Mann zeigt auf kreisrunde Stelle ohne Haare auf seinem Hinterkopf / kreisrunder Haarausfall
Foto: AngieYeoh/shutterstock

Kreisrunder Haarausfall

Kreisrunder Haarausfall, auch Alopecia areata genannt, ist eine häufige Form von Haarverlust, die etwa ein bis zwei Prozent der Bevölkerung betrifft. Diese Erkrankung tritt in der Regel plötzlich auf und zeigt sich durch scharf begrenzte, kreisrunde haarlose Stellen auf der Kopfhaut. Häufig geht sie mit erheblichen psychischen Belastungen einher. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die Ursachen von kreisrundem Haarausfall, wie er diagnostiziert wird und welche Behandlungsoptionen zur Verfügung stehen.

Zusammenfassung

Kreisrunder Haarausfall, Alopezia areata

Ursache: vermutlich Autoimmunreaktion des körpereigenen Immunsystems, das seine Abwehrkräfte gegen den eigenen Körper richtet

Symptome: haarlose runde Flecken mit einem Durchmesser von 1-2 cm in Kopfhaar, manchmal auch Bart, Augenbrauen oder Körperbehaarung; ggf. Veränderungen der Fingernägel, manchmal leichter Juckreiz

Diagnose: klinische Untersuchung von Kopfhaut, Körperhaar, Haut und Nägeln, Anamnesegespräch, Dermatoskopie, Trichogramm, Differentialdiagnose

Behandlung: Kortison, lokale Immun-Therapie mit DPCP, PUVA-Therapie, Mionoxidil, Zink,…

Was ist kreisrunder Haarausfall?

Kreisrunder Haarausfall, auch als „Alopezia areata“ bekannt, ist eine entzündliche Form des Haarausfalls und zeigt sich in der Regel durch kreisförmige, münzgroße, haarlose Bereiche auf der Kopfhaut. Die Erkrankung beginnt spontan und die kahlen Stellen können sich von der Mitte ausgehend weiter ausbreiten.

Die genaue Ursache ist nicht abschließend geklärt, es wird jedoch vermutet, dass eine Autoimmunreaktion vorliegt, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die eigenen Haarfollikel angreift. In manchen Fällen betrifft der Haarverlust nicht nur die Kopfhaut, sondern auch andere Bereiche wie Bart oder Augenbrauen.

Bei fortschreitenden Verlauf der Krankheit können immer mehr kahlen Bereiche entstehen und verschmelzen. In seltenen schweren Fällen kann dies zu komplettem Haarverlust am Kopf (Alopecia areata totalis) oder am gesamten Körper (Alopecia areata universalis) führen. Kreisrunder Haarausfall ist in vielen Fällen reversibel. Das heißt bei vielen Betroffenen heilt der Haarausfall spontan wieder ab. Aber es besteht auch die Möglichkeit eines Rückfalls und chronische Verläufe können zu bleibender Haarlosigkeit führen. Die Erkrankung kann Menschen jeden Alters betreffen, tritt jedoch häufig in jüngeren Jahren auf.

Was ist die Ursache von kreisrundem Haarausfall?

Die genaue Ursache der Alopezia areata ist bis heute nicht vollständig geklärt. Mediziner gehen von einer genetisch komplexen Vererbung mit Beteiligung zahlreicher Gene aus. Dies erklärt auch das erhöhte Erkrankungsrisiko für Geschwister und Kinder von Betroffenen, das bei sieben bzw. sechs Prozent liegt.

Man geht davon aus, dass eine Autoimmunreaktion des körpereigenen Immunsystems, das seine Abwehrkräfte gegen den eigenen Körper richtet – in diesem Fall gegen die Haarwurzeln, wo Entzündungen entstehen, welche das Wachstum des Haares beeinträchtigen und am Ende zum Haarverlust führen. Kreisrunder Haarausfall tritt oft zusammen mit anderen Autoimmunerkrankungen, wie Vitiligo oder Schilddrüsenerkrankungen (z.B. Morbus Basedow und Hashimoto-Thyreoiditis). Als gesichert gilt, dass Kreisrunder Haarausfall nicht auf Mangelernährung oder schädliche Umwelteinflüsse zurückzuführen ist.

Symptome von kreisrundem Haarausfall

Zu Beginn dieser spontan auftretenden Erkrankung entsteht in der Regel ein haarloser, runder Fleck mit einem Durchmesser von ein bis zwei Zentimetern auf der Kopfhaut. Manchmal betrifft dieser Fleck auch den Bart, die Augenbrauen oder die Körperbehaarung. An den Rändern dieser Flecken befinden sich normalerweise kurze, abgebrochene Haare.

Im weiteren Verlauf der Erkrankung treten oft zusätzliche kahle Stellen auf, und gelegentlich treten Veränderungen an den Fingernägeln auf, wie Grübchen, Rillen oder Aufrauhungen. Alopezia areata selbst verursacht keine Schmerzen, obwohl einige Betroffene von leichtem Juckreiz berichten. Viele leiden jedoch psychisch unter dem Haarverlust.

Wichtig ist, dass die Symptome bei jedem Betroffenen unterschiedlich sein können. Bei manchen Personen wachsen die Haare spontan wieder nach, bei anderen kann der Haarausfall chronisch werden, oder in Schüben auftreten.

Wie verläuft kreisrunder Haarausfall?

Der Verlauf von kreisrundem Haarausfall ist nicht vorhersehbar und eine Prognose ist schwierig. Bei vielen Betroffenen heilt die Erkrankung innerhalb von sechs Monaten bis zu einem Jahr von selbst aus. Bei manchen Betroffenen tritt häufig kein erneuter Schub auf.

Bei anderen wiederum wachsen die Haare zwar ebenfalls nach, aber der kreisrunde Haarausfall tritt irgendwann wieder auf. Etwa 20 bis 30 Prozent müssen mit permanentem Haarverlust rechnen. Bei schweren Verlaufsformen der Erkrankung beginnen sie oftmals schon im Kindesalter. Dabei gibt es oft Verbindungen zu anderen Erkrankungen, wie Neurodermitis, Heuschnupfen oder allergischem Asthma.

Wie und von wem wird die Diagnose gestellt?

Der richtige Ansprechpartner für kreisrundem Haarausfall ist der Hautarzt. Dieser kann die Diagnose für Alopecia areata in der Regel aufgrund des typischen Erscheinungsbildes und die Angaben der Betroffenen zu den Symptomen stellen. Dabei werden nicht nur die betroffenen Stellen, sondern auch Haut, Körperhaar und Nägel genau untersucht. Veränderungen an den Nägeln, wie Rillen oder Grübchen, sind nicht selten.

Für eine genaue Betrachtung nutzt der Hautarzt ein Dermatoskop. Dieses spezielle Hautmikroskop ermöglicht eine genauere Ansicht der kahlen Stellen. Um die Haarwurzeln genauer zu analysieren, kann der Arzt zudem einige Haare mitsamt Wurzel entnehmen und unter dem Lichtmikroskop betrachten. Dieses Verfahren nennt sich Trichogramm. Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Unterscheidung von anderen Haarausfallformen, wie die Trichotillomanie, bei der die Betroffenen ihre Haare selbst zwanghaft ausreißen.

Behandlungsmöglichkeiten bei kreisrundem Haarausfall

Bei der Behandlung von Alopecia areata, gibt es leider keine ursächliche Behandlung und Therapien sind vor allem bei längeren Verläufen oft schwierig. In manchen Fällen bessert sich die Erkrankung jedoch von selbst, oder es kommt sogar zu einer spontanen Ausheilung. Viele Therapieansätze führen zu Beginn oft zu einer Besserung, aber der kreisrunde Haarausfall tritt jedoch später erneut auf. Deswegen empfehlen viele Experten, insbesondere bei milden Verlaufsformen, zunächst abzuwarten, vor allem wenn der psychische Leidensdruck für die Betroffenen nicht allzu hoch ist. Bei stärkeren oder belastenden Verlaufsformen können verschiedene Therapieoptionen in Betracht gezogen werden.

Folgende Therapiemöglichkeiten sollen das Haarwachstum wieder anregen:

Kortison:

Anwendung: Zu Beginn der Erkrankung kommt häufig eine lokale Therapie mit kortisonhaltigen Lösungen oder Cremes zum Einsatz.

Effektivität: Leider ist die Wirkung dieser Behandlung oft begrenzt, da die Entzündungsprozesse tief unter der Hautoberfläche stattfinden und die Wirkstoffe schwer dorthin gelangen.

Lokale Immun-Therapie mit Diphencypron (Diphenylcyclopropenon, DPCP):

Anwendung: Diese Methode wird speziell für größere kahle Bereiche auf der Kopfhaut verwendet.

Wirkweise: Der Wirkstoff, der hochkonzentriert aufgetragen wird, soll eine Entzündung hervorrufen und so das Immunsystem täuschen. Bestimmte Immunzellen sollen jene Immunzellen verdrängen, die sich gegen die Haarwurzelzellen richten.

Ergebnisse: Es gibt Therapieerfolge, allerdings erleben viele Patienten nach Absetzen der Behandlung einen Rückfall.

PUVA-Therapie:

Methode: Bei dieser Therapie wird der Wirkstoff Psoralen, der die Haut lichtempfindlich macht, mit UV-A-Strahlung kombiniert.

Ziel: Die Behandlung zielt darauf ab, die Haut zu sensibilisieren. Eine entstehende Entzündung soll das Immunsystem von den Haarwurzeln ablenken, sodass sie sich erholen können.

Herausforderung: Die Therapie ist relativ aufwändig, und nach Beendigung kann es erneut zu Haarausfall kommen.

Wie wird kreisrunder Haarausfall bei Kindern behandelt?

Die Alopecia areata tritt auch bei Kindern und oftmals in sehr jungen Jahren auf. Bei Kindern ist es entscheidend, die genaue Ursache des Haarausfalls zu bestimmen. Manchmal können Pilzinfektionen der Kopfhaut oder Haarausfall durch Trichotillomanie (das zwanghafte Ausreißen von Haaren) ähnliche Symptome zeigen.

Behandlungsansätze bei Kindern:

  • Abwarten: Bei einigen Kindern bessert sich der Zustand mit der Zeit von selbst.
  • Medikamentöse Behandlung: Eine Kombination aus niedrig dosierter Minoxidil-Lösung und einem mittelstarken Kortison-Präparat wird oft angewendet.
  • Hochdosiertes Zink: Eine hochdosierte Zinkbehandlung über einige Monate kann ebenfalls eine Verbesserung erzielen.
  • Andere Therapien: Je nach Einzelfall können noch weitere Behandlungsmethoden in Betracht gezogen werden. Eltern von betroffenen Kindern sollten sich unbedingt von einem Facharzt für Dermatologie oder in einer spezialisierten Hautklinik beraten lassen, um die bestmögliche Behandlung für ihr Kind zu finden.

Selbsthilfe bei kreisrundem Haarausfall

Kreisrunder Haarausfall stellt eine Herausforderung für Betroffene dar. Sie ist nur schwer therapierbar und oft mit vielen Rückfällen verbunden, da kann Selbsthilfe ein wichtiges Instrument sein. Der Austausch mit anderen Betroffenen kann sehr entlastend sein. Dabei hat sich gezeigt, dass dieser Versuch der Bewältigung des Leidens ebenso erfolgreich sein kann wie herkömmliche Therapieansätze, da sich die Symptome auch bessern können, wenn man die Erkrankung selbst akzeptiert.

FAQ

Ja, kreisrunder Haarausfall (Alopezia areata) ist in vielen Fällen reversibel und die Haare können spontan nach einigen Monaten bis zu einem Jahr nachwachsen. Allerdings variiert der Verlauf zwischen den Betroffenen und bei einigen kann es zu wiederholten Episoden oder anhaltendem Haarausfall kommen.

Ja, denn die Haarwurzeln sind bei der Alopezia areata nicht geschädigt, sodass es zu neuem Haarwuchs an den vormals kahlen Stellen kommen kann.

Die Wissenschaft geht davon aus, dass es eine starke erbliche Komponente gibt. Deshalb ist auch das Erkrankungsrisiko für Verwandte ersten Grades deutlich erhöht und liegt bei sechs bis sieben Prozent, während es bei der Gesamtbevölkerung nur ein bis zwei Prozent beträgt.

Es wird angenommen, dass es sich um eine Autoimmunreaktion des körpereigenen Immunsystems handelt, bei der sich die Immunabwehr gegen die Haarfollikel richtet.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

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