Zusammenfassung
Factbox – Morbus Parkinson
Morbus Parkinson (Idiopathisches bzw. primäres Parkinson-Syndrom): Chronisch progressive neurodegenerative Erkrankung
Ursachen: Bislang nicht endgültig geklärt; motorische Symptome zusammengefasst rückführbar auf das Absterben von Dopamin-produzierender Zellen im Gehirn/Dopaminmangel
Hauptsymptome: Verlangsamung von Bewegungen, Muskelsteifigkeit, Zittern in Ruhe, Haltungsinstabilität
Diagnose: Anamnese, körperliche/neurologische Untersuchung, bildgebende Untersuchungen u.a.
Behandlung: Medikamentöse Therapie, physiotherapeutische, ergotherapeutische und logopädische Maßnahmen, tiefe Hirnstimulation u.a.
Maßnahmen zur Selbsthilfe: Auseinandersetzung und offener Umgang mit der Krankheit, Selbsthilfegruppen, aktiver Lebensstil, regelmäßige Bewegung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, ausgewogene Ernährung u.a.
Was ist Parkinson?
Bei Morbus Parkinson handelt es sich um eine chronisch progressive (voranschreitende) neurodegenerative Erkrankung. Als neurodegenerative Erkrankung wird eine Krankheit bezeichnet, bei welcher es zu einem Untergang von Nervenzellen kommt. Parkinson ist charakterisiert durch die Symptome Bradykinese bzw. deren maximale Ausprägung, die Akinese (Verlangsamung von Bewegungen), Rigor (Muskelsteifigkeit), Tremor (Muskelzittern) und Standunsicherheit/Haltungsinstabilität (Störungen der Körperhaltung, des Gleichgewichts und Gangbilds), ferner kommt es begleitend zu vegetativen Störungen (z.B. vermehrter Speichelfluss und vermehrtes Schwitzen) und psychischen Symptomen (z.B. Antriebsschwäche, depressive Stimmung). Benannt ist Morbus Parkinson nach dem englischen Arzt James Parkinson, welcher die Krankheit im Jahr 1817 erstmals beschrieben hat. Parkinson ist fast ausschließlich eine Erkrankung im höheren Lebensalter und eine der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen.
Welche Ursache hat und wie entsteht Parkinson?
Der Morbus Parkinson im engeren Sinn wird auch als idiopathisches bzw. primäres Parkinson-Syndrom bezeichnet. Der Begriff idiopathisch bedeutet so viel wie „ohne bekannte Ursache“. In den meisten Fällen ist die Ursache der Erkrankung ungeklärt. Diese Form von Parkinson macht etwa 75 Prozent aller Fälle aus. Davon abzugrenzen sind das sekundäre Parkinson-Syndrom (symptomatisches Parkinson-Syndrom), welches erkennbare Ursachen hat (z.B. Einnahme bestimmter Medikamente, andere Erkrankungen, Vergiftungen und Verletzungen des Gehirns), und andere seltene Formen.
Die für das idiopathische Parkinson-Syndrom typischen Symptome sind auf eine Störung im Gehirn zurückzuführen. Im Mittelhirn befindet sich die sogenannte Substantia nigra, ein Kernkomplex in welchem sich spezielle Nervenzellen befinden, die Dopamin produzieren. Dopamin ist ein Neurotransmitter (biochemischer Stoff, der Reize von einer Nervenzelle zu einer anderen Zelle weitergibt, verstärkt oder moduliert) und u.a. wichtig für die Steuerung von Bewegungen. Bei Parkinson kommt es zu einem Untergang des nigrostriatären Dopaminsystems – es sterben immer mehr Dopamin-produzierende Nervenzellen ab und der Dopaminspiegel im Gehirn sinkt. Es kommt zu einem Dopaminmangel, der zusammengefasst die motorischen Symptome der Erkrankung erklärt. Ferner stört der Dopaminmangel das sensible Gleichgewicht der Nervenbotenstoffe; er zieht einen Acetylcholinüberschuss bzw. Anstieg des Botenstoffs Acetylcholin nach sich, welches eine wichtige Rolle bei der Regulation vieler Körpervorgänge spielt, und auch die Konzentration anderer Neurotransmitter kann verändert sein.
Symptome
Die Hauptsymptome der Erkrankung sind
- Verlangsamte Bewegung bis hin zu Bewegungsarmut/-losigkeit (Bradykinese, Hypokinese, Akinese; Verarmung spontaner und gestischer Bewegung, eingeschränkte Mimik/Gesicht wirkt zunehmend starrer, gestörte Feinmotorik, reduzierte manuelle Geschicklichkeit, reduziertes Mitschwingen der Arme, Mikrographie (Verkleinerung der Handschrift), kleinschrittliches Gangbild u.a.)
- Muskelsteife (Rigor; erhöhter muskulärer Widerstand bei passiver Bewegung, der Patient nimmt ein Steifigkeitsgefühl war, welches häufig mit ziehenden Missempfindungen assoziiert ist, ruckartiger Bewegungsablauf – „Zahnrad-Phänomen“)
- Zittern in Ruhe (Ruhetremor; betrifft zumeist die Extremitäten, oft auch Kiefer und Zunge)
- Haltungsinstabilität/Standunsicherheit (posturale Instabilität; tritt zumeist erst im Verlauf der Erkrankung auf)
Häufig beginnen die Symptome asymmetrisch mit Betonung auf einer Körperseite. Der Beginn der Symptomatik ist schleichend und ihr Voranschreiten ist relativ langsam. Viele Betroffene leiden zudem auch unter nicht motorischen Symptomen. Zu diesen zählen, je nach Stadium der Erkrankung, u.a. die REM-Schlaf-Verhaltensstörung, Verstopfung, Depression, Angst, Erschöpfung, Blasenprobleme, vermehrter Speichelfluss, Schmerzen, erektile Dysfunktion, Thermoregulationsstörungen, Apathie (Zustand der Abwesenheit von Emotionen und Interessen, Gleichgültigkeit, Teilnahmslosigkeit), Verwirrtheit und Demenz. Einige dieser Symptome, darunter z.B. die REM-Schlaf-Verhaltensstörung, Verstopfung und Erschöpfung, können dem Beginn der motorischen Symptomatik um Jahre vorausgehen (prämotorische Phase) – erste Anzeichen von Parkinson können also bereits Jahre vor den Hauptsymptomen auftreten.
Die Auflistung der hier angeführten Anzeichen und Symptome kann unvollständig sein, zudem kann ein Symptom bei Auftreten harmlos oder Anzeichen für eine andere Erkrankung sein. Auch muss nicht jedes hier angeführte Symptom bei Parkinson auftreten. Im Zweifelsfall oder bei Verdacht auf eine Erkrankung sollte stets das ärztliche Gespräch gesucht werden.
Diagnose
Die Diagnose des Morbus Parkinson basiert primär auf einer umfassenden Anamnese und einer körperlichen/neurologischen Untersuchung, bei welcher besonders auf die Hauptsymptome der Krankheit geachtet wird. Weist der Patient die typische Symptomatik auf, dann bereitet die Diagnose in aller Regel wenig Schwierigkeiten. Um mögliche Ursachen eines sekundären Parkinson-Syndroms und andere mögliche Erkrankungen auszuschließen und etwaige Begleiterkrankungen zu erfassen, werden bildgebende Untersuchungen (CT oder MRT) veranlasst. Um die Diagnose zu unterstützen werden manchmal eine sogenannte Dopamintransporter SPECT-Untersuchung (bildgebende Untersuchung dopaminerger Nervenendigungen im Stratium (Gehirn)) und andere Untersuchungen und Tests (z.B. L-Dopa-Test) durchgeführt. Es wird ein schrittweises diagnostisches Vorgehen verfolgt, der genaue Ablauf der Abklärung richtet sich nach der individuellen Situation.
Therapie
Morbus Parkinson ist derzeit nicht heilbar, es gibt keine ursächliche Therapie. Allerdings stehen verschiedene Therapien zur Verfügung, um die motorischen Symptome und andere Beschwerden zu verringern und eine Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen. Die genaue Ausprägung der Krankheit, das Tempo, mit welcher diese voranschreitet und der Krankheitsverlauf können von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein, weswegen eine individuelle Therapieplanung und Behandlungsstrategie notwendig sind. Wichtige Ziele der Therapie sind eine gute Symptomkontrolle und das Erhalten beruflicher und sozialer Kompetenzen sowie der Selbstständigkeit und Lebensqualität.
Eine tragende Säule der Therapie sind Medikamente. Wichtige Medikamentengruppen in der Therapie des Morbus Parkinson sind u.a. L-Dopa, Dopaminagonisten, MAO-B-Hemmer, COMT-Hemmer und Anticholinergika. Weitere mögliche Bausteine der Therapie sind Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie. In manchen Fällen kann ein neurochirurgischer Eingriff (tiefe Hirnstimulation) sinnvoll sein. Außerdem wichtig ist die fachgerechte Behandlung etwaiger Begleiterkrankungen.
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