Zusammenfassung
Aufbau der Darmflora nach Antibiotika-Therapie
Nebenwirkungen von Antibiotika: Bauchschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Hautrötungen, Juckreiz, Phototoxische Reaktionen, Störungen der Nierenfunktion, Pilzinfektionen der Schleimhäute
Symptome einer geschädigten Darmflora: chronischer Durchfall, Blähungen, Bauchschmerzen und Krämpfe, Übelkeit und Erbrechen, Schwächegefühl, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen
Aufbau der Darmflora durch: Bewegung, Stressabbau, gesunde Ernährung, Probiotika, Präbiotika, Darmsanierung
Gute Lebensmittel für die Darmflora: fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut oder Kimchi, ballaststoffreiche Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte oder Nüsse, Lebensmittel, die reich an Polyphenolen sind, wie Beeren oder Äpfel
Was sind Antibiotika und wie wirken sie?
Antibiotika sind wichtige Medikamente zur Behandlung bakterieller Infektionen. Sie werden nicht nur therapeutisch eingesetzt, sondern auch vorbeugend, etwa bei Darmoperationen oder orthopädischen Eingriffen mit einem hohen Infektionsrisiko.
Antibiotika unterstützen das Immunsystem bei der Bekämpfung von Bakterien auf zwei Arten:
- Bakterizide Antibiotika töten Bakterien direkt ab.
- Bakteriostatische Antibiotika hemmen deren Vermehrung, sodass das Immunsystem sie leichter bekämpfen kann.
Wichtig zu wissen: Antibiotika wirken nur gegen bakterielle Infektionen. Erkrankungen wie Lungenentzündung, Blasenentzündung oder Mandelentzündung lassen sich damit behandeln. Keine Wirkung entfalten Antibiotika aber bei Erkrankungen wie Erkältungen oder Influenza, die durch Viren hervorgerufen werden.
Welche Nebenwirkungen haben Antibiotika?
Antibiotika sind wirksame Medikamente, können aber auch Nebenwirkungen verursachen. Zu den häufigsten zählen:
- Bauchschmerzen
- Übelkeit
- Durchfall
- Hautrötungen und Juckreiz
- Überempfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht (phototoxische Reaktionen)
- Beeinträchtigung der Nierenfunktion
- Pilzinfektionen der Schleimhäute
Welche Nebenwirkungen auftreten und wie stark sie sind, ist individuell sehr unterschiedlich. Dabei spielen unter anderem der allgemeine Gesundheitszustand, bestehende Vorerkrankungen, andere eingenommene Medikamente sowie die Art des Antibiotikums eine Rolle.
Was ist die Darmflora und welche Funktionen hat sie?
Unter Darmflora versteht man die Gesamtheit der im Darm lebenden Mikroorganismen, die zu 99 Prozent Bakterien sind. Dabei werden nützliche „gute“, auch probiotisch genannte Bakterien und gesundheitsschädigende, fäulnisbildende Bakterien unterschieden. In einem gesunden Darm überwiegen die nützlichen Bakterien. Insgesamt beherbergt der Darm über 1.000 verschiedene Bakterienarten mit einer Gesamtzahl von mehr als 100 Billionen Mikroorganismen. Ihre Biomasse wiegt etwa 1,5 bis 2 Kilogramm.
Die Darmbakterien besiedeln vorwiegend den Dickdarm und haben viele den Körper unterstützende Funktionen:
- Verdauung: Sie helfen bei der Verwertung von Nahrungsbestandteilen.
- Darmbewegung: Sie fördern die Muskelbewegungen des Darms und unterstützen so den Stuhlgang.
- Nährstoffproduktion: Sie stellen bestimmte Vitamine und Fettsäuren her.
- Entgiftung: Sie bauen Schadstoffe ab.
- Infektionsschutz: Sie verhindern das Wachstum von Krankheitserregern.
- Immunsystem: Sie stärken die Abwehrkräfte des Körpers.
Was sind die Symptome einer geschädigten Darmflora?
Gerät das Mikrobiom im Darm aus dem Gleichgewicht, kann das verschiedene Beschwerden verursachen. Mögliche Auslöser sind eine unausgewogene Ernährung, Medikamente oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Infolgedessen werden nützliche Bakterien verdrängt, und die natürliche Schutzbarriere gegen schädliche Keime wird geschwächt. Typische Symptome sind:
- Chronischer Durchfall
- Blähungen
- Bauchschmerzen und Krämpfe
- Übelkeit und Erbrechen
- Schwächegefühl und Müdigkeit
- Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen
Auch eine erhöhte Infektanfälligkeit kann mit einer gestörten Darmflora zusammenhängen. Forschungen zeigen zudem, dass eine anhaltende Dysbalance des Mikrobioms mit verschiedenen Erkrankungen in Verbindung stehen kann, darunter:
- Magen-Darm-Erkrankungen: Reizdarmsyndrom, Zöliakie, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa
- Autoimmun- und Hauterkrankungen: Neurodermitis, Allergien, rheumatische Erkrankungen
- Stoffwechselerkrankungen: Metabolisches Syndrom, Diabetes mellitus
- Psychische Erkrankungen
Kann sich die Darmflora von alleine wieder erholen?
Normalerweise kann sich die Darmflora irgendwann wieder von selbst erholen. Allerdings kann das dauern. Im Durchschnitt benötigt das Mikrobiom etwa sechs Monate, um sich nach einer Antibiotikabehandlung zu erholen. Bei manchen Antibiotika kann es jedoch ein bis zwei Jahre dauern, bis die mikrobielle Besiedlung wieder vollständig stabil ist und der Darm normal funktioniert
Wie kann man die Darmflora nach Antibiotika wieder aufbauen
Antibiotika bekämpfen nicht nur krankmachende Erreger, sondern auch nützliche Bakterien. Dadurch gerät das Gleichgewicht der Darmflora aus dem Takt. Um die gesunden Darmbakterien zu unterstützen, kann eine gezielte Ernährung mit Probiotika und Präbiotika sowie ausreichend Bewegung und Stressabbau helfen.
Probiotika – lebende Bakterien für den Darm
Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die – in ausreichender Menge zugeführt – das Gleichgewicht der Darmflora fördern. Sie gelangen zumindest teilweise lebend in den Darm, hemmen schädliche Bakterien und stärken das Immunsystem.
Natürliche Quellen für Probiotika sind:
- Fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut, Joghurt, Kefir, Buttermilch und Kimchi
- Hochwertige Probiotika als Nahrungsergänzung, erhältlich in Apotheken
Präbiotika – Nahrung für die guten Darmbakterien
Präbiotika sind unverdauliche Ballaststoffe, die als „Futter“ für nützliche Darmbakterien dienen und deren Wachstum fördern. Besonders reich an Präbiotika sind:
- Chicorée, Topinambur, Spargel, Lauch, Zwiebeln, Knoblauch und Bananen
- Präbiotische Nahrungsergänzungen aus der Apotheke
Hausmittel zur Unterstützung der Darmgesundheit
Bewegung, Stressabbau und eine gesunde Ernährung sind die drei Eckpfeiler zum Wiederaufbau der Darmflora.
Das können Sie tun:
- Vermeidung von Zucker und stark verarbeiteten Lebensmitteln
- Reduktion von Kohlenhydraten und ungesunden Fetten
- Protein- und ballaststoffreiche Ernährung
- Ausreichend trinken (1,5–2 Liter Wasser pro Tag)
- Kauen Sie die Nahrung gut
- Essen Sie langsam und halten Sie drei bis vier Stunden Abstand zwischen den Mahlzeiten
Welche Lebensmittel fördern eine gesunde Darmflora?
Eine ausgewogene Ernährung reicht in der Regel aus, um die Darmflora zu unterstützen. Zudem haben wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt, dass besonders die mediterrane Kost mit viel Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkorn, Olivenöl und Fisch sich günstig auf die Darmflora auswirkt. Zudem können folgende Nährstoffe und Lebensmittel gezielt zur Darmgesundheit beitragen:
Ballaststoffe – Nahrung für die guten Darmbakterien
Ballaststoffe fördern die Verdauung und unterstützen das Wachstum gesunder Darmbakterien.
Gute Quellen sind:
- Vollkornprodukte (Haferflocken, Roggenbrot, Naturreis)
- Hülsenfrüchte (Linsen, Bohnen, Kichererbsen)
- Nüsse & Samen (Leinsamen, Chiasamen, Mandeln)
- Gemüse & Obst (Brokkoli, Karotten, Äpfel, Beeren)
Polyphenole – Pflanzenstoffe mit positiver Wirkung
Polyphenole sind bioaktive Pflanzenstoffe, die das Wachstum nützlicher Bakterien im Darm fördern. Sie kommen vor allem in folgenden Lebensmitteln vor:
- Beeren
- Trauben & Äpfel
- Zwiebeln
Fermentierte Lebensmittel – natürliche Probiotika
Fermentierte Lebensmittel enthalten lebende Milchsäurebakterien, die das Gleichgewicht der Darmflora fördern. Empfehlenswert sind:
- Joghurt & Kefir
- Milchsauer vergorenes Gemüse (wie Sauerkraut oder Kimchi)
- Miso und Tempeh (fermentierte Sojaprodukte)
- Fermentierte Getränke (wie Kombucha, Wasserkefir)
Wie kann man die Darmflora sonst noch unterstützen?
Neben einer gesunden Ernährung tragen auch regelmäßige Bewegung und Stressabbau zur Darmgesundheit bei. Ein weiterer Ansatz ist die Darmsanierung, die in drei Schritten abläuft:
- Darmreinigung – Entfernung von Ablagerungen durch z. B. ballaststoffreiche Ernährung oder natürliche Präparate
- Entgiftung – Unterstützung der Leber und Nieren bei der Ausscheidung von Schadstoffen
- Wiederaufbau der Darmflora – Zuführung von probiotischen und präbiotischen Lebensmitteln
Eine Darmsanierung kann auch zu Hause durchgeführt werden, sollte jedoch vorher mit einer Ärztin oder einem Arzt besprochen werden, um individuelle Bedürfnisse zu berücksichtigen.
FAQ
Die Meinungen von Expert:innen dazu gehen auseinander. Während einige kaum einen Nutzen sehen, empfehlen andere die Einnahme von probiotischen Präparaten, da sie in manchen Fällen antibiotika-bedingten Durchfall verhindern können. Falls Probiotika eingesetzt werden, sollte dies spätestens zwei Tage nach Beginn der Antibiotika-Therapie erfolgen. Wichtig ist, dass Probiotika und Antibiotika nicht gleichzeitig eingenommen werden, da das Antibiotikum sonst die probiotischen Bakterien zerstören kann.
Antibiotika werden eingesetzt, um bakterielle Infektionen zu bekämpfen. Allerdings unterscheiden Antibiotika nicht zwischen „guten“ und „schlechten“ Bakterien und töten auch viele nützliche Bakterien im Darm ab. Dadurch kann das Gleichgewicht der Darmflora gestört werden.
Im Schnitt erholt sich die Darmflora etwa ein halbes Jahr nach der Antibiotikagabe. Bei manchen Antibiotika kann es aber ein ganzes bis zwei Jahre dauern, bis die mikrobielle Besiedelung im Darm wieder so angelegt ist, dass alles normal funktioniert.
Wenn die Darmflora geschädigt ist, kann man sie mit Hilfe von Probiotika, also „guten Darmbakterien“, wieder aufbauen. Präbiotika wiederum sorgen für die Voraussetzungen, dass diese besser wachsen können.
Wenn die Darmflora noch nicht im Gleichgewicht ist, kann sich das durch vermehrte Blähungen und Flatulenzen, Bauchschmerzen oder Krämpfe, Übelkeit oder anhaltende Durchfälle zeigen. Möglich sind auch andere Beschwerden wie Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen, Schwächegefühl oder Konzentrationsstörungen.
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