Priv.-Doz. Dr. Florian Ensat, Facharzt für Plastische, Ästhetische u. Rekonstruktive Chirurgie in 8010 Graz, beantwortet in dieser Video-Sprechstunde Fragen zum Thema Brustvergrößerung.
Wie ist der übliche Ablauf einer Brustvergrößerung?
Priv.-Doz. Dr. Florian Ensat: Zunächst erfolgt eine Vorstellung meiner Ordination; dort wird mit der Patientin besprochen: Was sind ihre Probleme und Wünsche? Ich sehe mir die Gegebenheiten an, die Anatomie und auch die vorliegende Brust und schaue eben: Was ist medizinisch möglich? Sind die Wünsche der Patientin mit dem vorliegenden Befund und den medizinischen Techniken in Einklang zu bringen? Es wird über den gesamten Ablauf der Operation gesprochen, auch über Risiken, Komplikationen, über Implantat-Größe und Implantat-Form, und auch die gesamte Nachbehandlung durchgesprochen. Am Operationstag selbst erfolgt in der Früh die Aufnahme in der Privatklinik. Dort wird nochmals eine kurze Besprechung durchgeführt und die Markierung, also Anzeichnung, vor der Operation. Nach Durchführung der Operation kann die Patientin die Privatklinik entweder am selben Abend oder am nächsten Vormittag verlassen. Es wird bereits in der Privatklinik ein Sport-BH angelegt; dieser sollte für 6 Wochen Tag und Nacht getragen werden. Die erste Vorstellung bei mir in der Praxis erfolgt wieder nach ca. 10 bis 14 Tagen – da werden die Nahtenden gekürzt; dann wieder nach 6 Wochen, und erneut nach 6 Monaten.
Wie lange muss man nach der Operation von der Arbeit zu Hause bleiben? Wann können körperliche Aktivitäten und Sport wieder erfolgen?
Priv.-Doz. Dr. Florian Ensat: Also Büroarbeit ist eigentlich nach wenigen Tagen bereits wieder möglich. Man sollte beachten, dass man sich die ersten 14 Tage körperlich schont, damit alles schön verheilen kann. Schwere körperliche Belastungen oder auch Sport sollte man erst nach 6 Wochen wieder durchführen. Man sollte den angelegten Sport-BH, wie bereits erwähnt, 6 Wochen Tag und Nacht tragen. Die aufgebrachten Pflasterstreifen sollten auch für die ersten 14 Tage belassen werden. Über diese kann man nach 2, 3 Tagen problemlos drüber duschen, baden sollte man insgesamt 6 Wochen lang nicht. Sehr starke Beanspruchungen des großen Brustmuskels, wie zum Beispiel beim Schwimmen oder beim Kraftsport, empfehle ich erst nach ca. 8 Wochen wieder durchzuführen.
Welche Implantate verwenden Sie? Müssen diese ausgetauscht werden?
Priv.-Doz. Dr. Florian Ensat: Also ich verwende praktisch nur Implantate der Firma Motiva. Es handelt sich um Implantate mit einer sehr weichen Oberfläche und einem sehr weichen elastischen Gel. Durch dieses elastische Gel passt sich das Implantat sehr gut dem Brustkorb und auch der Brust an, wodurch sehr natürliche Ergebnisse möglich sind. Ich verwende diese Implantate seit ca. 5 Jahren, und was mich vor allem überzeugt hat ist die sehr niedrige Rate an Komplikationen, wie Verschiebung des Implantats. Ich haben noch keine Kapselfibrose oder keine Ruptur, also Reißen des Implantats, erlebt. Diese Implantate gibt es nur als Rundimplantate. Wenn man sich aber so ein Implantat im Stehen ansieht merkt man, dass sich eine sehr natürliche Form, wie eigentlich bei einem anatomischen Implantat, ergibt. Und, der große Vorteil gegenüber einem tropfenförmigen Implantat ist, auch wenn das Implantat rotieren würde, wäre diese Implantatsrotation ohne Konsequenz. Ansonsten ist ein Austausch bei diesen Implantaten nicht mehr notwendig. Das heißt, diese können, wenn keine Probleme auftauchen, auch lebenslang verbleiben.
Was ist zu beachten um die richtige Implantatgröße zu wählen?
Priv.-Doz. Dr. Florian Ensat: Prinzipiell gibt es dabei zwei Dinge zu beachten. Nämlich einerseits: Welches Ausmaß der Vergrößerung, also welche Brustgröße, wird von der Patientin gewünscht? Das andere ist: Was ist medizinisch möglich? Das heißt: Wie schauen die anatomischen Gegebenheiten aus? Wie groß ist die Patientin? Wie breit ist der Brustkorb? Wie breit ist die vorhandene Brust? Als Grundregel kann man sagen, dass sehr sehr große Implantate auf Dauer ein Gesundheitsrisiko darstellen. Das bedeutet, sie können zu einem verfrühten Hängen der Brust führen; sie können sich leicht verschieben; das Gewebe kann überdehnt werden. Dies gilt es zu vermeiden. Als andere Grundregel gilt jedoch auch, dass ein zu geringes Ausmaß der Vergrößerung dazu führen kann, dass die Patientin nicht zufrieden ist. Schlussendlich sollte man also im Idealfall einen Mittelweg finden, der einerseits eine schöne, gut proportionierte Brust mit sich bringt, und auf der anderen Seite alle Gesundheitsrisiken ausschließt.
Ist die Brustvergrößerung eine riskante Operation? Mit welchen Komplikationen ist zu rechnen?
Priv.-Doz. Dr. Florian Ensat: Also prinzipiell ist die Brustvergrößerung eine sehr sichere Operation, wenn sie von einem routinierten Team durchgeführt wird. Mein Team und ich machen praktisch täglich Brustvergrößerungen. Wir führen diese nur in einem komplett ausgestatteten Privatspital durch, mit einem perfekten Operationssaal. Jedoch muss man dazusagen, dass es sich um eine richtige Operation handelt und gewisse Risiken und Komplikationen möglich sind. Allgemeine OP-Risiken wären dabei zum Beispiel: schlechte Wundheilung, Entzündung, Nachblutung oder Bluterguss; spezielle Risiken wären zum Beispiel die Kapselfibrose, also die Ausbildung eines verhärteten Gewebes rund um das Implantat, oder das Verschieben des Implantats. Weiters muss man mit der Patientin vorher besprechen, wie es mit dem Kinderwunsch aussieht – ob dieser schon abgeschlossen ist bzw. ob noch Kinder geplant sind. Weil, nach jeder Brustoperation theoretisch die Stillfähigkeit beeinträchtigt werden sein kann. Ich führe die Brustvergrößerung immer unter dem Brustmuskel durch, wodurch ich mit dem Brustgewebe eigentlich praktisch nicht in Kontakt komme und die Stillfähigkeit eigentlich gegeben sein sollte. Jedoch kann die Stillfähigkeit auch nach einer Brustvergrößerung beeinträchtigt sein. Prinzipiell gilt noch dazuzusagen, dass jede Schwangerschaften-Stillzeit nach einer Brustvergrößerung auch die Brust in einem gewissen Maße verändern kann, das heißt, Größe und Form können darunter leiden.