationsnarben oder durch die Einnahme bestimmter Medikamente (Opioide)

Symptome: krampfartige Bauchschmerzen, Erbrechen, Stuhl- und Windverhalt

Diagnose: Anamnese, Bauchinspektion, Blutuntersuchung, Ultraschall, Röntgen, CT 

Behandlung: Allgemeinmaßnahmen (z.B. Magensonde), Medikamente (Antibiotika), Aussetzen der Nahrungsaufnahme für gewisse Zeit; abführende Maßnahmen; Operation (bei komplettem Darmverschluss oder keiner Besserung durch Abführmittel)

Eine frühe Behandlung kann lebensrettend sein!

Was versteht man unter einem Ileus?

Bei einem Ileus handelt es sich um einen Darmverschluss oder eine Darmlähmung, die zu einer Unterbrechung der Nahrungspassage führt, wodurch sich auch der Speisebrei aufstaut. Experten unterscheiden zwischen einem mechanischen Ileus und einem paralytischen Ileus.

Mechanischer Ileus: Verschluss durch eine Verlegung bzw. Blockade des Darms

Paralytischer Ileus: Verschluss durch eine Störung der Beweglichkeit bzw. Lähmung der Darmwand

Außerdem wird nach der Lokalisation des Ileus unterschieden, betroffen können sowohl der Dünn- als auch der Dickdarm sein. Die Symptome sind teilweise unterschiedlich. Oft kommt es auch vor, dass der Darm nur teilverschlossen ist. In diesem Fall können weiterhin kleine Mengen Stuhl die Engstelle passieren.

Bei beiden Arten des Darmverschlusses kommt es – aus unterschiedlichen Gründen – zu einer Ansammlung von Flüssigkeiten und Gasen, wobei ein erhöhter Darminnendruck und Mikrozirkulationsstörungen der Wand entstehen, was in Folge eine Störung der Barriere der Darmschleimhaut auslöst. Die Konsequenzen können Flüssigkeitsverschiebungen, eine Durchwanderungsperitonitis, bei der Keime die Darmwände überwinden und den Bauchraum infizieren, sowie eine so genannte Hypovolämie (Volumenmangel) sein. Letzteres bedeutet, dass die im Kreislauf zirkulierende Blutmenge sich verringert.

Wie kommt es zu einem Darmverschluss?

Bei einem Ileus kommt es zu einer kompletten oder inkompletten Störung des Weitertransportes des Darminhalts. Die Gründe dafür sind ein Verschluss, eine Einengung oder eine Lähmung des Darms. Das kann zum Beispiel in Folge eines Bruchs, der den Darm einengt, aufgrund eines Tumors oder infolge von Operationsnarben passieren.  

Die Ursachen im Einzelnen:

Eine verminderte Kontraktion bzw. Lähmung der Darmwandmuskulatur führt zu einem paralytischen Ileus. Dahinter stehen:

  • Entzündungen der Bauchspeicheldrüse oder des Blinddarms
  • postoperative Eingriffe
  • bestimmte Medikamente wie zum Beispiel Opioide, die zu einer opioidinduzierten Verstopfung führen
  • stoffwechselbedingte Störungen wie Diabetes
  • Tumore
  • eine verminderte Durchblutung

Eine äußere oder innere Verlegung bzw. Einengung des Darms führt zu einem mechanischen Ileus. Gründe dafür sind:

  • ein Bruch mit Einklemmung eines Darmabschnitts mit Durchblutungsstörung
  • eine Einengung durch Entzündungen
  • Verwachsungen oder innere Vernarbungen
  • eine Verlegung des Darms durch Darmtumore
  • Fremdkörper, Kot oder Gallensteine
  • eine Verengung durch Einstülpung eines Darmabschnitts in einen anderen
  • eine Verdrehung eines Darmabschnitts 

Durch den Aufstau des Darminhalts bei einem mechanischen Ileus kommt es zu einer vermehrten Gasbildung im Darm und zu einer Überdehnung der vor dem Hindernis liegenden Darmwand. Letzteres führt zu einer reflektorischen Zunahme der Darmbewegung. Nimmt die Dehnung zu, nehmen die Spannung der Darmwand und die normalen Darmbewegungen ab.

Beim paralytischen Ileus kommt es aufgrund der Lähmung der Darmmuskulatur zum Stocken des Darminhalts. Das heißt auch, dass die Lähmung schon zu Beginn auftritt.

Bei einem Darmverschluss in oberen Darmabschnitten wird der Nahrungsbrei in den Magen zurückgedrängt, und es kommt zum Erbrechen. Liegt ein Hindernis in weiter vom Magen entfernten Darmabschnitten vor, so kann es zu einer Durchblutungsstörung im betroffenen Darmgewebe kommen. Das kann im schlimmsten Fall zu lebensbedrohlichen Situationen mit hohem Fieber, Kreislaufversagen und Sepsis führen.

Wichtig zu wissen ist auch, dass der Körper bei einem Darmverschluss viel Flüssigkeit verliert. Das passiert entweder durch das reflektorische Erbrechen oder durch den vermehrten Flüssigkeitsverlust in den Darm.

Ein Ileus kann den Dünn- oder Dickdarm betreffen.

Die Symptome eines Darmverschlusses:

Bei einem klassischen Darmverschluss gibt es drei typische Symptome, die sehr häufig, aber nicht immer bestehen. Sie können je nach Höhe des Darmverschlusses unterschiedlich sein und betreffen: 

  • krampfartige Bauchschmerzen
  • Erbrechen
  • Stuhl- und Windverhalt

Bei einem Dünndarmileus kommt es zu akut einsetzenden Beschwerden, wobei Übelkeit mit Erbrechen führend ist. Im fortgeschrittenen Stadium kann es zu Stuhlerbrechen kommen. Weiters leiden die Patienten unter Bauchkrämpfen und einem aufgetriebenen Bauch. Stuhl- und Windverhalt treten erst später auf.

Bei einem Dickdarmileus entwickeln sich die Symptome langsamer. Führend sind Wind- und Stuhlverhalt, und die Patienten haben einen aufgetriebenen Bauch. Viele Betroffene leiden bereits seit Längerem unter Stuhlunregelmäßigkeiten. Durchfall kann trotz des Darmverschlusses auftreten und mit Blut- oder Schleimbeimengungen einhergehen.

Wie wird ein Dickdarmverschluss festgestellt?

Für die Diagnostik ist die Erhebung der Krankengeschichte sehr wichtig, und hier geht es vor allem auch darum zu explorieren, ob der Patient Medikamente einnimmt und ob frühere Bauchoperationen durchgeführt wurden. Die Bauchdecke wird auf Narben inspiziert, der Bauch wird abgehört, abgetastet und abgeklopft. In der Frühphase sind oft besonders deutliche Darmgeräusche hörbar, sie nehmen aber im Verlauf aufgrund der reduzierten Darmtätigkeit deutlich ab. Der Bauch kann aufgetrieben sein, und manchmal lassen sich eingeklemmte Darmanteile ertasten. 

Eine Blutuntersuchung, eine Ultraschalluntersuchung, Röntgen oder Schichtaufnahmen per Computertomographie können weiters helfen, die Diagnose zu sichern und die Ursache eindeutig festzustellen.  

Welche Behandlungen stehen bei einem Ileus zur Verfügung?

Wichtig ist die sofortige Klärung der zugrunde liegenden Ursache, damit der Arzt zusätzlich zur symptomatischen Behandlung des akuten Darmverschlusses eine spezifische Therapie einleiten kann.

Zur Anwendung kommen Allgemeinmaßnahmen und eine medikamentöse Behandlung, abführende Maßnahmen und ggf. eine Operation.

Allgemeinmaßnahmen und medikamentöse Behandlung: Um den Druck im Magen zu lindern, kann zunächst eine entlastende Magensonde gelegt werden. Über eine Infusion können Schmerzmittel, Flüssigkeit und bei erhöhten Entzündungswerten Antibiotika gegeben werden. Die Nahrungsaufnahme muss für eine gewisse Zeit ausgesetzt bzw. gegebenenfalls über die intravenöse Gabe von Nährstoffen ausgeglichen werden. Sobald die Darmtätigkeit wieder hergestellt ist, kann ein langsamer Kostaufbau stattfinden.

Abführende Maßnahmen: Sie sind wichtig, und in vielen Fällen genügt schon eine Behandlung mit einem jodhaltigem Kontrastmittel, das stark abführend wirkt.

Operation: Bei komplettem Darmverschluss oder wenn sich die Situation durch Abführmittel nicht bessert, muss eine Darmoperation durchgeführt werden. Dabei wird der verschlossene Bereich entfernt  oder eröffnet. In manchen Fällen kann in Schlüssellochtechnik operiert werden. Manchmal ist es notwendig übergangsweise ein Stoma (künstlicher Darmausgang) zu legen.

Achtung: eine rasche Behandlung kann ihr Leben retten!

Dickdarmverschluss: Prognose

Wass die Prognose eines Ileus betrifft, so richtet sie sich nach der zugrunde liegenden Ursache und dem Auftreten von Komplikationen. Ein Darmverschluss kann im schlimmsten Fall zum Absterben der betroffenen Darmabschnitte führen und die Folgen lebensbedrohlich sein, da sie zu einem Entzündungsgeschehen mit Multiorganversagen führen können.

FAQ

Ein Ileus ist ein mechanischer oder lähmungsbedingter Darmverschluss. Bei dieser akuten Erkrankung kommt es zu einer Unterbrechung der Nahrungspassage und Aufstauung des Speisebreis.

Bei einem klassischen Darmverschluss gibt es drei typische Symptome, die sehr häufig vorkommen.

  • Krampfartige Bauchschmerzen
  • Erbrechen
  • Stuhl- und Windverhalt

Sie können je nach Höhe des Darmverschlusses unterschiedlich sein.

Wichtig ist die sofortige Klärung der zugrunde liegenden Ursache, damit der Arzt zusätzlich zur symptomatischen Behandlung des akuten Darmverschlusses eine spezifische Therapie einleiten kann.

Folgende Therapiemöglichkeiten gibt es bei einem Darmverschluss:

  • Allgemeinmaßnahmen und medikamentöse Behandlung: Um den Druck im Magen zu lindern, kann zunächst eine entlastende Magensonde gelegt werden. Über eine Infusion können Schmerzmittel, Flüssigkeit und bei erhöhten Entzündungswerten Antibiotika gegeben werden. Die Nahrungsaufnahme muss für eine gewisse Zeit ausgesetzt werden.
  • Abführende Maßnahmen: Sie sind wichtig, und in vielen Fällen genügt schon eine Behandlung mit einem jodhaltigem Kontrastmittel, das stark abführend wirkt.
  • Operation: Bei komplettem Darmverschluss oder wenn sich die Situation durch Abführmittel nicht bessert, muss eine Darmoperation durchgeführt werden.
  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

Update S3-Leitlinie Intestinale Motilitätsstörungen: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie. Gemeinsame Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM) Juni 2021 – AWMF-Registriernummer: 021-018 https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/021-018l-S3I_Intestinale-Motilitaetsstierungen_2022-03.pdf, Abruf Mai 2022

Vilz T et al: Ileus beim Erwachsenen: Genese, Diagnostik und Therapie. Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 508-18; DOI: 10.3238/arztebl.2017.0508 https://www.amboss.com/de/wissen/Ileus/, Abruf Mai 2022

Allahwerde S: Darmverschluss. https://deximed.de/home/klinische-themen/magen-darm-trakt/patienteninformationen/duenndarm/darmverschluss, Abruf Mai 2022

https://www.amboss.com/de/wissen/Ileus/, Abruf Mai 2022

https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/verdauung/darmverschluss-ileus, Abruf Mai 2022

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