Zusammenfassung
Factbox – Frühjahrsmüdigkeit
Definition: ein saisonbedingter Zustand verringerter Leistungsfähigkeit und Müdigkeit
Symptome: Tagesmüdigkeit, Kreislaufbeschwerden, Gereiztheit, Kopfschmerzen, Wetterfühligkeit, depressive Verstimmung u.a.m.
Ursachen: keine gesicherten Erkenntnisse, vermutet werden körperliche Umstellungsschwierigkeiten, die mit dem Temperaturwechsel zu tun haben, wobei mehrere Hormone und Botenstoffe eine Rolle spielen dürften, Vitamin-D-Mangel, Umstellung auf Sommerzeit, Allergien u.a.m.
Behandlung: Zeit im Freien verbringen, sich kurzzeitig der Sonne aussetzen, Wechselduschen, gesund essen, Sport betreiben u.a.m.
Prognose: Die Frühjahrsmüdigkeit vergeht oft von allein und ist nach mehreren Tagen bzw. Woche überwunden
Vorsorge: Sportliche Betätigung, Aufenthalt im Freien
Was versteht man unter Frühjahrsmüdigkeit?
Unter dem Phänomen versteht man einen Zustand verringerter Leistungsfähigkeit und Müdigkeit, die viele Menschen im Frühjahr trifft. Es ist keine eigenständige Erkrankung, wird aber häufig, ebenso wie die Winterdepression, zu den seasonal affective disorder (SAD), den saisonal abhängigen Leiden, gezählt.
Symptome der Frühjahrsmüdigkeit
Wird es draußen immer wärmer und auch immer grüner, reagieren viele Menschen mit einem kompletten Rückzug. Sie fühlen sich ausgepowert, völlig schlapp und würden sich am liebsten wieder ins Bett verkriechen. Manche vergleichen die Beschwerden sogar mit einem milden Jetlag. Zu den typischen Symptomen der Frühjahrsmüdigkeit zählen üblicherweise:
- Tagesmüdigkeit, Fatigue
- Gereiztheit
- Kreislaufprobleme, Schwindel
- Schlafstörungen
- Gelenkschmerzen
- Kopfschmerzen
- Wetterfühligkeit
- Depressive Verstimmungen
Es scheint so zu sein, dass wetterfühlige Personen und Menschen mit einem niedrigen Blutdruck häufiger von der Frühjahrsmüdigkeit betroffen sind. Ältere Personen spüren den Übergang vom Winter in den Frühling ebenfalls heftiger als junge oder fitte Menschen.
Was sind die Ursachen der Müdigkeit?
Zu den Ursachen finden sich keine gesicherten wissenschaftliche Erklärungen. Es gibt aber einige Vermutungen darüber, warum sich Menschen gerade im Frühling so besonders müde und ausgepowert fühlen.
Vermutet wird etwa, dass sich der Organismus nicht immer problemlos auf die neuen Temperatur- und Lichtverhältnisse die mit dem Frühling einhergehen, einstellen kann. Dabei spielen auch einige Hormone eine entscheidende Rolle. Durch die zunehmende Tageslänge wird etwa vermehrt das Gewebshormon Serotonin ausgeschüttet – dies verändert die Stimmung, die Schmerzwahrnehmung und den Schlaf-Wach-Rhythmus. Zusätzlich wird in den Wintermonaten das Schlafhormon Melatonin vermehrt produziert, so dass auch wir in eine Art „Winterschlaf“ fallen aus der wir nur ungern wieder „erwachen.“
Nach dem Winter ist auch der Vorrat an Vitamin D häufig erschöpft. Die schützende Winterkleidung und das ohnehin kaum vorhandene Sonnenlicht verhindern die Produktion dieses Hormons in unserer Haut.
Wärmere Temperaturen führen auch zu einer Erweiterung der Blutgefäße und damit zu einer Blutdrucksenkung. Menschen mit einem ohnehin niedrigen Blutdruck nehmen Müdigkeit jetzt noch ausgeprägter wahr.
Amerikanische Forscher vermuten, dass typische Frühlings-Allergien, wie etwa die Gräserpollenallergie, zu einer Beeinträchtigung des Nachtschlafs führen können, die sich in weiterer Folge in Form von Tagesmüdigkeit bemerkbar macht.
Nicht zuletzt kann auch die jährliche Zeitumstellung (eine Stunde früher aufstehen) von der Winter- zur Sommerzeit Probleme bereiten.
Was kann man gegen die Frühjahrsmüdigkeit tun?
- Es klingt kontraproduktiv und doch ist es das Beste, seiner Müdigkeit nicht nachzugeben, sondern sich aufzuraffen, ins Freie zu gehen und möglichst viel Zeit draußen zu verbringen
- Sonnenlicht tanken, auch bei bedecktem Himmel kommt genügend UV-Licht durch, um die Vitamin D-Produktion anzukurbeln
- Seinen Lieblingssport wieder aufnehmen und sich sich regelmäßig bewegen
- Morgendliche Wechselduschen oder Kneippgänge bringen den Kreislauf in Schwung
- Frisches Grün am Teller hilft, die Vitaminspeicher wieder aufzufüllen. Und: Essen kann man auch im Freien
- Auf ausreichend Schlaf achten, aber nicht ewig im Bett bleiben
- Den zweiten Kaffee probeweise durch Grün- oder Matchatee ersetzen
- Regelmäßig lüften
- Sich in Geduld üben: Die Frühjahrsmüdigkeit ist nur eine vorübergehende Störung, die fast immer auch von selbst vergeht
Wie kann man vorbeugen?
Als beste prophylaktische Maßnahme erweist sich körperliche Fitness. Bereits leichte Bewegung, wie etwa Spazierengehen hilft. Und: wer auch im Winter viel an der frischen Luft war, tut sich beim Übergang in den Frühling erfahrungsgemäß ebenfalls leichter.
Was tun, wenn die Symptome bleiben?
Meist vergeht die Frühjahrsmüdigkeit ohne viel Zutun in wenigen Tagen bis Wochen von selbst. Verschwinden die Symptome jedoch nicht, sollte vor allem abgeklärt werden, ob sich dahinter beispielsweise eine Depression, Schilddrüsenunterfunktion, Eisenmangel, Allergie oder eine andere Erkrankung versteckt. Bei der Abklärung helfen Ihnen in erster Linie ihr Hausarzt oder Facharzt für Innere Medizin, die Sie gegebenenfalls auch an andere Spezialisten weiterleiten können.
Arakelyan HS: Springtime lethargy, Medical Biorhytmology 2019;
https://www.researchgate.net/publication/332752060_Springtime_lethargy
Tardy AL + Pouteau E: Vitamins and Minerals for Energy, Fatigue and Cognition: A Narrative Review of the Biochemical and Clinical Evidence; MDPI-Nutrients 2020; https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7019700/
Klein Sarah: Seasonal Allergies Stealing Your Sleep? How to Find Relief, Huffpost 2013;
https://www.huffpost.com/entry/seasonal-allergies-sleep_n_3149119