Zusammenfassung
Factbox – Tuberkulose
Tuberkulose: Durch Bakterien verursachte Infektionskrankheit, die in erster Linie die Lunge betrifft
Erreger: Mykobakterien (Mycobacterium tuberculosis u.a.)
Symptome: Unspezifische Symptome wie Schwäche, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Nachtschweiß u.a. sowie Husten, Atembeschwerden, blutiger Auswurf u.a.
Diagnose: Anamnese, körperliche Untersuchung, Tuberkulin-Hauttest, Gamma-Interferon-Test, bakteriologischer Erregernachweis, weitere Laboruntersuchungen, Lungenröntgen, andere bildgebende Verfahren
Behandlung: Medikamentös mit mehreren Tuberkulostatika (Kombinationstherapie)
Impfung: Aufgrund des niedrigen Erkrankungsrisikos und der vergleichsweise hohen Nebenwirkungsrate wird die Impfung in Österreich nicht empfohlen und seit vielen Jahren nicht durchgeführt.
Was ist Tuberkulose?
Bei Tuberkulose (TBC) handelt es sich um eine weltweit verbreitete Infektionskrankheit, die durch Bakterien (Mykobakterien) verursacht wird. Sie betrifft in erster Linie die Lunge, kann sich aber auch auf andere Organe ausbreiten. Tuberkulose ist in Österreich eine meldepflichtige Infektionskrankheit.
Ansteckung – wie kommt es zu einer Tuberkulose?
Erreger der Tuberkulose ist Mycobacterium tuberculosis. Die Übertragung erfolgt in den meisten Fällen direkt von Mensch zu Mensch mittels Tröpfcheninfektion, was bedeutet, dass die Bakterien von Personen mit ansteckender Lungentuberkulose beim Husten, Sprechen und Niesen durch kleinste Tröpfchen übertragen werden. Weitere mögliche Übertragungswege sind eine Infektion über den Verdauungstrakt (Erreger der Rindertuberkulose, Mycobacterium bovis, kann durch Rohmilch von erkrankten Kühen auf den Menschen übertragen werden) und eine Infektion über die Haut (Hautverletzungen, über welche die Mykobakterien in den Körper gelangen).
Was passiert in der Lunge und wie verläuft die Krankheit?
In den mit Abstand meisten Fällen erfolgt die Ansteckung über die Atemluft (Tröpfcheninfektion). Die Bakterien wandern nach Einatmung in die Lunge und können sich von dort im gesamten Körper ausbreiten. Wichtig in Bezug auf den Verlauf der Erkrankung ist die Unterscheidung zwischen offener und geschlossener Tuberkulose sowie zwischen latenter Tuberkulose, Primärtuberkulose und Postprimärtuberkulose.
Latente Tuberkulose
Eine Ansteckung bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Erkrankung ausbricht. Nur ein geringer Teil aller Infizierten erkrankt im Laufe des Lebens an TBC, denn nach erfolgter Ansteckung werden die Bakterien meistens durch die körpereigene Abwehr unterdrückt. Dieser Zustand, bei welchem es nicht zum Auftreten von Symptomen kommt, wird als latente Tuberkulose (nicht ausgebrochene TBC) bezeichnet.
Primärtuberkulose
In manchen Fällen gelingt es der körpereigenen Immunabwehr nicht, die Erreger erfolgreich „in Schach zu halten“. Kommt es nach einer Erstinfektion zum Ausbruch der Krankheit, dann ist von einer Primärtuberkulose die Rede.
Postprimärtuberkulose
In den meisten Fällen verbleiben die Erreger im Körper, sie werden jedoch vom Immunsystem kontrolliert. Bei Schwächung des Immunsystems können die Mykobakterien jedoch wieder aktiv werden, sich vermehren und zu einem Krankheitsausbruch führen. Bei einer solchen reaktivierten Tuberkulose ist von einer Postprimärtuberkulose die Rede. Die zeitliche Latenz kann mehrere Jahrzehnte betragen, die Erreger können also auch erst Jahre und Jahrzehnte nach der Erstinfektion wieder aktiv werden und die Krankheit auslösen.
Geschlossene und offene Tuberkulose
Bei Menschen mit einer guten Immunabwehr entstehen um die Entzündungsherde kapselartige Ausbildungen. Es bilden sich knötchenförmige Strukturen (Tuberkel, Granulome), in welchen die Erreger überleben können, allerdings richten sie keinen Schaden an. Im Auswurf (aus den Atemwegen abgehustetes Sekret) sind keine Keime nachweisbar. In so einem Fall ist von einer geschlossenen Tuberkulose die Rede. Gelingt es der körpereigenen Immunabwehr nicht, die Erreger „abzukapseln“ und haben die Tuberkuloseherde in der Lunge einen direkten Anschluss an die Bronchien, dann spricht man von einer offenen Tuberkulose. Im Fall einer offenen Tuberkulose sind Keime im Auswurf nachweisbar, es handelt sich um einen ansteckenden Zustand.
Risikofaktoren
Zu einem Krankheitsausbruch kommt es vor allem bei Menschen mit schwächerem/geschwächtem Immunsystem. Hierzu zählen Menschen mit einer HIV-Infektion und AIDS-Patienten, Menschen mit einer chronischen Erkrankung wie z.B. Diabetes mellitus und Krebs, Autoimmunerkrankungen und einem medikamentös unterdrücktem Immunsystem (z.B. nach einer Transplantation), Säuglinge, Kleinkinder und ältere Menschen. Erhöhtes Risiko besteht weiters auch bei alkoholkranken, drogenabhängigen und unterernährten Menschen, Rauchern und Obdachlosen.
Symptome einer Lungentuberkulose
Mögliche unspezifische Symptome sind Schwäche, Müdigkeit, Erschöpfung, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, Nachtschweiß und Fieber. Charakteristische Beschwerden einer Lungentuberkulose sind Husten, Atembeschwerden und atemabhängige Schmerzen, bei fortgeschrittener Erkrankung kann es zu blutigem Auswurf kommen (Blut beim Husten). Ferner können sich die Erreger auch auf andere Organe und Gewebe ausbreiten (z.B. Rippenfell, Darm, Harnwege, Geschlechtsorgane, Knochen, Gelenke), was zu weiteren Beschwerden und Folgeerkrankungen führen kann.
Diagnose
Im Rahmen der Abklärung kommt vor allem der Anamnese eine Schlüsselrolle zu. Erhärtet sich der Verdacht auf eine Infektion, dann stehen nach erfolgter Anamnese und körperlicher Untersuchung mehrere Untersuchungsmöglichkeiten und Testverfahren zur Verfügung, um die Diagnose zu sichern, darunter der Tuberkulin-Hauttest und der Gamma-Interferon-Test (Blutuntersuchung), der direkte Erregernachweis/bakteriologische Erregernachweis im Labor (bei Lungentuberkulose aus dem Auswurf, weiteres erregerhaltiges „Material“ für die mikrobiologische Diagnostik: Magensaft, Urin, Lymphknoten u.a.), weitere Laboruntersuchungen, Lungenröntgen und andere bildgebende Verfahren. Der genaue Ablauf der weiterführenden Diagnostik richtet sich nach der individuellen Situation.
Therapie
Eine sensible Tuberkulose ist heute im Regelfall gut behandelbar. Sensibel bedeutet, dass die Erreger empfindlich auf die tuberkulostatische Therapie reagieren. In der Therapie der Tuberkulose zum Einsatz kommende Arzneimittel werden als Tuberkulostatika bezeichnet. Die Medikamente müssen über mehrere Monate hinweg eingenommen werden. Grundprinzipien der Therapie sind eine rasche Therapieeinleitung mit einer Kombination aus mehreren Medikamenten (Kombinationstherapie mit drei bis vier Tuberlostatika) und das Vermeiden von Resistenzen. Die Therapie erfolgt in lungenfachärztlichen Abteilungen im Krankenhaus und geht im Anschluss weiter, damit es auch wirklich zu einer Heilung kommt (Erhaltungstherapie, um verbleibende Mykobakterien zu eliminieren). Die Medikamente müssen von Betroffenen wie verordnet eingekommen werden, bei einer falsch zusammengestellten oder zu kurzen Therapie kann es zur Ausbildung von therapieresistenten Bakterienstämmen (Resistenzen) kommen. Bei einer Resistenzentwicklung zeigen die üblicherweise verwendeten Medikamente keine ausreichende Wirkung mehr. Die Behandlung bei multiresistenter Tuberkulose (MDR- und XDR-TBC) ist aufwändiger und problematischer – die Therapiedauer ist länger, die Therapie geht zum Teil mit stärkeren Nebenwirkungen und nicht selten mit nur mäßigem Erfolg einher.
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