Was ist ein Herzinfarkt?
Das menschliche Herz ist von Blutgefäßen umgeben und wird von diesen mit Sauerstoff versorgt. Bei einem Herzinfarkt (Myokardinfarkt) kommt es zum Verschluss eines Herzkranzgefäßes. Das ist meist bedingt durch ein Blutgerinnsel an einer bereits verengten Stelle des Gefäßes.
Wenn eines der drei großen Herzkranzgefäße – auch Koronararterien genannt – verschließt, wird ein Teil des Herzmuskels nicht mehr mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, und das von der Blutzufuhr abgeschnittene Muskelgewebe stirbt ab.
Beim Herzinfarkt können Teile des Herzmuskels bereits nach 20 Minuten, spätestens aber nach zwei bis vier Stunden absterben. Durch das Absterben entstehen Narben am Herzen, die neben gesundem Gewebe liegen. Diese Unregelmäßigkeit wiederum führt zu Herzrhythmusstörungen. Sind diese sehr stark ausgeprägt, wird die Pumpfunktion aufgehoben, es kommt zu unkontrollierten Zuckungen, und ein Herzstillstand folgt.
Welche Formen von Herzinfarkten gibt es?
Infarkte werden nach verschiedenen Gesichtspunkten unterteilt. In der Klinik orientiert man sich vor allem am Vorhandensein oder Fehlen von Veränderungen im EKG. Danach unterscheidet man
- Infarkte, die die ganze Herzwand betreffen (transmurale Herzinfarkte, STEMI): Typische EKG-Veränderungen ermöglichen es, Ausdehnung und Lage der Schädigung zu erkennen.
- Infarkte, die nicht die ganze Herzwand betreffen (nicht transmurale Herzinfarkte, NonSTEMI): Typische EKG-Veränderungen fehlen.
Für die Praxis spielen nach Art der Lokalisation drei Infarkttypen eine entscheidende Rolle:
- Vorderwandinfarkt: Bei dieser häufigsten Form kommt es zu einem Gefäßverschluss im Verlauf des Vorderwandastes der linken Herzkranzarterie. Betroffen sind die Vorderwand und die Herzscheidewand.
- Hinterwandinfarkt: Ein Verschluss der rechten Kranzarterie führt meist zu einem Hinterwand- und begleitenden Rechtsherzinfarkt.
- Seitenwandinfarkt: Ursache des Seitenwandinfarkts ist ein Verschluss des Seitenwandastes der linken Kranzarterie. Hier sind die Seitenwand und Teile der Hinterwand betroffen.
Welche Ursache für Herzinfarkt?
Meist geht einem Herzinfarkt eine Verkalkung der Herzkranzgefäße voraus. Dabei sind die Herzkranzgefäße durch fetthaltige, teilweise verkalkte Ablagerungen an den Gefäßwänden – so genannte Plaques – verengt. Hauptsächlich entwickelt sich diese Koronararteriensklerose durch das Einwirken verschiedener schädlicher Einflüsse auf die empfindliche Innenhaut (Endothel) der Gefäße. Solche schädlichen Einflüsse sind etwa Bluthochdruck, Rauchen und zucker- und/oder fettreiche Ernährung.
Plaques können aufplatzen – Mediziner sprechen dann von einer Plaque-Ruptur. Dabei werden die darin enthaltenen Substanzen an den Blutstrom abgegeben und regen die Bildung von Blutgerinnseln an. Diese wiederum können plötzlich den gesamten Blutfluss durch eine Arterie blockieren – das ist die Hauptursache für einen Herzinfarkt.
Neueren Forschungsergebnissen zufolge gibt es neben der Plaque-Ruptur auch die Plaque-Erosion als Ursache eines akuten Koronargefäßverschlusses. Dabei lagert sich ein Blutgerinnsel auf einer geschädigten Plaque-Oberfläche auf.
Myokardinfarkt
Schließlich gibt es auch Patienten mit typischen Herzinfarkt-Symptomen, bei denen sich keine Verengung der Koronargefäße findet. Mediziner sprechen hier von einem Myokardinfarkt mit nicht obstruktiven Koronararterien (MINOCA). Mögliche Ursachen dafür sind etwa ein Krampf der Herzkranzgefäße oder ein Verschluss durch ein verschlepptes Blutgerinnsel.
Symptome bei Herzinfarkt
Typische Symptome eines Herzinfarkts sind plötzlich einsetzende, länger als fünf Minuten anhaltende, starke Schmerzen oder ein Druck- oder Schweregefühl hinter dem Brustbein. Mediziner sprechen dann von Angina pectoris.
Die Schmerzen können in den linken Arm, manchmal auch in beide Arme oder in den rechten Arm, in den Hals oder in den Kiefer ausstrahlen. Häufige weitere Begleitsymptome sind kalter Schweiß, Blässe, ein Engegefühl in der Brust, Übelkeit, Atemnot, Unruhe und Angst.
Manchmal kommt es statt des typischen Schmerzes hinter dem Brustbein auch zu plötzlich auftretenden Schmerzen im Hals- und Kieferbereich, im Rücken oder im Oberbauch.
Insbesondere bei Frauen kann sich ein Herzinfarkt manchmal mit eher atypischen Symptomen wie Übelkeit oder Bauchschmerzen äußern.
In seltenen Fällen bereitet ein Herzinfarkt auch gar keine Schmerzen. Beobachtet werden solche so genannten stummen Infarkte zum Beispiel bei Diabetikern, deren Schmerzempfindung durch eine Schädigung der Organnerven stark vermindert ist.
Diagnose
Die wichtigste diagnostische Erstmaßnahme bei Verdacht auf Herzinfarkt ist die Elektrokardiographie (EKG). Dabei werden die elektrischen Signale, die die Herzschläge auslösen, aufgezeichnet und abgebildet. Das EKG zeigt auch auf, wo genau der Herzmuskel beschädigt wurde.
Eine weitere Maßnahme ist die Messung der Blutspiegel verschiedener Substanzen, die als Herzmarker bezeichnet werden. Diese Stoffe, die sich in den Herzmuskeln befinden, werden nur dann im Blut freigesetzt, wenn Herzmuskeln beschädigt oder abgestorben sind.
Liefern das EKG und die kardialen Marker nicht genügend Informationen, so können eine Echokardiographie oder eine Radionuklidangiographie durchgeführt werden.
Die Echokardiographie zeigt eventuell eine verlangsamte Bewegung in einem Teil der linken Herzkammer, die Blut in den Körper pumpt. Das deutet auf einen Schaden als Folge eines Herzinfarkts hin.
Die Radionuklidangiographie ist ein nuklearmedizinisches Diagnoseverfahren, mit dem die Gefäßsituation bildgebend dargestellt werden kann.
Behandelung
Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie der Herzinfarkt sind ein echter Notfall, bei dem häufig der Notarzt zum Einsatz kommt. Er bekämpft die Schmerzen mittels starker Schmerzmittel (Morphium), verabreicht Sauerstoff und gefäßerweiternde Substanzen (Nitropräparate) und erstellt ein EKG.
Danach gibt es drei Möglichkeiten, die Durchblutung wieder herzustellen:
Mechanische Aufdehnung des Gefäßes
Mit Hilfe einer Angiographie wird das geschädigte Gefäß geortet. Dann wird ein Katheter mit einem Ballon über eine Punktionsstelle in der Leiste bis zu den Herzkranzgefäßen vorgeschoben. Der Ballon an der Katheterspitze dehnt das verstopfte Gefäß auf. In Folge wird ein Stent – das ist ein Maschendrahtgeflecht, das auf dem Ballon sitzt – , in das Gefäß eingesetzt, um die verengte Stelle dauerhaft offen zu halten.
Medikamentöse Öffnung des Gefäßes
Bei der so genannten Lyse-Therapie werden umgehend bestimmte blutgerinnungshemmende Substanzen in die Vene verabreicht, um das Blutgerinnsel im Herzkranzgefäß aufzulösen. Das ist dann sinnvoll, wenn die voraussichtliche Transportzeit zum Herzkatheter nach Auftreten der Akutsymptome mehr als zwei Stunden beträgt.
Operative Wiederherstellung der Gefäßdurchblutung
Bei einer akuten Bypass-Operation wird die verengte Stelle mit einem Stück Gefäß überbrückt, das aus der Brustwand oder dem Bein entnommen wird. Diese Methode kommt zum Einsatz, wenn es nicht möglich ist, einen Stent zu setzen oder wenn ein Herzinfarkt vorliegt, der zwei oder mehr Koronararterien betrifft.
Außerdem werden im Spital Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung, zur Gefäßerweiterung, zur Schmerzbekämpfung, zur Vorbeugung von Gefäßthromben, zur Verminderung des Sauerstoffverbrauchs des Herzens sowie Beruhigungsmittel eingesetzt.
Welcher Arzt behandelt Herzinfarkt?
Herzinfarkt ist ein Notfall, und der erste Ansprechpartner dabei ist der Notarzt.
Im Krankenhaus – idealerweise in einem mit Herzzentrum – kümmern sich Internisten, Kardiologen, Radiologen und Herzchirurgen um die Versorgung eines Herzinfarkts.
Wie Herzinfarkt vorbeugen?
Häufig sind Stress und ein ungesunder Lebensstil die Vorläufer eines Herzinfarkts. Doch gerade die Hauptrisikofaktoren wie erhöhtes Cholesterin, Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Rauchen sind zum Teil beeinflussbar.
Andere Risikofaktoren wie genetische Belastung, Alter und Geschlecht können nicht beeinflusst werden.
Das Herzinfarktrisiko steigt umso deutlicher an, je mehr Risikofaktoren gleichzeitig vorhanden sind. Die beste Möglichkeit einem Infarkt vorzubeugen besteht daher darin, das Rauchen aufzugeben und die Ernährungsweise und die Bewegungsgewohnheiten zu optimieren.
Dabei kann man sich durch die Vorsorgeuntersuchung unterstützen lassen. Bei diesem Check der Gesundheit wird besonderes Augenmerk auf Risikofaktoren gelegt, die keine oder kaum Beschwerden verursachen (Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, beginnender Diabetes). Werden diese Risikofaktoren erkannt und rechtzeitig behandelt, kann das Infarktrisiko deutlich verringert werden.
https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/herz-kreislauf/herzinfarkt/was-ist-das
https://www.herzverband.at/information/herzkrankheiten/herzinfarkt-myokardinfarkt/
https://flexikon.doccheck.com/de/Herzinfarkt
https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/herzinfarkt/ursachen-risikofaktoren.html
https://www.minimed.at/medizinische-themen/herz-gefaesse/herzinfarkt-myokardinfarkt/
https://www.msdmanuals.com/de/heim/herz-und-gefäßkrankheiten/koronare-herzkrankheit/akute-koronarsyndrome-herzinfarkt,-myokardinfarkt,-instabile-angina-pectoris