Modell aus Holz hält sich Hände vor das Geschlecht
Foto:Alrandir/Shutterstock

Inkontinenz: Diagnose und Behandlung

Was genau eine Inkontinenz bezeichnet, wie sich die einzelnen Formen voneinander unterscheiden, welche Behandlungen es gibt und was Sie tun können, um einer Inkontinenz vorzubeugen, lesen Sie hier.

Zusammenfassung

Factbox – Inkontinenz

Synonym: Inkontinenz, Blasenschwäche, Urinabgang, Harnverlust

Definition: Der Begriff bezeichnet die fehlende oder mangelnde Fähigkeit des Körpers, Urin zu halten bzw. kontrolliert abzugeben

Formen: Dranginkontinenz, Belastungsinkontinenz, Mischform aus Drang- und Belastungsinkontinenz, Überlaufinkontinenz, Reflexinkontinenz und weitere mehr

Ursachen: Je nach vorliegender Form können unterschiedliche Ursachen vorliegen, zu diesen zählen u.a.: Beckenbodenschwäche, Schwäche des Schließmuskels der Blase, Erkrankungen und Veränderungen der Harnblase, Überempfindlichkeit der Blase, Überaktivität der Blase, Abflussstörungen, Blasensenkung, Östrogenmangel, gutartige Prostatavergrößerung, psychosomatische Erkrankungen und bestimmte Grunderkrankungen

Diagnose: Anamnesegespräch, Miktionstagebuch, körperliche (gynäkologische) Untersuchung, Infektausschluss,  Restharnbestimmung

Konservative Behandlungsmöglichkeiten: Beckenbodentraining, Biofeedback-Therapie, Verhaltenstherapie, medikamentöse Therapie, lokale Östrogentherapie

Weitere mögliche Maßnahmen: Operation (nach Ausschöpfen aller möglichen konservativen Therapiemaßnahmen), Akupunktur, Homöopathie, Entspannungstechniken, Magnetstuhltherapie, Inkontinenz-Hilfsmittel

Was genau ist Inkontinenz?

Als Inkontinenz wird der ungewollte Abgang von Urin zwischen den Toilettengängen bezeichnet und damit der Verlust der Fähigkeit, den Ort und den Zeitpunkt der Blasenentleerung selbst zu bestimmen. Schätzungen zufolge beläuft sich die Zahl Betroffener in Österreich auf etwa eine Million, in der Mehrheit Frauen. Der unwillkürliche Harnabgang kann prinzipiell jeden betreffen, doch steigt die Zahl an Neuerkrankungen mit zunehmendem Alter an. Bei den über 70-Jährigen ist jede dritte Frau und jeder sechste Mann von einer Blasenschwäche betroffen.

Wieso sind Frauen viel öfter von Inkontinenz betroffen?

Jede dritte bis vierte Frau leidet irgendwann in ihrem Leben an Harninkontinenz – zumindest vorübergehend. Von den 20- bis 30-jährigen sind etwa 10 Prozent davon betroffen, bei den 40- bis 50-jährigen 25 Prozent und bei über 80-jährigen liegt der Anteil harninkontinenter Frauen bei über 40 Prozent.

Es gibt unterschiedliche Gründe dafür, weswegen Frauen öfter von Inkontinenz betroffen sind als Männer, allen voran die Anatomie des weiblichen Beckens. Dieses ist bei Frauen größer, wobei aber die Muskelschichten des Beckenbodens dünner sind als bei Männern. Durch eine Geburt werden das Bindegewebe und die Muskulatur im Bereich des Beckens zusätzlich belastet, weswegen es bei Frauen auch häufiger zu einem Absenken des Beckenbodens kommt. Auch durch Übergewicht und Adipositas wird das Beckengewebe zusätzlich strapaziert, zudem kann eine Beckenbodenschwäche auch angeboren sein.

Weitere Gründe für die größere Inzidenz bei Frauen sind wiederkehrende Harnwegsinfekte, Östrogenmangel, eine Überaktivität der Blasenmuskulatur und eine überaktive Blase. Letztere betrifft auch viele Männer.

Formen und Ursachen der Inkontinenz

Bei der Inkontinenz werden mehrere Formen unterschieden, denen unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen:

Dranginkontinenz:
Die Dranginkontinenz (auch als überaktive Blase oder Urge-Inkontinenz bezeichnet) ist bei Männern aller Altersgruppen die häufigste Form der Blasenschwäche, bei Frauen wird die Dranginkontinenz mit zunehmendem Alter vorherrschend. Hier kommt es aufgrund einer überaktiven oder sehr empfindlichen Blase bei Betroffenen immer wieder zu einem plötzlich auftretenden und nicht beherrschbaren Harndrang und folglich zu unwillkürlichem Harnverlust.

Ursachen der Dranginkontinenz sind Erkrankungen der Harnblase (z.B. Blasenentzündungen und Blasensteine), Schwangerschaft und Geburt, altersbedingte Veränderungen der Harnblase, Blasensenkung, Prostatavergrößerung, Östrogenmangel (Wechseljahre), Übergewicht, Tumore, andere Erkrankungen wie Adipositas, Diabetes mellitus, Multiple Sklerose, Parkinson– und Alzheimer-Krankheit sowie psychosomatische Faktoren (häufiger bei jüngeren Personen).

Belastungs- oder Stressinkontinenz:
Die Belastungsinkontinenz, auch als Stressinkontinenz bezeichnet, tritt bei Frauen wesentlich häufiger auf als bei Männern. Bei einer Belastungsinkontinenz wird der ungewollte Harnabgang durch einen erhöhten Innendruck im Bauch ausgelöst, welcher wiederum durch unterschiedliche Faktoren wie Husten, Niesen, Lachen, bestimmte abrupte Körperbewegungen wie Aufstehen, Setzen, Stufensteigen und das Heben und Tragen von schweren Lasten, Blähungen oder aber durch unangestrengte Bewegungen wie Liegen und Sitzen verursacht wird. Hauptursache für die Belastungsinkontinenz ist eine Beckenbodenschwäche bzw. eine Schwäche des Schließmuskels der Blase. Bei Männern kann die Belastungsinkontinenz nach Prostataoperationen auftreten – durch die Entfernung der Prostata kann es beispielsweise zu einem Absenken des sonst intakten Schließmuskels der Blase kommen. Weitere Faktoren für eine Überlastung stellen Übergewicht, schwere körperliche Arbeit oder eine chronische Bronchitis bei Rauchern dar.

Mischinkontinenz:
Die Mischinkontinenz ist eine Kombination aus Dranginkontinenz und Belastungsinkontinenz. Liegt bei Frauen zuerst eine Belastungsinkontinenz vor, geht diese mit zunehmendem Alter häufig in eine Mischinkontinenz über.

Überlaufinkontinenz:
Betroffene mit Überlaufinkontinenz leiden aufgrund von Abflussstörungen an einer übervollen Blase. Dabei übersteigt der Druck im Inneren der Blase den obstruktiven Verschlussdruck, so dass die Blase „überläuft“ und es zu einem  unkontrolliertem Harnabgang bzw. ständigem Harnträufeln kommt. Bei der Überlaufinkontinenz bleibt auch immer ein Rest an Urin in der Blase (Restharn) zurück.
Diese Form der Inkontinenz betrifft vor allem ältere Frauen und Männer sowie Männer mit gutartiger Prostatavergrößerung und Menschen, bei welchen eine Verengung der Harnröhre vorliegt.

Reflexinkontinenz:
Die Reflexinkontinenz tritt als Folge einer anormalen Reflexaktivität auf. Der Reflexinkontinenz liegt eine Störung bei der Übertragung von Nervenimpulsen aus dem Gehirn oder Rückenmark zur Harnblasenmuskulatur zugrunde, sodass sich die Blasenmuskulatur ungehemmt kontrahiert, was wiederum zu ungewolltem Harnabgang führt.
Diese Form der Inkontinenz betrifft vor allem Menschen mit Querschnittslähmung oder neurologischen Erkrankungen wie Parkinson- und Alzheimer-Krankheit, Multipler Sklerose und Schlaganfall. 

Extraurethrale Inkontinenz:
Diese entsteht aus einer angeborenen oder erworbenen Fehlbildung heraus, so dass der Urinabgang nicht mehr über die Harnröhre durchgeführt wird, sondern unkontrolliert über die Scheide oder den After erfolgt.

Welche Auswirkungen hat eine Harninkontinenz?

Das Leiden ist Betroffenen meistens sehr peinlich und stellt für viele Menschen eine große psychische Belastung dar. Der unkontrollierte Harnverlust kann Auswirkungen auf das Berufsleben, das Familienleben, die Freizeitgestaltung, das Sexualleben und folglich auf das gesamte Wohlbefinden haben und dazu führen, dass sich Betroffene immer mehr zurückziehen und aus Angst vor unkontrolliertem Harnabgang kaum noch das Haus verlassen.

Da Inkontinenz – ebenso wie viele andere Erkrankungen und Beschwerdebilder „unterhalb der Gürtellinie“ wie etwa beispielsweise Blähungen – noch immer ein Tabuthema sind bzw. als solches gesehen wird, über das man einfach nicht spricht, finden sich viele Betroffene mit den Beschwerden ab und nehmen etwaige Beeinträchtigungen der Lebensqualität hin, ohne eine Therapie zu suchen. Trotz des hohen Leidensdrucks wenden sich viele Menschen aus falscher Scham nicht an ihren Arzt. Dabei ist Harninkontinenz ein medizinisches Problem wie jedes andere. Und was viele nicht wissen: Für fast jede Form der Inkontinenz gibt es effektive Therapiemöglichkeiten.

Wie wird die Harninkontinenz diagnostiziert?

Anamnese
Am Beginn der Basisdiagnostik steht eine ausführliche Anamnese. Dabei holt sich der Arzt wichtige Informationen über das vorliegende Inkontinenzproblem ein, darunter Informationen darüber seit wann das Problem besteht, in welchen Situationen es zum ungewollten Harnverlust kommt und ob bzw. welche Therapien bereits durchgeführt wurden sowie Informationen zum sozialen Umfeld, der beruflichen Tätigkeit, der Krankengeschichte, vorangegangenen Operationen, eingenommenen Medikamenten und Geburten.

Blasen-Tagebuch
Weiters wird der Patient gebeten über mehrere Tage ein sogenanntes Miktionstagebuch zu führen: Dabei handelt es sich um ein „Blasen-Tagebuch“ in welchem der Patient u.a. dokumentieren soll wie häufig er auf die Toilette geht, wie groß das Harnvolumen ist, ob er zum Zeitpunkt des Gangs auf die Toilette noch trocken oder bereits nass war und wie viel Flüssigkeit über den Tag verteilt getrunken wurde. Mithilfe eines Lebensqualitätsfragebogens kann der Patient zudem seinen individuellen Leidensdruck aufgrund der Harninkontinenz beurteilen.

Untersuchungen
Anschließend wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Diese umfasst eine Untersuchung des Unterbauchs und des äußeren Genitalbereichs, bei Frauen kann weiters eine gynäkologische Untersuchung (Spekulumeinstellung) erforderlich sein. Zudem wird ein sogenannter Hustentest durchgeführt. Dabei wird der Patient gebeten mit gefüllter Harnblase mehrmals im Stehen und im Liegen zu Husten. Kommt es synchron mit dem Husten zu einem Harnaustritt, liegt eine Belastungsinkontinenz vor. Eine Überprüfung der Nervenfunktion gibt Aufschluss über mögliche neurologische Ursachen für die Inkontinenz. Weiters wird im Zuge der Basisdiagnostik eine Harnprobe im Labor untersucht.

Weitere mögliche Untersuchungen sind die sogenannte Urodynamik und die Ultraschalluntersuchung der Blase, mithilfe welcher die Dynamik des Beckenbodens dargestellt wird und durch welche der Arzt beurteilen kann, ob die Blase restlos entleert wird oder nicht. Die Urodynamik (Uroflowmetrie, Zystometrie, Druck-Fluss-Messung) liefert genaue Informationen zur Funktion der Blase und des Schließmuskels sowie zur möglichen Ursache der Inkontinenz.

Bei Patienten mit Belastungsinkontinenz und zusätzlichen Drangsymptomen, wiederkehrenden Harnwegsinfekten und Entleerungsstörungen kann eine Endoskopie zu weiteren Abklärung erforderlich sein, um Harnsteine oder Verengungen im Bereich der Harnröhre als Ursache für die Harninkontinenz auszuschließen.

Therapiemöglichkeiten bei Inkontinenz

Für die Behandlung der Inkontinenz stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, die Wahl der jeweiligen Therapie orientiert sich an der vorliegenden Inkontinenz-Form, dem Leidensdruck des Patienten und anderen individuellen Faktoren.

Prinzipiell stehen konservative und operative Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Konservative Behandlung

Die konservative Behandlung der Inkontinenz umfasst vor allem Beckenbodentraining und Verhaltenstherapie. Helfen können auch eine Gewichtsreduktion, die Reduzierung von Harninkontinenz begünstigenden Umständen oder eine Östrogentherapie. Reichen diese nicht aus, können Methoden wie das Einführen von speziellen Tampons oder Scheidenpessare bei Frauen sowie eine Elektrostimulation zur Anwendung kommen.

Beckenbodentraining:
Mithilfe des Beckenbodentrainings sollen Betroffene lernen, die Muskulatur des Beckenbodens gezielt einzusetzen und zu kontrollieren, weiters wird durch das Beckenbodentraining die Beckenbodenmuskulatur wieder aufgebaut bzw. gestärkt. Der Patient lernt u.a. wie er die Belastung des Beckenbodens im Alltag reduzieren und falsche Anspannungsmuster ablegen kann. Das Beckenbodentraining sollte vor allem zu Beginn mit spezialisierten Physiotherapeuten durchgeführt werden und ist nur dann erfolgreich, wenn die Übungen auch zu Hause konsequent und richtig ausgeführt werden. Bei vielen Patienten lässt sich mithilfe des Beckenbodentrainings eine deutliche Besserung der Lebensqualität erzielen. Das Beckenbodentraining kann gegebenfalls mit einer Biofeedback-Therapie kombiniert werden. Ein Erfolg stellt im Normalfall nach drei bis sechs Monaten ein.

Gewichtsreduktion:
Ein Gewichtsverlust kann sich positiv auf den Harndrang auswirken und damit den Abgang von Urin vermindern.

Verhaltenstherapie:
Mögliche Maßnahmen im Rahmen der Verhaltenstherapie sind auch eine Stuhlgangregelung, Rauchstopp sowie ein spezielles Miktions- und Toilettentraining. Bei einem Miktionstraining lernen Patienten u.a. zu kurze oder zu lange Miktionsintervalle aktiv zu verlängern oder zu verkürzen. Ziel eines Toilettentraining ist es wiederum die Blase auf Anordnung entleeren zu können noch ehe starker Harndrang eintritt.

Auch richtiges Trinkverhalten (richtige Menge an Flüssigkeit zur richtigen Zeit), das bewusste Meiden von Reizstoffen wie z.B. Koffein sowie das Erlernen von Techniken zur Drangunterdrückung (bewusster Umgang mit aufkommendem Panikgefühl, Atemtechniken/ruhiges Atmen etc.) können im Umgang mit der Blasenschwäche hilfreich sein.

Medikamentöse Therapie:
Ergänzend zu verhaltenstherapeutischen Maßnahmen kann eine medikamentöse Therapie erfolgen. Sogenannte Anticholinergika haben eine krampflösende Wirkung und bewirken zudem, dass der starke Harndrang nachlässt. Bei einer durch eine bakterielle Infektion ausgelösten Drang-Inkontinenz (Harnwegsinfekt) helfen Antibiotika.

Lokale Östrogentherapie:
Die lokale Östrogentherapie kann bei postmenopausalen Frauen helfen den starken Harndrang zu mildern.

Elektrostimulation:
Hierbei werden Nerven, die für die Steuerung der Harnblase und des Verschlusses zuständig sind, durch elektrische Impulse stimuliert, so dass die Nerven wieder dazu angeregt werden, ihre ursprüngliche Leistung wieder aufzunehmen.

Bei Patienten mit Überlaufkontinenz wird die übervolle Blase meistens zunächst mithilfe eines Katheters entleert. Auch bei manchen Patienten mit Reflexinkontinenz muss die Blase regelmäßig über einen Katheter entleert werden.

Operative Behandlung

Operative Eingriffe werden erst dann in Betracht gezogen, wenn alle konservativen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind.

Sind konservative Therapiemaßnahmen wie Beckenbodentraining, Verhaltenstherapien und medikamentöse Therapien nicht ausreichend, kann ein operativer Eingriff in Betracht gezogen werden, bei welchem z.B. die Harnröhre der Frau mit einem spannungsfreien Band umschlossen und stabilisiert wird (TVT, Tension free Vaginal Tape).

In einigen Fällen müssen an die Grunderkrankung angepasste spezielle Operation durchgeführt werden, um die Inkontinenz zu beseitigen (z.B. bei gutartiger Prostatavergrößerung, Verletzungen des Schließmuskels etc.). Wenn bei Frauen neben einer Dranginkontinenz eine Senkung oder gar ein Vorfall der Organe von Gebärmutter, Blase und Darm vorliegt, erfolgt häufig eine sogenannte Senkungsoperation (Scheiden-, Blasensenkung).
An spezialisierten Zentren erfolgen auch Eingriffe wie eine Unterspritzung der Harnröhre zu deren Einengung (Bulking Agents) oder auch Eigengewebeanwendungen (Fasziezügelplastik).

Weitere Maßnahmen

Ergänzend können – je nach Ursache – auch andere Ansätze wie Akupunktur, Homöopathie, Autogenes-Training oder eine sogenannte Magnetstuhltherapie (Magnetfeldtherapie) helfen das Leiden in den Griff zu bekommen. Inkontinenz-Hilfsmittel, darunter flüssigkeitsaufnehmende Einweg-Produkte wie Schutzhosen und Vorlagen sowie intravaginale Hilfsmittel wie Urethrapressare helfen Betroffenen im Alltag besser mit der Inkontinenz umzugehen.

FAQ

Als Inkontinenz wird der ungewollte Abgang von Urin zwischen den Toilettengängen bezeichnet und damit der Verlust der Fähigkeit, den Ort und den Zeitpunkt der Blasenentleerung selbst zu bestimmen.

Die Dranginkontinenz ist eine Form der Harninkontinenz. Bei der Dranginkontinenz kommt es aufgrund einer überaktiven oder sehr empfindlichen Blase bei Betroffenen immer wieder zu einem plötzlich auftretenden und nicht beherrschbaren Harndrang und folglich zu unwillkürlichem Harnverlust.

Bei einer Belastungsinkontinenz wird der ungewollte Harnabgang durch einen erhöhten Innendruck im Bauch ausgelöst, welcher wiederum durch unterschiedliche Faktoren wie Husten, Niesen, Lachen, bestimmte abrupte Körperbewegungen wie Aufstehen, Setzen, Stufensteigen und das Heben und Tragen von schweren Lasten, Blähungen oder aber durch unangestrengte Bewegungen wie Liegen und Sitzen verursacht wird.

Hauptursache für die Belastungsinkontinenz ist eine Beckenbodenschwäche bzw. eine Schwäche des Schließmuskels der Blase.

Die konservative Behandlung der Inkontinenz umfasst vor allem Beckenbodentraining und Verhaltenstherapie.

Helfen können auch eine Gewichtsreduktion, die Reduzierung von Harninkontinenz begünstigenden Umständen oder eine Östrogentherapie.

Reichen diese nicht aus, können Methoden wie das Einführen von speziellen Tampons oder Scheidenpessare bei Frauen sowie eine Elektrostimulation zur Anwendung kommen.

Ein operativer Eingriff wird erst in Betracht gezogen, wenn alle konservativen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind.

  • Autor

    Dr. Rosalia Rutter

    Medizinjournalistin

    Dr. Rosalia Rutter ist eine freie Medizinjournalistin mit einem Studium der Ernährungswissenschaften und Biochemie an der Universität Wien. Sie verfügt über langjährige Expertise im Verfassen medizinischer Inhalte.

Reisenhauer C. et al., Interdisziplinäre S2e-Leitlinie Diagnostik und Therapie der Belastungsinkontinenz der Frau, Geburtsh Frauenheilk 2013; 73: 1–5, Georg Thieme Verlag KG Stuttgart – New York

Univ.-Prof. Dr. Stephan Madersbacher, Abteilung für Urologie und Andrologie, SMZ Ost – Donauspital Wien; Genderaspekte bei der Harninkontinenz, Universum Innere Medizin 07/2012, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

 

Das könnte Sie auch interessieren
Hüftschmerzen

Hüftschmerzen

Beschwerden im und um das Hüftgelenk sind ein weit verbreitetes Problem und betre:en nahezu jeden Menschen irgendwann im Laufe des Lebens. Der Schmerzursprung kann direkt im Gelenk liegen oder in den umgebenden Strukturen.

Pap-Abstrich

Pap-Abstrich zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs

Der Pap-Abstrich ist eine gynäkologische Routineuntersuchung zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs und zählt zu den erfolgreichsten Krebstests überhaupt. Seit seiner Einführung konnte die Sterblichkeitsrate dieser Erkrankung um zwei Drittel gesenkt werden.

HPV Infektion (Humane Papillomaviren)

HPV (Humane Papillomaviren)

Humane Papillomaviren (HPV) sind DNA-Viren, die vorwiegend durch direkten Schleimhautkontakt übertragen werden und verschiedene Erkrankungen verursachen können – von harmlosen Warzen bis hin zu bösartigen Tumoren.

HPV-Test - Laborproben

HPV-Test: Ablauf, Kosten und Risiken auf einen Blick

Der HPV-Test ist in den letzten Jahren zu einem wichtigen Bestandteil der gynäkologischen Vorsorge geworden. Er ermöglicht es, Infektionen mit dem Humanen Papillomavirus (HPV), die zur Entstehung von Gebärmutterhalskrebs führen können, frühzeitig zu erkennen.