Um zu untersuchen, welche Auswirkungen das Geschlecht von Behandelnden und Behandelten auf das Operationsergebnis hat, analysierten kanadische ForscherInnen retrospektiv die Daten von über 1,3 Millionen Erwachsenen ab 18 Jahren. Diese hatten sich zwischen 2007 und 2019 geplanten oder dringlichen chirurgischen Eingriffen unterzogen. Mehr als insgesamt 2900 Chirurginnen und Chirurgen hatten die Operationen durchgeführt.
Das Ergebnis der Untersuchung ist alarmierend: „In der Konstellation „Männlicher Operateur, weiblicher Patient“ traten der Untersuchung zufolge deutlich häufiger postoperative Komplikationen (ein Plus um bis zu 15 Prozent) bis hin zum Tod der Patientin auf“, so Natascha C. Nüssler, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV). In anderen Geschlechterkonstellationen fand die Studie kein erhöhtes Risiko für Komplikationen.
„Eine Erklärung wäre, dass männliche Ärzte die Schwere von Symptomen ihrer Patientinnen eher unterschätzen oder Frauen Hemmungen haben, gegenüber einem männlichen Arzt Schmerzen zu offenbaren,“ meint Nüssler.
Ein Ausweg, diese gesundheitsgefährdenden negativen Gendereffekte zu reduzieren, wären gemischtgeschlechtliche Ärzteteams. Allein, dafür müssten mehr Chirurginnen ausgebildet werden. Nüssler: „Die Mehrheit der Medizinstudierenden ist zwar seit Jahren weiblich, doch scheint die Chirurgie für die meisten Studentinnen bei der Facharztwahl nicht attraktiv zu sein.“ Grund dafür ist möglicherweise das Fehlen weiblicher Vorbilder. Um dies zu ändern, sollen nun erstmals alle Sitzungen des Chirurgenkongress gemeinsam von einer Chirurgin und einem Chirurgen geleitet werden.
Referenz:
Deutsche Gesellschaft für Chirurgie .e.V. (DGCH)
Pressemeldung: DCK 2022; https://nachrichten.idw-online.de/2022/03/18/dck-2022-studie-alleinige-behandlung-durch-maennliche-chirurgen-erhoeht-das-postoperative-risiko-weiblicher-patienten/?groupcolor=3