Ein Kind wird mittels Spatel im Mund untersucht
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Angina tonsillaris – Mandelentzündung

Unter einer Angina, im Fachjargon Angina tonsillaris, versteht man die Entzündung der Gaumenmandeln (Tonsillen). Bei einer sogenannten Seitenstrangangina ist das lymphatische Gewebe im Rachenbereich betroffen.

Zusammenfassung

Fact Box

Angina, Angina tonsillaris, Tonsillitis: Bei einer akuten Mandelentzündung kommt es zu einer plötzlich einsetzenden Entzündung der Gaumenmandeln

Mögliche Ursachen/Risikofaktoren: Bei einer akuten Entzündung handelt es sich entweder um eine bakterielle Neuinfektion oder eine Superinfektion, die sich zu einer durch Viren ausgelösten Entzündung „dazugesellt“

Übertragung: Eine akute Mandelentzündung kann durch Tröpfcheninfektion z.B. beim Husten, Niesen, Küssen oder Sprechen übertragen werden

Symptome: Eine akute Mandelentzündung beginnt meistens mit Fieber, eventuell auch Schüttelfrost. Dazu kommen Halsschmerzen, die bis in die Ohren ausstrahlen können, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit. Der Rachen ist angeschwollen, was zu Schluckbeschwerden und einer undeutlichen Aussprache führen kann. Die Lymphknoten am Hals sind geschwollen und druckempfindlich. Im Falle einer bakteriellen Infektion scheiden die Mandeln eine weiß-gelbliche, zähe Masse aus.

Verlauf: Eine akute Mandelentzündung heilt bei entsprechender Behandlung innerhalb von ein bis zwei Wochen aus

Diagnose: Die Symptome sind relativ eindeutig, so dass jeder Arzt bei seiner Untersuchung schnell die richtige Diagnose stellen wird

Therapie: Eine Mandelentzündung gehört in ärztliche Behandlung. Ihr Arzt entscheidet, abhängig vom Vorliegen einer bakteriellen Infektion, ob eine Therapie mit einem Antibiotikum indiziert ist. In schweren Fällen wird eine Mandelentfernung (Tonsillektomie) empfohlen.

Die akute Angina tonsillaris oder akute Tonsillitis ist eine Entzündung der Gaumenmandeln und betrifft insbesondere Kinder und junge Erwachsene. Sie tritt häufig gemeinsam mit einer Entzündung des Rachens (Tonsillopharyngitis) in Erscheinung. Die Gaumenmandeln befinden sich am Übergang vom Mund in den Rachen, wo sie u.a. Krankheitserreger abfangen, die über Nase und Mund eindringen. Sie sind somit ein wichtiger Teil des Immunsystems. Mit fortschreitendem Alter nimmt die Wahrscheinlichkeit für Mandelentzündungen ab, weshalb auch bei mehreren Erkrankungen pro Jahr nicht sofort an eine Entfernung der Mandeln gedacht werden muss.

Was sind die Ursachen einer Angina?

Die Erreger der Angina tonsillaris werden mittels Tröpfcheninfektion übertragen – also durch Speichel oder Nasensekret beim Sprechen, Niesen oder Husten. Auslöser sind zumeist Bakterienbesiedlungen, die sich nach einer Virusinfektion (Rhinitis) auf den Gaumenmandeln breitmachen. Die bakterielle Infektion ist zumeist auf Streptokokken, genauer gesagt auf beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A, zurückzuführen.  Seltener kommen auch Infektionen durch Staphylokokken, Pneumokokken oder Haemophilius Influenza-Bakterien vor. In ganz seltenen Fällen können auch bestimmte Pilze zu einer Angina führen. Eine Rolle bei der Entstehung der Angina spielt auch ein geschwächtes Immunsystem.

Ob die Angina durch Viren oder Bakterien ausgelöst wurde, ist insofern von Bedeutung, als Bakterien mit Antibiotika behandelt werden können, Viren hingegen nicht. Die Unterscheidung zwischen Viren und Bakterien ist aber auch für Ärzte schwierig. Gewissheit bringt ein Rachenabstrich, dessen genaue Auswertung aber einige Tage dauern kann. Ein Schnelltest auf Streptokokken dauert nur einige Minuten, ist aber nicht so genau. Das Vorliegen einer „eitrigen“ Angina kann sowohl auf Bakterien als auch auf Viren hindeuten und ist daher in der Unterscheidung der Erreger ebenfalls nicht hilfreich.

Welche Symptome treten bei einer Mandelentzündung auf?

Die Mandelentzündung tritt zumeist recht plötzlich auf. Hauptsymptom sind starke Schmerzen beim Schlucken. Weiter typische Symptome sind

  • gerötete, geschwollene Mandeln; oft zusätzlich ein weiß-gelber Belag
  • hohes Fieber
  • geschwollene Lymphknoten unterhalb der Ohren
  • Kopfschmerzen
  • Mundgeruch
  • Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit

Je nach der Schwere des Verlaufs dauert eine Mandelentzündung etwa ein bis zwei Wochen. In vielen Fällen sind nicht nur die Mandeln entzündet, sondern auch der Rachen (Pharyngitis). Typisch für eine Angina ist, dass das Fieber zwar recht schnell wieder zurückgeht, die Halsschmerzen und die Schwellung der Mandeln aber noch länger bestehen bleiben.

Seitenstrangangina

Die Seitenstrangangina ist eine seltenere Sonderform der Rachenentzündung. Sie befällt vor allem die Lymphbahnen in der seitlichen Rachenwand. Schmerzen machen sich daher vor allem seitlich im hinteren Rachenbereich bemerkbar und strahlen zu den Ohren hin aus. Menschen, denen die Gaumenmandeln entfernt wurden, erkranken häufiger an einer Seitenstrangangina.

Chronische Mandelentzündung

Eine chronische Mandelentzündung geht entweder aus immer wieder kehrenden (rezidivierenden) Infekten hervor oder entsteht durch eine schwelende Entzündung in den Mandeln. In den tiefen Furchen der Mandeln, den so genannten Krypten, versammeln sich dabei Zellabfall und abgestorbene Bakterien. Wenn sich die Krypten nicht mehr ausreichend leeren können, vermehren sich die Keime in der Tiefe und es entwickelt sich eine Infektion.

Welche Komplikationen können im Rahmen einer Angina tonsillaris auftreten?

Komplikationen einer Mandelentzündung sind selten. Eine eitrige Mandelentzündung bekommt der HNO-Arzt mit einer gezielten Antibiotika-Therapie meist problemlos in den Griff. Bleibt die Krankheit aber unbehandelt oder wird verschleppt, wächst die Gefahr, dass die Entzündung immer wieder aufflammt (rezidivierende Tonsillitis) oder chronisch wird (chronische Tonsillitis).

Herdinfektion
Chronisch entzündete Mandeln stellen einen permanenten Infektionsherd im Körper dar und können dadurch Ausgangspunkt für schwerwiegende Folgeerkrankungen sein. Breiten sich die Streptokokken im Körper aus, kann dies zu Mittelohrentzündungen, rheumatischem Fieber, Nierenentzündung, Herzentzündungen (Endo-, Myo-, Perikarditis), oder Entzündungen der Gelenke (Gelenkrheumatismus) führen. Dabei können auch dauerhafte Schäden an den betroffenen Organen, wie z.B. ein Herzklappenfehler zurückbleiben.

Abszess-Bildung
Breitet sich die Entzündung in das umliegende Bindegewebe aus und bildet dort eine Eiteransammlung, spricht man von einem Peritonsillarabszess. Dabei handelt es sich um eine Eiteransammlung um die entzündete Mandel herum. Hinweise darauf sind sehr starke einseitige Schmerzen beim Schlucken, Schwierigkeiten beim Öffnen des Mundes und Ohrenschmerzen. Meist ragt der Abszess erkennbar in die Mundhöhle hinein und das Gaumenzäpfchen ist geschwollen und wölbt sich zur Seite.

Sepsis
Wenn der Erreger in die Blutbahn gerät, droht eine lebensgefährliche Sepsis, umgangssprachlich auch Blutvergiftung genannt. Die Bakterien können dabei entweder über die kleinen Mandelvenen, über die abführenden Lymphbahnen, über einen Abszess oder eine Phlegmone (eine eitrige Infektion der Weichteile) im ganzen Körper verteilt werden. Eine Sepsis muss sofort intensiv-medizinisch behandelt werden!

Wann sollten Sie einen Arzt aufsuchen?

In der Regel wird unser Immunsystem alleine mit einer Mandelentzündung fertig – unabhängig davon, ob Bakterien oder Viren die Auslöser sind. Einen Arzt sollten Sie aufsuchen, wenn:

  • Sie so starke Schluckbeschwerden haben, dass Sie fast nichts mehr zu sich nehmen können
  • Sie nur noch schwer Luft bekommen
  • sich die Beschwerden nicht bessern
  • die Beschwerden zunehmen
  • Sie ungewöhnliche Symptome aufweisen (z.B. Hautausschlag)
  • bei Vorerkrankunen
  • in der Schwangerschaft

Die akute Mandelentzündung gehört übrigens zu den 20 häufigsten Gründen, einen Arzt aufzusuchen. Unter anderem deshalb, weil sich hinter den Symptomen einer Tonsillitis, Anzeichen für andere Erkrankungen verbergen können, darunter Scharlach, Diphtherie oder Pfeiffersches Drüsenfieber.

Lesen Sie weiter: +++ Was hilft bei Angina? +++

 

  • Autor

    Mag. (FH) Silvia Hecher, MSc

    Mag. Silvia Hecher hat in den USA Public Health studiert und verfügt über eine langjährige Expertise im Erstellen von medizinischen Inhalten.

Mandelentzündung, HNO-Ärzte im Netz, https://www.hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/mandelentzuendung/lage-und-funktion-der-mandeln.html, Zugriff 12.3.2021

BMJ Group: Best practice -Tonsillitis Feb 2021; https://bestpractice.bmj.com/topics/en-gb/598

Patienteninformation der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM): Halsschmerzen. 2020; https://www.degam.de/files/Inhalte/Leitlinien-Inhalte/Dokumente/DEGAM-S3-Leitlinien/053-010_Halsschmerzen/053-010k_Halsschmerzen_24-11-2020.pdf

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