Die Zusammensetzung von Stoffwechselprodukten ist nicht nur von äußeren Einflüssen, sondern in bedeutendem Maß auch von natürlichen Variationen im Erbgut abhängig. In einer internationalen Studie haben deutsche Wissenschaftler bisher unbekannte Variationen in Genen gefunden, die die Konzentration von kleinen Molekülen im Blut teils drastisch beeinflussen. Diese Regulatoren bewirken, dass ein Stoffwechsel-Enzym aktiver oder weniger aktiv oder ein Transportprotein mehr oder weniger leistungsfähig ist und damit die Konzentration von Stoffwechselprodukten höher oder niedriger ausfällt.
Das Team um Claudia Langenberg, Charité Berlin, untersuchte den Effekt von Genvarianten auf 174 verschiedene Metaboliten an 85 000 Menschen: „Dabei fanden wir erstaunlich viele Zusammenhänge zwischen bestimmten Genvarianten und Veränderungen in der Konzentration der kleinen Moleküle im Blut“, berichtet sie. So scheinen hohe Spiegel der Aminosäure Serin im Blut vor einer seltenen Augenerkrankungen, der Makulären Teleangiektasie, zu schützen, was neue Therapieptionen eröffnet. Zudem haben sie einen neuen Mechanismus identifiziert, der erklärt, wie eine gestörte Weiterleitung von Signalen durch einen Rezeptor, (GLP2R), das Risiko erhöht, an Typ-2-Diabetes zu erkranken.
„Eine Besonderheit unserer Studie sind die extremen Effekte, die wir gesehen haben, und deren potenzielle Relevanz für die medizinische Forschung. So konnten wir Genvarianten nachweisen, deren Einfluss auf den Stoffwechsel gut dreimal so stark ist wie bisher bekannte Effekte von häufigeren genetischen Variationen, zum Beispiel auf den Body Mass Index“, erklärt Langenberg, die Forschenden weltweit eine Verknüpfung zu ihren Daten auf einer interaktiven Webseite ermöglicht.
Referenz:
BIH, Charité Berlin; Cambridge University; Melbourne University; Helmholtz Zentrum München; ICL London
A cross-platform approach identifies genetic regulators of human metabolism and health, Nature Genetics 2021, https://www.nature.com/articles/s41588-020-00751-5