Zusammenfassung
Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, ASS
Autismus-Spektrum-Störung: Gruppe von Entwicklungsstörungen des Gehirns, die von Geburt an vorliegen und ab dem Kindesalter auftreten
Formen: Frühkindlicher Autismus, atypischer Autismus, Asperger-Syndrom, High-Functioning Autismus, Rett Syndrom, Savants, andere desintegrative Störung des Kindesalters, überaktive Störung mit Intelligenzminderung und Bewegungsstereotypie
Allgemeine Kernmerkmale: Beeinträchtigungen im Bereich der sozialen Interaktion und Kommunikation, sich wiederholende und stereotype Verhaltensmuster, eingeschränkte Interessen
Ursachen: Nicht gänzlich geklärt, als Hauptursache gelten genetische Faktoren
Diagnose: Facharzt für Kinder und Jugendpsychiatrie; Fragebögen, Beobachtung, Einschätzung durch die Eltern, diagnostische Beobachtungsskala für Autistische Störungen (ADOS), diagnostisches Interview für Autismus (ADI-R), Intelligenztests, Sprachtests u.a.; der genaue Ablauf der Abklärung richtet sich nach der individuellen Situation
Behandlung: Individueller Therapieplan; Verhaltenstherapie, Einbezug und Training der Eltern, Kompetenztraining, Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie, ergänzende Maßnahmen wie Musik- und Kunsttherapie u.a.
Was ist Autismus?
Unter dem Begriff Autismus-Spektrum-Störung (ASS) werden verschiedene tief greifende Entwicklungsstörungen zusammengefasst. Es handelt sich um von Geburt an vorliegende Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitungsstörungen des Gehirns, die sich bereits im frühen Kindesalter bemerkbar machen. Bei der Entwicklung von Autismus scheinen mehrere Faktoren eine Rolle zu spielen, wobei die Ursachen bislang nicht gänzlich erforscht sind. Als Hauptursache gelten genetische Faktoren, als mögliche Risikofaktoren diskutiert werden u.a. ein höheres Alter der Eltern und das Einnehmen bestimmter Medikamente während der Schwangerschaft. Die einzelnen Formen des Autismus haben gemeinsame Merkmale, machen sich jedoch in unterschiedlichen Ausprägungen und Schweregraden bemerkbar.
Wie sehen die Symptome von Autismus aus?
Prinzipiell kann das genaue Bild einer Autismus-Spektrum-Störung sehr variieren. Während manche Menschen nur leicht von einzelnen Symptomen betroffen sind, zeigt sich bei anderen eine schwer ausgeprägte Störung.
Allgemeine Kernsymptome betreffen folgende Bereiche:
- Kommunikation und soziale Interaktion
- Verhalten
- Wahrnehmung
- Verarbeitung von Informationen
Kommunikation und soziale Interaktion
- Kommunikation: Menschen mit einer ASS können Sprache oft nicht gezielt einsetzen, um etwas Bestimmtes auszudrücken. Allerdings gibt es hier große Unterschiede: Manche Betroffene setzen in der Kommunikation stark auf Bilder oder Gebärden, andere wiederum haben zwar ein besonders gut ausgeprägtes sprachliches Talent, haben aber trotzdem Schwierigkeiten mit der Sprache. Auch das Verständnis von sprachlichen Äußerungen anderer kann eingeschränkt sein, weil Betroffene nicht gleich alles Gesagte verarbeiten können oder gar nur einfachste Begriffe und kurze Sätze verstehen. Weiters gibt es die Schwierigkeit, nonverbale Signale der die Sprache begleitenden Gestik und Mimik zu erkennen und zu deuten. Das kann Betroffenen auch große Angst machen. Da der Sprachschatz häufig begrenzt bzw. einseitig ist, sprechen Menschen mit ASS Fragen und Sätze oft nach (Echolalie), und es kommt oft zur Vertauschung von „Ich“ und „Du“ (pronominale Umkehr). Auch wenn die Sprache eines Menschen mit Autismus relativ gut entwickelt ist, kann die Kommunikation zu schnell oder zu laut, zu hoch oder ohne Modulation und Sprachmelodie sein. Das vermittelt Außenstehenden oft einen „roboterhaften“ Eindruck
- soziale Interaktion: Betroffenen fällt es schwer, mit anderen Menschen zu interagieren. Grundlegende soziale Fertigkeiten wie Augenkontakt, soziales Lächeln, Imitation oder das Teilen von Interesse sind bei ihnen eher unzureichend ausgeprägt. Für einen Menschen mit Autismus ist es schwierig, zwischenmenschliche Beziehungen einzugehen. Das liegt zum Teil an der eingeschränkten Kommunikationsfähigkeit, zum anderen daran, dass Gefühle und Gedanken bei sich und anderen nicht gut erkannt, eingeschätzt und vorhergesagt werden können (eingeschränkte Theory of Mind). In diesem Zusammenhang wird oft auch von der mangelnden Empathiefähigkeit autistischer Menschen gesprochen. Das ist aber nur eingeschränkt richtig: Betroffenen sind die Gefühle und Wünsche anderer Menschen nicht egal, aber sie erkennen Emotionen nicht gut genug, um angemessen darauf reagieren zu können. Ebenso können sie ironische Aussagen, Wortspielereien und Witze oft nicht als solche verstehen.
Verhalten
Da Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung ihre Umwelt oft als unvorhersehbar und chaotisch empfinden, können sie sich nur schwer zurechtfinden oder an neue Situationen anpassen. Das versuchen sie häufig durch bestimmte Verhaltensmuster zu kompensieren, wobei diese Verhaltensweisen auch entspannend wirken oder einfach Freude machen können.
- Repetitive, stereotype Verhaltensweisen: Das sind Handlungen, die immer wieder auf dieselbe Art wiederholt werden. Ein Mensch, der autistisch ist, zeigt oftmals ein Verhalten, das durch einen stereotypen Bewegungsablauf charakterisiert ist, etwa Finger- und Handschlagen, Hand- und Fingerbewegungen vor den Augen, stereotype Körperbewegungen, Echolalie und/oder andere verbale/vokale Stereotypien und sensorische Stereotypien (z.B. an anderen Menschen riechen oder an Gegenständen lecken). Auch das Spielverhalten eines Kindes mit Autismus ist oftmals stereotyp und wirkt auf andere phantasielos. „Als-ob-Spiele“ fallen dem Kind sehr schwer bzw. sind unmöglich ebenso wie das Spielen mit anderen Gleichaltrigen. Die Stereotypie kann sich etwa auch dadurch äußern, dass darauf bestanden wird, immer zur selben Zeit vom selben Teller zu essen oder Dinge immer auf dieselbe Art zu ordnen. Wenn diese starren Routinen gestört oder unterbrochen werden, bedeutet das für die Betroffenen eine große Belastung, die mitunter zu heftigen Gefühlsausbrüchen bis hin zu Wutanfällen führen kann.
- Spezialinteressen: Oft haben Menschen mit Autismus ein ausgeprägtes Interesse an bestimmten Themen oder Dingen, mit denen sie sich auch sehr intensiv und oft stundenlang beschäftigen und worüber sie alles lernen möchten. Das können typischerweise zum Beispiel Zugfahrpläne, Straßennetze oder vieles mehr sein.
Wahrnehmung
- Überempfindlichkeit gegenüber Reizen: Bei Menschen mit einer ASS ist die Wahrnehmung von Sinnesreizen gestört und kann sich in einer Überempfindlichkeit gegenüber Reizen äußern. Solche Reize können zum Beispiel Geräusche, Stimmen, Gerüche oder Geschmäcker sein, die die Betroffenen „nicht aushalten“ und darauf reagieren, indem sie versuchen, diesen Wahrnehmungen möglichst auszuweichen und aus entsprechenden Situationen flüchten.
- Unterempfindlichkeit gegenüber Reizen: Die Störung der Wahrnehmung von Sinnesreizen kann auch zu einer Unterempfindlichkeit gegenüber Reizen führen. So kann es sein, dass Kälte oder Schmerz nicht so stark wahrgenommen werden oder dass Betroffene sehr starke Reize suchen, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Das können zum Beispiel „strenge“ Gerüche, Essen mit intensivem Geschmack oder auch schnelle rotierende Bewegungen sein.
Verarbeitung von Informationen
Menschen mit ASS haben zudem Probleme bei der Verarbeitung von Informationen, die bei ihnen oft verzögert oder sehr langsam stattfindet. Grundsätzlich denken und lernen sie auf andere Art als nicht von Autismus Betroffene:
- Aufmerksamkeit: Die Aufmerksamkeit ist meist auf das zentriert, was für Betroffene interessant ist. Dadurch ergibt sich die Schwierigkeit zu erkennen, was im Moment am wichtigsten ist und worauf man aufmerksam sein sollte. So kann zum Beispiel das Ordnen der Stifte für ein Kind mit ASS wichtiger sein als die Erledigung der Rechenaufgabe. Ein weiteres Problem ist der Wechsel von einer Tätigkeit auf die andere. Menschen mit ASS können eine Tätigkeit oft erst dann aufgeben und zu einer anderen wechseln, wenn die erste Tätigkeit vollständig beendet ist.
- Visuelles Denken und Lernen: Menschen mit Autismus denken oft in Bildern, da sie Sprache eher schlecht verarbeiten können. Zudem haben sie oft Schwierigkeiten, Gesamtbilder zu erkennen und konzentrieren sich stattdessen auf Details. So kann es passieren, dass sich ein Kind mit ASS nur auf die Haare einer Puppe konzentriert und die Puppe als solche nicht erkennt.
Autismus – Formen
Nach dem derzeit im deutschsprachigen Raum noch gültigen Klassifizierungssystem ICD 10 werden bei Autismus verschiedene Formen unterschieden, darunter frühkindlicher Autismus, atypischer Autismus und Asperger Autismus. Daneben gibt es aber noch weitere Formen:
Frühkindlicher Autismus
Hier zeigen sich die Symptome bzw. erste Auffälligkeiten vor dem dritten Lebensjahr und oft auch schon früher. Das Kind ist in der Kommunikation und in der sozialen Interaktion beeinträchtigt und zeigt repetitive und stereotype Verhaltensweisen sowie eingeschränkte Interessen. Typisch bei dieser Form sind weiters Verzögerungen in der sprachlichen Entwicklung, wobei diese ganz ausbleiben kann bzw. bereits Erworbenes wieder verloren gehen kann.
Atypischer Autismus
Hier zeigt sich die Störung erst nach dem dritten Lebensjahr oder es sind nicht alle typischen Symptome gegeben. Das bedeutet allerdings nicht, dass es sich dabei um eine mildere Form der ASS handelt. Die Beeinträchtigungen durch sehr wohl vorhandene Symptome und/oder begleitende Störungen können auch beim atypischen Autismus schwerwiegend sein.
Asperger Autismus
Hier stehen in erster Linie Probleme in der Kommunikation und der sozialen Interaktion im Vordergrund. Typisch ist weiters eine mangelnde kognitive Flexibilität. Manchmal ist die Entwicklung im motorischen Bereich verzögert. Das gilt nicht für die sprachliche Entwicklung. Betroffene weisen zudem durchschnittliche bis überdurchschnittliche intellektuelle Fähigkeiten auf. Außerdem haben Menschen mit Asperger Syndrom oft ausgeprägte, spezielle Interessen.
High-Functioning Autismus
Das ist eine Variante des frühkindlichen Autismus, unterscheidet sich davon aber, da die Betroffenen meist eine relativ hohe Intelligenz und oft besondere Fähigkeiten in einzelnen Bereichen haben.
Mit diesem Begriff werden auch autistische Menschen bezeichnet, bei denen im Kindesalter frühkindlicher Autismus diagnostiziert wurde, die sich aber gut entwickelt haben und später relativ selbständig geworden sind.
Rett Syndrom
Dieses Syndrom steht in Zusammenhang mit dem ASS, unterscheidet sich aber insofern, als es nach einer scheinbar normalen Frühentwicklung zu einem teilweisen oder vollständigen Verlust der Sprache kommt. Auch die Fähigkeiten zum Gebrauch der Hände reduzieren sich oder verschwinden und das Kopfwachstum ist verlangsamt. Das Rett-Syndrom wurde bisher nur bei Mädchen beobachtet. Ihre soziale Entwicklung ist zwar gehemmt, aber das soziale Interesse bleibt erhalten. Die Kinder leiden fast immer an einer stark herabgesetzten Intelligenz.
Savants
Dieser Begriff wird für Menschen mit einer sogenannten Inselbegabung verwendet. Betroffene zeigen trotz kognitiver Behinderung oder Entwicklungsstörung außergewöhnliche Leistungen in bestimmten Teilbereichen wie etwa Rechnen, Musik oder Kunst, obwohl ihr Intelligenzquotient häufig unterdurchschnittlich ist. Sie sind oft auch zusätzlich von Autismus betroffen.
Andere desintegrative Störung des Kindesalters
Diese Form der tiefgreifenden Entwicklungsstörung kennzeichnet sich durch eine normale Entwicklung vor Störungsbeginn. Dann aber kommt es binnen kurzer Zeit zum Verlust verschiedener vorher erworbener Fertigkeiten, zum allgemeinen Interessensverlust, zu repetitiven und stereotypen Verhaltensweisen und autismus-ähnlichem Verhalten in der Kommunikation und der sozialen Interaktion.
Überaktive Störung mit Intelligenzminderung und Bewegungsstereotypien
Diese Form der tiefgreifenden Entwicklungsstörung ist gekennzeichnet durch eine schwere Intelligenzminderung, deutliche Überaktivität, Aufmerksamkeitsstörungen und stereotype Verhaltensweisen. In der Adoleszenz kann sich die Hyperaktivität in eine verminderte Aktivität wandeln. Es kann zu zahlreichen anderen Entwicklungsverzögerungen kommen.
Achtung: In der Praxis sind die einzelnen Formen nicht immer eindeutig voneinander zu unterscheiden. Deshalb verwenden neuere Klassifikationssysteme nur mehr den Begriff Autismus-Spektrum-Störung. So wird auch klarer, dass „der Autismus“ zwar bestimmte gemeinsame Merkmale hat, diese aber in Ausprägung und Schweregrad von Mensch zu Mensch verschieden sein können.
Welche Ursachen hat Autismus?
Die exakte Ursache für Autismus ist bis heute nicht genau bekannt. Wissenschaftliche Untersuchungen haben aber gezeigt, dass es bei Autismus-Betroffenen eine familiäre Häufung von Merkmalen einer ASS gibt. Deshalb nimmt man an, dass es genetische Faktoren gibt, die mit Umwelteinflüssen zusammen auf bestimmte Strukturen im Gehirn einwirken. Was die Umweltfaktoren betrifft, so gibt es viele Spekulationen, aber noch keine gesicherten Erkenntnisse. Sicher ist aber, dass ein bestimmter Erziehungsstil oder die Mumps-Masern-Röteln-Impfung keine Ursachen für das Entstehen einer ASS sind.
Wie häufig ist Autismus?
Laut internationalen Schätzungen ist etwa ein Prozent der Gesamtbevölkerung von einer ASS betroffen. Grundsätzlich gibt es deutlich mehr Buben und Männer als Mädchen und Frauen, die mit der Störung leben. Für Österreich gibt es bisher keine genauen Zahlen, aber die Experten gehen davon aus, dass hierzulande rund 87.000 Menschen eine ASS haben.
Wie wird Autismus diagnostiziert?
Erste Auffälligkeiten und Hinweise darauf, dass das Kind möglicherweise autistisch ist lassen sich nicht bei der Geburt feststellen, sondern zeigen sich zumeist im frühen Kleinkindalter in Form einer atypischen Entwicklung im Bereich der Kommunikation und sozialen Interaktion und/oder in Form von auffälligem Verhalten und auffälligen Verhaltensmustern.
Eine frühe Diagnose zu stellen ist trotzdem oftmals nicht leicht, da sich die sprachlichen und motorischen Fähigkeiten in den ersten Lebensmonaten sehr unterschiedlich entwickeln.
Mögliche körperliche Erkrankungen und eine mögliche Störung der Hör- und Sehfähigkeit werden durch entsprechende Blutuntersuchungen, neurologische und bildgebende Verfahren, Sehtests, Hörprüfungen und andere Untersuchungen ausgeschlossen. Bei Verdacht auf eine Autismus-Spektrum-Störung erfolgt die Abklärung beim Kinder- und Jugendpsychiater.
Im Rahmen der Abklärung werden unterschiedliche Untersuchungen und Tests durchgeführt, u.a. um die Symptome näher zu beurteilen, den Intelligenzquotienten zu ermitteln und den Schweregrad der Störung einschätzen zu können (Fragebögen, Beobachtung des Kindes über einen bestimmten Zeitraum, Einschätzung durch die Eltern, diagnostische Beobachtungsskala für autistische Störungen (ADOS), diagnostisches Interview für Autismus (ADI-R), verschiedene Intelligenz- und Sprachtests u.a.). Der genaue Ablauf der Abklärung richtet sich ganz nach der individuellen Situation.
Therapie
Autismus lässt sich ursächlich nicht behandeln und ist nicht heilbar. Der Krankheitsverlauf hängt sehr von der Form des Autismus, von dessen Intensität und Ausprägung und von der Therapiegestaltung ab und lässt sich nicht mit Sicherheit vorhersagen. Die Therapie zielt darauf ab die Kommunikation und Wahrnehmung und das Alltagsverhalten sowie die Empathie und die Handlungskompetenzen zu fördern und bestimmte Fähigkeiten wie die Kontaktbereitschaft, soziale Kompetenzen, die Sprache, das Sprachverständnis und das Verständnis von Gesten zu verbessern.
Die Ausprägung einer autistischen Störung kann individuell sehr unterschiedlich sein, weswegen jeder Therapieplan individuell erstellt werden muss. Die Therapie richtet sich ganz nach dem jeweiligen Entwicklungsstand, sie sollte vorhandene Fähigkeiten unterstützen und dem Kind helfen diese auszubauen und neue zu entwickeln. Wichtig sind eine möglichst frühe Diagnose und Therapie, um eine schnelle Förderung zu beginnen. Das Umfeld des Kindes wird in die Therapie einbezogen.
Mögliche therapeutische Maßnahmen sind z.B.
- Verhaltenstherapie (Applied Behaviour Analysis (ABA) – ganzheitliche auf Frühförderung ausgerichtete Therapieform, baut darauf auf, welche Fähigkeiten das Kind bereits besitzt und welche noch nicht.
- Einbezug und Training der Eltern – Eeine Stressreduktion der Eltern kann zu deutlichen Verbesserungen im Verhalten des Kindes führen.
- Kompetenztraining – Sozial und kommunikativ
- Logopädie – Sprachtraining mit Fokus auf Normalisierung von Sprachauffälligkeiten
- Ergotherapie – Spielerische, gestalterische und handwerkliche Übungen zur Verbesserung von beeinträchtigten Fähigkeiten
- Physiotherapie – Zur Verbesserung motorischer Beeinträchtigungen
- Ergänzende Maßnahmen wie Musik-, Kunst- und Tiertherapien
- Medikamentöse Behandlung – Bei Vorliegen von Depressionen, Zwängen, Aggressivität und/oder Angst u.a.
Welche Komplikationen und Begleiterkrankungen gibt es?
Die Häufigkeit von begleitenden psychischen Erkrankungen ist bei Menschen mit ASS im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung deutlich erhöht. Große Metaanalysen zeigen, dass folgende Begleiterkrankungen besonders häufig vorkommen:
- Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
- Angststörungen
- Schlafstörungen
- disruptive, Impulskontroll- und Sozialverhaltensstörungen
- depressive Störungen
Wie sehen Autisten die Welt und wie verhalte ich mich „richtig“?
So unterschiedlich die Ausprägung von Autismus auch ist, es gibt Merkmale die treffen auf viele Autisten zu. Sie nehmen ihre Umgebung häufig nicht in ihrer Gesamtheit wahr. Stattdessen erkennen sie viele Einzelheiten. Der Blick für das große Ganze fehlt häufig, gleichzeitig nehmen sie viele Details wahr, die anderen oftmals entgehen.
Folgende Tipps sind ein guter Anfang im Umgang mit Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung:
- Akzeptieren Sie Eigenarten
- Unterlassen Sie Interpretationsversuche von Mimik, Gestik und Tonfall und nehmen Sie die Worte so wie sie sind
- Unterlassen Sie ironische Aussagen, Wortspielereien und Witze oder erläutern sie sie (ihr Verständnis kann nicht vorausgesetzt werden)
- Erwarten Sie keine emotionalen Reaktionen
- Akzeptieren Sie die jeweilige Ordnung und die Regeln des Betroffenen
- Akzeptieren Sie etwaige Befindlichkeiten wie z.B. Berührungsempfindlichkeit, Lärmempfindlichkeit.
- Als Verwandter, Freund oder Bekannter ist es in jedem Fall ratsam, sich genauer über Autismus zu informieren und sich bei Bedarf professionelle Unterstützung zu suchen.
Welcher Arzt ist bei Autismus Ansprechpartner?
Ansprechpartner für ASS sind Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie, außerdem Ambulatorien für Sozialpädiatrie oder Entwicklungsneurologie sowie auf Autismus spezialisierte Stellen.
Wohin können sich Angehörige wenden?
Eltern, Geschwister und andere Bezugspersonen können auch selbst Unterstützung in Beratungsstellen oder in einer Selbsthilfegruppe in Anspruch nehmen. Selbsthilfegruppen für ganz Österreich finden Sie hier: https://www.autismus-welt.com/wohin-wenden/selbsthilfe-gruppen/
FAQ
Nein, Autismus ist nicht heilbar. Es handelt sich um eine neurologische Entwicklungsstörung, die ein Leben lang anhält. Allerdings können frühzeitige Interventionen und gezielte Unterstützung dabei helfen, die Lebensqualität von Menschen mit Autismus zu verbessern und ihre individuellen Fähigkeiten zu fördern.
Zu den häufigeren Anzeichen gehören:
- Vermeiden von Augenkontakt
- Verzögerte Sprach- und Kommunikationsentwicklung
- Abhängigkeit von Regeln und Routinen
- Schwierigkeiten bei relativ kleinen Veränderungen im Alltag
- Unerwartete Reaktionen bei Geschmäckern, Geräuschen, Gerüchen, sowie beim Anschauen oder Anfassen
- Probleme, Gefühle anderer Menschen zu verstehen
- Fokus auf oder Besessenheit von sehr spezifischen Interessen oder Gegenständen
- Verhaltens-Ticks, z.B. Flattern mit den Händen oder Hin- und Herschaukeln
Hilfreiche Tipps im Umgang mit autistischen Kindern sind:
- Jedes Kind ist einzigartig: Jedes Kind, einschließlich eines Kindes mit Autismus, hat seine eigenen Stärken, Interessen und Herausforderungen. Eltern sollten ihr Kind als individuelle Person betrachten und seine einzigartigen Eigenschaften wertschätzen.
- Kommunikation anpassen: Kinder mit Autismus können Schwierigkeiten haben, sich verbal auszudrücken oder nonverbale Signale zu verstehen. Eltern sollten ihre Kommunikationsstrategien an die Bedürfnisse ihres Kindes anpassen, z.B. durch klare und einfache Sprache, visuelle Unterstützung oder alternative Kommunikationsmethoden.
- Sensorische Empfindlichkeiten beachten: Viele Kinder mit Autismus haben sensorische Empfindlichkeiten, d.h. sie reagieren möglicherweise empfindlicher oder anders auf Sinnesreize wie Geräusche, Licht oder Berührungen. Eltern sollten diese Empfindlichkeiten beachten und bei der Gestaltung der Umgebung ihres Kindes Rücksicht nehmen.
- Strukturen einhalten: Kinder mit Autismus profitieren oft von klaren Strukturen und Routinen. Eltern können ihrem Kind helfen, indem sie einen strukturierten Tagesablauf bereitstellen und Vorhersehbarkeit schaffen, z.B. indem sie Zeitpläne, visuelle Zeitgeber oder soziale Geschichten verwenden.
- Unterstützung suchen: Es kann hilfreich sein, sich mit Fachleuten, anderen Eltern von Kindern mit Autismus oder Selbsthilfegruppen zu vernetzen, um Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen.
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https://register.awmf.org/assets/guidelines/028-018l_S3_Autismus-Spektrum-Stoerungen_ASS-Diagnostik_2016-05-abgelaufen.pdf, Abruf März 2023
https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/psyche/autismus-asperger.html, Abruf März 2023
https://www.autistenhilfe.at/was-ist-autismus/, Abruf März 2023
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https://www.dimdi.de/static/de/klassifikationen/icd/icd-10-gm/kode-suche/htmlgm2018/block-f80-f89.htm, Abruf März 2023
https://www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/umweltmedizin/autismusautismus-spektrum-stoerungen#welche-risikofaktoren-sind-bekannt, Abruf März 2023
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