Freunde und soziale Netzwerke haben den Menschen innovativ und erfolgreich gemacht, sagt Andrea Migliano von der Universität Zürich. Die Anthropologin erforscht traditionelle Gesellschaften, die ähnlich leben wie unsere Vorfahren vor über zehntausend Jahren. Aktuell das Leben der Agta, Jäger und Sammler, die im Dschungel der philippinischen Insel Luzon beheimatet sind.
Um zu überleben, teilen die Agta nicht nur Nahrungsmittel und Dinge, sondern auch ihr Wissen. Nicht über elektronischen Speichersysteme wie wir, sondern indem sie ihr Wissen in Geschichten verpacken. Wichtig für den Wissensaustausch sind auch Besuche, die Mitglieder einer Gruppe anderen Agta-Camps abstatten. „Diese Visiten sind die sozialen Medien der Jäger und Sammler,“ so Migliano, „Dieser Austausch von Knowhow ist die Grundlage für Innovationen, auf denen die kumulative Kultur beruht.“
Diese Fähigkeit zur Innovation unterscheidet uns Menschen deutlich von unseren nächsten evolutionsgeschichtlichen Verwandten – Schimpansen sind nicht sonderlich innovativ und sie betreiben kein Networking. Migliano geht deshalb davon aus, dass gerade soziale Strukturen, die wie bei den Agta aus kleinen miteinander vernetzten Gemeinschaften bestehen, die kulturelle Entwicklung möglich gemacht haben.
Besonders wichtig für Informations- und Innovationsnetzwerke sind Freundschaften. Freunde sind das Schmiermittel für den Wissenstransfer und beflügeln das Wissen von Neuem. Nicht nur im philippinischen Dschungel, wo Freundschaften schon früh in Spielgruppen von Gleichaltrigen geknüpft werden, aber auch bei uns in den Städten der Spätmoderne. Heute ermöglichen soziale Medien wie Facebook oder Twitter, Informationen in individuellen Netzwerken unter „Freunden“ auszutauschen. Und Online-Crowds schließen das Knowhow von unzähligen Menschen zusammen, um bestimmte Aufgaben zu lösen.
Referenz
Universität Zürich
Pressemeldung UZH Zürich 3.2.2021; Social Media der Jäger und Sammler; https://www.news.uzh.ch/de/articles/2021/social-media-der-jaeger-und-sammler.html