Zusammenfassung
Paracetamol
Definition: Ein nicht-opioides Schmerzmittel (Analgetikum), das Schmerzen lindert und Fieber senkt.
Wirkungsweise: Die Wirkweise ist bis heute nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass Paracetamol hauptsächlich im Gehirn und Rückenmark wirkt. Dabei hemmt es die Prostaglandinproduktion, blockiert die Schmerzweiterleitung und ruft beruhigende Effekte im Nervensystem hervor.
Einnahme: Übliche Dosierung für Erwachsene: 10-15 mg pro kg Körpergewicht als Einzeldosis; maximale Tagesdosis: 60 mg pro kg Körpergewicht, jedoch nicht mehr als 4 g insgesamt. Die Dosierung für Kinder richtet sich nach Körpergewicht und Alter.
Mögliche Wechselwirkungen: Antikoagulantien (z. B. Warfarin), Alkohol, einige Schlafmittel und Antiepileptika (z. B. Phenobarbital, Phenytoin)
Mögliche Nebenwirkungen: Paracetamol hat selten Nebenwirkungen. Möglich sind ein Anstieg der Leberenzym-Werte, Leberschäden, Blutbildveränderungen, Hautreaktionen oder Kopfschmerzen.
Paracetamol in der Schwangerschaft: Paracetamol darf in der Schwangerschaft eingenommen werden, jedoch sollte die Anwendung immer sorgfältig abgewogen werden.
Was ist Paracetamol?
Paracetamol ist ein weit verbreitetes Schmerzmittel (Analgetikum), das vor allem zur Linderung von Schmerzen und zur Senkung von Fieber eingesetzt wird. Im Gegensatz zu anderen Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure (ASS) wirkt Paracetamol jedoch nicht entzündungshemmend. Es gilt als gut verträglich.
Wie wirkt Paracetamol?
Die genaue Wirkweise von Paracetamol ist bis heute nicht vollständig erforscht, obwohl seine schmerzlindernde Wirkung bereits 1893 entdeckt wurde. Expert:innen gehen davon aus, dass mehrere Mechanismen zusammenwirken und der Effekt hauptsächlich im Gehirn und Rückenmark entsteht.
Es wird vermutet, dass Paracetamol die Aktivität bestimmter Enzyme, wie Cyclooxygenase-2 (COX-2) hemmt und so die Bildung von Schmerzstoffen, den sogenannten Prostaglandinen reduziert. Im Gegensatz zu vielen anderen Schmerzmitteln scheint Paracetamol zudem direkt im Gehirn und Rückenmark die Schmerzweiterleitung zu blockieren. Außerdem beeinflusst es Teile des Nervensystems, die beruhigende Effekte hervorrufen.
Im Vergleich zu Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure (ASS) hat Paracetamol keine entzündungshemmende Wirkung. Dennoch sind seine Neben- und Wechselwirkungen gut erforscht, was es zu einem bewährten Mittel bei der Behandlung von Schmerzen und Fieber macht.
Bei welchen Beschwerden wird Paracetamol eingesetzt?
Paracetamol wird zur Behandlung von leichten bis mittelstarken Schmerzen eingesetzt. Es eignet sich besonders gut zur kurzfristigen Schmerzlinderung und zur Fiebersenkung.
Typische Anwendungsgebiete sind:
- Kopfschmerzen
- Zahnschmerzen
- Fieber
- Menstruationsbeschwerden
- Muskelschmerzen
- Rückenschmerzen
- Erkältungen
- Grippale Infekte
Wie wird Paracetamol richtig angewendet?
Paracetamol ist in verschiedenen Formen erhältlich, darunter Tabletten, Schmelztabletten, Saft, Zäpfchen und Infusionen. Die richtige Anwendung und Dosierung hängen vom Alter, Körpergewicht und der gewählten Form des Medikaments ab.
Dosierung und Anwendung von Paracetamol
Erwachsene:
- Einzeldosis: 10 bis 15 Milligramm Paracetamol pro Kilogramm Körpergewicht.
- Maximale Tagesdosis: 60 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht, jedoch nicht mehr als 4 Gramm pro Tag.
Kinder:
- Die Dosierung sollte genau nach den Angaben auf dem Beipackzettel erfolgen und richtet sich nach Körpergewicht und Alter.
Wie schnell wirkt Paracetamol?
Paracetamol beginnt in der Regel innerhalb von 30 Minuten nach der Einnahme zu wirken. Die Geschwindigkeit, mit der ein Medikament wirkt, wird durch die Zeit gemessen, innerhalb welcher die höchste Konzentration des Wirkstoffs im Blut erreicht ist, auch bekannt als Latenzzeit.
Bei Paracetamol wird diese maximale Konzentration nach etwa 30 bis 90 Minuten erreicht. Bei der Einnahme von Tabletten tritt die höchste Konzentration in der Regel nach etwa einer Stunde auf. Bei Zäpfchen kann es jedoch 2 bis 3 Stunden dauern, bis die Wirkung einsetzt.
Welche Nebenwirkungen hat Paracetamol?
Paracetamol ist grundsätzlich gut verträglich und verursacht selten Nebenwirkungen. Dennoch können bei Überdosierung oder längerer Anwendung Nebenwirkungen auftreten.
Selten bis sehr selten treten folgende Nebenwirkungen auf:
- Anstieg der Leberenzym-Werte
- Leberschäden: Bei einer Überdosierung kann Paracetamol zu schweren Leberschäden führen. Zu den Symptomen einer Leberschädigung gehören Übelkeit, Erbrechen, anhaltende Müdigkeit, blasse Haut und Gelbsucht – erkennbar an einer Gelbfärbung der Haut und Augen.
- Blutbildveränderungen: In seltenen Fällen können Blutgerinnungsstörungen oder eine erhöhte Infektionsanfälligkeit auftreten.
- Hautreaktionen wie Juckreiz oder Ausschlag
- Kopfschmerzen
Um das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren, ist es wichtig, die empfohlene Dosierung nicht zu überschreiten und Paracetamol nicht länger als nötig einzunehmen. Bei anhaltenden Beschwerden oder Fragen zur Anwendung sollte stets ein Arzt/ eine Ärztin konsultiert werden.
Was tun bei einer Überdosierung von Paracetamol?
Eine Überdosierung von Paracetamol kann gefährlich sein und zu schweren Leberschäden führen. Normalerweise wird Paracetamol von der Leber sicher abgebaut, aber bei einer zu hohen Dosis stößt der Körper an seine Grenzen. In diesem Fall können giftige Stoffe entstehen, die die Leber schädigen.
Behandlung bei Überdosierung
Wichtige Hinweise zur Vorbeugung einer Überdosierung:
Bei einer Überdosierung sollte schnell gehandelt werden. Die Standardtherapie ist die Verabreichung von Acetylcystein. Dieses Medikament hilft, die giftigen Stoffe zu neutralisieren und die Leber zu schützen. Es wird intravenös verabreicht und wirkt besonders effektiv, wenn es innerhalb der ersten Stunden nach der Überdosierung verabreicht wird.
- Überschreiten Sie niemals die empfohlene Tagesdosis.
- Berücksichtigen Sie auch Paracetamol-Anteile in Kombinationspräparaten, die zusätzlich eingenommen werden.
- Lesen Sie immer die Packungsbeilage und konsultieren Sie bei Unsicherheiten einen Arzt, eine Ärztin oder Apotheker:in.
Wechselwirkungen mit Paracetamol: Was zu beachten ist.
Paracetamol kann Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben. Diese können die Wirksamkeit beeinflussen oder das Risiko von Nebenwirkungen erhöhen.
Mögliche Wechselwirkungen:
- Antikoagulantien (“Blutverdünner”): Paracetamol kann die blutverdünnende Wirkung von Medikamenten wie Warfarin verstärken. Dies kann zu einem erhöhten Risiko für Blutungen führen.
- Alkohol: Der gleichzeitige Konsum von Alkohol kann das Risiko für Leberschäden bei der Einnahme von Paracetamol erhöhen. Es wird empfohlen, Alkohol zu vermeiden, insbesondere bei höheren Dosierungen oder langfristiger Anwendung.
- Einige Schlafmittel und Antiepileptika wie Phenobarbital oder Phenytoin: Diese Mittel können in Kombination mit Paracetamol das Risiko von Leberschäden erhöhen.
- Mittel gegen Übelkeit wie Metoclopramid oder Domperidon können die Wirkung von Paracetamol beschleunigen.
- Mittel gegen Gicht wie Probenecid hemmen den Abbau von Paracetamol. Daher sollte die Dosis von Paracetamol bei gleichzeitiger Einnahme verringert werden.
Es ist ratsam, vor der Einnahme von Paracetamol in Kombination mit anderen Arzneimitteln Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin zu halten, um mögliche Wechselwirkungen zu klären und die Sicherheit der Behandlung zu gewährleisten.
Was ist bei der Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft und Stillzeit zu beachten?
Paracetamol ist eines der am häufigsten verwendeten Schmerzmittel während der Schwangerschaft und Stillzeit. Die Einnahme sollte jedoch immer sorgfältig abgewogen werden.
In der Schwangerschaft
Paracetamol darf in der Schwangerschaft eingenommen werden, wenn es zur Behandlung von leichten bis mäßigen Schmerzen oder Fieber notwendig ist. Studien haben gezeigt, dass eine kurzfristige Einnahme in der empfohlenen Dosierung (maximal 4 g pro Tag für Erwachsene) nicht mit einem erhöhten Risiko für Fehlbildungen oder anderen Schwangerschaftskomplikationen in Verbindung steht.
Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass eine langfristige oder hochdosierte Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft die Sprachentwicklung des Kindes beeinträchtigen kann.
In der Stillzeit
Paracetamol kann auch während der Stillzeit sicher eingenommen werden. Der Wirkstoff geht nur in sehr geringen Mengen in die Muttermilch über und hat keine nachgewiesenen negativen Auswirkungen auf das gestillte Kind. Es ist jedoch wichtig, die empfohlene Dosis nicht zu überschreiten und die Einnahme nur bei Bedarf vorzunehmen.
Insgesamt sollte die Verwendung von Paracetamol während der Schwangerschaft und Stillzeit immer in Absprache mit einem Arzt oder einer Ärztin erfolgen, um mögliche Risiken zu minimieren.
Ist Paracetamol in Österreich rezeptpflichtig?
In Österreich ist Paracetamol in niedrigen Dosierungen rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Es ist jedoch wichtig, die Dosierungsanweisungen genau zu befolgen und Paracetamol nur gemäß den empfohlenen Richtlinien zu verwenden.
FAQ
Paracetamol hat keine entzündungshemmende Wirkung und unterscheidet sich damit von nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure. Es wird hauptsächlich zur Schmerzlinderung und Fiebersenkung eingesetzt, beeinflusst jedoch keine Entzündungsprozesse im Körper.
Es wird dringend davon abgeraten, Alkohol zu konsumieren, während Paracetamol eingenommen wird, da dies das Risiko für Leberschäden erheblich erhöhen kann. Da Paracetamol und Alkohol beide in der Leber abgebaut werden, kann bei Menschen mit hohem Alkoholkonsum oder Alkoholabhängigkeit die Leber überlastet werden. Diese Doppelbelastung kann dazu führen, dass die Leber das Schmerzmittel nicht ausreichend verarbeitet, was im schlimmsten Fall zu einem Leberversagen führen kann. Daher sollte während der Einnahme von Paracetamol Alkohol grundsätzlich vermieden werden.
Erwachsene sollten maximal 4 Gramm Paracetamol pro Tag einnehmen, verteilt auf mehrere Dosen. Eine Einzeldosis sollte dabei 10 bis 15 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht nicht überschreiten. Bei Kindern richtet sich die Dosierung nach dem Körpergewicht.
Paracetamol sollte nicht länger als 3 Tage ohne ärztlichen Rat eingenommen werden. Wenn die Symptome anhalten oder sich verschlimmern, ist es wichtig, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen.
Paracetamol gilt als das Mittel der Wahl zur Schmerzbehandlung während der Schwangerschaft, sollte jedoch nur nach Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin und in der empfohlenen Dosierung eingenommen werden.
Die Wahl zwischen Ibuprofen und Paracetamol hängt von der individuellen Situation und den persönlichen Bedürfnissen ab:
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Ibuprofen: Dieses Schmerzmittel wirkt nicht nur schmerzlindernd und fiebersenkend, sondern auch entzündungshemmend. Es ist besonders hilfreich bei Schmerzen, die mit Entzündungen einhergehen, wie etwa bei Gelenk- oder Muskelschmerzen.
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Paracetamol: Es lindert Schmerzen und senkt Fieber, hat jedoch keine entzündungshemmende Wirkung. Im Vergleich zu Ibuprofen hat es weniger Nebenwirkungen, kann bei Überdosierung jedoch die Leber schädigen.
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