Weizenkeime auf einem Löffel
Foto: PromKaz/shutterstock

Spermidin: Wirkung, Vorteile und Nebenwirkungen

Spermidin ist ein körpereigener Stoff, der auch in vielen Lebensmitteln vorkommt. Er wird oft als neues Mittel gegen Alterungsprozesse und bestimmte Krankheiten angepriesen. Aber was genau ist Spermidin, wie wirkt es, und welche gesundheitlichen Vorteile bietet es wirklich? Lesen Sie mehr dazu in diesem Artikel.

Zusammenfassung

Spermidin

Definition: körpereigener Stoff, der zu den Polyaminen zählt, Vorstufe von Spermin

Wirkung: Aktivierung der Autophagie

Mögliche gesundheitliche Auswirkungen: Anti-Aging, Neuroprotektion (Alzheimer, Parkinson), Senkung des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes

Nebenwirkungen: Bei der üblichen Dosierung sind keine unerwünschten Nebenwirkungen zu erwarten

Spermidinreiche Lebensmittel: gereifter Käse, Weizenkeime, Sojabohnen, Brokkoli, Pilze, Muscheln,…

Wer sollte Spermidin nicht einnehmen? Laut Expert:innen sollten Schwangere und Stillende kein Spermidin einnehmen. Problematisch könnte die Einnahme auch für Kinder sein

Was ist Spermidin?

Spermidin ist ein körpereigener Stoff, der zu den Polyaminen zählt und eine Vorstufe von Spermin ist, das in hoher Konzentration im menschlichen Sperma enthalten ist. Spermidin kommt jedoch auch in allen Zellen des Körpers vor und wird teilweise von bestimmten Darmbakterien produziert. Darüber hinaus ist es in tierischen Körperzellen sowie in Pflanzen und bestimmten Lebensmitteln enthalten. Seinen Namen erhielt der Stoff, weil er erstmals in Samenflüssigkeit entdeckt wurde.

Wie wirkt Spermidin?

Spermidin spielt in verschiedenen zellulären Prozessen eine Rolle. Von Bedeutung ist vor allem seine Fähigkeit die Autophagie zu aktivieren. Das ist ein Prozess, bei dem der Körper krankhafte und nicht mehr benötigte Bestandteile von Zellen abbaut und anderweitig wiederverwertet. Damit wird der Abbau alter und die Produktion neuer Zellteile im Gleichgewicht gehalten, was eine wichtige Rolle bei der Gesunderhaltung von Körperzellen spielt. Dieser Prozess ist auch beim Fasten wirksam, aber es ist auch bekannt, dass die Fähigkeit des Körpers zur Autophagie im Alter abnimmt, womit Erkrankungen wie Krebs, Demenz, Muskelerkrankungen oder Arteriosklerose Vorschub geleistet wird. Spermidin könnte daher helfen, die natürlichen Alterungsprozesse zu verlangsamen und so bestimmten Krankheiten vorzubeugen.

Wie wird Spermidin im Körper produziert?

Der größte Teil des Spermidins im Körper wird in den Zellen selbst in einem mehrstufigen Prozess synthetisiert, bei dem die Aminosäure Putrescin letztlich zu Spermidin umgewandelt wird.

Was beeinflusst den Spermidin-Gehalt?

Der Spermidinspiegel im Körper wird durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Eine entscheidende Rolle spielt die Ernährung, da die wichtigste Quelle für Spermidin die Nahrung ist. Bestimmte Lebensmittel wie Weizenkeime, gereifter Käse, Pilze, Nüsse und grünes Gemüse enthalten besonders hohe Mengen an Spermidin. Verarbeitungsprozesse, lange Lagerung und hohe Temperaturen können jedoch den Spermidinspiegel senken. Auch Lebensstilfaktoren wie Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, chronischer Stress und die Einnahme bestimmter Medikamente können den Spermidin-Gehalt verringern. Mit zunehmendem Alter nimmt der Spermidinspiegel ebenfalls ab. Eine gesunde Darmflora mit nützlichen Bakterienarten, mehrstündiges Fasten, regelmäßiger Sport und eine Schwangerschaft können hingegen den Spermidinspiegel erhöhen.

Welche gesundheitlichen Vorteile bietet Spermidin?

Die Forschung zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Spermidin auf den Menschen steckt noch in den Anfängen. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass es positive Effekte auf verschiedene Bereiche der Gesundheit haben könnte. Zu diesen gehören:

  • Anti-Aging: Spermidin kann die zelluläre Alterung verlangsamen und somit zu einem längeren Leben beitragen.
  • Neuroprotektion: Spermidin könnte vor neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson schützen.
  • Herzgesundheit: Spermidin kann den Blutdruck senken und dadurch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern.
  • Krebs: Spermidin kann das Wachstum von Krebszellen hemmen.
  • Diabetes: Spermidin kann den Blutzuckerspiegel regulieren und so das Risiko für Diabetes Typ 2 senken.

Studien zu Spermidin

Es gibt eine Reihe von Studien, die die positiven Auswirkungen von Spermidin auf die Gesundheit untersuchen. Allerdings handelt es sich dabei größtenteils um Tierversuche und -modelle, deren Ergebnisse nicht direkt auf den Menschen übertragen werden können. Mittlerweile gibt es jedoch auch epidemiologische Studien am Menschen, die beispielsweise zeigen, dass die Nahrungsaufnahme von Polyaminen mit einer verringerten kardiovaskulären und krebsbedingten Sterblichkeit in Zusammenhang steht. Außerdem wurde ein Zusammenhang zwischen einer erhöhten Aufnahme von Spermidin und einer besseren kognitiven Leistung bzw. weniger kognitiven Verlusten festgestellt. Als Resümee lässt sich festhalten, dass die Daten aus Tierversuchen vielversprechend sind und auf positive Auswirkungen von Spermidin auf die Gesundheit und Lebensdauer hindeuten. Die Studienlage beim Menschen ist jedoch noch unklar, und es bedarf weiterer Forschung, um die genauen Wirkungen von Spermidin und seine Einsatzmöglichkeiten zu verstehen.

Gibt es Nebenwirkungen bei der Einnahme von Spermidin?

Nach bisherigem Wissensstand sind bei der üblichen Dosierung von Spermidin über Nahrungsergänzungsmittel (Höchstmenge sechs Milligramm pro Tag) keine unerwünschten Wirkungen zu erwarten. Bei höheren Dosierungen oder längerer Anwendung kann es jedoch zu Magen-Darm-Beschwerden und in seltenen Fällen auch zu allergischen Reaktionen kommen.

Wer sollte Spermidin nicht einnehmen?

Expert:innen raten Schwangeren und Stillenden von der Einnahme von Spermidin über Nahrungsergänzungsmittel ab, da der Spermidinspiegel im Körper in dieser Zeit ohnehin ansteigt. Auch bei Wachstumsprozessen, wie sie bei Kindern stattfinden, steigt der Spermidingehalt in den Körperzellen, weshalb auch Kinder keine Nahrungsergänzungsmittel mit Spermidin einnehmen sollten. Problematisch können Spermidin-reiche Nahrungsergänzungsmittel auch für Menschen mit Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) sein, da diese Mittel oft auf Weizenkeimextrakten basieren, die Gluten enthalten.

In welchen Lebensmitteln ist Spermidin enthalten?

Spermidin ist in zahlreichen Lebensmitteln enthalten. Besonders reich an Spermidin sind folgende Nahrungsmittel:

Lebensmittel
Spermidin-Gehalt in mg pro 100 g Lebensmittel
Karfiol2,67
Brokkoli3,32
Cheddarkäse, gereift19,95
Erbsen, grün, gekocht6,52
Erdnüsse1,60
Haselnüsse2,10
Hirsch1,70
Huhn, gegrillt1,73
Kartoffeln, gekocht2,35
Kichererbsen2,88
Kidneybohnen1,95
Mais2,10
Mango3,0
Muscheln3,77
Pilze6,0 – 16,0
Sellerie2,67
Sojabohnen, getrocknet7,0 – 18,0
Sojabohnen, gekocht5,10
Sojamilch1,62
Weizenkeime8,0 -31,0

Wie wird Spermidin eingenommen?

Spermidin als Nahrungsergänzungsmittel sollte mit reichlich Flüssigkeit zu einer Mahlzeit eingenommen werden.

FAQ

Spermidin spielt eine Rolle bei verschiedenen zellulären Prozessen. Besonders wichtig sind seine Effekte auf die Autophagie, einen zellulären Reinigungsprozess, bei dem beschädigte oder nicht mehr benötigte Zellbestandteile abgebaut und recycelt werden. Dieser Prozess ist entscheidend für die Erhaltung der Zellgesundheit und könnte zur Verzögerung des Alterungsprozesses beitragen.

Eindeutige Aussagen lassen sich dazu noch nicht treffen, aber es gibt Hinweise darauf, dass Spermidin die Herzgesundheit verbessern, den Blutdruck und Cholesterinspiegel senken, die Gefäßfunktion stärken, vor neurodegenerativen Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson schützen und das Wachstum von Krebszellen hemmen könnte.

Die Einnahme von Spermidin ist in der Regel sicher, solange die empfohlene Dosierung von maximal 6 mg pro Tag eingehalten wird. Wird diese Höchstmenge überschritten, kann es in Einzelfällen zu Magen-Darm-Beschwerden oder selten auch zu allergischen Reaktionen kommen.

Einige Studien an Tieren und Zellkulturen haben gezeigt, dass Spermidin den Stoffwechsel ankurbeln und die Fettverbrennung fördern kann. Darüber hinaus könnte Spermidin den Appetit regulieren und das Hungergefühl reduzieren. Erste Studien am Menschen deuten darauf hin, dass Spermidin die Gewichtsabnahme unterstützen kann, insbesondere in Kombination mit einer kalorienarmen Ernährung und regelmäßiger Bewegung. Jedoch eignen sich Spermidin-Präperate nicht als alleiniges Mittel.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

Kiechl S et al: Higher spermidine intake is linked to lower mortality: a prospective population-based study. The American Journal of Clinical Nutrition Volume 108, Issue 2, August 2018, Pages 371-380

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0002916522029306?via%3Dihub, Abruf Juli 2024

Madeo F et al: Spermidine in health and disease. Science. 2018 Jan 26;359(6374)

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29371440/ Abruf Juli 2024

https://medizin-transparent.at/spermidin/, Abruf Juli 2024

https://www.klartext-nahrungsergaenzung.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/jungbleiben-mit-spermidin-51804, Abruf Juli 2024

https://www.i-med.ac.at/mypoint/news/719834.html, Abruf Juli 2024

https://www.i-med.ac.at/mypoint/news/752689.html, Abruf Juli 2024

https://www.vitalstoff-lexikon.de/Weitere-Vitalstoffe/Spermidin/Lebensmittel, Abruf Juli 2024

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