Sonnelicht am frühen Morgen
Foto:yanikap/Shutterstock

Verbindung zwischen Multipler Sklerose und Sonnenlicht

Schon länger bekannt ist, dass die Wahrscheinlichkeit an Multipler Sklerose (MS) zu erkranken, zunimmt, je mehr man sich dem Nord- oder Südpol nähert. Beeinflusst die Sonne nur die Wahrscheinlichkeit, überhaupt an MS zu erkranken? Oder sind einzelne Menschen auch unterschiedlich schwer betroffen, je nachdem wo sie wohnen? Wissenschaftler des Kompetenznetz MS (KKNMS) und des Sonderforschungsbereiches Multiple Sklerose der DFG beantworten nun beide Fragen mit „Ja“. Sonnenlicht beeinflusst den Schweregrad der MS offenbar positiv. Das zeigt die Analyse von nahezu 2000 MS-Patienten.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass UV-Licht und MS schon auf einem relativ kleinen Gebiet wie Deutschland mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von knapp 1000 km zusammenhängen. Die aktiven Entzündungsherde in Gehirn und Rückenmark und auch der Beeinträchtigungsgrad nehmen von Süd- nach Norddeutschland im Mittel zu. Im Gegenzug nimmt der saisonbereinigte Vitamin D-Spiegel gegen Norden hin ab. Doch Vitamin D allein kann den Effekt nicht erklären. Die Forscher fanden heraus, das UV-Licht im Körper von MS-Patienten ganz ähnliche Prozesse auslöst wie das Medikament Interferon. Wurden Patienten zuvor mit Interferon-beta behandelt, wirkte auch das Sonnenlicht nicht mehr. Offenbar kann der Signalweg kann nur einmal angeregt werden – entweder durch Interferon oder UV-Licht.

Trotz des Nutzens gilt für MS-Patienten: übermäßige UV-Strahlung kann schädlich sein und die Entstehung von Hautkrebs fördern, insbesondere bei hellhäutigen und rothaarigen Menschen. Ein Mehr an Sonnenlicht erwies sich für diese Gruppe nicht nur für die Haut, sondern auch für die MS schädlich. Pro Tag, so der Expertenrat, ist eine halbe Stunde Sonne für die meisten Menschen sinnvoll, auch und gerade dann, wenn sie unter MS leiden.

Referenzen:
KKNMS, Münster; Deutsche Forschungsgemeinschaft

Sunlight exposure exerts immunomodulatory effects to reduce multiple sclerosis severity. PNAS 2021 Jan 5;118(1), https://www.pnas.org/content/118/1/e2018457118

#multiplesklerose #ms #sonnenlicht #vitamind #interferon #prävention #uvlicht #medizin #medimpressions

  • Autor

    Dr. Rosalia Rutter

    Medizinjournalistin

    Dr. Rosalia Rutter ist eine freie Medizinjournalistin mit einem Studium der Ernährungswissenschaften und Biochemie an der Universität Wien. Sie verfügt über langjährige Expertise im Verfassen medizinischer Inhalte.

Das könnte Sie auch interessieren
Hüftschmerzen

Hüftschmerzen

Beschwerden im und um das Hüftgelenk sind ein weit verbreitetes Problem und betre:en nahezu jeden Menschen irgendwann im Laufe des Lebens. Der Schmerzursprung kann direkt im Gelenk liegen oder in den umgebenden Strukturen.

Pap-Abstrich

Pap-Abstrich zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs

Der Pap-Abstrich ist eine gynäkologische Routineuntersuchung zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs und zählt zu den erfolgreichsten Krebstests überhaupt. Seit seiner Einführung konnte die Sterblichkeitsrate dieser Erkrankung um zwei Drittel gesenkt werden.

HPV Infektion (Humane Papillomaviren)

HPV (Humane Papillomaviren)

Humane Papillomaviren (HPV) sind DNA-Viren, die vorwiegend durch direkten Schleimhautkontakt übertragen werden und verschiedene Erkrankungen verursachen können – von harmlosen Warzen bis hin zu bösartigen Tumoren.

HPV-Test - Laborproben

HPV-Test: Ablauf, Kosten und Risiken auf einen Blick

Der HPV-Test ist in den letzten Jahren zu einem wichtigen Bestandteil der gynäkologischen Vorsorge geworden. Er ermöglicht es, Infektionen mit dem Humanen Papillomavirus (HPV), die zur Entstehung von Gebärmutterhalskrebs führen können, frühzeitig zu erkennen.