Mann mit Prostatakarzinom-Schleife·movember
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Prostatakrebs – Prostatakarzinom

Das Prostatakarzinom ist ein bösartiger Tumor der Vorsteherdrüse des Mannes und in Industrieländern die häufigste Krebserkrankung bei Männern. In den letzten Jahren haben Vorsorgeuntersuchungen und die Bestimmung des PSA-Wertes dazu geführt, dass die Diagnose früher gestellt und das Prostatakarzinom daher frühzeitig therapiert werden kann. Neue Behandlungsmethoden sorgen dafür, dass Therapien heute auch schonender durchgeführt werden können und mit geringeren Nebenwirkungen verbunden sind.

Zusammenfassung

Factbox – Prostatakrebs

Synonym: Prostatakrebs, Prostatakarzinom

Definition: bösartiger Tumor in der Vorsteherdrüse des Mannes

Risikofaktoren: höheres Lebensalter, familiäre Disposition, ethnische Faktoren

Mögliche Symptome: vermehrter Harndrang, besonders nachts, Schwierigkeiten zu Beginn des Wasserlassens, Unfähigkeit zu urinieren, schwacher oder unterbrochener Harnfluss, schmerzhafte Ejakulation, Blut in Urin oder Samenflüssigkeit, starke Schmerzen im unteren Rücken, in Becken, Hüften oder Oberschenkeln, weniger starke Erektion oder Impotenz, verminderter Samenerguss

Diagnose: digital-rektale Tastuntersuchung, Bestimmung des PSA-Wertes im Blut, ultraschallgezielte Prostatabiopsie, Schnittbilduntersuchungen, Knochenszintigrafie

Therapie: Abwarten (Watchful Waiting, Active Surveillance), Operation (radikale Prostatektomie), Strahlentherapie (perkutane Strahlentherapie, Brachytherapie), fokale Therapie, Hormontherapie, Chemotherapie, Immuntherapie… 

Vorsorge: beim Arzt, regelmäßig ab dem 45. Lebensjahr

Was ist Prostatakrebs?

Bei Prostatakrebs handelt es sich um einen bösartigen Tumor in der Vorsteherdrüse des Mannes. Diese etwa vier Zentimeter große, walnussförmige Drüse gehört zu den Fortpflanzungsorganen, sitzt direkt unter der Harnblase, umschließt dort ringförmig die Harnröhre und grenzt an der Rückseite an den Enddarm. Ihre Hauptfunktion ist es, einen Teil der Samenflüssigkeit zu produzieren, die die Spermien transportiert, und in ihrem Bereich laufen Harn- und Samenwege zusammen. Neben der Samenflüssigkeit wird in der Prostata auch das Prostata-spezifische Antigen (PSA) gebildet, das auch im Blut nachweisbar ist und bei dem ein erhöhter Wert auf Prostatakrebs hindeuten kann. Gesteuert werden Wachstum und Funktion der Prostata vom männlichen Geschlechtshormon Testosteron.

Veränderungen der Prostata treten bei fast jedem zweiten Mann ab dem 50. Lebensjahr auf. Nicht immer handelt es sich dabei um ein Prostatakarzinom. Häufig kommt es auch zu einer gutartigen Vergrößerung der Vorsteherdrüse, der so genannten Benignen Prostatahyperplasie (BPH), die die Harnröhre einengt und dadurch zu Symptomen wie einem schwächeren Harnstrahl und einem häufigeren Harndrang führt. Im Gegensatz dazu ist das Prostatakarzinom eine bösartige Geschwulst, die meist erst dann zu Symptomen beim Wasserlassen führt, wenn der Tumor sich schon ausgebreitet hat.

Prostatakrebs tritt am häufigsten bei Männern ab etwa 70 Jahren auf. Die Wahrscheinlichkeit, fünf Jahre nach Diagnosestellung noch am Leben zu sein, ist die zweithöchste unter allen Krebserkrankungen. Man stirbt also meist nicht an diesem Krebs, denn häufig hat Prostatakrebs einen günstigen Verlauf. Zudem kann das Karzinom dank besserer Vorsorge und der Bestimmung des PSA-Wertes heute oft frühzeitig diagnostiziert werden, sodass sich auch die Chancen auf vollständige Heilung verbessert haben.

Prostatakarzinom
Foto:KaterinaKon/shutterstock.com

Die Illustration zeigt einen Tumor, der bereits auf die Harnröhre drückt

Ursachen und Risikofaktoren 

Die genauen Ursachen sind nicht vollständig geklärt, aber es gibt bestimmte Faktoren, die das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, erhöhen. Der wichtigste davon ist ein höheres Lebensalter: Die Häufigkeit des Prostatakarzinoms steigt mit dem Alter und die Erkrankung wird meist im fortgeschrittenen Alter entdeckt. Auch die familiäre Disposition spielt eine Rolle: Je mehr Familienangehörige Prostatakrebs haben oder hatten und je jünger sie zum Zeitpunkt der Diagnose waren, umso höher ist das Risiko für männliche Angehörige. Deshalb wird Männern ab 45 Jahren und Personen mit erhöhtem familiärem Risiko ab 40 Jahren die regelmäßige Prostatakrebs-Vorsorgeuntersuchung dringend empfohlen.
Weiters ist bekannt, dass ethnische Faktoren eine Rolle spielen: Männer aus Schwarzafrika erkranken häufiger als Europäer, Asiaten sind selten betroffen. Daneben werden noch weitere Risikofaktoren wie etwa lokal entzündliche Prozesse oder Adipositas diskutiert, die Zusammenhänge sind aber noch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt.

Symptome

Im Frühstadium gibt es keine typischen Symptome und Betroffene bemerken zunächst meist nichts. Erst wenn der Tumor so groß geworden ist, dass er auf die Harnröhre übergreift oder Metastasen außerhalb der Prostata bildet, können folgende Symptome auftreten:

  • vermehrter Harndrang, besonders nachts
  • Schwierigkeiten zu Beginn des Wasserlassens
  • Unfähigkeit zu urinieren
  • schwacher oder unterbrochener Harnfluss
  • schmerzhafte Ejakulation
  • Blut in Urin oder Samenflüssigkeit
  • starke Schmerzen im unteren Rücken, in Becken, Hüften oder Oberschenkeln
  • weniger starke Erektion oder Impotenz
  • verminderter Samenerguss

Achtung: In den meisten Fällen handelt es sich dabei auch um die Symptome einer gutartigen Prostatavergrößerung. Sollte eine oder mehrere dieser Beschwerden auftreten, empfiehlt es sich die Ursache der Symptome ärztlich abzuklären.

Prostatakarzinom – Diagnose 

Bei der Diagnostik kommen eine digital-rektale Tastuntersuchung (DRU) und die Bestimmung des PSA-Wertes im Blut zur Anwendung. Bei PSA (Prostata-spezifisches Antigen) handelt es sich um ein Eiweiß, das ausschließlich von Prostatazellen gebildet wird. Krebszellen der Prostata können in etwa die zehnfache Menge an PSA im Vergleich zu normalen Prostatazellen produzieren, aber: Nicht jede Erhöhung des PSA-Wertes bedeutet auch Prostatakrebs. Da die PSA-Befunde oft grenzwertig bzw. schwer zu interpretieren sind, muss der PSA-Wert häufig längere Zeit, üblicherweise ein Jahr lang beobachtet werden.

Weitere Untersuchungen zur Diagnosesicherung sind die ultraschallgezielte Prostatabiopsie sowie Schnittbilduntersuchungen und Knochenszintigrafie zur Feststellung der Ausbreitung des Tumors.

Therapie des Prostatakarzinoms

Wenn die Diagnose Prostatakarzinom feststeht, geht es um die Erstellung eines Behandlungsplanes. Dabei spielen der histologische Befund, die Tumorausbreitung, das Alter des Patienten, sein Gesundheitszustand und andere individuelle Faktoren eine Rolle. Was zum Einsatz kommt, hängt wesentlich davon ab, ob der Tumor noch auf die Prostata begrenzt ist oder schon umliegendes Gewebe befallen und Metastasen in Lymphknoten und anderen Organsystemen gebildet hat. Grundsätzlich gibt es zahlreiche Möglichkeiten, von denen die wichtigsten folgende sind:

Abwarten: Diese Strategie hat beim Prostatakarzinom einen hohen Stellenwert, unter anderem deshalb, weil dieser Krebs häufig nur langsam wächst und nicht immer eine unmittelbare Bedrohung für den Betroffenen ist, und weil immer mehr Tumoren in einem sehr frühen Stadium entdeckt werden, sodass die behandelnden Ärzte entscheiden müssen, ob der Nutzen einer Therapie mit ihren Risiken und Nebenwirkungen in einem sinnvollen Verhältnis steht. Man unterscheidet zwei verschiedene Vorgehensweisen: Beim abwartenden Beobachten (Watchful Waiting) wird der Tumor vorerst nicht therapiert. Betroffene Männer melden sich selbst beim Arzt, wenn Beschwerden einsetzen. Diese werden dann gegebenenfalls behandelt. Eine Heilung ist hier jedoch nicht das Ziel. Die Strategie kommt vor allem für Patienten in Frage, deren mutmaßliche Lebenserwartung unter zehn Jahren liegt oder für die aufgrund von Begleiterkrankungen eine kurative Therapie nicht möglich ist.

Bei der aktiven Überwachung (Active Surveillance) werden die Patienten engmaschig überwacht. Wenn der Tumor unauffällig bleibt, wird nicht behandelt. Schreitet die Erkrankung aber fort, so erfolgt meist eine radikale Prostatektomie (komplette Entfernung von Prostata und Samenblasen) oder eine Bestrahlungstherapie.

Operation: Wenn der Krebs auf die Prostata beschränkt ist, kann er durch eine radikale Prostatektomie (Entfernung von Prostata und dem umgebendem Gewebe) beseitigt werden, wobei es verschiedene Operationstechniken gibt. Die Aussichten auf eine dauerhafte Heilung sind dabei sehr gut, besonders dann, wenn der Tumor vollständig entfernt werden kann. Allerdings kann es mitunter zu unerwünschten Folgeerscheinungen wie dem Verlust der Erektionsfähigkeit und Harninkontinenz kommen.

Strahlentherapie: Dabei werden zwei Methoden unterschieden: Bei der perkutanen Strahlentherapie (Bestrahlung von außen durch die Haut) wird die Strahlungsquelle von außen auf das Tumorgewebe gerichtet, wobei das umliegende Gewebe weitgehend geschont wird. Das Verfahren wird für lokal begrenzten Prostatakrebs empfohlen und ist, was die Wirksamkeit betrifft, mit der Operation vergleichbar.
Bei der Brachytherapie (Bestrahlung von innen) werden entweder gering radioaktive Körnchen oder Strahlungsquellen in die Prostata eingebracht und geben dort Strahlung ab. Diese Verfahren werden abhängig von der Methode für Prostatakrebs mit geringem Risikoprofil bzw. für Prostatakrebs von mittlerem und hohem Risiko zusammen mit einer anschließenden perkutanen Strahlentherapie empfohlen. Auch hier können Nebenwirkungen wie Impotenz, Harninkontinenz und andere unerwünschte Folgeerscheinungen – allerdings seltener als bei der Operation – auftreten.

Fokale Therapie: Dabei wird nicht die gesamte Prostata behandelt, sondern nur die Krebsherde. Diese werden gezielt zerstört, wobei etwa Ultraschallwellen zum Einsatz kommen. Das heisst, der Tumor wird mit Hilfe von Medikamenten lichtempfindlich gemacht und danach bestrahlt, wobei er  „verkocht“ oder einen „Kälteschock“ erleidet und abstirbt. Umliegendes Gewebe wird bei diesen Verfahren geschont, weshalb auch die Nebenwirkungen geringer ausfallen. Geeignet sind fokale Therapien aber nur für Patienten mit lokalem Prostatakrebs. Es ist auch noch nicht abschließend geklärt, ob diese Therapien die gleiche Wirksamkeit aufweisen wie die radikale Prostatektomie und die Strahlentherapie.

Hormontherapie: Diese Therapie zielt darauf ab, den Testosteronspiegel abzusenken (Testosteron fördert das Wachstum von Prostatakrebszellen) und somit das Fortschreiten der Krankheit – oft für viele Monate oder auch Jahre – zu hemmen. Eine Heilung ist dadurch allein nicht möglich, aber diese Therapieform hat ihren Stellenwert beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom mit Metastasen, beim lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinom (zusätzlich zur Bestrahlung) oder beim frühen Prostatakarzinom, wenn andere Therapien nicht in Frage kommen. Der Hormonentzug kann auch dazu beitragen, Symptome der Erkrankung zu lindern. Wichtig zu wissen ist auch, dass die Hormontherapie mit der Zeit an Wirkung verliert, sodass eine Therapieresistenz entsteht.

Chemotherapie: Sie spielt beim Prostatakarzinom eine eher untergeordnete Rolle, da dieser Krebs nicht so empfindlich dafür ist wie andere Tumoren. Sie kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn der Tumor bereits Metastasen gebildet hat und wird oft mit einer Hormontherapie kombiniert. Ein weiterer Nutzen der Chemotherapie bei Prostatakrebs ist ihre Wirksamkeit bei tumor- und metastasenbedingten Symptomen wie etwa Schmerzen.

Zudem wird gerade bei Prostatakrebs intensiv an weiteren Therapien geforscht, und es gibt zahlreiche neue Ansätze und neue experimentelle Therapien, die oft erst in Studien erprobt werden. Ob und unter welchen Bedingungen diese für einzelne Patienten in Frage kommt, sollte man idealerweise mit den behandelnden Ärzten besprechen.

Prostatakrebs und Sexualität

Die Erhaltung eines gesunden Sexuallebens während und nach einer Behandlung steht naturgemäß im Fokus der meisten Patienten. Obschon neue Behandlungen wie nervenschonende Operationen oder eine schonende Bestrahlung diesem Wunsch nachkommen, kann die Erhaltung der Sexualfunktion bei bestimmten Behandlungsansätzen problematisch sein. Besprechen Sie dies daher auch immer mit ihrem Arzt.

Vorsorgeuntersuchungen

Österreichische Urologen empfehlen mit der Prostatakrebs-Vorsorge ab 45 Jahren zu beginnen. Bei Männern mit einem erhöhten familiären Risiko bereits ab 40 Jahren.

Die Untersuchung umfasst die Tastuntersuchung (digitale rektale Untersuchung) durch den Arzt, die PSA-Bestimmung aus dem Blut sowie eine Ultraschalluntersuchung. Abhängig vom Ergebnis wird dann der nächste Früherkennungstermin bestimmt.

Das könnte Sie auch interessieren: Krebs: Alle Vorsorgeuntersuchungen auf einen Blick

FAQ

Im Frühstadium gibt es keine typischen Symptome und Betroffene bemerken zunächst meist nichts.Erst wenn der Tumor größer geworden ist, können folgende Symptome auftreten:

  • vermehrter Harndrang
  • Schwierigkeiten zu Beginn des Wasserlassens
  • Unfähigkeit zu urinieren
  • schwacher oder unterbrochener Harnfluss
  • schmerzhafte Ejakulation
  • Blut in Urin oder Samenflüssigkeit
  • starke Schmerzen im unteren Rücken, in Becken, Hüften oder Oberschenkeln
  • weniger starke Erektion oder Impotenz
  • verminderter Samenerguss

Für die Prostatakrebs Behandlung gibt es viele Therapieoptionen. Welche der folgenden Therapien angewendet wird, hängt davon ab, wie Alt der Patient ist, wie weit fortgeschritten bzw. aggressiv der Prostatakrebs zum Zeitpunkt der Diagnose ist oder von anderen individuellen Faktoren.

Folgende Therapieoptionen stehen in der Regel zur Verfügung:

  • Operation
  • Strahlentherapie
  • Chemotherapie
  • Fokale Therapie
  • Hormontherapie

Es gibt bestimmte Faktoren, die das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, erhöhen. Dazu zählen:

  • höheres Lebensalter
  • familiäre Disposition
  • ethnische Faktoren
  • Autor

    Dr. Rosalia Rutter

    Medizinjournalistin

    Dr. Rosalia Rutter ist eine freie Medizinjournalistin mit einem Studium der Ernährungswissenschaften und Biochemie an der Universität Wien. Sie verfügt über langjährige Expertise im Verfassen medizinischer Inhalte.

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