Dekubitus - Matratzenauflage
Foto: Sever180/shutterstock.com

Dekubitus

Ein Dekubitus entsteht durch häufiges, langes, unbewegliches Sitzen oder Liegen und muss so rasch wie möglich behandelt werden. Besonders wichtig dabei sind ist die Druckentlastung und -verteilung, ein gutes Schmerzmanagement und Geduld, denn die Wundheilung nimmt längere Zeit in Anspruch.

Zusammenfassung

Factbox – Dekubitus

Synonym: Dekubitus, Dekubitalgeschwür, Wundliegen, Liegegeschwür

Dekubitus: Druckgeschwür

Definition: lokal begrenzte Schädigung der Haut und/oder des darunter liegenden Gewebes, das typischerweise über knöchernen Vorsprüngen infolge von Druck oder von Druck in Verbindung mit Scherkräften entsteht

Hauptursache: langes, unbewegliches Sitzen oder Liegen

Weitere Risikofaktoren: Hautschäden, Über- und Untergewicht, Mangelernährung und Flüssigkeitsmangel, Lähmungen, Erkrankungen wie Diabetes, Arthrose oder Rheuma u.a.m.

Behandlung: Positionierung des Patienten, Auswahl der passenden Lagerungshilfsmittel, Festlegung des individuellen Zeitintervalls für die regelmäßige Umpositionierung des Patienten, Wundbehandlung, Management von Risikofaktoren, Förderung der Mobilität

 Was ist Dekubitus?

Der Begriff Dekubitus leitet sich  vom lateinischen „decumbere“ (deutsch: sich niederlegen) ab, was schon darauf hindeutet, dass es sich dabei um ein Problem handelt, das durch häufiges, langes, unbewegliches Sitzen oder Liegen zustande kommt. Man spricht daher auch von Wundliegen oder Druckgeschwür, und es scheint klar, dass der Dekubitus ein großes Problem in der pflegerisch-medizinischen Versorgung ist.
Man geht davon aus, dass rund 13 Prozent aller im Krankenhaus behandelten Patienten ein oder mehrere Druckgeschwüre unterschiedlicher Schweregrade entwickeln, und bei älteren Patienten sind sogar bis zu 30 Prozent und mehr betroffen. Das Problem stellt sich aber auch im häuslichen Umfeld, wenn wenn jemand pflegebedürftig ist und unter Bewegungseinschränkungen leidet, und Dekubitus kann auch Säuglinge und Kinder treffen, deren Haut besonders zart und empfindlich ist und die Druck noch nicht wahrnehmen und sich dazu äußern können.

Definitionsgemäß handelt es sich beim Dekubitus um eine lokal begrenzte Schädigung der Haut und/oder des darunter liegenden Gewebes, das typischerweise über knöchernen Vorsprüngen infolge von Druck oder von Druck in Verbindung mit Scherkräften entsteht. Besonders gefährdet sind Körperstellen wie Ohren, Hinterkopf, Schultergelenk, Schulterblatt, Wirbelsäule, Ellenbogen, Beckenkamm, Sitzbein, Kniegelenk, Fersen und Fußknöchel.

Ein Dekubitus kann unterschiedlich groß und tief sein, zählt zu den chronischen Wunden und infiziert sich in der Regel. Dadurch braucht es für die Heilung oft Monate. Bei sehr tiefen Geschwüren muss manchmal auch chirurgisch vorgegangen bzw. müssen auch Nekrosen (abgestorbenes Gewebe) entfernt werden.

Wie lange es dauert, bis jemand einen Dekubitus entwickelt, ist individuell unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren ab. Dazu zählen unter anderem das Alter des Patienten, sein Ernährungszustand und die Ursache der Bettlägerigkeit. Bei manchen Menschen entsteht schon innerhalb weniger Stunden ein Dekubitus.

Druckgeschwüre gehen mit großer psychischer Belastung einher und verursachen permanente Schmerzen, daher benötigen Betroffene oft auch eine adäquate Schmerztherapie.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Hauptursache für die Entwicklung eines Druckgeschwürs ist die eingeschränkte Bewegungsfähigkeit. Dadurch entsteht langanhaltender Druck auf das Hautgewebe, den der oder die Betroffene nicht durch Ausgleichsbewegungen verlagern kann. Somit kann die Haut an den Auflageflächen nicht ausreichend durchblutet werden, was wiederum zur Unterversorgung des Hautgewebes, das in der Folge Schäden nimmt, führt.

Laut Experten führt langes unbewegliches Liegen oder Sitzen fast zwangsläufig zu einem Druckgeschwür, und es gibt weitere Risikofaktoren, die bei längerer Unbeweglichkeit die Entstehung eines Dekubitus begünstigen. Dazu zählen etwa:

  • Hautschäden (zum Beispiel durch Feuchtigkeit, Inkontinenz, Pergamenthaut oder unzureichende Hautpflege im Alter)
  • Über– und Untergewicht
  • Mangelernährung und Flüssigkeitsmangel
  • Lähmungen
  • Erkrankungen wie DiabetesArthrose oder Rheuma

Zudem erhöhen etwa Katheter das Risiko eines Dekubitus, weil sie an der Haut reiben oder darauf Druck ausüben, und es ist sehr wichtig, einen bewegungseingeschränkten Patienten richtig zu bewegen, denn Ziehen oder Zerren kann dazu führen, dass die Haut durch so genannte Scherkräfte verletzt wird.

Außerdem spielen weitere Bedingungen eine Rolle dabei, ob und in welchem Ausmaß ein Dekubitus entsteht. Das betrifft zum Beispiel die Beschaffenheit der Matratze oder des Stuhls, die Dauer der Druckeinwirkung und die Risikofaktoren des oder der Betroffenen.

Dekubitus-Stadieneinteilung

Was den Schweregrad eines Dekubitus betrifft, so richtet er sich nach der Ausdehnung der Wunde in die Tiefe des Gewebes. In der Regel werden vier verschiedene Stadien bzw. Kategorien voneinander unterschieden:

Stadium/Kategorie I: Es kommt bei Fingerdruck zu einer nicht abblassenden, umschriebenen Hautrötung, wobei die Haut intakt ist. Weitere Zeichen können Ödembildung, Verhärtung, lokale Überwärmung und Verfärbung der Haut sein. In diesem Stadium verschwindet die Hautrötung nach einigen Stunden bis Tagen, wenn eine kontinuierliche Druckentlastung stattfindet. Geschieht das nicht, so kommt es zur verstärkten Einlagerung von Flüssigkeit mit anschließender Blasenbildung.

Stadium/Kategorie II: Es kommt zu einem Teilverlust der Haut. Die Epidermis bzw. auch Anteile der Dermis sind geschädigt. Der Druckschaden ist oberflächlich und zeigt sich als Blase, Hautabschürfung oder flaches Geschwür. Insgesamt entsteht ein nässender, sehr infektionsanfälliger Hautdefekt.

Stadium/Kategorie III: Es kommt zum Verlust aller Hautschichten und zu einer Schädigung oder Nekrose (abgestorbenes Gewebe) des subkutanen Gewebes, die bis auf den darunter liegenden Muskel reichen kann. Insgesamt zeigt sich ein tiefes, offenes Geschwür.

Stadium/Kategorie IV: Es kommt zum Verlust aller Hautschichten mit ausgedehnter Zerstörung, Gewebsnekrose oder Schädigung von Muskeln, Knochen oder Sehnen und Gelenkkapsel.

Abgrenzung von ähnlichen Krankheitsbildern

Es gibt Wunden, die einem Dekubitus ähneln, wobei vor allem die Inkontinenz-assoziierte Dermatitis (IAD) eine diesbezüglich häufige Diagnose ist, die vom Dekubitus abgegrenzt werden muss, um die jeweils richtige Therapie einleiten zu können. Was die Unterscheidungskriterien zwischen Dekubitus und IAD betrifft, so tritt Dekubitus an prominenten Knochenstellen auf (z.B. Kreuzbein), die Wunde ist scharf abgegrenzt, der Wundgrund schlecht durchblutet, und es kommt häufig zu trockenen oder feuchten Nekrosen. Die IAD hingegen tritt gehäuft an Hautfalten (z.B. Steißbein) auf, ist flächig verteilt, oberflächlich und gut durchblutet.

Dekubitus – Behandlung

Jeder Dekubitus ist eine Wunde und muss von einem Arzt und einer Pflegefachkraft, die idealerweise Wundexperten sind, behandelt werden. Das Wundmanagement beim Druckgeschwür ist sehr komplex, denn es heilt nur sehr langsam und schwer, und Betroffene leiden häufig auch unter Schmerzen, die ebenfalls therapiert werden müssen. All das ist in einer genauen Dokumentation festzuhalten. Die Therapie richtet sich nach der Kategorie des Dekubitus, und die Grundlage jeder Behandlung ist die umgehende Druckentlastung und -verteilung. Dadurch kommt die Durchblutung wieder in Gang, beschädigte Zellen können sich regenerieren und die Versorgung des Gewebes stabilisiert sich.

Wichtige Maßnahmen im Wundmanagement eines Dekubitus sind unter anderem:

  • die Positionierung des Patienten
  • die Auswahl der passenden Lagerungshilfsmittel (Spezial-Matratzen und Auflagen)
  • die Festlegung des individuellen Zeitintervalls für die regelmäßige Umpositionierung des Patienten
  • die individuell angepasste Wundbehandlung (Reinigung, Abdeckung, ggf. chirurgische Entfernung von abgestorbenem Gewebe)
  • das Management bzw. die Verminderung oder Beseitigung von Risikofaktoren (z.B. Mangelernährung, Behandlung von Erkrankungen wie Diabetes, Rheuma etc.)
  • die Förderung der Mobilität des Patienten

Wie läßt sich Dekubitus vermeiden?

Damit ein Dekubitus erst gar nicht entsteht, müssen gezielte Maßnahmen zur Dekubitusprophylaxe getroffen werden. Dazu ist es vorerst wichtig, die Risikofaktoren zu kennen. In der Folge geht es um die richtige Lagerung sowie die Erhaltung der Bewegungsfähigkeit bzw. das Vermeiden weiterer Bewegungseinschränkungen, wenn die Beweglichkeit des Patienten schon eingeschränkt ist.
Oberste Ziele sind dabei die Faktoren Druckentlastung, Druckverteilung und das Vermeiden von Scherkräften, die vor allem beim Transfer der Patienten auftreten können und die die Entstehung eines Druckgeschwürs fördern.

Für all diese Maßnahmen gibt es Dekubitus-Hilfsmittel, die von einfachen Kissen über Antidekubitus-Matratzen und -auflagen, Weichlagerungssystemen und Wechseldrucksystemen bis hin zu Mikrostimulationssystemen reichen. Wichtig ist weiters die regelmäßige Beobachtung der Haut und eine gute Hautpflege, bei der besonders Lotionen mit Wasser in Öl zur Anwendung kommen sollten. Viele Experten empfehlen zur Dekubitusprophylaxe zudem, auf eine ausgewogene Ernährung des Patienten zu achten. Das kann zwar die Entstehung eines Dekubitus nicht verhindern, aber Risikofaktoren wie etwa einen schlechten Hautzustand positiv beeinflussen.

Was können Angehörige tun? 

Pflegende Angehörige spielen beim Dekubitus-Management eine wichtige Rolle. Sie können sich aktiv an der Wundheilung beteiligen und auch etwas für die Dekubitus-Prophylaxe tun. Dazu ist es wichtig, über das Dekubitus-Risiko und die damit verbundenen Folgen Bescheid zu wissen. In speziellen Schulungen und Kursen kann man auch lernen, wie man weiteres Wundliegen durch gezielte Positionierungen verhindern kann, oder wie man Mobilisationstechniken verbessert und den eigenen Rücken schont.
Hilfreich ist auch die Beratung durch geschultes Fachpersonal, das zum Beispiel geeignete Lagerungstechniken kennt und weiß, worauf es beim Positionswechsel ankommt. Wichtig ist weiters, in der Pflege auf strenge Hygiene zu achten und den Patienten und sich selbst vor Infektionen zu schützen. Außerdem sollte man die Haut des Patienten täglich sehr genau beobachten, dabei auf die besonders gefährdeten Hautpartien achten und bei Dekubitus-Verdacht rasch handeln, und: Es ist hilfreich, sich darauf einzustellen, dass die Wundheilung bei einem einmal entstandenen Dekubitus oft längere Zeit in Anspruch nimmt und von allen Beteiligten Geduld erfordert.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

S1- Leitlinie der Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft für Paraplegie e.V. (DMGP):
Querschnittspezifische Dekubitusbehandlung und -prävention
https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/179-008l_S1_Querschnittspezifische_Dekubitusbehandlung_Dekubituspraevention_2017-08.pdf, Abruf Oktober 2021

Prävention und Behandlung von Dekubitus: Kurzfassung der Leitlinie
https://www.epuap.org/wp-content/uploads/2016/10/german_quick-reference-guide.pdf, Abruf Oktober 2021

https://www.pflege.de/krankheiten/dekubitus/, Abruf Oktober 2021

https://www.dekubitus.de/ratgeber/dekubitusstadien, Abruf Oktober 2021

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