Zusammenfassung
Factbox – Blinddarmentzündung
Synonym: Blinddarmentzündung, Appendizitis
Definition: Entzündung des Wurmfortsatzes des Blinddarms
Typische Symptome: Schmerzen im Bereich des Bauchnabels oder darüber, die sich innerhalb kurzer Zeit in den rechten Unterbauch verlagern, angespannte Bauchdecke, Schmerzen beim Gehen, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Fieber, manchmal eingeschränkte Darmtätigkeit
Diagnose: eingehende körperliche Untersuchungen, Blutbild, Ultraschall, ggf. CT
Therapie: Operation (offen oder minimalinvasiv laparoskopisch), manchmal konservativ (Antibiotikagabe)
Bei Verdacht auf Blinddarmentzündung sofort zum Arzt oder ins Krankenhaus!
Was ist eine Blinddarmentzündung (Appendizitis)?
Bei einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) entzündet sich der Wurmfortsatz des Blinddarms. Die Ursachen sind nicht ganz genau geklärt, aber man geht davon aus, dass es dazu kommt, wenn der enge Eingang zum Wurmfortsatz verstopft ist. Das kann durch Kotreste oder Fremdkörper wie etwa verschluckte Obstkerne geschehen und hat die Folge, dass der im Wurmfortsatz befindliche Schleim nicht abgeführt wird. In diesem Fall stauen sich Sekrete und Dickdarm-Bakterien können sich vermehren und die Entzündung auslösen.
Andere mögliche Ursachen sind eine ungünstige Lage und Abknickung des Wurmfortsatzes, selten Tumoren oder Darmwürmer sowie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen oder bakterielle Infektionen, wenn sich die Entzündung vom Ursprungsort auf den Wurmfortsatz ausbreitet.
Die Appendizitis ist typischerweise von Schmerzen im rechten Unterbauch, Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit begleitet, aber vor allem bei Kleinkindern, älteren Menschen und Schwangeren können die Symptome auch anders aussehen.
Wenn man den Verdacht hat, an einer Blinddarmentzündung zu leiden, sollte man sich so schnell wie möglich an den Arzt wenden. Ohne eine rasche Behandlung könnte der Wurmfortsatz platzen und Darminhalt sowie Bakterien können in die Bauchhöhle gelangen. Um lebensbedrohliche Komplikationen wie einen solchen Blinddarmdurchbruch zu verhindern, wird die Blinddarmentzündung fast immer operiert. Bei einer unkomplizierten Appendizitis wird in der letzten Zeit aber zunehmend auch eine nur antibiotische Therapie diskutiert und fallweise auch durchgeführt.
Die Prognose der Appendizitis ist bei rechtzeitiger Therapie sehr gut.
Symptome einer Appendizitis
Eine Appendizitis verursacht oft typische Symptome, die sich innerhalb von zwölf bis 24 Stunden entwickeln und folgenden Verlauf nehmen:
- Es kommt zu Schmerzen im Bereich des Bauchnabels oder darüber
- Die Bauchschmerzen verlagern sich in den rechten Unterbauch, die Bauchdecke ist angespannt
- Es kommt zu Schmerzen beim Gehen und das Hüpfen auf dem rechten Bein oder das Anheben dieses Beines gegen einen Widerstand führt zu Schmerzen (Das kann oft als erster Test gelten)
- Betroffene leiden unter Übelkeit, die auch von Erbrechen und Appetitlosigkeit begleitet werden kann
- An einem bestimmten Punkt zwischen Nabel und Beckenkamm rechts zeigen sich Abwehrspannung sowie lokaler Druck- und Klopfschmerz, schon eine leichte Berührung hier ist sehr schmerzhaft
- Oft kann Fieber auftreten
- Manchmal ist die Darmtätigkeit eingeschränkt
Bei Verdacht auf eine Blinddarmentzündung sollte man sich sofort an einen Arzt oder direkt ans Krankenhaus wenden, denn oft muss umgehend eine Operation durchgeführt werden. Bis dahin sollte man auch nichts mehr essen, denn das könnte die Beschwerden verschlimmern und eine mögliche Operation nachteilig beeinflussen.
Wie diagnostiziert man eine Blinddarmentzündung?
Eine Appendizitis führt oft zu den oben beschriebenen Symptomen, die jedoch nicht in jedem Fall auftreten müssen. Zudem gibt es andere Erkrankungen, die ähnliche Beschwerden verursachen – etwa eine Magen-Darm-Grippe mit Durchfall, eine Gallenkolik, Morbus Crohn oder eine Nierenkolik. Bei Frauen können des weiteren eine Entzündung der Eileiter, eine Eileiter- oder Bauchhöhlenschwangerschaft, bestimmte Ovarialzysten und Schmerzen zur Zeit des Eisprungs ähnliche Symptome verursachen. Zusätzlich ist auch die Lage des Wurmfortsatzes während einer Schwangerschaft verändert und die Schmerzen können an untypischen Stellen auftreten.
Kinder könnten auch von einer entzündlichen Lymphknotenschwellung im Bauch oder einer zwerchfellnahen Lungenentzündung betroffen sein. Bei ihnen treten oft auch Durchfall, hohes Fieber, Appetitlosigkeit und sehr bald ein schlechtes Allgemeinbefinden auf. Was ältere Patienten betrifft, so kann die Symptomatik schwächer sein, dafür aber rascher verlaufen.
Aus all diesen Gründen ist die Blinddarmentzündung oft nicht leicht zu erkennen, und zur Abklärung können eingehendere Untersuchungen notwendig werden. Der Arzt wird eine körperliche Untersuchung durchführen und im Besonderen darauf achten, ob die mit dem Stethoskop hörbaren Darmgeräusche leiser als normal sind, ob beim Fiebermessen eine Differenz von einem Grad zwischen Achsel und After gegeben ist, und ob beim Abtasten des Bauches und bei der rektalen Untersuchung ein Druckschmerz feststellbar ist. Zudem kann ein Blutbild zeigen, ob Entzündungszeichen vorhanden sind. Eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung bzw. eine Computertomographie kann gegebenenfalls den entzündeten Wurmfortsatz sichtbar machen.
Therapie der Appendizitis
Eine Blinddarmentzündung wird meist mit einer Operation behandelt. Wenn die Entzündung bereits fortgeschritten ist, wird manchmal zuvor eine Therapie mit Antibiotika und intravenöser Flüssigkeitsgabe durchgeführt. Bei der Operation (Appendektomie) selbst, die in Vollnarkose erfolgt, wird der Wurmfortsatz entfernt. Grundsätzlich gibt es zwei Operationsverfahren – die offene und die minimalinvasive laparoskopische Operation.
Bei der offenen Operation, die heute nur noch selten angewendet wird, wird der Bauchraum mit einem zirka sechs Zentimeter langen Schnitt im rechten Unterbauch geöffnet. Danach wird der untere Pol des Blinddarms, von dem der Wurmfortsatz in der Regel abgeht, aufgesucht. Die zuführenden Gefäße werden abgeklemmt und der Wurmfortsatz entfernt. Der verbleibende Stumpf wird mit einer speziellen Naht versenkt und mit einer zweiten Naht vernäht. Danach wird die Bauchdecke wieder verschlossen und die Hautwunde genäht oder geklammert.
Bei der minimalinvasiven Methode werden über mehrere kleine Hautschnitte eine Kamera und die erforderlichen chirurgischen Instrumente in den Bauchraum eingeführt, und unter Kamerasicht wird der Blinddarm dann ähnlich wie bei der offenen Operation freigelegt und der Wurmfortsatz entfernt.
In der Regel kann man einige Tage nach der Operation aus dem Krankenhaus entlassen werden. Voraussetzung dafür ist, dass der Darm wieder normal funktioniert und das Allgemeinbefinden es zulässt. Danach sollte man sich anfangs schonen und sich darauf einstellen, dass das Gehen zu Beginn meist schmerzhaft ist und mit Ruhepausen geübt werden muss.
In manchen Fällen – etwa bei einer unkomplizierten Blinddarmentzündung oder bei Kindern – kommt auch eine konservative Behandlung ohne Operation in Frage. Dabei muss der oder die Betroffene Bettruhe halten und erhält Antibiotika und gegebenenfalls Schmerzmittel. Oft klingt die Entzündung dann innerhalb von 48 Stunden ab. Zeigt die Antibiotikagabe jedoch nicht den gewünschten Erfolg, muss doch noch auf eine Operation zurückgegriffen werden. Zu beachten ist in diesem Zusammenhang auch, dass bei einer Behandlung mit Antibiotika eine Blinddarmentzündung in der Folge erneut auftreten kann.
Komplikationen der Erkrankung
Wenn die Appendizitis nicht rechtzeitig behandelt wird, kann der Blinddarm entweder brüchig werden oder sogar ganz durchbrechen. Man spricht dann von einem Blinddarmdurchbruch oder einer Perforation, die dazu führt, dass Kot und Bakterien in den Bauchraum gelangen und dort eine möglicherweise lebensgefährliche Bauchfellentzündung (Peritonitis) auslösen, die in jedem Fall eine dringende medizinische Therapie erfordert.
Bei einer eitrigen Blinddarmentzündung besteht die Gefahr von Wundinfektionen oder Eiteransammlung in der Bauchhöhle.
Nach der Operation kann es – jedoch selten – passieren, dass die Darmschlingen aufgrund von Narbenbildung verkleben. Dies erfordert eine weitere Operation.
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