Für sogenannte „therapieresistente“ Menschen mit einer Depression, die auf bekannte Medikamente nicht ansprechen, bestehen nur wenige Behandlungsmöglichkeiten. Eine der Substanzen mit antidepressiver Wirkung, von denen man hofft, dass sie bald klinisch eingesetzt werden kann, ist Psilocybin, ein Inhaltsstoff, der in bestimmten Pilzen („magic mushrooms“) vorkommt. Seine Wirksamkeit hat die Substanz bereits bewiesen, an welchen Stellschrauben der Wirkstoff jedoch im Gehirn ansetzt, ist nur teilweise geklärt. Ein englisches Wissenschaftsteam hat dies nun weiter untersucht.
Analysiert wurden die MRI-Gehirnscans von 59 depressiven Personen, die an zwei Psilocybin-Studien teilgenommen hatten. Erstere umfasste Personen, die wussten, dass sie Psilocybin erhalten hatten. In der zweiten erhielten die Studienteilnehmer in einem Doppelblindversuch entweder Antidepressiva (SSRI) oder Psilocybin.
Die Auswertung zeigte, dass sich eine Psilocybin-Behandlung auch im Gehirn nachweisen lässt und sich in einer Erhöhung der Konnektivität zwischen bestimmten Gehirnarealen zeigt. Diese „Verdrahtung“ korrelierte mit einer Symptomverbesserung bei den Teilnehmern und befreite sie vor unnötigem Grübeln und übermäßiger Selbstfokussierung – sie erwiesen sich als emotional stabiler und zeigten verbesserte kognitive Funktionen.
Sowohl die Verhaltens- als auch die Veränderungen im Gehirn wurden auch drei Wochen nach der letzten Psilocybin-Gabe nachgewiesen. Angenommen wird, dass Psilocybin überaktive Rezeptoren besetzt, wodurch Gehirnverbindungen kurzeitig unterbrochen werden und sich auf neue Weise formieren müssen. Noch ist allerdings nicht klar, wie lange dieser Effekt anhält. Die Wissenschaftler warnen auch vor voreiliger Pilz-Selbstmedikation.
Referenz:
Imperial College London
Increased global integration in the brain after psilocybin therapy for depression, Nature Medicine 2022; https://www.nature.com/articles/s41591-022-01744-z