Zusammenfassung
Factbox – Mittelohrentzündung
Definition: Als Mittelohrentzündung werden Krankheitsbilder bezeichnet, die durch eine Entzündung des Mittelohrs gekennzeichnet sind. Man unterscheidet eine akute und eine chronische Form.
Ursache: Meist folgt die akute Mittelohrentzündung auf eine Erkältungserkrankung des Nasenrachenraums. Die chronische Mittelohrentzündung hat ihre Ursache entweder in einer gestörten Tubenfunktion oder dem wiederholten Eintreten von Nässe in die Paukenhöhle des Ohrs.
Symptome: Typische Symptome der akuten Mittelohrentzündung sind rasch einsetzende Ohrenschmerzen, nachlassendes Hörvermögen und ein allgemeines Krankheitsgefühl, das manchmal mit Fieber, Schwindel und Ohrgeräuschen einhergeht. Die chronische Mittelohrentzündung verursacht im Anfangsstadium nicht immer Schmerzen.
Diagnose: Mit dem Otoskop (Ohrenspiegel) oder dem Ohrmikroskop kann der Arzt erkennen, ob das Trommelfell im Fall der akuten Mittelohrentzündung gerötet oder vorgewölbt ist. Bei der chronischen Form geht es darum, das Loch im Trommelfell zu entdecken oder auch Hinweise auf eine chronische Knocheneiterung, ein so genanntes Cholesteatom.
Behandlung: Bei der akuten Mittelohrentzündung kommen schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente in Form von Tabletten, Säften oder Zäpfchen zum Einsatz. Nur bei stärkeren Allgemeinbeschwerden und diagnostizierter eitriger Mittelohrentzündung muss eine Antibiotika-Therapie durchgeführt werden.
Gegen das Absondern von Eiter bei der chronischen Mittelohrentzündung helfen spezielle Ohrentropfen, und im Fall von Komplikationen werden Antibiotika eingesetzt. Manchmal ist aber auch eine Operation erforderlich, zum Beispiel, wenn übergroße Polypen Ursache für die Erkrankung sind.
Welcher Arzt behandelt Mittelohrentzündung? Ein Allgemeinmediziner oder ein Kinderarzt kann mithilfe einer Ohrspiegelung das Trommelfell untersuchen und die Diagnose stellen. In komplizierteren oder unklaren Fällen sowie bei der chronischen Mittelohrentzündung sollte man einen Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde aufsuchen.
Hausmittel: Es gibt keine wissenschaftlichen Untersuchungen, die belegen, dass Zwiebel-Säckchen oder Kamillenanwendungen zur Behandlung von Mittelohrentzündungen wirksam sind.
Bei der akuten Mittelohrentzündung handelt es sich um eine der häufigsten Erkrankungen bei Säuglingen und Kleinkindern. Das liegt daran, dass ihre Ohrtrompete noch kürzer und weiter als beim Erwachsenen und somit anfälliger für Entzündungen ist. Bis zum siebenten Lebensjahr hat jedes Kind mindestens eine Episode der Erkrankung durchgemacht. Die akute Mittelohrentzündung ist zwar mit teilweise heftigem Schmerz verbunden, heilt aber bei richtiger Behandlung und Beobachtung meist schnell und komplikationslos ab.
Von einer chronischen Mittelohrentzündung spricht man, wenn das Mittelohr immer wieder unter Entzündungen leidet und wenn es ständig oder häufig zu Absonderungen aus dem Ohr kommt. Meist besteht bei dieser Art der Otitis media ein Loch im Trommelfell. Man unterscheidet zwei Formen:
- die chronische Schleimhauteiterung und
- die chronische Knocheneiterung des Mittelohrs (auch Cholesteatom genannt)
Beide Formen gehen mit Trommelfelldefekten und Hörverlusten einher und erfordern häufig eine Operation. Ernstzunehmende Komplikationen sind Schwindel, Störungen des Gleichgewichts, voranschreitende Schwerhörigkeit, Ohrgeräusche (Tinnitus) und Lähmungen des Gesichtsnervs. Im schlimmsten Fall tritt eine Meningitis (Hirnhautentzündung) oder ein Hirnabszess auf.
Ursache
Meist folgt die akute Mittelohrentzündung auf eine Erkältungserkrankung des Nasenrachenraums. Die Krankheitserreger steigen durch den Verbindungsgang zwischen Ohr und Rachen, die Tube, auch Ohrtrompete oder Eustachische Röhre genannt, in die Höhle des Mittelohrs auf. Die Tuben sind mit feinen Härchen ausgekleidet, die verhindern, dass Krankheitskeime vom Rachen aufwärts wandern. Kommt es aber zu einem Infekt der oberen Atemwege, wird die Funktion der Härchen beeinträchtigt. Die Erreger können nicht mehr aus der Röhre hinausbefördert werden und gelangen in das normalerweise keimfreie Mittelohr. Dort rufen sie eine Entzündung hervor: Die Schleimhaut schwillt an und sondert Sekret ab, das wegen der gestörten Tubenfunktion nun nicht mehr abtransportiert werden kann. Die eitrige Flüssigkeit staut sich im Ohr und verursacht das charakteristische Druck- und Schmerzgefühl. Die akute Mittelohrentzündung wird auch durch vergrößerte Rachenmandeln oder einen Trommelfelldefekt begünstigt.
Die Ursachen der chronischen Mittelohrentzündung hängen von der jeweiligen Form der Erkrankung ab. Liegt eine chronische Schleimhauteiterung vor, so liegt die Ursache meist in einer gestörten Tubenfunktion oder dem wiederholten Eintreten von Nässe in die Paukenhöhle des Ohrs (zum Beispiel bei Schwimmern). Zur chronischen Knocheneiterung, dem Cholesteatom, kommt es meist durch eine langanhaltende Tubenfunktionsstörung.
Symptome
Ein typisches Symptom der akuten Mittelohrentzündung sind rasch einsetzende Ohrenschmerzen. Nachlassendes Hörvermögen und ein allgemeines Krankheitsgefühl, das manchmal mit Fieber, Schwindel und Ohrgeräuschen einhergeht, können hinzukommen. Auch Übelkeit, Erbrechen und Durchfall können auftreten.
Anders liegt der Fall bei der chronischen Mittelohrentzündung. Viele Betroffene bemerken zunächst gar nichts von der Erkrankung, die im Anfangsstadium nicht immer Schmerzen bereitet und in der Regel einen schleichenden Verlauf nimmt. Als typische Anzeichen gelten Ohrensausen, eine Verminderung der Hörfähigkeit, das anhaltende Ausscheiden von Flüssigkeit aus dem Gehörgang und das Wuchern von entzündetem Gewebe. Manchmal sind auch bei einer chronischen Mittelohrentzündung ausgeprägte Schmerzen möglich.
Diagnose
Zur Diagnose der Mittelohrentzündung verwendet der Arzt ein Otoskop (Ohrenspiegel) oder ein Ohrmikroskop. Damit kann er erkennen, ob das Trommelfell im Fall der akuten Mittelohrentzündung gerötet oder vorgewölbt ist.
Bei der chronischen Form werden eventuelle Vor- oder Begleiterkrankungen erhoben, und das Trommelfell wird mit dem Ohrmikroskop genau untersucht. In den meisten Fällen findet sich im Zentrum des Trommelfells ein Loch von unterschiedlicher Größe. Als Hinweis auf ein Cholesteatom gilt hingegen eine Retraktionstasche (Einziehung des Trommelfells) oder eine zwiebelartige Perlgeschwulst am hinteren oberen Trommelfellrand.
Als weitere Diagnosemöglichkeiten kommen ein Hörtest, Laboruntersuchungen, Röntgenaufnahmen oder eine Computertomographie in Frage.
Behandlung
Die akute Mittelohrentzündung erfordert in der akuten Phase zunächst nur Bettruhe und Schmerzlinderung. Zum Einsatz kommen schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente in Form von Tabletten, Säften oder Zäpfchen. Schmerzstillende Ohrentropfen haben keinen gesicherten Wirkeffekt.
Eine sofortige Therapie mit einem Antibiotikum ist in den meisten Fällen nicht notwendig. In der Regel lässt der Schmerz innerhalb einiger Stunden von selbst nach. Das schließt aber das Bestehen einer Mittelohrentzündung nicht aus. Deshalb sollte am folgenden Tag jedenfalls eine ärztliche Untersuchung der Ohren erfolgen. Bei vielen Kindern heilt eine Otitis media binnen weniger Wochen ohne Behandlung aus. Nur bei stärkeren Allgemeinbeschwerden und diagnostizierter eitriger Mittelohrentzündung muss eine Antibiotika-Therapie durchgeführt werden.
Kinder, die unter Schnupfen leiden, können einige Tage lang mit abschwellenden Nasentropfen behandelt werden. Dies erleichtert die Nasenatmung und verbessert die Schlafqualität.
Die chronische Mittelohrentzündung kann ohne medizinische Behandlung der auslösenden Ursachen nicht abheilen. Gegen das Absondern von Eiter helfen in der Regel spezielle Ohrentropfen. Im Fall von Komplikationen werden Antibiotika eingesetzt. Manchmal ist aber auch eine Operation erforderlich, zum Beispiel, wenn übergroße Polypen Ursache für die chronische Mittelohrentzündung sind. Das ist bei Kindern häufig der Fall.
Welcher Arzt behandelt Mittelohrentzündung?
Normalerweise kann ein Allgemeinmediziner oder ein Kinderarzt mithilfe einer Ohrspiegelung das Trommelfell untersuchen und die Diagnose stellen. In komplizierteren oder unklaren Fällen sowie bei der chronischen Mittelohrentzündung sollte man einen Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde aufsuchen.
Hausmittel
Das Auflegen von so genannten Zwiebel-Säckchen gilt als beliebtes Hausmittel bei Ohrenschmerzen. Dafür werden geschnittene, erwärmte und ausgedrückte Zwiebeln in ein Stofftuch gewickelt und auf das betroffene Ohr gelegt. Kinder empfinden das mitunter als wohltuend, doch es gibt keine wissenschaftlichen Untersuchungen, die belegen, dass Zwiebel-Säckchen diesbezüglich Nutzen haben.
Gleiches gilt für Hausmittel auf der Basis von Kamille.
Robert Gürkov: Basics Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Urban & Fischer 4. Auflage 2016.
Hans Behrenbohm et al.: Kurslehrbuch Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme 2. Auflage 2012.
Thomas JP, Berner R, Zahnert T, Dazert S: Acute otitis media: a structured approach. Dtsch Arztebl Int 2014; 111(9): 151–60. DOI:10.3238/arztebl.2014.0151 https://www.aerzteblatt.de/archiv/155701/Strukturiertes-Vorgehen-bei-akuter-Otitis-media
http://www.infektionsnetz.at/test/infektionen/otitis_media_acuta.htm
https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/kinderkrankheiten/infektion/akute-mittelohrentzuendung
https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/kinderkrankheiten/infektion/chronische-mittelohrentzuendung
https://www.hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/mittelohrentzuendung-akut/anzeichen-und-verlauf.html