Nahaufnahme eines Mädchens mit Glucosezähler im Park
Foto: wavebreakmedia/shutterstock

Diabetes bei Kindern

Diabetes ist die häufigste Stoffwechselerkrankung bei Kindern und Jugendlichen. Meist sind Kinder von Typ-1-Diabetes betroffen, aber zunehmend entwickeln immer mehr Jugendliche Typ-2-Diabetes.
Lesen Sie in diesem Artikel, woran man bemerkt, dass ein Kind an Diabetes leiden könnte, welche Symptome und Probleme in Folge auftreten und wie man die kleinen Patienten behandelt.

Zusammenfassung

Diabetes bei Kindern

Formen: hauptsächlich Typ-1-Diabetes (95%), zunehmend auch Typ-2-Diabetes

Symptome: häufiges Wasserlassen, großer Durst, Heißhunger, Gewichtsverlust, Schwäche und Müdigkeit, schneller Puls, Übelkeit und Erbrechen, Sehstörungen,…

Behandlung: Typ 1: lebenslange Insulintherapie, Typ 2: Lebensstilmaßnahmen, ggf. Antidiabetika, ggf. Insulin

Formen von Diabetes bei Kindern

Kinder können ebenfalls von Diabetes mellitus, einer chronischen Erkrankung, betroffen sein, obwohl sie normalerweise mit älteren Erwachsenen in Verbindung gebracht wird. Insbesondere Typ-1-Diabetes tritt bei Kindern auf. In Österreich erkranken jährlich etwa 300 Kinder und Jugendliche an dieser Autoimmunerkrankung. In den letzten 20 Jahren gab es einen deutlichen Anstieg der Neuerkrankungen, und Experten erwarten hier eine weitere Zunahme.

Typ-1-Diabetes

Typ-1-Diabetes entsteht, weil das körpereigene Immunsystem die Betazellen in der Bauchspeicheldrüse angreift und zerstört. Diese Zellen sind für die Produktion des Hormons Insulin verantwortlich, das für den Zuckerstoffwechsel unerlässlich ist. Ohne Insulin kann der Zucker nicht in die Zellen aufgenommen werden, wo er gebraucht wird, sondern verbleibt im Blut.

Die genauen Ursachen für diese Autoimmunreaktion sind noch nicht vollständig geklärt, aber Forscher gehen unter anderem von Umweltfaktoren oder Virusinfektionen als mögliche Auslöser aus. Es ist mittlerweile auch bekannt, dass bestimmte Gene mit der Entstehung von Typ-1-Diabetes zusammenhängen und das Risiko für Kinder erhöht ist, wenn ein oder beide Elternteile an Diabetes erkrankt sind. Typ-1-Diabetes macht 95 Prozent der Diabetesfälle im Kindes- und Jugendalter aus.

Typ-2-Diabetes

Immer mehr Jugendlichen erkranken an Typ-2-Diabetes, der früher hauptsächlich als „Altersdiabetes“ galt. Dies ist auf ungünstige Lebensstilfaktoren zurückzuführen, wie Übergewicht, Bewegungsmangel und eine zucker- sowie fettreiche Ernährung.

Typ-1-Diabetes ist eine typische Zivilisationskrankheit, die zum Teil genetische Ursachen hat. Doch in den meisten Fällen bricht sie erst dann auf, wenn ein ungesunder Lebensstil sie weiter befördert.

Symptome bei Kindern

Typ-1-Diabetes entwickelt sich bei Kindern oft rasch und zeigt ein typisches Muster von Symptomen. Es gibt bestimmte Anzeichen, auf die man achten sollte, wenn ein Kind sie zeigt.

Ein deutliches Signal ist beispielsweise vermehrter Durst und seine Folgen. Wenn Kinder also plötzlich wesentlich mehr trinken als gewöhnlich, wenn Windeln übermäßig durchnässt sind oder bereits trockene Kinder erneut einnässen, sollte man unbedingt auch an Diabetes denken.

Auf folgende Anzeichen sollte man achten:

  • häufiges Wasserlassen
  • großer Durst
  • Heißhunger
  • Gewichtsverlust
  • Schwäche und Müdigkeit
  • schneller Puls
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Sehstörungen

Manchmal sind diese Symptome nur schwach ausgeprägt, sodass der Verdacht nicht geweckt wird. Das kann jedoch gefährliche Folgen haben, da die Möglichkeit einer Ketoazidose besteht. Dabei handelt es sich um eine ernsthafte Stoffwechselentgleisung, die durch Insulinmangel und extrem hohe Blutzuckerspiegel verursacht wird. Sie führt zu einer Übersäuerung des Blutes und zeigt sich durch Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Bauchschmerzen und einem auffälligen Geruch des Atems nach Azeton.

Außerdem wird die Atmung schnell und tief, begleitet von Kopfschmerzen und Verwirrtheit. Im schlimmsten Fall kann dies zu einem diabetischen Koma führen, das lebensbedrohlich ist und umgehend intensivmedizinisch behandelt werden muss. Die diabetische Ketoazidose kann bei Kindern und Jugendlichen zu Beginn der Erkrankung auftreten oder auch als Komplikation bei bereits bestehendem Diabetes.

Diagnose

Die Diagnose von Diabetes bei Kindern erfolgt auf die gleiche Weise wie bei Erwachsenen. Bei Verdacht auf die Erkrankung wird zunächst die Zuckerkonzentration im Urin gemessen. Wenn der Wert über 180 mg/dl liegt, besteht mit hoher Wahrscheinlichkeit Diabetes.

Für die genaue Diagnose sind zusätzlich Blutuntersuchungen erforderlich. Es müssen an mindestens zwei verschiedenen Tagen folgende Werte gemessen werden:

  • Nüchternblutzucker: 126 mg/dl oder mehr
  • Blutzucker 2 Stunden nach dem Essen: 200 mg/dl oder mehr
  • HbA1c-Wert: über 6,5%

Behandlung

Typ-1-Diabetes

Für Kinder, die an Typ-1-Diabetes erkrankt sind, ist eine lebenslange Insulintherapie unumgänglich. Nach der Diagnosestellung sollte sofort mit der Behandlung begonnen werden, um den Stoffwechsel zu normalisieren und das Auftreten von zu hohen oder zu niedrigen Blutzuckerwerten zu vermeiden.

Die individuellen Zielwerte und die Therapie werden vom behandelnden Arzt unter Berücksichtigung der aktuellen Blutzuckerwerte und der persönlichen Möglichkeiten des Kindes festgelegt. Eltern und Kind lernen dann in speziellen Diabetesschulungen, wie das regelmäßige Blutzuckermessen und Insulin spritzen zu handhaben ist und worauf bei der Ernährung geachtet werden muss, denn Ernährung und Bewegung beeinflussen den Blutzuckerspiegel.

Kinder mit Typ-1-Diabetes benötigen mehrmals täglich Insulin, um ihren Blutzuckerspiegel zu regulieren. Dieses Insulin kann entweder mit einem Pen unter die Haut gespritzt werden, aber oft kommen auch Insulinpumpen zum Einsatz, die ähnlich wie eine gesunde Bauchspeicheldrüse kontinuierlich kleine Mengen Insulin abgeben, um den Grundbedarf zu decken.

Zusätzlich kann per Knopfdruck zusätzliches Insulin abgegeben werden, beispielsweise nach den Mahlzeiten oder wenn die Blutzuckerwerte zu hoch sind. Die genaue Dosierung und der Zeitpunkt der Insulinabgabe werden in den Diabetes-Schulungen für Kinder und ihre Eltern vermittelt. Dies ist wichtig, um lebensbedrohliche Unterzuckerungen und gefährlich hohe Blutzuckerwerte zu verhindern.

Typ-2-Diabetes

Die Basis der Behandlung von Typ-2-Diabetes ist regelmäßige körperliche Aktivität und einer Ernährungsumstellung auf eine ausgewogene Kost, die reich an Ballaststoffen, Obst und Gemüse ist. Bei konsequenter Umsetzung dieser Maßnahmen kann überschüssiges Gewicht reduziert und der erhöhte Blutzuckerspiegel gesenkt werden. Sollten diese Änderungen im Lebensstil nicht ausreichen, können zusätzlich Antidiabetika in Tablettenform verschrieben werden (meist Metformin). Bringt auch das nach drei bis sechs Monaten die Blutzuckerwerte nicht in Ordnung, so muss Insulin gegeben werden.

Mögliche Komplikationen

Unterzuckerung (Hypoglykämie)

Als mögliche Nebenwirkung der Insulintherapie kann es zu einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) kommen. Diese tritt auf, wenn die verabreichte Insulinmenge den tatsächlichen Bedarf übersteigt. Dies kann beispielsweise durch eine falsche Dosierung oder ungenaue Zeitpunkte der Insulininjektionen, das Auslassen einer Mahlzeit oder eine zu kohlenhydratarme Ernährung verursacht werden.

Dann sinkt der Blutzuckerspiegel zu stark ab, es kommt zu schnellem Puls, kaltem Schweiß, Blässe, Kopfschmerzen, Heißhunger, Zittern, Nervosität, Angst und Konzentrationsstörungen bis hin zur Verwirrtheit. Schwere Hypoglykämien können zudem Seh- und Sprachstörungen, Krampfanfälle und Bewusstlosigkeit verursachen. In solchen Fällen ist sofortiges Handeln erforderlich.

Leichtere Hypoglykämien lassen sich mit der Gabe von Kohlehydraten, die rasch ins Blut übergehen, beseitigen. Traubenzucker, Gummibärchen und Limonaden (Achtung: keine Light- und Zero-Produkte!) helfen hier schnell. Schwere Unterzuckerungen sind einen Notfall, bei dem umgehend die Rettung gerufen werden muss.

Überzuckerung (Hyperglykämie)

Eine Überzuckerung, also ein deutlicher Anstieg des Blutzuckerspiegels, kann auftreten, wenn beispielsweise zu wenig Insulin verabreicht wurde oder der Körper aufgrund eines Infekts oder einer schweren Erkrankung mehr Insulin benötigt als üblich. Eine Hyperglykämie kann zu einer Stoffwechselentgleisung führen und im schlimmsten Fall ein diabetisches Koma auslösen.

Anzeichen dafür können Bauchschmerzen, Erbrechen, ein süßlicher Atemgeruch, tiefe Atmung, Muskelkrämpfe, Sehstörungen. Wird eine Hyperglykämie nicht rechtzeitig behandelt, kann es im Extremfall zu einem Koma führen. Wird die Stoffwechselentgleisung rechtzeitig erkannt, kann die Gabe von schnell wirkendem Insulin helfen. Andernfalls ist umgehend ärztliche Hilfe notwendig.

Tipps für den Alltag mit Kindern mit Diabetes

Die Diagnose Diabetes stellt das Leben betroffener Kinder und ihrer Eltern vor große Herausforderungen. Besonders wenn die Erkrankung schon in sehr jungen Jahren festgestellt wird, übernehmen Eltern zuerst das Therapiemanagement. Sie müssen auf die Ernährung achten, regelmäßig den Blutzucker messen und Insulin verabreichen.

Mit der Zeit sollten Kinder diese Verantwortung Schritt für Schritt selbst übernehmen. Wie man das am besten macht, lernen Eltern und Kinder in Diabetesschulungen.

Was Sie als Eltern sonst noch tun können:

  • Machen Sie sich mit dem Diabetes vertraut. Es ist hilfreich gut Bescheid über Diabetes zu wissen. Verstehen Sie die Unterschiede zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes sowie die spezifischen Bedürfnisse Ihres Kindes. Informationsquellen können Ihr Arzt, Diabetes-Organisationen, Bücher oder vertrauenswürdige medizinische Websites sein.
  • Lernen Sie selbst, den Blutzucker zu messen.
  • Fördern Sie eine gesunde, gemeinsame Ernährung in der Familie. Planen Sie Mahlzeiten im Voraus und überwachen Sie die Reaktion Ihres Kindes auf verschiedene Lebensmittel.
  • Sprechen se offen über Diabetes mit Ihrem Kind. Erklären Sie altersgerecht, was Diabetes ist und warum die Behandlung wichtig ist. Holen Sie sich dabei professionelle Unterstützung.
  • Teilen Sie Ihr Wissen über Diabetes und Ihre persönlichen Erfahrungen mit Ihrer unmittelbaren Umgebung, insbesondere mit dem Personal in Kindergärten und Schulen.
  • Die Umgebung informieren: Informieren Sie Stellen Sie sicher, dass alle, die mit Ihrem Kind in Kontakt kommen, insbesondere im Notfall (vor allem bei Unterzuckerung), über den richtigen Umgang informiert sind.
  • Unterstützung suchen: Schließen Sie sich einer Selbsthilfegruppe für Diabetes an oder suchen Sie professionelle psychologische Unterstützung, um den emotionalen Stress, den Diabetes mit sich bringen kann, zu bewältigen.
  • Akzeptanz: Bemühen Sie sich darum, die Erkrankung als einen Teil des Lebens Ihres Kindes und Ihrer Familie zu akzeptieren und anzunehmen.

Die Bewältigung des Alltags mit Diabetes erfordert Zeit, Geduld und Bildung, aber mit der richtigen Unterstützung und Information können Eltern und Kinder erfolgreich damit umgehen.

FAQ

Kinder und Jugendliche leiden meist unter Typ-1-Diabetes, und diese Autoimmunerkrankung ist bis dato nicht heilbar. Trotzdem können Betroffene ein weitgehend normales Leben führen, wenn sie die Erkrankung annehmen und in ihr Leben integrieren.

Typische Anzeichen sind starker Durst, vermehrtes Trinken und häufiges Wasserlassen. Kinder können wieder beginnen einzunässen. Weitere Symptome sind Gewichtsabnahme, Müdigkeit, Konzentrationsschwächen und Heißhungerattacken, oft auch Kopf- oder Bauchschmerzen.

Grundsätzlich kann Diabetes jederzeit in der Kindheit entstehen. Die Experten beobachten Gipfel zwischen vier und sechs und zwischen zehn und 14 Jahren.

  • Autor

    Mag. Gabriele Vasak

    Medizinjournalistin

    Gabriele Vasak ist seit 2019 freie Journalistin in der DocFinder-Redaktion. Ihr besonderes Interesse liegt schon lange im Bereich der medizinischen Contentproduktion. Im Jahr 2006 wurde sie mit dem Medienpreis für Gesundheitsförderung & Prävention des Fonds Gesundes Österreich ausgezeichnet, und im Jahr 2010 erhielt sie den Pressepreis der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.

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