Die Stuhlgewohnheiten und die Konsistenz des Stuhls sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich und hängen sehr stark mit den individuellen Ess- und Trinkgewohnheiten zusammen. Aus diesem Grund ist auch der Bereich des normalen Stuhlgangs sehr weit gesteckt. Während es für manche Menschen normal ist zwischen zwei und dreimal täglich auf die Toilette zu gehen, verspüren andere den Stuhldrang nur alle zwei Tage.
Ab einem Stuhldrang von mehr als dreimal pro Tag sowie einer sehr breiigen bis flüssigen Stuhlkonsistenz, ist von Durchfall die Rede. Prinzipiell wird zwischen akutem und chronischem Durchfall unterschieden. Akuter Durchfall beginnt meistens sehr plötzlich und kann je nach Ursache und Schwergrad zwischen einem Tag und zwei Wochen dauern. Im Gegensatz dazu leiden Menschen mit chronischem Durchfall oftmals länger als vier Wochen unter den unangenehmen Beschwerden und Symptomen.
Beschwerden und Symptome bei Durchfall
Zu den allgemeinen Beschwerden und Symptomen, die sowohl mit akutem als auch mit chronischem Durchfall einhergehen können, zählen Magenschmerzen, Blähungen, Übelkeit und Erbrechen. Viele Patienten leiden zudem unter Krämpfen im Bereich vom Magen sowie unter Appetitlosigkeit und Fieber.
Da dem Körper bei Durchfall Wasser entzogen wird, kommt es vor allem bei chronischen Verlaufsformen zu einer allgemeinen Austrocknung (Dehydration). Diese kann, sofern zum Ausgleich nicht ausreichend viel getrunken wird, zu Müdigkeit, körperlicher Schwäche und in extremen Fällen sogar zu einem Nierenschaden oder zu einem Kreislaufzusammenbruch führen. Dunkel gefärbter Urin ist ein Anzeichen für Austrocknung und schweren Durchfall, ebenso ein dunkel gefärbter Stuhl (Teerstuhl) oder Blut und Schleim im Stuhl. Wie lange die Beschwerden und Symptome anhalten, hängt von den Ursachen, der Verlaufsform und den Behandlungsmaßnahmen ab.
Ursachen für Durchfall
Die Verdauung ist ein Zusammenspiel von unterschiedlichen Organen und Systemen. Neben dem Magen und der Magensäure sowie den einzelnen Abschnitten des Darms spielt auch die Darmflora eine wichtige Rolle bei der Verdauung. Bei der Darmflora handelt es sich um Mikroorganismen im Darm. Diese regulieren mitunter die Darmbewegungen und wirken der Ausbreitung von schädlichen Keimen im Darm entgegen.
Werden einzelne Bereiche des Verdauungssystems durch eine Infektion mit bestimmten Bakterien oder Viren oder durch Allergien, Lebensmittelintoleranzen, Magen-Darm-Erkrankungen, Operationen im Magen-Darm-Trakt oder Stress in ihrer Funktion beeinträchtigt, kann es zu akutem oder chronischem Durchfall kommen. Folgende Ursachen zählen zu den häufigsten Gründen für Durchfall:
Infektionen
Bestimmte Bakterien, Viren und Parasiten können den Darm befallen und dazu führen, dass Wasser aus der Darmwand abgegeben und gleichzeitig zu wenig Wasser von der Darmschleimhaut aufgenommen wird. Das zusätzliche Wasser im Darm vermischt sich in weiterer Folge mit dem Stuhl und bewirkt so dessen sehr breiige oder flüssige Konsistenz.
Darmschädigende Bakterien sind u.a. Escherichia coli, Salmonellen und Shigella. Die Bakterien werden vor allem beim Trinken von verunreinigtem Wasser sowie beim Verzehr von verunreinigten Lebensmitteln übertragen. Im Regelfall werden sie noch im Magen durch die Magensäure abgetötet. Bei einer großen Anzahl an Erregern schaffen es jedoch einige der Bakterien oder Viren aus dem Magen in den Darm zu gelangen, wo sie sich in weiterer Folge vermehren und die für Durchfall typischen Beschwerden auslösen. Ein ebenso weit verbreiteter und für Durchfall verantwortlicher Erreger ist der Parasit Giardia lambia. Der Parasit wird ebenfalls durch verunreinigtes Wasser und verunreinigte Lebensmittel übertragen und ist Auslöser der Giardiasis, einer Infektionskrankheit des Verdauungstraktes.
Erkrankungen
Auch bestimmte Magen-Darm-Erkrankungen sowie andere Krankheiten können Durchfall verursachen. So sind Patienten mit chronischen Darmentzündungen, wie Morbus Chron oder Colitis ulcerosa, häufig von der übermäßigen Darmentleerung betroffen, ebenso wie Menschen die an einem Reizdarmsyndrom oder an einer Krebserkrankung im Magen- oder Darmbereich leiden. Des Weiteren tritt Durchfall als Folge von Krankheiten auf, die nicht direkt mit dem Magen-Darm-Trakt in Verbindung stehen, beispielsweise bei einer Herzinsuffizienz oder Schilddrüsenüberfunktion.
Unverträglichkeiten
Verschiedene Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Intoleranzen) wie Lactoseintoleranz, Fructoseintoleranz, Histaminintoleranz oder eine Unverträglichkeit gegen Gluten stellen eine weitere Ursache für Durchfall dar. Aufgrund der Nahrungsmittelunverträglichkeit kann der Körper bestimmte Bestandteile eines Nahrungsmittels nicht richtig verdauen und verstoffwechseln. Zu den weniger bekannten, aber durchaus breit vertretenen Unverträglichkeiten zählt die Sorbitintoleranz. Sorbit, auch Sorbitol genannt, wird in vielen industriellen Nahrungsmitteln als Zuckeraustausch- bzw. Lebensmittelzusatzstoff (E 420) verwendet. Bei einer Sorbitintoleranz ist die Verwertung von Sorbitol im Dünndarm gehemmt, wodurch der Verdauungs- und Ausscheidungsvorgang gestört werden.
Zudem können übermäßiger Kaffee- und Alkoholkonsum, Abführmittel sowie Stress und Angstgefühle zu Durchfall führen.
Diagnose beim Arzt
Bei vielen Menschen lassen die Symptome nach kurzer Zeit nach und die normalen Stuhlgewohnheiten stellen sich von alleine wieder ein. Wenn sich die Beschwerden jedoch über einen längeren Zeitraum bemerkbar machen, verschlimmern oder der Durchfall immer wieder auftritt, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um mögliche Ursachen abzuklären und entsprechend zu behandeln.
Vor allem für ältere Menschen, Kleinkinder sowie Patienten mit Nieren- oder Kreislaufproblemen kann Durchfall gefährlich werden, da in diesen Fällen der, durch Durchfall verursachte, Wasserverlust und der, aus dem Gleichgewicht geratene Elektrolytenhaushalt, oftmals nicht genügend ausgeglichen werden.
Bereits durch ein eingehendes Gespräch kann der Arzt feststellen, um welche Art von Durchfall es sich handelt bzw. was die möglichen Ursachen für die Stuhlprobleme sind. Daher ist es von großem Vorteil, wenn der Patient dem Arzt seine Beschwerden, Symptome sowie das Aussehen des Stuhls (Konsistenz, Färbung, etwaige Blutungen und Schleim) möglichst genau beschreiben kann.
Müssen die Erreger für den Durchfall genau ermittelt werden, beispielsweise nach einem Auslandsaufenthalt, wird eine Stuhlprobe im Labor genau auf Bakterien, Viren und Parasiten untersucht. Bei starken Begleitsymptomen, wie Fieber, kann zudem eine Blutanalyse bei der Ursachenermittlung aufschlussreich sein. Bei wiederkehrendem Durchfall leitet der Arzt einen Test auf Lebensmittelunverträglichkeiten ein, da viele Patienten die für sie schädlichen Nahrungsmittel nicht kennen und folglich regelmäßig genießen, ohne zu wissen, dass diese während der Verdauung nicht adäquat verarbeitet werden. Bei Patienten mit chronischem Verlauf kann zudem eine Darmspiegelung die nötigen Informationen über den Durchfall liefern.
Behandlung von Durchfall
Abhängig von Krankheitsverlauf (akut oder chronisch) sowie den Ursachen gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, um Durchfall zu behandeln. Der Ausgleich des Wasserverlustes ist jedoch in jedem Fall vordergründig. Nur durch eine auszureichende Flüssigkeitszufuhr können Dehydration und ein gestörter Elektrolytenhaushalt rasch ausbalanciert werden. Bei milden Formen von Durchfall eigenen sich neben Wasser vor allem Tees und Suppen, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Zudem können spezielle Zucker-Mineralsalz-Lösungen aus der Apotheke den Genesungsprozess unterstützen. Bei Kindern, älteren Menschen oder bei besonders schweren Fällen von Dehydration verabreicht der Arzt eine Infusion, um den Wasser- und Elektrolytenhaushalt im Körper zu normalisieren.
Auch das Weglassen von bestimmten Lebensmitteln und Getränken wie Getreide- und Milchprodukten, Süßigkeiten, zuckerhaltigen Getränken und Koffein beschleunigt die Genesung. Durchfallerkrankungen die nicht durch eine Infektion mit Bakterien oder Viren, sondern beispielsweise durch Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Allergien ausgelöst werden, legen sich im Regelfall bereits durch das Weglassen der unverdaulichen Lebensmittel.
Im Fall einer Infektion mit Bakterien, Viren oder anderen Erregern, können zudem Antibiotika eingesetzt werden. Da diese die Darmflora zusätzlich belasten, zählen Antibiotika nicht zu einer standardisierten Therapie bei Durchfall, sodass der Arzt im jeweiligen Fall entscheidet, ob eine Behandlung mit Antibiotika sinnvoll ist. Ähnliches gilt für Medikamente. Sogenannte Persistalikhemmer, wie das Medikament Loperamid, unterbinden zwar die übermäßige Kontraktion des Darms, verlangsamen dadurch aber gleichzeitig die Ausscheidung der Krankheitserreger, sodass der Einsatz des Medikaments je nach Ursache und Schweregrad des Durchfalls abzuwägen ist.
Weitere Mittel aus der Apotheke wie Aktivkohle mildern die Beschwerden, behandeln jedoch nicht die Ursache des Problems.
Durchfall auf Reisen
Viele Menschen bekommen besonders auf Reisen Durchfall. Durch die Aufnahme von neuen Bakterien kann die Darmflora im Urlaub leicht aus der Balance geraten und empfindlich auf die neue Umgebung und die Bakterien reagieren. Besonders häufig sind Menschen betroffen, die in Asien, Afrika oder in südeuropäischen Ländern wie der Türkei Urlaub machen. Der Reisedurchfall verläuft in den meisten Fällen harmlos und klingt nach einigen Tagen wieder ab. Damit die Urlaubsfreude jedoch nicht durch den unangenehmen Stuhldrang und etwaige Begleitsymptome wie Fieber, Blähungen und allgemeine Erschöpfung verdorben wird, sollten Sie die unten angeführten Tipps beachten und so das Durchfallrisiko reduzieren.
Auch die Mitnahme einer Elektrolyt-Zuckerlösung in der Reiseapotheke kann sehr hilfreich sein. Die Lösung enthält wichtige Inhaltsstoffe wie Kaliumchlorid und Glucose, und muss vor Gebrauch lediglich in einem Liter Wasser aufgefüllt werden. Die Zuckerlösung wird von einem Apotheker vorbereitet und kann abgepackt in der Reiseapotheke mitgeführt werden.
Durchfall vorbeugen
Das Risiko für infektionsbedingten Durchfall lässt sich in vielen Fällen sowohl zu Hause als auch auf Reisen durch gezielte Maßnahmen reduzieren:
Hygiene
Vor allem Händewaschen schützt vor einer Infektion mit durchfallverursachenden Bakterien. Menschen, die sich viel in öffentlichen Einrichtungen aufhalten sollten verstärkt auf das Einhalten von wichtigen Hygienemaßnahmen achten und auch Kinder rechtzeitig über die Wichtigkeit von gründlichem Händewaschen informieren.
Ernährung
Eine gesunde und ausgewogene Ernährung hat einen positiven Einfluss auf die Darmflora. Vor allem ballaststoffreiche Kost unterstützt die Funktion der Darmflora und beugt zudem anderen unangenehmen Erkrankungen wie einem Hämorrhoidalleiden vor. Ballaststoffreiche Lebensmittel sind u.a. Vollkornprodukte (Dinkel, Roggen, Hafer), Brokkoli, Karotten, Kohl, Hülsenfrüchte wie Linsen, Erbsen und Bohnen, Bananen, Äpfel, alle Arten von Beeren sowie Nüsse und getrocknete Früchte.
Speisen richtig lagern und zubereiten
Da Nahrungsmittel in der warmen Jahreszeit leichter verderben als im Winter, muss vor allem in den Frühlings- und Sommermonaten verstärkt auf eine adäquate Lagerung geachtet werden. Fleisch und Fisch sollten immer bei Temperaturen unter 10°C aufbewahrt und am besten gleich am Tag der Zubereitung gegessen werden. Auch unzureichend zubereitete Speisen wie halb gegartes Fleisch oder roher Fisch stellen eine Infektionsgefahr dar.
Achten Sie auf sauberes Wasser
Nicht in jedem Land kann Wasser bedenkenlos getrunken werden. Ganz im Gegenteil, in vielen beliebten Urlaubsländern stellt gerade Trinkwasser eine große Gefahrenquelle für Durchfall dar. Trinken Sie daher abgekochtes Wasser oder Mineralwasser aus Flaschen und achten Sie auch bei Eiswürfeln oder beim Zähneputzen auf sauberes Wasser.
Essen auf Reisen
Vor allem Menschen, die allgemein zu Problemen im Magen-Darm-Bereich neigen, sollten auf Reisen mögliche Gefahrenquellen wie Meeresfrüchte oder Fisch in den ersten Tagen meiden, sodass sich die Darmflora an die Bakterien der neuen Umgebung gewöhnen kann.
Impfungen
Impfungen gegen bestimmte Krankheitserreger wie Rotaviren oder das für Cholera verantwortliche Bakterium Vibrio cholerae sind effektive vorbeugende Maßnahmen vor einem Urlaub in afrikanischen, südasiatischen oder südamerikanischen Ländern.
Univ.-Prof. Dr. H. Hammer, Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Medizinische Universitätsklinik Graz; Management von akuten Durchfallerkrankungen, Gastroenterologie 01/2015, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH
Univ.-Prof. Dr. F. Allenberger, Institut für med. Mikrobiologie und Hygiene, Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES); Diarrhö beim geriatrischen Patienten – Clostridium-difficile-Infektion im Alter häufig, Universum Innere Medizin 06/2014, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH
Dr. Georg Stühlinger, Erstellung einer individualisierten Reiseapotheke, Universum Innere Medizin 01/2013, MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH
Mag. Larissa Grünwald, Nährstoffapotheker – Laute Zwischentöne mit Beigeschmack, Apotheker Krone 20/2012, Ärztekrone VerlagsgesmbH