Zusammenfassung
Factbox – Rotavirus
Rotavirus: Infektionskrankheit, welche durch Rotaviren verursacht wird
Ansteckung: Schmierinfektion (fäkal-oral), durch kontaminiertes Wasser und Lebensmittel
Inkubationszeit: 1 – 3 Tage
Symptome: Durchfall, Übelkeit, Magenschmerzen, Erbrechen, Fieber, grippeähnliche Beschwerden (Dauer der den Magen-Darm-Trakt betreffenden Symptome etwa zwei bis sechs Tage); mögliche Dehydration in Folge des Flüssigkeitsverlusts.
Dauer der Ansteckungsfähigkeit: Während des akuten Krankheitsstadiums/solange das Virus mit dem Stuhl ausgeschieden wird (in der Regel nicht länger als acht Tage)
Diagnose: Anamnese, körperliche Untersuchung, Stuhlprobe (verschiedene labordiagnostische Methoden verfügbar) u. a.
Behandlung: In der Regel Zufuhr von Flüssigkeit und Elektrolyten ausreichend, mögliche stationäre Behandlung bei Dehydration/erforderlicher intravenöser Flüssigkeitszufuhr; keine antivirale Therapie verfügbar
Impfung: Schluckimpfung gegen Rotaviren (Lebendimpfstoff); ehestmöglich ab der vollendeten sechsten Lebenswoche zu verabreichen, nicht für Erwachsene vorgesehen
Was ist das Rotavirus?
Beim Rotavirus handelt es sich um eine Infektionskrankheit. Hervorgerufen wird sie durch die gleichnamigen Viren. Vor der Verfügbarkeit von Rotavirus-Impfstoffen waren Rotaviren die häufigsten Erreger von Brechdurchfall bei Säuglingen und Kleinkindern. In den westlichen Industrieländern erkranken am häufigsten Säuglinge und Kinder von sechs Monaten bis zu zwei Jahren, da sie noch keine Antikörper gegen das Virus entwickelt haben (noch fehlende Immunität). Im Erwachsenenalter treten Erkrankungen seltener und meist milder verlaufend auf, bei Menschen über 60 Jahre nimmt die Erkrankungshäufigkeit wieder zu. Die Impfung gegen Rotaviren ist in Österreich im kostenfreien Impfprogramm enthalten. Es handelt sich um eine Schluckimpfung (Lebendimpfstoff), die gemäß Österreichischem Impfplan 2020 ehestmöglich ab der vollendeten sechsten Lebenswoche verabreicht werden sollte. Für Erwachsene ist die Impfung nicht vorgesehen. Vor der Verfügbarkeit der Impfstoffe wurden wegen dem Rotavirus jährlich 2.900 bis 4.400* Kinder in Österreich ins Krankenhaus eingewiesen, seit Einführung der Impfung ist diese Rate drastisch gesunken.
Ansteckung und Inkubationszeit
Rotaviren zählen zur Familie der Reoviridae. Derzeit sind sieben Serotypen (Untergruppen) der Rotaviren bekannt (A, B, C, D, E, F, G), Rotaviren der Gruppe A haben weltweit die größte Bedeutung, auf sie sind die meisten Krankheitsfälle zurückzuführen. Hauptreservoir für Rotaviren ist der Mensch.
Das Rotavirus ist sehr umweltresistent, hochansteckend und wird leicht übertragen. Die Erkrankung tritt saisonal gehäuft auf, am häufigsten in den Wintermonaten/zwischen Februar und April. Hauptansteckungsweg sind Schmierinfektionen, die Übertragung kann aber durch kontaminiertes Wasser oder Lebensmittel erfolgen. Bei einer Schmierinfektion handelt es sich um eine indirekte Übertragung von Krankheitserregern, die durch Berührung eines Gegenstandes, der mit infektiösen Körpersekreten (z. B. Speichel, Urin, Stuhl) kontaminiert ist erfolgt. Die Erreger werden durch die Berührung des kontaminierten Gegenstandes abgestreift, gelangen auf die Haut/Schleimhaut und werden vom Körper aufgenommen. Bei Rotaviren ist der häufigste Übertragungsweg die fäkal-orale Ansteckung, beispielsweise, wenn sich ein Kind Spielzeug oder andere kontaminierte Gegenstände in den Mund steckt.
Die Inkubationszeit (Zeitraum zwischen dem Eindringen eines Krankheitserregers in den Körper und dem Auftreten der ersten Symptome/Ausbruch der Krankheit) beträgt einen Tag bis drei Tage. An Rotavirus Erkrankte können andere während des akuten Krankheitsstadiums und solange das Virus mit dem Stuhl ausgeschieden wird anstecken. Eine Virusausscheidung erfolgt in der Regel nicht länger als acht Tage, manchmal kann sie aber auch länger dauern.
Da es verschiedene Untergruppen des Virus gibt, schützt eine einmal durchgemachte Rotavirus-Infektion nicht vor einer weiteren Infektion. Bis zu einem Alter von drei Jahren haben etwa 90 Prozent aller Kinder eine Rotavirus-Infektion durchgemacht. Obwohl fast alle Erwachsenen Antikörper gegen Rotaviren besitzen, sind wiederholte Infektionen in jedem Alter möglich, nicht selten kommt es zu Übertragungen von erkrankten Kindern auf die Eltern.
Symptome
Die Erkrankung beginnt zumeist mit wässrigem Durchfall, der mit den Stunden schlimmer wird. Im Stuhl können sich auch Schleimbeimengungen finden. In vielen Fällen kommt es zu Übelkeit, Magenschmerzen und Erbrechen, auch Fieber kann auftreten, vor allem bei Kindern. Häufig kommt es auch zu grippeähnlichen Beschwerden wie unspezifischen Atemproblemen und Gliederschmerzen. Die durch das Rotavirus bedingte Durchfallerkrankung verläuft bei Säuglingen und Kleinkindern in der Regel schwerer als durch andere Erreger verursachte Durchfallerkrankungen, bei einem Kind zeigen sich alle Symptome zumeist auch stärker als bei Erwachsenen. Bei Erwachsenen verläuft die Infektion milder, häufig auch ohne erkennbare Symptome, nach dem 60. Lebensjahr steigt die Zahl der symptomatischen Erkrankungen allerdings wieder an.
Die den Magen-Darm-Trakt betreffenden Symptome dauern etwa zwei bis sechs Tage* an und lassen dann allmählich wieder nach. Kompliziert ist die Erkrankung, wenn es zur Dehydration kommt, was in Folge des Durchfalls, durch welchen der Körper viel Flüssigkeit verliert, und des Fiebers passieren kann. Dies kann, ohne rechtzeitige adäquate Behandlung, lebensbedrohlich werden. In Ländern mit ungünstigen medizinischen Versorgungsmöglichkeiten ist eine Infektion mit dem Rotavirus für Kinder und Erwachsene gefährlicher; Schätzungen zufolge erkranken in Afrika, Asien und Lateinamerika jährlich über 100 Millionen Kinder und etwa 350.000 bis 600.000 Kinder unter fünf Jahren sterben durch eine Rotavirus-Infektion.
Die Auflistung der hier angeführten Symptome dient dem Überblick und kann unvollständig sein, zudem kann ein Symptom Anzeichen für eine andere Erkrankung sein. Auch muss nicht jedes hier angeführte Symptom bei einer Rotavirus-Infektion auftreten. Im Zweifelsfall oder bei Verdacht auf eine Erkrankung sollte stets das ärztliche Gespräch gesucht werden.
Diagnose
Ansprechpartner bei Magen-Darm-Beschwerden bzw. bei Verdacht auf eine Rotavirus-Infektion bei Erwachsenen ist der Arzt für Allgemeinmedizin (Hausarzt), bei Kindern der Kinderarzt. Im Rahmen der Anamnese informiert sich der Arzt u. a. nach den genauen Beschwerden und seit wann diese bestehen, danach, ob es in der Familie bzw. im näheren Umfeld (des Kindes) ähnliche Fälle gibt bzw. vor kurzem gegeben hat (z. B. im Kindergarten) und nach anderen Punkten, die in Hinblick auf die Diagnose aufschlussreich sein können. Im Rahmen der körperlichen Untersuchung wird u. a. der Bauch abgetastet, durch eine Stuhlprobe ist es möglich, Rotaviren nachzuweisen und die Diagnose zu sichern. Daneben können noch weitere Untersuchungen erforderlich sein, der genaue Ablauf der Abklärung richtet sich nach der individuellen Situation.
Behandlung
Eine antivirale Therapie existiert nicht, eine direkte Bekämpfung der Viren mit Medikamenten ist also nicht möglich. Auch Medikamente, welche die Darmmotilität (“Bewegungsfähigkeit des Darmes“) hemmen und gegen Durchfall helfen sollten nicht eingenommen werden. Durch die wässrigen Durchfälle geht viel Flüssigkeit verloren – es ist besonders wichtig, dass Betroffene viel trinken um den hohen Flüssigkeitsverlust wieder auszugleichen. Geeignet sind Wasser, Mineralwasser, ungesüßte Tees und verdünnte Fruchtsäfte. Unter Umständen können fiebersenkende Medikamente eingenommen werden; welche Wirkstoffe in Frage kommen hängt davon ab, ob es sich bei dem Betroffenen um ein Kind oder einen Erwachsenen handelt. Vor der Einnahme eines fiebersenkenden oder anderen Medikamentes ist es ratsam, sich bei einem Arzt oder Apotheker zu informieren. Im Fall einer (drohenden) Dehydration und einer erforderlichen intravenösen Flüssigkeitszufuhr kann eine Krankenhausbehandlung erforderlich sein.
Impfung
Gegen Rotaviren ist eine Impfung verfügbar, die in Österreich im kostenfreien Impfprogramm enthalten ist. Die Schluckimpfung gegen Rotaviren (Lebendimpfstoff) kann das Risiko einer Rotaviren-Infektion effektiv senken. Die Schluckimpfung ist für Kinder ab der vollendeten sechsten Lebenswoche zugelassen. In Abhängigkeit vom Impfstoff (Rotarix, Rotateq) ist die Impfung bis zur vollendeten 24. bzw. vollendeten 32. Lebenswoche zu verabreichen, je nach Impfstoff sind zwei bis drei Teilimpfungen mit einem Mindestabstand von vier Wochen zwischen den einzelnen Dosen vorgesehen. Für Kinder jenseits dieser Altersgrenzen und für Erwachsene ist die Impfung nicht vorgesehen, auch Auffrischungsimpfungen sind nicht vorgesehen. Weitere Informationen in Hinblick auf zur Verfügung stehende Impfungen sind dem aktuellen Impfplan Österreich zu entnehmen, bei Fragen sollte das ärztliche Gespräch gesucht werden.
Hygienemaßnahmen
Folgende Hygienemaßnahmen sind wichtig, um das Risiko einer Übertragung auf fäkal-oralem Weg, besonders in der symptomatischen Phase, zu reduzieren:
- Konsequentes gründliches Händewaschen, Händedesinfektion
- Regelmäßige Desinfektion von häufigen Hautkontaktflächen (z. B. Türgriffe, Lichtschalter), Toiletten und Waschbecken
- Regelmäßige Reinigung von Spielzeug, Wickelunterlagen und anderen benutzten Gegenständen
- Beim Reinigen, Windelwechseln und beim Umgang mit anderen kontaminierten Gegenständen Einmalhandschuhe tragen und Hände nach dem Ausziehen der Handschuhe desinfizieren.
- Infektiöse Gegenstände (z. B. Windeln, Einmalhandschuhe) schnellstmöglich adäquat entsorgen
- Reduktion des Kontakts mit anderen Menschen, um die Übertragung des Virus zu vermeiden
*Angaben können in der Literatur variieren.
Impfplan Österreich 2020, Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz
Marquis A., Koch J.; Direkte und indirekte Effekte der Rotavirus-Impfung von Säuglingen fünf Jahre nach der STIKO-Empfehlung, Gesundheitswesen 2019; 81(03):273
Radlinger V.; Nachimpfungen im Blick behalten, Ärzte Krone 09/2018, Ärztekrone VerlagsgesmbH
Grunert D.; Rotaviren: Schluckimpfung für alle Säuglinge empfohlen, Deutsches Ärzteblatt 29–30/2013, Deutscher Ärzteverlag GmbH
Bas H.; Rotavirus: Durchfälle, die nicht sein müssten – Neue Impfstoffe verändern die Szenerie, ARS Medici 10/2018, Rosenfluh Publikationen AG
Rotavirus, RKI-Ratgeber, Robert Koch-Institut, URL: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Rotaviren.html;jsessionid=1CA525092F33E029EAB5342BE4BA3B7A.1_cid372, Stand: 01.05.2010