Ein eindrucksvolles Beispiel für das „Multitasking“ von Zellen beschreiben WissenschaftlerInnen am CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. In ihrer Studie analysierten sie die epigenetische und transkriptionelle Regulation in Strukturzellen (d.h. in Epithelzellen, Endothelzellen und Fibroblasten) – den wichtigsten strukturellen Bausteinen unseres Körpers. Epithelzellen bilden die Oberfläche der Haut, und sie trennen Gewebe und Organe voneinander; Endothelzellen bedecken das Innere der Blutgefäße; und Fibroblasten produzieren Bindegewebe, das die Organe formt und zusammenhält. Trotz ihrer gut erforschten Rolle bei Autoimmunerkrankungen (z.B. rheumatoide Arthritis, entzündliche Darmerkrankungen) und bei Krebs haben Strukturzellen den Ruf als simple und eher uninteressante Bestandteile des Körpers.
Die Forscher konnten jedoch eine überraschend vielfältige Aktivität von Immun-Genen im Mäusemodell nachweisen, obwohl es sich bei diesen Strukturzellen eigentlich nicht um Zellen des Immunsystems handelt. Vertiefende bioinformatische Analysen weisen unter anderem auf ein Netzwerk von Interaktionen zwischen Strukturzellen und hämatopoetischen Immunzellen hin. Aus den neuen Daten ergeben sich konkrete Hinweise auf die biologischen Mechanismen, mit denen Strukturzellen zur Krankheitsabwehr beitragen. Offenbar sind diese Gene eigenetisch für eine schnelle Aktivierung vorprogrammiert.
Referenz:
CeMM
Structural cells are key regulators of organ-specific immune responses, 1. Juli 2020, Nature; DOI: 10.1038/s41586-020-2424-4.
https://www.nature.com/articles/s41586-020-2424-4