Lichttherapie mit Tageslichtlampe
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Lichttherapie: Behandlung, Wirkung und Vorteile

Die Lichttherapie hat sich in den letzten Jahren als erfolgreiche Behandlungsmethode in der Therapie von psychischen Störungen wie der Winterdepression etabliert und wird mittlerweile auch bei anderen Indikationen angewendet. Lesen Sie hier, wie die Methode funktioniert, wie wirksam sie ist, wann mit positiven Effekten zu rechnen ist und worauf bei dieser Form der Behandlung zu achten ist.

Zusammenfassung

Lichttherapie

Definition: medizinische Behandlungsmethode mit speziellen Tageslichtlampen

Anwendung bei: Winterdepressionen, unipolaren und bipolaren Störungen, Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus, ADHS, Parkinson, Alzheimer

Dauer der Lichttherapie Sitzungen: im Schnitt 30 Minuten täglich

Wirkeintritt: oft nach einigen Tagen, manchmal nach zwei bis vier Wochen

Kosten Tageslichtlampe: 200 bis 1000 Euro

Was ist die Lichttherapie?

Unser Körper ist ein komplexes System, das von vielen Faktoren beeinflusst wird – auch vom Licht. Entsprechend vielfältig sind die Einsatzmöglichkeiten von Licht in der Medizin, die von der Diagnostik bis hin zur Therapie reichen. Bei der Lichttherapie wird gezielt künstliches Licht verwendet, um bestimmte Prozesse im Gehirn und Körper anzuregen und so Krankheiten zu behandeln.

Dabei kommt Licht in einem Wellenspektrum zum Einsatz, das dem Sonnenlicht ähnelt. Diese Form der Behandlung, auch als Heliotherapie bekannt, wird vor allem bei psychischen Problemen angewendet, insbesondere bei leichtem Winterblues, aber auch bei der echter Winterdepression sowie bei Schlafstörungen und anderen psychiatrischen Krankheitsbildern.

Ein weiteres bedeutendes Anwendungsgebiet sind dermatologische Erkrankungen. Hierbei wird jedoch anderes Licht verwendet, und die Methode wird als Phototherapie bezeichnet.

Wie wirkt die Lichttherapie?

Licht ist mehr als nur ein visueller Reiz; es beeinflusst zahlreiche biologische Prozesse in unserem Körper. Es dient unter anderem als Taktgeber: Wenn Licht über die Augen ins Gehirn gelangt, wird die „innere Uhr“ aktiviert. Diese innere Uhr steuert die Ausschüttung verschiedener Hormone und Neurotransmitter. So wird zum Beispiel die Produktion des bei Dunkelheit vermehrt ausgeschütteten Schlafhormons Melatonin gehemmt und der Körper auf aktiv geschalten.

Die Produktion von stimmungsaufhellenden Neurotransmittern wie Serotonin und Noradrenalin wird gefördert – man wird wacher, konzentrierter und fühlt sich wohl. Die klassische Lichttherapie nutzt diesen Mechanismus gezielt, um mit hellem fluoreszierendem Licht, das dem Sonnenlicht nachempfunden ist, bei Winterblues, Winterdepression oder Schlafstörungen gezielt entgegenzuwirken.

Dabei kommen spezielle Lichttherapie-Lampen (Tageslichtlampen) zum Einsatz, die helles, weißes Licht ohne UV-Anteile abgeben. Man sitzt oder steht in einem bestimmten Abstand vor dem Gerät, während das Licht durch die Netzhaut in die Sehnerven dringt und so die Aktivität im Gehirn beeinflusst. Gleichzeitig kann man anderen Tätigkeiten wie Frühstücken, Lesen oder Telefonieren nachgehen. Wie lange und wie oft man vor der Tageslichtlampe sitzen sollte, hängt von individuellen Faktoren ab.

Welche Art von Licht wird verwendet?

Bei der Therapie von psychischen Störungen wie Winterblues, Winterdepression oder Schlafstörungen kommt Licht zum Einsatz, dessen Wellenspektrum dem des Sonnenlichts ähnelt. Dabei werden jedoch die UV-Strahlen herausgefiltert, um Augen und Haut zu schützen, während der therapeutische Effekt der Helligkeit dennoch genutzt werden kann. Lichttherapie-Lampen verfügen in der Regel über eine Beleuchtungsstärke von mindestens 10.000 Lux – das entspricht etwa dem Licht an einem Sommertag im Schatten.

Wie wird eine Tageslichtlampe angewendet?

Die Anwendung einer Tageslichtlampe ist im Prinzip unkompliziert, es gibt jedoch ein paar Dinge, die man beachten sollte, um den größtmöglichen Nutzen zu erzielen:

  • Zunächst ist es wichtig, die Lichttherapie mit einem Arzt oder einer Ärztin abzusprechen. Je nach individuellem Krankheitsbild kann er oder sie festlegen, wie lange Sie täglich vor der Tageslichtlampe sitzen sollten und über welchen Zeitraum die Therapie erfolgen soll.
  • Planen Sie etwa 30 bis 45 Minuten täglich für die Lichttherapie ein und versuchen Sie, diese in Ihren Tagesablauf zu integrieren, da die regelmäßige Anwendung entscheidend für den Therapieerfolg ist. Menschen, die an einer schweren Winterdepression leiden, benötigen diese Behandlung oft während der gesamten dunklen Jahreszeit.
  • Die beste Tageszeit für die Lichttherapie ist der frühe Morgen, idealerweise direkt nach dem Aufstehen.
  • Achten Sie außerdem auf den richtigen Abstand zum Gerät. Dieser kann je nach Lux-Stärke variieren, in der Regel liegt er jedoch bei etwa 80 bis 90 Zentimetern.

Wann ist die Lichttherapie sinnvoll?

Die Lichttherapie gilt als Mittel der Wahl bei saisonal bedingten Depressionen wie der Winterdepression und kann auch beim leichteren Winterblues helfen. Heute weiß man, dass diese Form der Behandlung auch bei anderen psychischen Störungen sowie Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus oft gut geeignet ist. Dazu zählen:

Wie schnell wirkt die Lichttherapie?

Ein großer Vorteil der Lichttherapie ist ihre meist schnell einsetzende Wirksamkeit. Die meisten Patient:innen sprechen innerhalb der ersten Tage darauf an; manchmal kann es jedoch bis zu zwei bis vier Wochen dauern, bis sich die Symptome bessern.

Welche Risiken hat die Lichttherapie?

Die Lichttherapie ist im Allgemeinen gut verträglich und es gibt keine absoluten Kontraindikationen. Vorsicht ist jedoch geboten bei schweren Augenerkrankungen sowie bei der Einnahme von Medikamenten, die die Lichtempfindlichkeit erhöhen.

Kleinere Beschwerden, die während der Lichttherapie auftreten können, sind meist nur schwach ausgeprägt. Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören:

  • Augenbeschwerden wie trockene oder gereizte Augen
  • Kopfschmerzen
  • Reizbarkeit
  • Überaktivität (bis hin zu Hypomanie, einer abgeschwächten Form der Manie)
  • Einschlafschwierigkeiten

Welche Kosten sind mit der Lichttherapie verbunden?

Für die Anwendung der Lichttherapie ist eine Tageslichtlampe erforderlich. Solche Geräte kosten im Handel zwischen 200 und 1000 Euro. Bevor man sich eine solche Lampe anschafft, ist es ratsam, die Wirkung vorher zu testen. Manche Ärzt:innen und Ambulanzen für Herbst-Winter-Depressionen (z. B. das AKH Wien) verleihen Tageslichtlampen, und manche Hersteller bieten einen Mietservice an.

FAQ

Die Lichttherapie gilt als Mittel der Wahl bei der Winterdepression, einer saisonabhängigen Depression, die im Herbst und Winter auftritt und mit den länger werdenden, lichtreicheren Tagen im Frühling endet.
Durch die tägliche Bestrahlung mit hellem Licht am Morgen wird der gestörte Schlaf-Wach-Rhythmus wiederhergestellt und die Stimmung verbessert. Aufgrund guter Studienergebnisse und Erfahrungswerte wird die Lichttherapie heute auch bei unipolaren und bipolaren Störungen sowie Wochenbettdepressionen eingesetzt. In der Regel wird sie dabei mit anderen Formen der Depressionsbehandlung kombiniert.

Die genaue Dauer einer Lichttherapie-Sitzung sollte von einem Arzt oder einer Ärztin festgelegt werden und richtet sich nach individuellen Gegebenheiten. Bei Tageslichtlampen mit einer Beleuchtungsstärke von 10.000 Lux muss man im Durchschnitt mit einer täglichen Bestrahlungsdauer von 30 Minuten rechnen.

Die Lichttherapie zeigt bei vielen Patient:innen bereits nach wenigen Tagen Wirkung und sie verspüren eine Erleichterung ihrer depressiven Symptome. In einigen Fällen kann es jedoch zwei bis vier Wochen dauern, bis die Wirkung einsetzt.

Ja, man sollte jedoch unbedingt zunächst einen Arzt oder eine Ärztin konsultieren, da diese nicht nur die korrekte Diagnose stellen, sondern auch die optimale Dauer der Lichttherapie-Sitzungen für jede Patient:innen festlegen können.

Die Lichttherapie ist mittlerweile eine etablierte, gut untersuchte und wirksame Methode zur Behandlung von Depressionen und/oder Schlafstörungen. Im Vergleich zu medikamentösen Therapien hat sie in der Regel weniger Nebenwirkungen, und die Lichttherapie kann einfach und unkompliziert zu Hause durchgeführt werden. Dennoch sollte die Behandlung stets in Absprache mit einem Arzt oder einer Ärztin erfolgen.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

Kasper, S et al.: Psychiatrie und Psychotherapie compact, Das gesamte Facharztwissen. Thieme Verlag: Stuttgart 2014

Falkai P et al (Hg): Duale Reihe Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. 7. Aufl., Stuttgart: Thieme 2022.

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/64930/Winterliche-Lichttherapie-wirkt-auch-bei-nicht-saisonaler-Depression, Abruf September 2024

https://www.springermedizin.at/lichttherapie-zum-stand-der-aktuellen-forschung/14932030, Abruf September 2024

https://www.hogrefe.com/at/thema/wie-lichttherapie-helfen-kann, Abruf September 2024

https://www.rosenfluh.ch/media/arsmedici-dossier/2010/11/Lichttherapie_gegen_Winterdepression.pdf, Abruf September 2024

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