Frau mit Schnupftuch vor vielen Medikamenten und Tee
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Behandlung einer Grippe – Influenza

Die "echte" Grippe bedarf einer medizinischen Behandlung. Therapeutisch werden Neuraminidase-Hemmer sowie Medikamente und Hilfsmittel eingesetzt, die zur Linderung der Symptome beitragen. Vorbeugend hilft die Grippeimpfung.

Eine Influenza gehört in medizinische Behandlung. Besonders deutliches Anzeichen für eine Influenza sind die plötzlich auftretenden Symptome wie Abgeschlagenheit, Schüttelfrost und hohes Fieber. Patienten, die über einen Ausschlag, eine Verschlechterung des Zustandes, Kurzatmigkeit, stechende Schmerzen in der Brust beim tiefen Einatmen und extreme Müdigkeit klagen, sollten darüber ihren Arzt oder ihre Ärztin in Kenntnis setzen. Auch bei Risikopatienten sollte bereits frühzeitig ein Arzt oder eine Ärztin kontaktiert werden.

Verschreibungspflichtige Medikamente

Um gegen die Ursache, die Viren vorzugehen, werden sogenannte Neuraminidase-Hemmer eingestzt, die aber nur innerhalb der ersten 24 bis maximal 48 Stunden nach Auftreten der Symptome helfen.

Zu den Neuraminidase-Hemmern zählen:

  • Oseltamivir (Handelsname Tamiflu); werden in Tablettenform eingenommen,
  • Zanamivir (Handelsname Relenza); zum Inhalieren.

Nimmt man eines dieser Medikamente, die vom Arzt verschrieben werden müssen, innerhalb von 48 Stunden nach den ersten Anzeichen einer Grippeerkrankung ein, kann dadurch die Vermehrung des Virus unterbrochen werden. Neuraminidase-Hemmer blockieren das viruseigene Oberflächenprotein (die Neuraminidase), so dass die Viren nicht mehr in die Wirtszelle eindringen können, in denen sie sich normaler weise vermehren. Rechtzeitig eingenommen verringert der Wirkstoff die Komplikationen und die Krankheitsdauer (um ein bis drei Tage). Es verringern sich auch die Raten an Folgeerkrankungen wie Bronchitis, Mittelohr– oder Lungenentzündung.

Neuraminidase-Hemmer können auch bei Risikopatienten oder gesunden Menschen zur Verhinderung einer Erkrankung nach direktem Kontakt mit infizierten Personen verabreicht werden. Als häufigste Nebenwirkung klagen rund 5% der Patienten nach Einnahme der antiviralen Medikamente über Übelkeit.

Nicht verschreibungspflichtige Medikamente

Häufig werden OTC-Präparate, also apothekenpflichtige, aber nicht verschreibungspflichtige Medikamente, angewandt, die zwar zur Linderung der Symptome beitragen können, jedoch nicht die Ursache der Influenza bekämpfen. Rezeptfreie Medikamente wie Hustenstiller, schleimhautabschwellende, schmerzstillende und fiebersenkende Mittel sorgen für eine Linderung der Influenza-Symptome. Da viele Medikamente eine jeweils andere Kombination von gleichartigen Wirkstoffen enthalten, muss auf die Einhaltung der empfohlenen Höchstdosis der Wirkstoffe geachtet werden. Zum Beispiel kann es bei der Verwendung von fiebersenkenden Medikamenten sowie der Einnahme eines Erkältungssaftes zu einer Überschreitung der Tagesdosis von Paracetamol kommen. Daher sollten dem Arzt auch die rezeptfrei eingenommenen Medikamente bekanntgegeben werden.

Bedenken Sie aber auch, dass Fieber an sich nicht automatisch schädlich ist, sondern den Körper bei der Bekämpfung der Viren unterstützt. Deshalb sollten fiebersenkende Mittel nur bei Temperaturen über 39 °C eingesetzt werden. Der Grippe-Kranke sollte darüber hinaus das Bett hüten, seine Kräfte schonen, und viel trinken. Die meisten Influenza-Patienten fühlen sich aber ohnehin so geschwächt, dass sie zu Hause bleiben und viel schlafen. 

Da Antibiotika nur bei bakteriellen Erkrankungen wirksam sind, kommen sie bei der Influenza – abgesehen von bestimmten Komplikationen (bakterielle Sekundärinfektionen) – nicht zum Einsatz.

Bei Gefahr einer Pandemie sind neben dem Einsatz von antiviralen Medikamenten wie Neuraminidase-Hemmern auch Grippeimpfungen eine wichtige Maßnahme, um die Ausbreitung einzudämmen.

Verlauf und Prognose

Der Verlauf einer Grippe hängt einerseits vom Typ des Influenza-Virus selbst ab, und andererseits vom Zustand des Abwehrsystems des Patienten. Für einen an sich gesunden Organismus mit einem intakten Immunsystem stellt die Grippe in der Regel kein lebensbedrohendes Problem dar. Die Mehrzahl der Grippe-Infektionen vergeht innerhalb von 14 Tagen mit einer völligen Gesundung des Patienten. Der Heilungsprozess kann aber auch mehrere Wochen, eventuell  verbunden mit einem quälendem Husten, andauern.
Man schätzt, dass in den westlichen Industrieländern etwa 10% der krankheitsbedingten Arbeitsausfälle durch Influenza-Infektionen verursacht werden.

Besonders bei älteren Menschen, Säuglingen, Kleinkindern, Schwangeren oder Personen mit bereits bestehender Vorerkrankung der Atemwege (wie Asthma oder COPD), der Nieren oder des Herzens sowie bei immungeschwächten Patienten können Komplikationen auftreten, die schlimmstenfalls zum Tode führen können.

Wer soll sich impfen lassen?

Durch Schutzimpfungen, die jährlich meist ab Oktober durchgeführt werden, kann man sich effektiv vor der Influenza schützen. Unter gesunden Erwachsenen verhindern Impfungen rund 60-90% der Influenza-spezifischen Krankheiten. Bei älteren Personen reduziert der Impfstoff schwere Erkrankungen und Komplikationen um bis zu 60%. Studien aus den USA und den Niederlanden zeigen, dass durch regelmäßige Grippe-Impfungen die Sterblichkeit von Personen über 60 Jahren um bis zu 25% gesenkt werden kann. Wichtig ist hierbei die Regelmäßigkeit der Impfungen. Aber schon im ersten Jahr der Impfung sinkt die Sterblichkeit um rund 10%.

Die Immunität der Schutzimpfung hält höchstens ein Jahr, da die Viren rasch ihre Oberflächenstruktur verändern. Die jährliche Empfehlung, welche Virenstämme in den Impfstoffen für die kommende Saison aufgenommen werden sollten, wird vom Global Influenza Surveillance Network (GISN), einer Partnerschaft nationaler Influenza-Zentren auf der ganzen Welt (innerhalb der WHO) ,herausgegeben.

Das Influenza-Virus besteht aus einer Proteinhülle um einen RNA-Kern auf dessen Hülle sich zwei Antigene (Neuraminidase und Hämagglutinin) befinden. An diese Oberflächenproteine heften sich auch die durch die Impfung hervorgerufenen Antikörper, so dass Viren dadurch in ihrer Aktivität gehemmt werden,

Die WHO empfiehlt die Impfung, deren Impfschutz  rund zwei Wochen nach der Impfung beginnt,  vor allem für:

  • Pflegeheimbewohner
  • Ältere Menschen ab 60
  • Personen mit chronischen Erkrankungen
  • Schwangere und Frauen, die während der Grippesaison schwanger werden wollen
  • Personal des Gesundheits- und Pflegebereichs
  • Personal in Gemeinschaftseinrichtungen (Schulen, Kindergärten etc.)
  • Personen mit häufigen Publikumskontakt (Restaurants etc.)
  • Kinder ab dem vollendeten sechsten Lebensmonat
  • Reisende
  • Für Kinder und ältere Erwachsene wird auch eine Impfung gegen Pneumokokken empfohlen, da diese Bakterien zumeist Auslöser einer Lungenentzündung als Komplikation der Grippe sind.

Gesamt gesehen sind Geimpfte gegenüber den Nicht-Geimpften  im Vorteil: Sollten Geimpfte trotzdem erkranken:

  • verläuft die Erkrankung zumeist milder und kürzer,
  • erleiden sie deutlich weniger Influenza-bedingte Krankheitsfolgen,
  • und benötigen seltener einen Krankenhausaufenthalt.

Die Influenzaimpfung bietet nur vor der echten Virusgrippe einen Schutz, grippale Infekte können jedoch weiterhin auftreten.

Nebenwirkungen der Grippeimpfung

Die Grippeschutzimpfung wird meistens gut vertragen. Wird ein Totimpfstoff verwendet, treten manchmal vorübergehend lokale Reaktionen an der Einstichstelle auf (leichte Schmerzen, Schwellung, Rötung). Sie zeigen die natürliche Antwort des Körpers auf den Kontakt mit dem Impfstoff.

Kommt ein Lebendimpfstoff zum Einsatz, der als Nasenspray verabreicht wird, kann es vorübergehend zu einer verstopfen oder laufenden Nase kommen.

Beide Grippeimpfstoffe  lösen gelegentlich allgemeine Symptome aus, die denen einer Erkältung (Rhinitis) ähneln. Dazu zählen Fieber, Frösteln, Schwitzen, Muskel-, Kopf-, Gliederschmerzen oder Müdigkeit. Diese Beschwerden verschwinden gewöhnlich nach ein bis zwei Tagen wieder.

  • Autor

    Katharina Miedzinska, MSc

    Medizinjournalistin

    Katharina Miedzinska-Baran ist eine freie Medizinjournalistin, Biologin und Diätologin mit umfangreicher Expertise in der Erstellung medizinischer Inhalte sowie großem Interesse an Gesundheitsthemen.

Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz,
https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Uebertragbare-Krankheiten/Infektionskrankheiten-A-Z/Grippe-(Influenza).html
Zugriff 10.12.2020

AGES: Grippe; https://www.ages.at/themen/krankheitserreger/grippe/
Zugriff: 10.12.20

Diagnostisches Influenza Netzwerk Österreich:
https://www.virologie.meduniwien.ac.at/wissenschaft-forschung/virus-epidemiologie/influenza-projekt-diagnostisches-influenzanetzwerk-oesterreich-dinoe/ (Zugriff: 10.12.2020)

Gesundheit.gv.at: Grippe; https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/atemwege/grippe/diagnose
Zugriff: 9.12.2020

World Health Organization: Influenza
https://www.who.int/influenza/en/ (Zugriff: 9.10.2020)

Deutsche Lungenstiftung e.v.;
https://www.lungenaerzte-im-netz.de/krankheiten/grippe/therapie/
Zugriff: 9.10.2020

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