Univ.Prof. Dr. Edvin Turkof, Facharzt für Plastische, Ästhetische u. Rekonstruktive Chirurgie in 1060 Wien beantwortet in dieser Video-Sprechstunde Fragen zum Thema Brustvergrößerung.
Wie können sich Patientinnen perfekt auf eine Brust OP vorbereiten?
Univ.Prof. Dr. Edvin Turkof: Es ist wichtig, dass die Patientinnen und Patienten möglichst umfassende Informationen dazu bekommen, wie Sie sich auf den Eingriff vorbereiten können. Das bedeutet, dass es nicht nur darum geht ihnen mitzuteilen, was passiert, sondern man muss Ihnen auch nahebringen, welche Komplikationen es gibt – wie die Nachsorge sowie die Vorbereitung abläuft – denn wir wollen keine Überraschungen erleben, bei denen sie im Nachhinein enttäuscht werden. Wir haben vor einigen Jahren die ENZYKLOPAEDIA AESTHETICA herausgegeben.
Das ist ein 13-bändiges Kompendium, in welchem jedes Buch eine Operation beschreibt und sowohl Zeichnungen, als auch Bilder umfasst – wo auch mögliche Komplikationen und eben solche wichtigen Informationen exakt aufgelistet sind. Auf jeweils über 120 Seiten werden auf diese Weise viele Operationen in einem Buch zusammengefasst und wenn eine Patientin dieses Buch liest, ist Sie sicher sehr gut vorbereitet – der Umfang unterscheidet dieses Werk von ähnlichen Büchern, bei denen eine Operation meist nicht ausreichend klar beschrieben wird.
Welche Innovationen gibt es am Markt der Brustimplantate?
Univ.Prof. Dr. Edvin Turkof: Es gibt seit etwa einem Jahr ein neues Produkt, dessen Hauptmerkmal darin besteht, dass es bedeutend leichter ist als herkömmliche Implantate. Dieses neue Brustimplantat schaut so aus: Es hat genau die gleiche Oberfläche und genau die gleiche Hülle, wie herkömmliche Implantate, unterscheidet sich jedoch hinsichtlich des Inhalts. In dem Implantat ist ein Silikongel enthalten, das mit Mikrosphären angereichert ist und auf diese Weise leichter ist. Die Firma, welche dieses Implantat herstellt, befindet sich in Deutschland und ich arbeite schon seit 20 Jahren mit dieser zusammen. Das Produkt ist CE-zertifiziert und wir hatten mit den bisherigen Implantaten keinerlei Probleme.
Wie sicher ist das Leichtimplantat für die Patientinnen?
Univ.Prof. Dr. Edvin Turkof: Das neue Implantat hat die CE-Zertifizierung und ist daher als sicher anzusehen. Ich habe demzufolge keine Bedenken dieses neue Produkt einzusetzen und darüber hinaus auch mit den Kollegen in Deutschland Rücksprache gehalten, die dieses Implantat bereits seit einem Jahr eingesetzt haben und bislang ausnahmslos positive Meldungen erhalten.
Prof. Dr. Günther Germann (Heidelberg/ Deutschland): Die Handhabung des Implantats war mühelos. Die Einführung war etwas leichter als die Macrocell Texturen, obwohl die Implantate ein wenig größer waren verglichen mit jenen, welche ich normalerweise benutze. Nichtsdestotrotz gestaltete sich die Einführung leichter, da das Implantat ein wenig flexibler ist, sich allerdings der ursprünglichen Form wieder anpasst, sobald es eingesetzt wurde.
Dr. Per Heden (Stockholm/ Schweden): Eine gute Zusammenfassung wäre, dass das Konzept eines leichteren Implantats in Relation zur Oberfläche sehr ansprechend ist, da es viele theoretische Vorteile gegenüber einer Vergrößerung der Oberfläche relativ zum Gewicht des Implantats bringt.
Univ.Prof. Dr. Edvin Turkof: Aus meiner Sicht ist es aber ausschlaggebend, dass die Hülle des Implantates vollkommen gleich ist – ident – mit der Hülle der Implantate, welche ich bereits seit Jahren verwende. Da sich lediglich der Inhalt geändert hat, habe ich keinen Grund dieses Implantat nicht einzusetzen.
Welche Vorteile bietet das Leichtimplantat?
Univ.Prof. Dr. Edvin Turkof: Das neue Implantat ist deutlich leichter und wir erwarten dadurch eine Herabsetzung der Komplikationen, die aufgrund eines großen Gewichts hervorgerufen werden können. Wir sehen sehr oft, dass Patientinnen, die vor Jahren eine Brustvergrößerung gemacht haben, mit einer hängenden Brust zu uns kommen, welche sie wiederum korrigiert haben möchten. Natürlich ist das Auftreten eines Hängebusens häufiger, je größer und schwerer das Implantat ist. Wenn nun ein Implantat leichter ist, erwartet man natürlich, dass die Haut aufgrund der Schwerkraft weniger gedehnt wird und daher das Auftreten des Hängebusens mit der Zeit weniger häufig auftreten wird.
Ein weiterer Vorteil sollte eine Reduzierung der Kapselfibrose sein, die erwartet werden kann, wenn man davon ausgeht, dass eine geringere Dehnung des Bindegewebes mit einem geringeren Trauma einhergeht und ein geringeres Trauma hat wiederum eine geringere Kapselfibrose zur Folge. Letztlich erwarten wir uns durch die reduzierte Gewichtbelastung auch im rekonstruktiven Bereich einen Vorteil. Es gibt viele Patientinnen, die ihre Brüste aufgrund eines genetischen Defektes entfernt haben müssen, damit ihre Krebswahrscheinlichkeit herabgesetzt wird – das nennt man prophylaktische Brustentfernung – und in einem solchen Fall ist die verbleibende Hauthülle sehr verletzlich, da sie ganz dünn ist – und wenn ein Implantat über ein gewisses Gewicht verfügt, kommt es oft vor, dass die Haut verletzt wird und wir gänzlich entfernt werden muss. Geringeres Gewicht bedeutet vor diesem Hintergrund eine geringere Dehnungswahrscheinlichkeit der Haut und somit auch ein selteneres Auftreten beschriebener Komplikation im rekonstruktiven Bereich.
Welche Nachteile hat das Leichtimplantat?
Univ.Prof. Dr. Edvin Turkof: Aus medizinischer Sicht bestehet kein Nachteil. Der einzige Nachteil ist gegebenenfalls im Preis zu sehen. Die Implantate sind deutlich teurer, weshalb eine Brustvergrößerung zum bisher üblichen Preis nicht mehr möglich sein wird.