gesundes Essen: Yoghurt und Beeren
Foto: Suslik1983/Shutterstock

Die richtige Ernährung bei Heuschnupfen

Wer im Frühling, oft sogar schon Ende Winter, von Heuschnupfen geplagt wird, sollte besonders auf seine Ernährung achten. Manche Lebensmittel können die Symptome einer Pollenallergie nämlich noch verstärken. Umgekehrt lassen sich die Beschwerden mit der richtigen Ernährung lindern. Wie sie allergischen Reaktionen mit Messer und Gabel zu Leibe rücken, erfahren Sie hier.

Zusammenfassung

Factbox – richtige Ernährung bei Heuschnupfen

Heuschnupfen-Verstärker: Alkohol, Koffein, Milchprodukte, Erdnüsse, Zucker, Weizen, Zitrusfrüchte, Schokolade, getrocknete Früchte, Garnelen

Heuschnupfen-Helfer: Vitamin C, Zink, Vitamin D, Probiotika, Vitamin A

Achtung bei Kreuzallergien:
Birkenpollenallergie: Vorsicht bei Stein- und Kernobst (Kirschen, Zwetschken etc.), Soja, Nüssen
Gräserpollenallergie: Vorsicht bei Hülsenfrüchten (Erdnüsse, Soja), Getreide, Tomaten
Kräuterpollenallergie: Vorsicht bei Sellerie, Paprika, Karotte, Tomate, Artischocke, Gurke, Knoblauch, Kamille, Gewürzen

 

Leiden Sie unter Heuschnupfen?

Heuschnupfen ist eine Überempfindlichkeitsreaktion (allergische Reaktion) gegen Pollen (Blütenstaubteilchen) von Bäumen, Sträuchern, Gräsern und Getreide.
Gerade bei Wind- und regenarmen Wetterperioden, verbreiten sich diese überall und führen bei Allergikern zu erkältungsähnlichen Symptomen wie einer laufenden Nase, Niesreiz und stark juckenden oder brennenden Augen.
Schuld daran ist das Immunsystem, welches überempfindlich auf die Eiweiße bestimmter Pollen reagiert und sie fälschlicherweise als Gefahrenquelle einstuft und entsprechend dagegen vorgeht. Kommen die Schleimhäute mit den Pollen in Berührung und gelangen somit in den Körper, werden sie vom körpereigenen Abwehrsystem wie Krankheitserreger behandelt und bekämpft. Es bilden sich Abwehrstoffe (Antikörper) und die Immunzellen schütten Entzündungsbotenstoffe, vor allem Histamin, aus.

Wer ist betroffen?

Bei einem knappen Drittel aller Erwachsenen zwischen 18 und 79 Jahren wurde bereits einmal eine Allergie festgestellt. Am häufigsten tritt dabei ein Heuschnupfen in Erscheinung, wobei Frauen tendenziell etwas öfter erkranken als Männer. Aktuell leiden auch neun Prozent aller Kinder an Heuschnupfen.
Eine histaminreiche Ernährung kann die Symptome einer Allergie verstärken. Allergiker sollten daher vor allem in der Pollensaison auf eine histaminarme Ernährung achten.

Was ist Histamin?

Histamin ist ein Eiweiß, das zu den Gewebshormonen gerechnet wird und viele der allergischen Symptome des Heuschnupfens auslöst, z. B. die laufende Nase oder den unangenehmen Niesreiz. In dem Versuch, den Körper zu schützen, setzt das Immunsystem eine Kettenreaktion in Gang, die Mastzellen (bestimmte weiße Blutkörperchen) dazu veranlasst, Histamin im Blutkreislauf freizusetzen. Passiert dies, kommt es zur Auslösung der bekannten Allergiesymptome in der Nase, den Augen, dem Rachen, der Lunge, der Haut oder dem Magen-Darm-Trakt. Histamin wird aber nicht nur vom Körper selbst hergestellt, sondern auch über bestimmte Nahrungsmittel aufgenommen.

Behandlung von Heuschnupfen

Mittlerweile gibt es zahlreiche Medikamente (Antihistaminika) die zur Behandlung eines Heuschnupfens eingesetzt werden. Doch nicht immer bringen die entsprechenden Medikamente die gewünschte Wirkung mit sich oder führen sogar zu Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Übelkeit und Appetitverlust. Als Alternative oder Ergänzung der Behandlung kann hier eine entsprechend angepasste Ernährung und ein bewusster Lebensstil sorgen.

Die Heuschnupfen-Verstärker

Zu den Nahrungsmitteln, die man während der Allergie-Saison meiden sollte, gehören Lebensmittel, auf die viele Personen ohnehin allergisch oder empfindlich reagieren. Ebenso wie Nahrungsmittel, die die Histamin-Ausschüttung der Mastzellen fördern oder selbst einen höheren Histamingehalt aufweisen.

Zu den Histamin-bildenden Nahrungsmitteln gehören alle gereiften, geräucherten und mit Konservierungsstoffen behandelten Nahrungsmittel wie Käse, Sauerkraut oder überreife Früchte. Zu den Lebensmitteln, die eine Allergie ungünstig beeinflussen, zählen:

  • Alkohol
  • Koffein
  • Milchprodukte
  • Erdnüsse
  • Zucker
  • Weizen Zitrusfrüchte und Zitrussäfte
  • Schokolade
  • Getrocknete Früchte
  • Garnelen

Die Heuschnupfen-Helfer

Glücklicherweise gibt es viele Lebensmittel, die dabei helfen können, die durch Histamine ausgelösten Symptome zu bekämpfen. Zu den „guten“ Nahrungsmitteln zählen Lebensmittel mit diesen Inhaltsstoffen:

Vitamin C
Vitamin C ist ein natürliches Antihistaminikum:
 dieses Vitamin kann den Abbau von Histamin im Körper beschleunigen und die Aktivität des Enzyms Diaminoxidase (DAO) ankurbeln. Daneben ist es ein hervorragendes Antioxidans, wirkt entzündungshemmend und stärkt die Abwehrkräfte. So zeigt etwa eine Observationsstudie aus dem Jahr 2018 eindrucksvoll, dass Patienten mit einer allergischen Grunderkrankung, deutlich von einer intravenös verabreichten Vitamin C-Gabe profitieren.
Vitamin C steckt nicht nur in Zitrusfrüchten, sondern auch in vielen weiteren Obst- und Gemüsesorten.
Folgende Nahrungsmittel sind histaminarm, aber reich an Vitamin C:

• Schwarze Johannisbeeren: 189mg Vitamin C/100g
• Petersilie: 166mg Vitamin C/100g
• Paprika: 140mg Vitamin C/100g
• Blumenkohl: 73mg Vitamin C/100g
• Brokkoli: 61,1 mg Vitamin C/100 g
• Heidelbeeren: 30 mg Vitamin C/100g
• Apfel: 12mg Vitamin C/100g

Zink
Eine medizinische Behandlung bei Heuschnupfen basiert oft auf Antihstaminika- oder Steroid-basierten Nasensprays, die Mastzellen stabilisieren sollen. Diese Zellen speichern Histamin und setzen es bei Kontakt mit einem Allergen frei. Das Spurenelement Zink kann ebenfalls dazu beitragen, Mastzellen zu stabilisieren, wodurch es zu einer geringeren Histaminfreisetzung kommt – Zink agiert also wie ein natürliches Antihistamin-Präparat!

Viel Zink findet man in Nahrungsmitteln tierischer Herkunft wie Fleisch, Fisch, Milch und Käse. Richtige Zink-„Bomben“ sind Austern und Kalbsleber. Vollkornprodukte sind ebenfalls zinkreich, hier sollte aber zur Verbesserung der Zinkaufnahme im Körper zusätzlich ein proteinreiches Lebensmittel genossen werden.

Vitamin D
Ein Mangel an Vitamin D ist einer der größten Einzelfaktoren, die für eine Überreaktion des Immunsystems verantwortlich gemacht werden können. Dies bestätigt auch eine aktuelle Studie, die untersuchte, welche Verbindung zwischen der Intensität von Allergien und einem Mangel an Vitamin D besteht. Ausgewertet wurden die Daten von rund einhundert Personen im Alter zwischen 18 und 55 Jahren, die unterschiedlich hohe Vitamin-D-Spiegel aufwiesen. Das Ergebnis: Studienteilnehmer mit dem höheren Vitamin D Gehalt im Blut litten signifikant weniger an Heuschnupfen oder Allergien bzw. nur an leichteren Formen der Erkrankung.

Unser Körper ist in der Lage, Vitamin D unter Einwirkung von Sonnenlicht selbst zu bilden. Allerdings produziert nicht jeder Mensch gleich hohe Mengen an diesem Vitamin.
Zu den Lebensmitteln, die Vitamin D in nennenswerten Mengen enthalten, zählen insbesondere Fettfische (z. B. Lachs, Hering, Makrele) und in deutlich geringerem Maße Leber, Margarine (mit Vitamin D angereichert), Eigelb und einige Speisepilze.

Probiotika
Fachleute vermuten schon länger, dass sich das Immunsystem auch durch die Einnahme von Probiotika stärken läßt. Eine 2015 durchgeführte Meta-Studie gibt Hinweise darauf, dass Probiotika auch Heuschnupfen Symptome lindern kann. Ausgewertet wurden dabei 23 Studien mit insgesamt 1919 Patienten, darunter 21 doppelblinde klinische Studien und 2 randomisierte Crossover-Studien. Das Ergebnis: Siebzehn Untersuchungen zeigten einen signifikanten Nutzen durch die Verwendung von Probiotika, bei sechs Studien wurde der Effekt nicht nachgewiesen.

Eine weitere Studie der University of Florida von 2017 belegt zudem, dass die Kombination von Lactobacillen und Bifidobakterien die Anzahl von Immunzellen (T-Zellen) Anzahl steigern kann. Diese sind in der Lage Heuschnupfen-Symptome zu unterdrücken und bieten so eine nebenwirkungsfreie Alternative zu herkömmlichen Medikamenten wie Antihistaminika. Aufgrund der Heterogenität der Studien und der unterschiedlichen Ergebnisse sind aber zusätzliche Untersuchungen erforderlich, um endgültige Aussagen zum Thema machen zu können.

Vitamin A
Studien an Patienten mit Asthma konnten zeigen, dass diese prinzipiell niedrigere Vitamin A-Spiegel aufweisen als gesunde Menschen. Wobei es hier eine Wechselwirkung gibt: Die bei Allergien auftretenden Entzündungsreaktionen, z. B. in der Lunge von Asthmapatienten, werden einerseits bei einem Vitamin A Mangel begünstigt und wirken sich andererseits auch negativ auf den Vitamin A-Spiegel aus. Ein allergiegeplagter Körper benötigt 2mg (bzw. 2000μg) Vitamin A pro Tag.

Karotinoide, pflanzliche Vorstufe von Vitamin A lassen sich jederzeit in die Ernährung integrieren. Gut funktioniert dies beispielsweise über Süßkartoffeln (100g enthalten ca. 1,4 mg Vitamin A), Karotten (100g enthalten 1,3 mg Vitamin A), Spinat, Fenchel (100g enthalten 0,8 mg Vitamin A), rote Paprika oder Mango.

Achtung bei Kreuzallergien!

Wer unter Heuschnupfen leidet, hat es auch häufig mit sogenannten Kreuzallergien zu tun. Dabei kommt es zu allergischen Reaktionen aufgrund von Eiweißen bestimmter Nahrungsmittel, die eine Ähnlichkeit mit Allergenen der Pollen aufweisen.

Häufige Kreuzallergien treten auf bei:

  • Birkenpollenallergie: mit Stein- und Kernobst (Kirschen, Zwetschken etc.), Soja, Nüssen
  • Gräserpollenallergie: mit Hülsenfrüchten (Erdnüsse, Soja), Getreide, Tomaten
  • Kräuterpollenallergie (allen voran Beifuß, Artemisia): mit Sellerie, Paprika, Karotte, Tomate, Artischocke, Gurke, Knoblauch, Kamille, Gewürze

 

AutorIn: Sepideh Neshat, BSc.; Ernährungswissenschaftlerin

  • Autor

    Redaktion DocFinder.at

    Unser Team aus erfahrenen Redakteuren und medizinischen Experten hat es sich zur Aufgabe gemacht, hochwertige Informationen zu Gesundheitsthemen zu erstellen. Unsere Artikel basieren auf dem neuesten Stand der medizinischen Forschung. Unser Qualitätsanspruch besteht darin, aktuelle medizinische Inhalte in erstklassiger Qualität auf verständliche Weise zu vermitteln.

Vollbracht C et al.: Intravenous vitamin C in the treatment of allergies: an interim subgroup analysis of a long-term observational study, J Intern Med Res 2018; 

Dewi Am et al.:The effect of zinc supplementation on the improvement of clinical symptoms and the quality of life of persistent moderate severe allergic rhinitis patients, Front Pharmakol 2018; https://www.frontiersin.org/10.3389/conf.fphar.2018.63.00084/event_abstract

Alnori H et al.: Vitamin D and Immunoglobulin E Status in Allergic Rhinitis Patients Compared to Healthy People, J Med Life 2020;

https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/heuschnupfen/behandlung

Rosenkranz RR et al.: Dietary factors associated with lifetime asthma or hayfever diagnosis in Australian middle-aged and older adults: a cross-sectional study; Nutrition Journal 2012;  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3544658/

Andrianasolo RM et al.: Associations between dietary scores with asthma symptoms and asthma control in adults, Europ Resp j 2018; https://erj.ersjournals.com/content/52/1/1702572

The Foods that make your Hay Fever worse, London Allergy and Immunology center, https://www.allergycliniclondon.co.uk/the-foods-that-may-make-your-hay-fever-worse/, Zugriff März 2022

Das könnte Sie auch interessieren
Hüftschmerzen

Hüftschmerzen

Beschwerden im und um das Hüftgelenk sind ein weit verbreitetes Problem und betre:en nahezu jeden Menschen irgendwann im Laufe des Lebens. Der Schmerzursprung kann direkt im Gelenk liegen oder in den umgebenden Strukturen.

Pap-Abstrich

Pap-Abstrich zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs

Der Pap-Abstrich ist eine gynäkologische Routineuntersuchung zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs und zählt zu den erfolgreichsten Krebstests überhaupt. Seit seiner Einführung konnte die Sterblichkeitsrate dieser Erkrankung um zwei Drittel gesenkt werden.

HPV Infektion (Humane Papillomaviren)

HPV (Humane Papillomaviren)

Humane Papillomaviren (HPV) sind DNA-Viren, die vorwiegend durch direkten Schleimhautkontakt übertragen werden und verschiedene Erkrankungen verursachen können – von harmlosen Warzen bis hin zu bösartigen Tumoren.

HPV-Test - Laborproben

HPV-Test: Ablauf, Kosten und Risiken auf einen Blick

Der HPV-Test ist in den letzten Jahren zu einem wichtigen Bestandteil der gynäkologischen Vorsorge geworden. Er ermöglicht es, Infektionen mit dem Humanen Papillomavirus (HPV), die zur Entstehung von Gebärmutterhalskrebs führen können, frühzeitig zu erkennen.