Antibiotika und Milchprodukte
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Antibiotika und Milchprodukte: Die wichtigsten Informationen

Antibiotika sind wichtige Medikamente, die erfolgreich zur Behandlung bakterieller Infektionen eingesetzt werden. Allerdings können bestimmte Lebensmittel ihre Wirksamkeit beeinträchtigen. Dazu gehören auch Milchprodukte, die Kalzium enthalten, denn Kalzium kann die Aufnahme einiger Antibiotika in den Körper behindern. In diesem Artikel erklären wir, wie Milchprodukte die Wirkung von Antibiotika beeinflussen, bei welchen Antibiotika auf Milch und Co. verzichtet werden sollte und welche allgemeinen Empfehlungen zur Einnahme von Antibiotika und Milchprodukten gelten.

Zusammenfassung

Antibiotika und Milchprodukte

Gleichzeitige Einnahme von Antibiotika und Milchprodukten kann die Wirkung von bestimmten Antibiotika beeinträchtigen.

Antibiotika, die man nicht mit Milchprodukten zusammen einnehmen sollte: Cephalexin, Ciprofloxacin, Doxycyclin, Levofloxacin, Minocyclin, Moxifloxacin, Ofloxacin, Tetracyclin

Empfehlungen: 2 Stunden zeitlichen Abstand einhalten, fachliche Beratung einholen, Beipackzettel genau lesen, pflanzliche Alternativen nutzen

Andere Lebensmittel, die mit Antibiotika wechselwirken: Grapefruit und Grapefruitsaft, Alkohol, kalziumreiche Mineralwässer, eisenhaltige, ballaststoffreiche und saure Lebensmittel

Wie beeinflussen Milchprodukte die Wirkung von Antibiotika?

Die gleichzeitige Einnahme von Antibiotika und Milch sowie Milchprodukten wie Joghurt, Käse oder Butter kann die Wirkung von bestimmten Antibiotika beeinträchtigen. Denn Milch und Milchprodukte enthalten Kalzium, das die Aufnahme einiger Antibiotika in den Körper behindern kann, weil diese mit dem Kalzium im Magen und Darm schwer lösliche Verbindungen eingehen. In der Folge wird die Aufnahme des Antibiotikums ins Blut verhindert, und das Medikament kann nicht entsprechend wirken oder sogar wirkungslos bleiben.

Wie beeinflussen Milchprodukte die Wirkung von Antibiotika?

Folgende Antibiotika sollten nicht gemeinsam mit Milch oder Milchprodukten eingenommen werden:

  • Cephalexin
  • Ciprofloxacin
  • Doxycyclin
  • Levofloxacin
  • Minocyclin
  • Moxifloxacin
  • Ofloxacin
  • Tetracyclin

Empfehlungen für die Einnahme von Antibiotika und Milchprodukten

Milchprodukte können die Wirkung von Antibiotika beeinträchtigen. Damit die Therapie optimal wirkt, sollten Sie einige Vorsichtsmaßnahmen beachten:

  • Abstand halten: Zwischen der Einnahme des Antibiotikums und dem Verzehr von Milchprodukten sollten mindestens zwei Stunden liegen. So kann der Körper das Medikament besser aufnehmen.
  • Fachliche Beratung einholen: Fragen Sie Ihren Arzt/Ihre Ärztin oder Ihren Apotheker/ Ihre Apothekerin, ob Ihr Antibiotikum mit Milchprodukten wechselwirken kann.
  • Es gibt jedoch Ausnahmen – denn nicht wenige Produkte werden mittlerweile extra mit Calcium angereichert.
  • Beipackzettel lesen: Im Beipackzettel des Antibiotikums finden Sie Hinweise zu möglichen Wechselwirkungen mit Lebensmitteln.
  • Alternativen nutzen: Pflanzliche Milchalternativen wie Mandel-, Soja- oder Hafermilch enthalten kein Kalzium und sind in der Regel unbedenklich. Aber Achtung: Einige Produkte werden mittlerweile mit Calcium angereichert. Diese sollten ebenfalls nicht mit Antibiotika eingenommen werden.
  • Mit Wasser einnehmen: Nehmen Sie Antibiotika immer mit ausreichend Wasser ein.
  • Gesunde Lebensweise unterstützen: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf, um Ihren Körper bei der Genesung zu unterstützen.

Wie lange sollte der Abstand zwischen der Antibiotika-Gabe und dem Verzehr von Milchprodukten sein?

Expert:innen empfehlen, zwischen der Einnahme des Antibiotikums und dem Verzehr von Milchprodukten mindestens zwei Stunden Abstand zu halten. Nach dieser Zeit hat der Großteil des Medikaments den Magen-Darm-Trakt passiert und wurde vom Körper aufgenommen. So lässt sich eine Wirkstoffminderung vermeiden oder zumindest verringern.

Was passiert, wenn ich Antibiotika doch gemeinsam mit Milch konsumiert habe?

Wenn Sie versehentlich Antibiotika mit Milch eingenommen haben, ist das in der Regel kein Grund zur Sorge. Wichtig ist jedoch, dass Sie sich bewusst sind, dass Milchprodukte die Wirkung bestimmter Antibiotika beeinträchtigen können. Achten Sie daher auf mögliche Anzeichen einer unzureichenden Wirkung, sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Apotheker und halten Sie bei den nächsten Einnahmen den empfohlenen Abstand ein. So stellen Sie sicher, dass die Antibiotika-Therapie optimal wirkt.

Welche weiteren Lebensmittel und Getränke haben Wechselwirkungen mit Antibiotika?

Neben Milchprodukten gibt es weitere Lebensmittel und Getränke, die Wechselwirkungen mit Antibiotika haben können. Dazu zählen vor allem:

  • Grapefruit und Grapefruitsaft: Sie können die Wirkung bestimmter Antibiotika verstärken oder abschwächen.
  • Alkohol: Er kann die Wirkung von Antibiotika beeinträchtigen und deren Nebenwirkungen verstärken. In einigen Fällen führt die Kombination zu Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen oder Herzrasen.
  • Kalziumreiche Lebensmittel: Neben Milchprodukten können auch andere kalziumreiche Lebensmittel, wie kalziumhaltiges Mineralwasser, die Wirkung von Antibiotika beeinträchtigen.
  • Eisenhaltige Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel: Rotes Fleisch, Spinat, Hülsenfrüchte sowie Eisenpräparate können die Aufnahme bestimmter Antibiotika, insbesondere Tetracycline, behindern.
  • Ballaststoffreiche Lebensmittel: Vollkornprodukte, Gemüse und Hülsenfrüchte können die Aufnahme von Antibiotika im Darm verringern.
  • Saure Lebensmittel und Getränke: Zitrusfrüchte, Essig oder Fruchtsäfte können die Wirkung bestimmter Antibiotika beeinflussen.

FAQ

Antibiotika, die von Milch kaum beeinflusst werden, sind Penicilline (z.B. Ampicillin, Amoxicillin, PenicillinG, PenicillinV) Makrolide (z.B. Erythromycin, Clarithromycin, Azithromycin), Lincosamide, Sulfonamide und Cephalosporine (z.B. Cefaclor, Cefixim, Cefuroxim)

Grundsätzlich enthalten pflanzliche Milchprodukte nur wenig Kalzium, sodass ihre gemeinsame Einnahme mit Antibiotika unbedenklich ist. Allerdings wird vielen pflanzlichen Drinks Kalzium zugesetzt. Daher sollte man die Inhaltsstoffliste genau prüfen und gegebenenfalls darauf achten, einen kalziumarmen oder -freien Drink zu wählen.

Wenn ein zeitlicher Abstand von mindestens zwei Stunden zwischen der Antibiotika-Einnahme und dem Verzehr von Milch eingehalten wird, ist ein vollständiger Verzicht in der Regel nicht notwendig. In diesem Zeitraum kann der Körper den Großteil des Antibiotikums bereits aufnehmen, sodass kein Wirkverlust zu befürchten ist.

Auch manche Mineralwässer sind kalziumreich. Die Expert:innen raten daher auch hier von der gleichzeitigen Einnahme mit Antibiotika ab.

Es gibt kein Verbot, während einer Antibiotika-Therapie Kaffee oder Tee zu trinken. Allerdings können einige Antibiotika die Wirkung von Koffein verstärken und dadurch Herzrasen, Erregung, Unruhe oder Schlaflosigkeit begünstigen.

Bestimmte Antibiotika können mit dem Kalzium aus Joghurt schwer lösliche Verbindungen bilden, die der Körper nicht richtig aufnehmen kann. Dadurch kann die Wirkung des Medikaments verringert werden. Joghurt kann jedoch bedenkenlos gegessen werden, wenn zwischen der Einnahme des Medikaments und dem Verzehr des Joghurts mindestens zwei Stunden Abstand liegen.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

Bennack E: Orale Antibiotika: Kompaktinformationen für die Beratung. Mediengruppe Deutscher Apotheker GmbH 2020

Kreft I et al: Antibiotika-Fibel 2024|25. MWV Verlag Berlin 2024

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https://www.test.de/Antibiotika-7-Mythen-ueber-Antibiotika-5128740-0/, Abruf Februar 2025

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